Apples iPhone und iPad speichern die Ortskoordinaten über lange Zeit in einer Datenbank womit jeder, der sich diese Datei besorgt, ein Bewegungsprofil des Nutzers in Zeit und Raum erstellen kann:
Mit dem Open-Source-Programm iPhone Tracker (Mac) weisen Alasdair Allen und Pete Warden nach, dass jedes iPhone und auch jedes iPad mit Mobilfunk-Fähigkeiten eine umfangreiche Datenbank mit Ortskoordinaten anlegen und speichern (beim automatischen Backup mittels iTunes auch auf dem Rechner), die es erlaubt, ein genaues Bewegungsprofil des Nutzers in Zeit und Raum zu erstellen. Die Daten werden auf dem Mac in einer unsichtbaren Datei im Benutzerordner im Verzeichnis „/Library/Application Support/MobileSync/Backups/“ gesichert.
Der iPhone Tracker zeigt das Bewegungsprofil, wie es von iPhone / iPad erfasst und gespeichert wird
Die beiden Programmierer sind nach eigenen Angaben große Fans von Apple (Pete Warden arbeitete fünf Jahre für Apple an Visualisierungs-Software) und die Entdeckung dieses Sachverhalts mache ihnen keine Freude, so die beiden.
Problematisch ist, dass diese Daten auf iPhone / iPad und auf dem Mac / PC vorgehalten werden und jeder, der Zugriff auf das Gerät hat, diese Daten auch auslesen kann. Wie einfach das geht, zeigt der iPhone Tracker. Eine Verschlüsselung des Backups in iTunes kann hier eine gewisse Sicherheit bieten. Bislang haben die Entwickler auch noch keinen Hinweis darauf entdecken können, dass die Daten auch noch anderswohin übertragen würden.
Der iPhone Tracker „verrauscht“ die Daten im Übrigen ganz bewusst, um das Programm für Ortsdaten-Diebe weniger attraktiv zu machen: zeitliche und räumliche Genauigkeit wurden künstlich verschlechtert. Tatsächlich also liegen die Daten noch exakter vor.
Bereits Mitte letzten Jahres wurde bekannt, dass Apple die Standortdaten heimlich, aber anonymisiert, sammelt und „nach Hause“ telefoniert. Diese Praxis verfolgen auch heimische Mobilfunkprovider (nicht nur beim iPhone), um genauere Daten über ihre Netze und den Netzwerkverkehr zu erhalten.
Zu welchem Zweck Apple aber diese personalisierten Daten sammelt und speichert, ist noch unklar.
(thoMas)
Nachtrag (27.4.2011): Wie heise online herausgefunden hat und berichtet, lässt sich aus den Daten kein vollständiges Bewegungsprofil erstellen, da jeder Aufenthaltsort nur einmal abgespeichert wird und unter Umständen auch Orte gespeichert werden, die der Anwender gar nicht besucht hat: „Lediglich ein Schluss ist möglich: Wenn mehrere Ortungen über einen längeren Zeitraum einen halbwegs schlüssigen Pfad ergeben, dann ist das iPhone höchstwahrscheinlich über diesen Pfad getragen worden – vielleicht nicht zum ersten, und vielleicht nicht zum letzten Mal.“ so heise.
Nachtrag #2 (27.4.2011): Apple hat eine Stellungnahme in Frage-Antwort-Form veröffentlicht. Die Kernaussagen:
• Apple verfolgt die iPhone-Standorte nicht
• Auch Standortdaten würden nicht aufgezeichnet – stattdessen werde eine Datenbank der WiFi- und Mobilfunk-Standorte der aktuellen Umgebung gepflegt, so dass das iPhone den Standort schnell und genau ermitteln könne, wenn es verlangt sei.
• Die Daten würden an Apple nur in anonymisierter, verschlüsselter Form gesendet – Apple könne den Sender nicht identifizieren. Zweck dieser Datenbank sei es, mit einer möglichst großen Datenbasis über WiFi- und Mobilfunk-Sender den aktuellen Standort eines iPhone auch bei langsamem oder nicht vorhandem GPS-Signal schnell bestimmen zu können.
• Dass die Daten bis zu einem Jahr lang zurückreichend gespeichert würden, sei ein Fehler, den Apple aufgedeckt habe und bald mit einem Software-Update beheben werde. Die Daten von sieben Tage sollten reichen, so Apple.
• Auch, dass das iPhone bei ausgeschaltenen Ortungsdiensten Daten speichere, sei in Fehler in der Software, der bald behoben werde.
• Letztlich sei Apple der Privatheit sehr zugetan – habe doch das iPhone als erstes bei jeder App die Erlaubnis des Nutzers eingeholt, bevor ein Programm die Ortungsdienste benutzen durfte.
“Zu welchem Zweck Apple aber
“Zu welchem Zweck Apple aber diese personalisierten Daten sammelt und speichert, ist noch unklar.”
Ganz klar: Wenn man an der Weltherrschaft teihaben will, muß man dem Geheimdienst was anzubieten haben.
Der Rolleiflexer
Sommerloch oder noch 1.April?
>>jeder, der Zugriff auf das Gerät hat, diese Daten auch auslesen kann.>Eine Verschlüsselung des Backups in iTunes kann hier eine gewisse Sicherheit bieten>Bislang haben die Entwickler auch noch keinen Hinweis darauf entdecken können, dass die Daten auch noch anderswohin übertragen würden.
Weil inzwischen
schon bekannt geworden ist, dass nicht nur ET nach Hause telefoniert …!? 😎
Zur Versachlichung
http://www.fscklog.com/2011/04/17-sp%C3%A4te-anmerkungen-zu-consolidateddb.html
“I love my job,
it’s the work I hate.”
Ganz sachlich
geben sich Millionen Menschen inzwischen ganz freiwillig der breitest denkbaren Öffentlichkeit preis – wobei der gerade aktuelle Standort noch das geringste Problem darstellte.
Andererseits genießen wir die Optionen der modernen Mobilfunktechnik – und nicht Wenige hätten wohl existenzielle Nöte, wenn die angeboten Dienste nicht mehr oder auch nur eingeschränkt zur Verfügung stünden.
Deshalb gilt der alte Spruch: If you can’t stand the heat, get out of the kitchen …
Paranoia
Ich kann darin kein Problem erkennen, außer dass die Deutschen anscheinend zunehmend an Verfolgungswahn leiden. AKWs werden langsam langweilig, da muss mal wieder etwas neues her.
Wer so etwas nicht will darf auch keine Cookies zulassen, denn da werden noch sensiblere Dinge gespeichert. Aber dann geht im Internet fast gar nichts mehr.
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ungaublich
welche Macht diese Marke über ihre User hat.
Oh mein Gott
hoffentlich findet meine Ehefrau meine iPhone-Bewegungsprofil-Datei nicht. Das wär ne echte Katastrophe, wenn die herausfindet, wo ich meine “Überstunden” verbringe…