Vieles geht online; weltweit wird öffentlich, was früher einem kleinen Kreis vorbehalten war: Familienfotos, Saufgelage, Sex, Tod. Die Ausstellung „Privatsache aktuelle fotografische Positionen zum Privaten in den Zeiten von Datenschutz und Facebook“ widmet sich dem Themenkomplex Privaträume, Öffentlichkeit und Datenmissbrauch:
Presseinformation von bild.sprachen:
Ausstellung: 10. März bis 21. Mai 2011:
„Privatsache – aktuelle fotografische Positionen zum Privaten in den Zeiten von Datenschutz und Facebook“
Vom Tod der Oma bis zur Familienpostkarte: Fotografen setzen sich mit Privaträumen, Öffentlichkeit und Datenmissbrauch auseinander
Gelsenkirchen, 1. Februar 2011 Bilder vom Tod der eigenen Großmutter, Cybersex, Fototagebücher und Familienpostkarten… die Trennung zwischen privat und öffentlich verändert sich derzeit radikal: einerseits wächst das Bewusstsein für Datenschutz, andererseits öffnen sich Menschen immer weiter öffentlichen sozialen Räumen im Internet. Mit der Ausstellung „Privatsache“ stellt das Fotografieprojekt bild.sprachen im Wissenschaftspark „fotografische Positionen zum Privaten in Zeiten von Datenschutz und Facebook“ zur Diskussion. Vom 10. März bis 21. Mai 2011 thematisiert die Ausstellung mit nachdenklichen, kritischen und provokativen Werken von neunzehn Fotografinnen und Fotografen die Chancen einer Öffnung des Privaten für die Gesellschaft ebenso wie Gefahren des Missbrauchs privater Informationen.

© Frauke Bönsch
© Holger Cremer
Was privat ist, also nicht mehr der Allgemeinheit offensteht, sondern nur einer eingegrenzten Gruppe von Personen, die untereinander in einem Vertrauensverhältnis stehen, hängt vom gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld ab. So kann man beispielsweise in Schweden das Jahreseinkommen und die Schulden eines jeden Bürgers im Internet nachlesen, während etwa vor gut einem Jahr in Bayern offiziell verboten wurde, im Bierzelt auf dem Oktoberfest Betrunkene oder Barbusige zu fotografieren.
In der Ausstellung „Privatsache“ machen die Fotografinnen und Fotografen Benito Barajas, Esther Beutz, Frauke Bönsch, Holger Cremer, Meike Fischer, Glamourpixel, Bernadette Grimmenstein, Antje Hoefer, Leo van de Kleij, Monika Kluza, Johannes Naumann, Cornelis Popovici, Almut von Pusch, Daniela Risch, Harald Schwertfeger, Barbara Stenzel, Niko Synnatschke, Kathrin Tillmanns und Ralf-Dieter Wewel deutlich, wo ihre ganz persönliche Trennung zwischen Privatem und Öffentlichem verläuft.

© Johannes Naumann
© Leo van de Kleij
„Die Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Leben, ihrer Familie, ihren Freunden, ihrer Wahrnehmung, ihren Wünschen und ihren Ängsten schafft einzigartige Spiegelbilder ihres Empfindens und ihrer Befindlichkeit“, erklärt Peter Liedkte, bild.sprachen-Projektleiter, die unterschiedlichen fotografischen Positionen der Ausstellung. Einige Fotografen tragen ihr persönliches Umfeld und erkenntnisreiche Innensichten von Privaträumen in die Öffentlichkeit und geben der Gesellschaft damit wichtige Impulse der Liberalisierung und Akzeptanz von Unbekanntem. Andere hingegen beziehen kritisch Position zu den Gefahren eines Missbrauchs von persönlichen Daten, Bildern und Meinungsäußerungen und einer um sich greifenden Überwachungsmentalität.

