Die Ausstellung „Eyes on Paris“ im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg zeigt vom 16. September 2011 bis 8. Januar 2012, wie Kamerakünstler im 20. Jahrhundert Paris erlebt, gesehen, wahrgenommen haben:
Lucien Hervé: Tour Eiffel, Paris, 1953
Presseinformation der Deichtorhallen Hamburg:
Eyes on Paris
Paris im Fotobuch 1890 bis heute
16. September 2011 8. Januar 2012
Deichtorhallen Hamburg / Haus der Photographie
„Wenn du zu den Glücklichen gehörst, die in Paris gelebt haben, dann trägst du die Stadt für den Rest deines Lebens in dir, wohin du auch gehen magst, denn Paris ist ein Fest fürs Leben.“
Ernest Hemingway
Der Schriftsteller Henry Miller war es, der seinen Freund Brassaï anerkennend „The Eye of Paris“ nannte „Das Auge von Paris“. Tatsächlich gab es viele Fotografinnen und Fotografen, Künstler und Dokumentaristen, Einheimische und Immigranten, die ihren Blick auf die französische Hauptstadt gerichtet haben: „Eyes on Paris“. Die gleichnamige Ausstellung im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg zeigt vom 16. September 2011 bis 8. Januar 2012, wie Kamerakünstler im 20. Jahrhundert Paris erlebt, gesehen, wahrgenommen haben. Dabei oszilliert ihr Blick zwischen dokumentarischem Interesse und subjektiver Wahrnehmung, Chronistenpflicht und der Projektion persönlicher Befindlichkeiten.
Paris gilt als Wiege der Fotografie. Hier wurde das Verfahren am 19. August 1839 vorgestellt und augenblicklich der Weltöffentlichkeit zum Geschenk gemacht. Paris mit seinen Künstlern, Wissenschaftlern, Handwerkern stellte den Nährboden des Mediums. Umgekehrt war die Stadt selbst von Anfang an Gegenstand ambitionierter fotografischer Projekte.
Paris ist mit Sicherheit die am meisten fotografierte Stadt der Welt. Vor allem im 20. Jahrhundert avancierte die Seine-Metropole zum Ausgangspunkt bedeutender Zyklen. Sei es, dass fotografierende Künstler die Bestätigung eines Mythos suchten oder ihn bildkritisch hinterfragten. In der Paris-Fotografie des 20. Jahrhunderts spiegeln sich wichtige Etappen der neueren Kunst- und Kulturgeschichte ebenso wie die Möglichkeiten fotografischer Wahrnehmung. Letztere in Gestalt eines spannungsreichen Parcours aufzublättern, ist das Ziel der Ausstellung mit dem von Henry Miller inspirierten Titel.
Mario von Bucovich: Blumenfrau, Nicht datiert (1920er Jahre)
Sammlung Koetzle
Emmanuel Boudot-Lamotte: Perspective de la Défense vers l’ouest, 1936
Fritz Henle, „Street Dancing (Paris)“, 1938
Leihgeber: Fritz Henle Estate / Galerie Kicken Berlin
Gianni Berengo Gardin, Ohne Titel, aus der Serie „Gianni Berengo Gardin. Parigi 1954“
Rund 400 fotografische Werke bedeutender Vertreter der Fotografie im 20. Jahrhundert treten in einen Dialog mit epochalen Büchern, Portfolios oder seltenen Mappenwerken. Schließlich war keine Stadt der Welt so oft Gegenstand herausragender Publikationen wie Paris: von Atget bis Ed van der Elsken, von Robert Doisneau bis William Klein. „Eyes on Paris“ diskutiert Fragen zur Fotografie-, Kultur- und Zeitgeschichte und lädt ein zu einer virtuellen Reise an die Seine.
Auf rund 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche entsteht ein immer wieder überraschender Rundgang durch das Paris des 20. Jahrhunderts mit Querverweisen auf Architektur und Stadtgeschichte, Alltagskultur und Kunstgeschehen. In der Summe ist die Ausstellung mit rund vier Monaten Laufzeit eines der ambitioniertesten Projekte zur fotografischen Paris-Ikonografie des 20. Jahrhunderts.
Candida Höfer, Musée du Louvre Paris XVIII, 2005
C-Print. 200 x 262 cm, 6/6.
Der Bogen spannt sich von circa 1890 bis in unsere Tage. Zu sehen sind fotografische Originale in Schwarzweiß und Farbe, Arbeiten der Klassiker der Fotografie (von Kertész bis Izis), aber auch Werkgruppen junger, zeitgenössischer Kamerakünstler, deren postmoderner Blick auf ein sich veränderndes Paris die Stadt als bleibende Herausforderung internationaler Kamerakunst bestätigt.
