Grafik: Testlabor UscholdFoto von IQ180 und 645DF von Phase OneDas Digitalrückteil IQ180 von Phase One hat einen Sensor mit imponierenden 80 Megapixeln – und ein imponierendes Preisschild. Es gehört – auf dem Papier – zum absolut Besten, was es heute im Digitalen zu kaufen gibt. Wir haben uns angesehen, ob die Papierform in Test und Praxis halten kann, was sie verheißt:

 
 
 

Foto: thoMas

2,8/110 mm, ISO 100, Blende 2,8, 1/160 s

 
Zum Test hatten wir folgende Konfiguration zur Verfügung:

• Phase One IQ180 Digitalrückteil, 645DF-Kameragehäuse und Schneider Kreuznach 2,8/80 mm LS AF (Setpreis 36.990,- netto)
• Schneider Kreuznach 2,8/55 mm LS AF (2.990,- netto)
• Schneider Kreuznach 2,8/110 mm LS AF (3.290,- netto)

Was auf einen Brutto-Gesamtpreis von sehr gut 50.000 Euro hinausläuft.

Gegenüber dem rund 10.000 Euro preiswerteren Rückteil Leaf Aptus-II 12 mit ebenfalls 80 Megapixeln (Leaf ist eine Phase-One-Tochter) ist das IQ180 das „modernere“, so Phase One, das dem Aptus-II 12 u.a. die USB-3-Schnittstelle und den großen Touchscreen voraus hat und mit Sensor+ die Möglichkeit bietet, die Auflösung zu vierteln und dann mit bis zu ISO 3200 zu fotografieren. Was vor allem vor Ort und bei bewegten Motiven schon nützlich sein kann: besser ein scharfes Foto mit 20 Megapixeln als ein unscharfes oder gar keins. Wobei die qualitativ deutlich bessere Alternative ganz klar die Aufnahme mit geringerer Empfindlichkeit ist.
 

Screenshot: thoMas

Wovon wir reden bzw. was 80 Megapixel an zusätzlichen Details zeigen können: Links das gesamte Motiv, rechts davon dann eine 12-, eine 24- und eine 80-Megapixel-Aufnahme im jeweils gleichen Darstellungs-Maßstab (im Original 100 %)

 
Gehäuse

Fangen wir mit dem an, was ich nicht so gelungen finde bzw. was mir nicht so liegt. Da ist zunächst das Gehäuse der 645DF: Sehr stromlinienförmig, aber doch nicht sehr gut zu greifen. Der Handgriff V-Grip Air könnte da helfen.

Foto der 645DF von Phase One

Mir fehlt auch ein Lichtschacht bzw. die Möglichkeit des Sucherwechsels. Mag einerseits sein, weil ich das seit Jahrzehnten so gewohnt bin und mich nur schwer umgewöhne. Andererseits ist mir auch in der kurzen Zeit, die ich mit dem IQ180 fotografieren konnte, immer wieder aufgefallen, dass es doch in vielen Aufnahmesituationen hilfreich wäre, wenn der Sucher nicht starr nach hinten weggeführt wäre, sondern wenn ich, beispielsweise für Aufnahmen in Bodennähe, auf dem Stativ, oder über Kopf, einen Lichtschacht nutzen könnte (oder wenigstens einen schwenkbaren Monitor hätte). So habe ich also die ein oder andere Aufnahme, die nicht direkt in Augenhöhe entstehen sollte, erstmal „im Blindflug“ gemacht und dann nachträglich anhand der Bild-Vorschau auf dem Monitor des IQ180 überprüft, ob der Bildausschnitt einigermaßen stimmt. Will heißen, es geht, aber für die Bildkomposition wäre mir ein Lichtschacht lieber.

Nebenbei: dieser Einwand gilt leider für alle modernen Mittelformatkonzepte, auch die von Hasselblad, Leica und Pentax: Lichtschacht und Wechselsucher, das war einmal. Der berühmte Hasselblad-Würfel, an dem buchstäblich an jeder Seite etwas angeflanscht werden konnte (Objektiv, Sucher, Magazin, Stativ, …) und der nicht ohne Grund von anderen aufgegriffen (bzw. kopiert) wurde, ist Geschichte.