© Harald Schwertfeger
© Niko Synnatzschke
© Meike Fischer
Die Ausstellung wird am Donnerstag, 10. März, mit einer Vernissage um 18.30 Uhr eröffnet. Sie ist vom 10. März bis zum 21. Mai 2011 werktags von 8 bis 18 Uhr, samstags von 8 bis 17 Uhr, in der Arkade des Wissenschaftsparks Gelsenkirchen, Munscheidstr. 14, zu sehen. Der Eintritt zur Vernissage sowie an allen weiteren Ausstellungstagen ist frei.
Hintergrundinformationen – bild.sprachen – Fotografieprojekte
„bild.sprachen“, 2008 im Wissenschaftspark Gelsenkirchen gegründet, ist ein Projekt des Fördervereins Pixelprojekt_Ruhrgebiet e.V. Es wird gefördert im Rahmen der Stadtteilerneuerung Südost mit Mitteln aus dem Bund-Länder-Programm Soziale Stadt NRW und der EU. Ziel des Projektes ist einerseits mit dem Medium Fotografie im Stadtteil zu arbeiten, andererseits aber auch durch hochwertige Ausstellungen und die bild.sprachen Messe für angewandte Fotografie (29./30. September 2011) nach außen zu strahlen und eine nationale und internationale Öffentlichkeit zu gewinnen.
Büro: Bergmannstr. 37, 45886 Gelsenkirchen
Internet: www.bildsprachen.de
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Der Wissenschaftspark Gelsenkirchen, 1995 auf dem Gelände eines ehemaligen Guss- stahlwerks gegründet, ist ein Symbol für den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Seine Architektur (Kiessler + Partner, Deutscher Architekturpreis 1995) wurde mehrfach aus- gezeichnet. Hinter der 300 Meter langen Glasfassade, die für Ausstellungen, Messen und Kongresse genutzt wird, arbeiten Unternehmen, Forschungs- und Transfereinrichtungen in den Bereichen Zukunftsenergien, Gesundheitswirtschaft und Informationstechnologie.
Internet: www.wipage.de
Ausstellung:
„Privatsache – aktuelle fotografische Positionen zum Privaten in den Zeiten von Datenschutz und Facebook“
10. März bis 21. Mai 2011
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
Öffnungszeiten: Montags – Freitags 6 – 19 Uhr und Samstags 7:30 – 17 Uhr
Eintritt frei.

© Almut von Pusch
(thoMas)
Unter den Deckmäntelchen…
„nachdenklich, kritisch und provokativ“ kann man natürlich alle Trivialitäten ausstellen und verkaufen. Wem die künstlerische Qualität nicht ausreicht, der ist halt ein Ignorant.
Auf flickr und Co. wird dauernd so Krempel eingestellt, ganz ohne große Sprüche drumrum.
OhWeh
Das ist kein Deckmäntelchen
sondern der weit geöffnete Mantel einer exhibitionistischen und nicht wenig narzisstischen Gesellschaft. 😎
OhWeh schrieb:
[quote=OhWeh]“nachdenklich, kritisch und provokativ“ kann man natürlich alle Trivialitäten ausstellen und verkaufen. Wem die künstlerische Qualität nicht ausreicht, der ist halt ein Ignorant.
Auf flickr und Co. wird dauernd so Krempel eingestellt, ganz ohne große Sprüche drumrum.
OhWeh[/quote]
Danke. Das denke ich mir auch oft.
Grüße
Tom
Fotos haben nicht nur eine
Fotos haben nicht nur eine digitale Oberfläche, sondern auch eine tatsächliche, wie sie auch nur in Ausstellungen sichtbar gemacht werden kann. Daher rate ich sehr dazu, die tatsächliche Ausstellung zu besuchen und sich mit den Positionen, die sorgfältig ausgewählt wurden, auseinander zu setzen und sich dann dazu zu äußern. Auf einer unkuratierten Flickr Seite kann man sicher vieles Privates entdecken. Doch hat hier eine Auseinandersetzung stattgefunden? So ist Flickr gar nicht aufgestellt. Ein Heuhaufen ist für einen Diskurs m.E. unbrauchbar! Von den Grenzen des digitalen und den Möglichkeiten eines tatsächlich ausgearbeiteten Werkes, mit bestimmten Größen, Oberflächen, Texten und Präsentationsformen einmal ganz abgesehen.
Wir haben für diese Ausstellung verschiedenste und kritische Ansätze in einen Dialog gebracht, um den sonst so üblichen Oberflächlichkeiten, etwas entgegen zu setzen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 21. Mai zu sehen!
Peter Liedtke – Kurator der Ausstellung „Privatsache“