„Paris ist ein großer Bibliothekssaal, der von der Seine durchströmt wird.“
Walter Benjamin
Was alle Künstler verbindet, ist die Affinität zum Buch. Keine Stadt war so häufig Gegenstand überlegt gemachter Fotobücher wie Paris. Beginnend mit Atget präsentiert die umfangreiche Schau die wichtigsten Fotobücher mit Paris-Bezug und stellt sie in einen Dialog mit ausgesuchten Vintage Prints.
Erstmals in diesem Umfang und unter Einsatz neuer Medien wird damit das Fotobuch Gegenstand einer breit angelegten Ausstellung. Inhaltlich spannt sich der Bogen von Ansichten des alten Paris um 1890 über die „Photographie humaniste“ der 1950er Jahre bis hin zur Gegenwart mit Namen wie Andreas Gursky oder William Eggleston.
Andréas Lang, Sous les Ogives
Künstlerbuch, editions Tbe (Tristan Barbara) Barcelona
9 Fotografien, 3. Kapitel aus „Notre Dame“ von Victor Hugo
50 signierte und nummerierte Exemplare, 10 Ex. hc, 10 Künstlerexemplare
Stefania Beretta: „Rue Germain Pilon“, 1994. Aus der Serie „Paris Noir“
Schwarzweiß-Fine-Art-Print vom Polaroid, 2011, Format 105×131 cm
Jean-Claude Gautrand: Ohne Titel, aus der Serie „L’Assassinat de Baltard“, 1972
Zu sehen sind Arbeiten unter anderem von Eugène Atget, Laure Albin Guillot, Jane Evelyn Atwood, Emmanuel Boudot-Lamotte, Brassaï, Mario von Bucovich, René Burri, Peter Cornelius, Robert Doisneau, Ed van der Elsken, Ilja Ehrenburg, Marc Foucault, Shinzo Fukuhara, Jean Claude Gautrand, René Groebli, Andreas Gursky, Ernst Hahn, Fritz Henle, Lucien Hervé, Roger Henrard, Candida Höfer, Birgit Hvidkjær, Pierre Jahan, Tore Johnson, Günes Karabuda, André Kertész, Johan van der Keuken, Ihei Kimura, William Klein, Germaine Krull, Andréas Lang, René Maltête, André Martin, Moï Ver, Patrice Molinard, Nicolas Moulin, Albert Monier, Jeanine Niepce, Pierre Peissi, René-Jacques, Bettina Rheims, Willy Ronis, Sanford H. Roth, Roger Schall, Jarret Schecter, Kishin Shinoyama, Otto Steinert, Louis Stettner, Christer Strömholm, Emmanuel Sougez, Romain Urhausen, Yvon, Thomas Zacharias.
Die von Hans-Michael Koetzle in Zusammenarbeit mit Ingo Taubhorn kuratierte Schau präsentiert Fotografien und Dokumente aus internationalen Sammlungen. Viele werden zum ersten Mal gezeigt. Ergänzt und erschlossen wird das Material auch durch Filme, Videoclips und neue interaktive Medien.
Pierre Jouve, Broken Dreams, 2010. Aus der Serie „Marianne Brisée“, Paris 2006/7
Gegliedert ist die Ausstellung in sieben Abschnitte
Stadt als Kunstwerk Ein ABC der Monumente 1880-1940
Strategien der Moderne Paris und die Avantgarde 1920-1940
Welt als Bühne Die Photographie humaniste 1940-1960
Fremde Neugier Der Blick von außen 1920-1960
Metropolis der Zeichen Das Jahrzehnt der Subjektiven 1950-1960
Kamerakunst im Selbstauftrag Fotografierende Autoren 1950-1970
Revision eines Mythos Postmoderne Bildkonzepte 1970-heute
Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Begleitband im Hirmer Verlag, München. Hans- Michael Koetzle (Hg): Eyes on Paris. Paris im Fotobuch 1890 bis heute, circa 400 Seiten, zahlreiche Abbildungen, gebunden, circa 49,90 Euro, ISBN 978-3-7774-4131-3.
Paris als Filmstadt steht im Mittelpunkt des Filmfest Hamburg (29. September – 8. Oktober 2011) mit der diesjährigen Sektion „Eyes on PARIS Paris im Film 1938-2007“. Eine Auswahl dieser Paris-Filme wird nach dem Filmfest begleitend zur Ausstellung zwischen Oktober 2011 und Januar 2012 in den Deichtorhallen gezeigt.
„Wenn der liebe Gott sich im Himmel langweilt, dann öffnet er das Fenster und betrachtet die Boulevards von Paris.“
Heinrich Heine
Ausstellung:
Eyes on Paris
Paris im Fotobuch 1890 bis heute
16. September 2011 8. Januar 2012
Deichtorhallen Hamburg / Haus der Photographie
Deichtorstr. 1-2
20095 Hamburg
(thoMas)