Ganz ungünstig liegt für mein Empfinden die Bajonett-Markierung fürs Ansetzen der Objektive; nämlich rechts unten (von hinten gesehen; siehe Abbildung links). Was wiederum bedeutet, dass ich die Kamera komplett nach hinten kippen und / oder drehen muss, damit ich die beiden weißen Abgleich-Punkte an Kamera und Objektiv sehe und das Objektiv ansetzen kann. Dabei wäre es eine Kleinigkeit, diese Ansetz-Markierung rechts oder links oben anzubringen (wie es viele andere tun). Das hat den Vorteil, dass die Markierung schon nach einem leichten Kippen oder Drehen zu sehen ist – das Objektiv ist im Nu angesetzt. Eine Kleinigkeit, gewiss, und man mag sich daran gewöhnen. Ich aber empfand den Objektivwechsel als unnötig umständlich und zeitraubend.

Untadelig hingegen ist die 645DF, was die inneren Werte angeht. Eine schnellste Belichtungszeiten von 1/4000 s, das ist schon beeindruckend und es kommt in der Praxis durchaus vor, dass sie hilfreich ist und genutzt wird. Mehr zu den inneren Werten hier und hier.

Als ausgezeichnet erwies sich auch der Autofokus: Schnelligkeit ist zwar nicht so seine Sache, und kontrastarme Motive mag er auch nicht sonderlich (wogegen ein leichtes Abkippen der Kamera auf ein kontrastreicheres Bilddetail hilft), aber er ist für eine Mittelformatkamera ausreichend flott und vor allen Dingen sehr genau. Die Schärfe sitzt auf den Punkt.
 

Foto: thoMas

2,8/110 mm, ISO 100, Blende 8, 1/250 s

 
Objektive

Foto der Schneider-Kreuznach-Objektive 2,8/55 mm, 2,8/80 mm und 2,8/110 mm

Echte Sahnestückchen sind die drei Schneider-Kreuznach-Objektive 2,8/55 mm, 2,8/80 mm und 2,8/110 mm, die mir zur Verfügung standen. Alle drei sind mit Zentralverschluss ausgerüstet und werden nach Rechnungen und Vorgaben von Schneider Kreuznach in den Fertigungsanlagen von Mamiya in Japan gefertigt. Aber hier ist der „Schneider Kreuznach“-Schriftzug kein Etikettenschwindel: Mit diesen Objektiven zeigen die Bad Kreuznacher eindrücklich, dass sie wirklich was können (wenn sie nur wollen). Wobei die Anforderungen an die Objektive extrem hoch sind: Das einzelne Pixel beim IQ180 ist ca. 5,2 µ groß und damit sogar kleiner als bei den 24-MP-Kleinbildkameras (ca. 6 µ) – siehe dazu auch die Anmerkungen weiter unten. Was im Umkehrschluss heißt, dass das Mittelformatobjektiv sogar etwas besser auflösen muss als ein Kleinbildobjektiv, wenn die Sensor-Auflösung des IQ180 sich auch im Foto wiederfinden soll.

Die „analoge Schonzeit“ ist vorbei.

Beim Film ging man noch davon aus, dass ein Mittelformatobjektiv nicht so hoch auflösen muss wie ein Kleinbildobjektiv, da ja das Aufnahmeformat viel größer und mithin die notwenige Nachvergrößerung entsprechend geringer ist. Das stimmt theoretisch auch heute im Digitalen noch; praktisch aber investiere ich nicht in ein 80-Megapixel-Rückteil, wenn das Objektiv diese Auflösung gar nicht abbilden kann. Sprich, das IQ180 macht nur dann Sinn, wenn sich dessen Leistung auch auf dem Foto wiederfindet.

Nebenbemerkung: es gibt auch Mittelformatobjektive, die schon fürs Digitale gerechnet sind und die doch schon bei 24 Megapixeln ihre Grenzen erreichen. Selbst ein 40er oder 60er Rückteil überfordert das Objektiv dann bereits deutlich.

Dieses Problem haben die Schneider-Kreuznach-Objektive keinesfalls. Test-Tafel-getestet haben wir das 2,8/80 mm (siehe unten). Die beiden anderen Objektive, das 2,8/55 mm und das 2,8/110 mm von Schneider Kreuznach, wurden visuell beurteilt und hinterlassen einen ähnlich hervorragenden Eindruck.

Foto vom IQ180 von Phase One

Das Rückteil

Das IQ180 (Technische Daten siehe IQ-Digitalrückteile mit 40, 60 und 80 MP von Phase One) ist mit einem Vollformat-Sensor von Dalsa ausgestattet, wobei dabei laut Phase One Technologien zum Einsatz kommen, die von Phase One entwickelt und patentiert wurden. Der Vollformatsensor ist tatsächlich ein Verbund aus vier Einzelsensoren. „Vollformat-Sensor“ deshalb, weil er das volle Format 4,5×6 abdeckt. Beim IQ180-Sensor wurden 10.328×7.760 Pixel (= 80 Megapixel) auf eine Fläche von 53,9×40,4 mm gepackt (das analoge Nennformat 4,5×6 hatte eine effektive Belichtungsfläche von 41,5×55 mm).

