Foto Henri Cartier-Bresson, Calle Cuauhtemoctzin, Mexiko Stadt, 1934„Er ist schlicht der beste Fotograf des 20. Jahrhunderts“, so sagte Richard Avedon einmal über Henri Cartier-Bresson, den just eine umfassende Retrospektive in Zürich würdigt:

 
 
 
 
 

Henri Cartier-Bresson, Scrap Book, 1946

Henri Cartier-Bresson, Scrap Book, 1946
© Henri Cartier-Bresson / Magnum Photos

Medienmitteilung des Museums für Gestaltung Zürich:

Henri Cartier-Bresson

Henri Cartier-Bresson ist einer der bedeutendsten Fotografen der Geschichte. Das Museum für Gestaltung Zürich würdigt ihn nun in einer umfassenden Retrospektive, wie sie in der Schweiz erstmals zu sehen ist.

Henri Cartier-Bresson (1908–2004) gehört zu den einflussreichsten und am meisten bewunderten Fotografen. Bereits seine ersten Werke aus den frühen 1930er Jahren bestechen durch einmalige Qualitäten – in der Komposition, dem Bildausschnitt und der Bilddramaturgie. Wie keinem anderen gelang es Cartier-Bresson, mit seiner Kamera den entscheidenden Augenblick festzuhalten, oft verdichten sich in seinen Arbeiten ganze Geschichten zu einem einzigen Bild. Zusammen mit befreundeten Fotografen wie Robert Capa gründete er 1947 die Agentur Magnum, die eine Blütezeit des Bildjournalismus einläutete und heute noch die Rechte der Fotografen an ihren Bildern vertritt. Als Fotoreporter und -künstler prägte Cartier-Bresson Magazine wie „Du“ oder „Life“. Reportagen historischer Momente führten ihn in die Sowjetunion und nach Asien. Sein Werk hat nicht nur Referenzcharakter für den Bildjournalismus des 20. Jahrhunderts, sondern für Ästhetik und Ethik der Fotografie überhaupt.

 

Foto Henri Cartier-Bresson, Sevilla, Spanien, 1933

Henri Cartier-Bresson, Sevilla, Spanien, 1933
© Henri Cartier-Bresson / Magnum Photos
 
 
Foto Henri Cartier-Bresson, Calle Cuauhtemoctzin, Mexiko Stadt, 1934

Henri Cartier-Bresson, Calle Cuauhtemoctzin, Mexiko Stadt, 1934
© Henri Cartier-Bresson / Magnum Photos

 
Die Ausstellung
Diese erste umfassende Ausstellung in der Schweiz seit 1956 (im damaligen Kunstgewerbemuseum Zürich, heute Museum für Gestaltung Zürich) präsentiert Arbeiten aus dem gesamten fotografischen Oeuvre von Henri Cartier-Bresson. Rund 300 seiner weltbekannten Werke werden mit Cartier-Bressons Filmen, vielen seiner Publikationen und dem wichtigen „Scrap Book“ (Faksimile) von 1946 vereint. Zudem bietet die Retrospektive an ausgewählten Tagen eine konzertante Erweiterung mit Cartier-Bressons Lieblingsmusik – mit Piano-Matineen und Jazztrios und in enger Zusammenarbeit mit dem Departement Musik der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).

Die Ausstellung gliedert sich entlang von Cartier-Bressons Lebensweg und startet mit den Filmen aus dem Spanischen Bürgerkrieg und seinen frühen Arbeiten aus Mexiko. Über seinen Hauptfilm „Le Retour“ – einen Bericht über die beschwerliche Heimkehr der Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg – gelangt man zum „Scrap Book“, einer von Cartier-Bresson 1946 eigens für das MoMA New York zusammengestellten Auswahl seiner besten Arbeiten.

Nach dem Krieg fasste Cartier-Bresson schnell Fuss als Porträt- und Reportagefotograf: ein Bildbericht über Amerika führt die Besucherinnen und Besucher weiter zu seinen Jahren in Asien. Dort war er Zeitzeuge so epochaler Augenblicke der Geschichte wie Gandhis Ermordung in Indien, die ersten Tage der kommunistischen Herrschaft in China oder der Zusammenbruch des Kolonialismus in Indonesien. Zudem bereiste Cartier-Bresson die ehemalige Sowjetunion als erster westlicher Bildreporter überhaupt.
In der Ausstellung werden nicht nur die Filme und Bilder Cartier-Bressons gezeigt, sondern auch deren Anwendungskontext. Mit vielen Fotostrecken aus Magazinen wie „Du“ oder „Life“ komplettiert sich die Ausstellung zu einer Gesamtsicht über den Fotografen, von dem Richard Avedon 2000 sagte: „Er ist der kompletteste, wichtigste von uns allen, in allen Gesichtspunkten: Ob sozial oder politisch – er deckte alles ab. Er ist schlicht der beste Fotograf des 20. Jahrhunderts.“

 

Foto Henri Cartier-Bresson: Ein Leninporträt

Henri Cartier-Bresson: Ein Leninporträt an der Fassade des Winterpalastes anlässlich der Mai-Feierlichkeiten und in Gedenken an den Sieg über die Nazis, Sowjetunion, Leningrad, 1973
© Henri Cartier-Bresson / Magnum Photos
 
 
Foto Henri Cartier-Bresson, Place de l'Europe, Gare Saint-Lazare, Paris, 1932

Henri Cartier-Bresson, Place de l’Europe, Gare Saint-Lazare, Paris, 1932
© Henri Cartier-Bresson / Magnum Photos

 
Die Biografie
Henri Cartier-Bresson wurde am 22. August 1908 in Frankreich geboren. Nach Studien der Malerei in den 1920er Jahren widmete sich Cartier-Bresson, der einer wohlhabenden Industriellenfamilie entstammte, ab 1930 der Fotografie. Erste Reisen führten ihn nach Afrika, Europa und Amerika, zurück in Frankreich folgte die erste Filmarbeit mit Jean Renoir. 1940 geriet er für fast drei Jahre in deutsche Kriegsgefangenschaft. Beim dritten Versuch gelang die Flucht zurück nach Frankreich. Nachdem man fälschlicherweise annahm, er sei im Krieg gefallen, widmete das MoMA New York Cartier-Bresson 1947 eine große „posthume“ Retrospektive. Im gleichen Jahr gründete er mit Robert Capa, David Seymour und George Rodger die legendäre Fotoagentur Magnum. Weitere Reisen führten ihn unter anderem durch Indien, Pakistan, Kuba, China, Indonesien, in die USA und die Sowjetunion. 1955 wurde sein Werk erstmals in Frankreich im Louvre ausgestellt. 1974 legte er die Kamera beiseite und widmete sich der Zeichenkunst. Gemeinsam mit seiner Frau Martine Franck gründete er 2003 die Fondation Henri Cartier-Bresson. Im August 2004 verstarb Cartier-Bresson in Frankreich.

 
 
Ausstellung:
Henri Cartier-Bresson – Retrospektive
8. April bis 24. Juli 2011
Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60
CH-8005 Zürich

Öffnungszeiten
Dienstag–Sonntag 10–17 Uhr, Mittwoch 10–20 Uhr Gründonnerstag, 21. April, 10–17 Uhr Ostersonntag, 24. April, 10–17 Uhr Ostermontag, 25. April, 10–17 Uhr
Karfreitag, 22. April, geschlossen
 

„The New Nation of Indonesia“, Titelseite LIFE Magazin, 1950

„The New Nation of Indonesia“, Titelseite LIFE Magazin, 1950
Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung

 
(thoMas)