(Anmerkung: Ein Sensor ist nach meinen Verständnis dann „vollformatig“, wenn Kamera, Objektive und Aufnahmeformat aufeinander abgestimmt bzw. füreinander entwickelt sind; wenn Bajonett- und Kameraabmessungen und Auflagemaß etc. zueinander passen. (Micro)FourThirds ist demnach ein astreines Vollformat, NX und NEX auch, und Kleinbild auch. APS-C hingegen nicht, denn hier wurde ein kleinerer Sensor in eine Konstruktion gepackt, die ganz klar fürs größere Kleinbildformat konstruiert wurde.)

Kurzcharakteristik: Sehr hohe Auflösung, die dank der hervorragenden Objektive auch darstellbar ist. Die Farb-Entwicklung in Capture One ist nach meinem Eindruck hervorragend, wobei Farbe letztlich eine sehr subjektive Angelegenheit ist, Capture One aber alle Möglichkeiten bereithält, auf die eigenen Farbwünsche hin zu optimieren.
 

Screen: thoMas

Automatische Trapezkorrektur: Links das Original, rechts mit automatischer Trapezkorrektur und Anzeige der beschnittenen Bereiche

 
Für mich ist einer der Höhepunkte, was die Ausstattung des IQ180 angeht, der integrierte Gyro-Sensor. Ein Detail, von dem ich vorher nicht geglaubt hätte, dass ich das brauche, und das ich dann so gern genutzt habe wie sonst keine andere Zugabe. Phase One hat das aber auch überaus pfiffig gelöst: Im Programm Capture One gibt es einen kleinen unscheinbaren Knopf „A“ (Automatische Anpassung Trapezkorrektur) und wenn der gedrückt wird, liest das Programm die Daten des Gyrosensors, also die Lage des Rückteils zum Zeitpunkt der Aufnahme, und perspektiv-korrigiert das Foto umgehend mathematisch exakt. Das ist nicht nur bei Architekturaufnahmen hilfreich, sondern ganz besonders auch bei all jenen Aufnahmen, denen gerade Linien abgehen: Landschaften, Blumen, Flakons, usw.

Apropos Capture One: Dazu gibt es nicht viel zu sagen, bzw. das wäre in einem eigenen Test besser aufgehoben, so umfangreich und leistungsfähig ist das Programm. Was es allerdings an dieser Stelle zu sagen gibt: Das workflow-basierte Entwicklungsprogramm ist auch bei den beachtlichen Datenmengen des IQ180 erstaunlich flott – die Rechenschritte (Laden, Lupe, Korrekturen, …) werden schnell und ohne „Nervfaktor“ abgearbeitet. Die Bedienoberfläche ist logisch, die Korrekturmöglichkeiten lassen sich sehr gut finden und genau und schnell ausführen; die Entwicklungsergebnisse sind hervorragend.

Was den Berühr-Bildschirm des IQ180 angeht, so ist die Berühr-Bedienung eine nette Zugabe, aber meines Erachtens entbehrlich. Sie macht einiges ein wenig einfacher (Doppel-Tipp zur Bildvergrößerung etwa oder das Bilder-Blättern), die wesentlichen Einstellungen allerdings lassen sich ebensogut über Tasten erreichen und einstellen.

Die Echtzeitvorschau („Live View“) wurde wie eine Langzeitbelichtung realisiert: Verschluss auf B oder T, dann wird das Sensor-Bild ausgelesen und auf dem Monitor dargestellt. Das funktioniert, aber nur, wenn die Kamera sehr ruhig gehalten wird; am besten steht sie dazu auf dem Stativ. Ist doch der Bildaufbau recht langsam und wenn die Kamera oder das Motiv sich bewegen, dann „verschmiert“ das Bild; Bildbeurteilung und -betrachtung werden unmöglich. Auf dem Stativ allerdings, und da vor allem draußen und mit einer Fachkamera vornedran, kann die Echtzeitvorschau sehr hilfreich sein, zeigt sie doch den genauen Bildausschnitt. Auch exaktes Scharfstellen auf die Sensorebene wird so möglich. (Mit der Echtzeitvorschau hat sich auch Michael Reichmann bei Luminous Landscape ausführlich auseinandergesetzt: Phase One IQ Back Live View.)

Im Studio hingegen schließe ich die Kamera dann doch lieber mittels FireWire-800-Kabel am Mac an und steuere von Capture One aus. Noch werden nicht alle Funktionen vom IQ180 unterstützt bzw. noch lassen sich nicht alle Kamera-Funktionen fernsteuern. Weißabgleich und Auslösen am Rechner, das geht, es fehlt die Steuerung von Blende, Verschlusszeit und Programm. Aber das soll bald mit einem Firmware-Update möglich werden.
 

Foto: thoMas

2,8/55 mm, ISO 100, Blende 5, 1/500 s

 
Resümee

Das IQ180 liefert in Kombination mit den Schneider-Kreuznach-Objektiven derzeit das denkbar höchstauflösende Bildergebnis in der mobilen Digitalfotografie; nur Scanbacks oder Multi-Shot-Systeme können mehr Pixel, das aber nur bei statischen Motiven und vom Stativ aus. Direkte Konkurrenz hat das IQ180 nur im Leaf Aptus-II 12 aus demselben Haus.

Die schieren Datenmengen hat Phase One sehr gut im Griff: die Datenübertragung erfolgt ausreichend flott, und das sowohl mobil bei Speicherung auf CompactFlash als auch stationär bei kabel-gebundener Direktübertragung zum Mac.

Die Kette – Rückteil, Gehäuse, Objektive – ist sehr gut. Und was das Wichtigste angeht, die Fotos: das IQ180 ermöglicht High-End-Fotografie vom Feinsten. Mit Abstand.

(thoMas)
 
 
Das IQ180 im Testlabor

Getestet wurden: Digitalrückteil Phase One IQ180 an 645DF-Kameragehäuse mit Schneider Kreuznach 2,8/80 mm LS AF

Hinweis: Die folgenden Aussagen und Auswertungen beziehen sich auf mit den Standardeinstellungen in Capture One 6 entwickelte JPEG-Fotos. Mit einer anderen Abstimmung in Capture One oder einem anderer RAW-Konverter können die Entwicklungs-Ergebnisse auch anders gewichtet ausfallen. Etwa: Weniger Rauschen, dafür aber auch weniger Auflösung.

Mit dem neuen Phase One IQ180 als Rückteil erhält man die derzeit am höchsten auflösende portable Digitalkamera. Mit 80 Megapixeln ist es hoch integriert und hat damit trotz des größeren Sensorformats hinsichtlich der Pixeldichte mit den gleichen Einschränkungen zu kämpfen wie hoch auflösende Kleinbild-Vollformatkameras. Mit ihrem Sensor von 53,9 x 40,4 mm finden sich auf jedem Quadratmillimeter 37.173 Bildpunkte. Zum Vergleich: Eine Canon 5D Mark II (21 Megapixel) hat nur 24.336 Bildpunkte pro Quadratmillimeter, wohingegen eine Nikon D7000 (16 Megapixeln auf APS-C) auf 43.690 Bildpunkte pro Quadratmillimeter kommt. Das zeigt, dass sich Phase One bei der Signalbearbeitung und der Dämpfung von Rauschen zu Gunsten der Eingangsdynamik und zu Lasten der Auflösung nicht minder zur Decke strecken muss wie der Kreis der kleineren Formate.

Auflösung

Die Auflösung haben wir in unseren Testbildern erstmal visuell bewertet und festgestellt, dass die Default-Einstellungen des RAW-Konverters Capture One auf sehr hohe Auflösung abgestimmt sind. Auch hat angenehm überrascht, dass das getestete 80-mm-Standardobjektiv bereits bei offener Blende eine erstaunlich hohe Leistung zeigt. Und dies sowohl im Bezug auf Mitte-Rand-Auflösung als auch auf optische Zentrierung. Dieses Objektiv ist wirklich digital optimiert und liegt Welten über dem, was früher für Mittelformatfilm notwendig war.

Dynamik und Rauschen

Die Kehrseite dieser auflösungsorientierten Abstimmung zeigt sich bezüglich Dynamik und Rauschen. So ist das Rauschen im Vergleich zu Kleinbild und APS-C-Kameras bemerkenswert hoch und in den beiden höchsten ISO-Stufen 400 und 800 zeigen sich einzelne rote Pixel in dunklen Bildbereichen. Die Eingangsdynamik liegt auch deutlich unter dem, was wir von JPEG-Bildern der „billigen“ Kameras gewohnt sind.
 

Grafik: Testlabor Uschold

 
Woran liegt das, abgesehen von der hohen Auflösung? Phase One / Capture One verzichtet praktisch völlig auf eine partielle Dämpfung des Schattenrauschens. Damit sind die Leistungswerte des Dunkelrauschens und der daraus berechneten Eingangsdynamik ungeschönt und ehrlich – was diese Kamera vom gesamten Mitbewerb der kleineren Formate abhebt. Diese eliminieren Schattendetails oft über die Schmerzgrenze hinweg, wobei die am professionellsten erscheinenden Vertreter oft am stärksten tricksen.
 

Grafik: Testlabor Uschold

ISO 50 – 100 – 200 – 400 – 800

 
Sollte man also doch lieber beim professionellen Kleinbild bleiben? Ich denke, diese Frage beantwortet sich auch dann, wenn man die dem Mittelformat eigene geringe Schärfentiefe live erfahren hat und feststellt, dass die kreativen Spielräume das kleinere Format schlicht ausstechen. Damit relativiert sich auch die langsamere Bedienung und das insgesamt andere Handling.
 

Screens: thoMas

Sensor+ im Vergleich; Freihandaufnahme mit 2,8/55 mm; von oben:
IS0 3200 (Sensor+ mit 20 MP); 1/320 s bei Blende 2,8
IS0 1600 (Sensor+ mit 20 MP); 1/180 s bei Blende 2,8
IS0 800 (80 MP; auf denselben Maßstab runterskaliert); 1/160 s bei Blende 2,8

Sensor+, das läuft zumindest im Beispiel auf die Wahl zwischen Teufel oder Belzebub hinaus: Mit Sensor+ noch unverwackelt und scharf, aber verrauscht, ohne Sensor+ schon verwackelt, aber sichtlich bessere Dynamik und Tonwertwiedergabe.

 
Tonwertwiedergabe

Überraschend ist die Nichtlinearität der Tonwertwiedergabe der entwickelten IQ180-Fotos. Sie ist nach bester Manier der überhöhten Bildgefälligkeit in den Lichtern und Schatten sehr weich und hat in den Mitteltönen einen stärkeren lokalen Kontrast. Hier hätte ich von einer fürs Studio konzipierten Kamera eine tonwertpräzise lineare Wiedergabe erwartet und keine bereits geschönten Bilder.

Fazit

Eines bieten Rückteil, Kamera und Objektiv auf jeden Fall: Auflösung satt und optische Präzision! Will man aber mit aktuellen Standards in Rauschen und Dynamik mithalten, dann erfordert das eine erhebliche Anhebung der Rauschdämpfung, was zwangsläufig die Auflösung herunterziehen wird. Aber davon gibt es ja Reserven genug. ISO 400 und 800 sollte man meiden, es sei denn ein baldiges Firmware-Update löst das Auftreten der feuerroten Störpixel.

Reprofotografen, die eine präzise Tonwertwiedergabe brauchen, sollten sich mit den Gradationskurven spielen und die für ihren Zweck beste Abstimmung erarbeiten.

Und dann ist letztendlich noch festzustellen, dass die von vielen Puristen wegen der höheren Bittiefe erwartete bessere Dynamik des RAW-Bildes gegenüber dem signalumfangsreduzierten JPEG doch nur eine Hoffnung bleibt. Die Software Capture One hat mit einer sehr optimierten Tonwerteinstellung konvertiert und doch ist der Verzicht auf mehr oder weniger ehrliche Bildoptimierungsfunktionen die wahre Begrenzung der Dynamik und Tonwerttiefe. Die begrenzte Photonenkapazität und damit Dynamik hochintegrierter Pixel schlägt halt doch die Bittiefe des anschließenden Analog/Digitalwandlers.

(Anders Uschold)
 

Foto: thoMas

2,8/55 mm, ISO 100, Blende 2,8, 1/160 s

 
Anmerkung: Der Test-Teil basiert auf den Erfahrungen, Daten, Messungen und Ausführungen des Testlabors Anders Uschold. Dazu wurden ganz viele Messwerte erfasst, ausgewertet und bewertet. Auf die Abbildung aller Werte-Tabellen, Auswertungs-Fotos und -Grafiken haben wir hier bewusst verzichtet und erläutern Ihnen lieber, was diese Werte für die fotografische Praxis bedeuten.

Randnotiz: Der Test ist etwas später erschienen als ursprünglich geplant, weil die schieren Datenmengen es erforderlich machten, die Testroutinen komplett umzuprogrammieren, damit die Bild-Dateien ausgewertet werden konnten.