Vor wenigen Stunden hat Apple die zweite Version seines Tablettcomputers iPad vorgestellt. Dieser Tablet-PC hat ein neues Marktsegment quasi im Alleingang erschlossen, doch immer mehr Mitbewerber wollen auch ein möglichst großes Stück vom Kuchen:
Vor gut einem Jahr, am 27.1.2010, stellte Apple das erste iPad vor, gestern präsentierte Steve Jobs höchstselbst die zweite Generation. Und mit dem iPad begann die Medienwelt, sich umzukrempeln. Der Branchenverband BITKOM rechnet damit, dass im Jahr 2011 rund 1,5 Millionen Tablet-PCs in Deutschland verkauft werden; 2012 sollen es gar 2,2 Millionen Geräte sein. Die weitaus meisten davon sind vorerst iPads von Apple sein. Von April bis Dezember 2010 hat Apple nach eigenen Angaben 15 Millionen iPads verkauft.
Laut ABI Research hatte Apples iPad im 3. Quartal des Jahres 2010 weltweit einen überwältigenden Marktanteil: von 4,5 Millionen (weltweit, 3 Monate) ausgelieferten Tablet-PCs waren 93 % iPads. Was allerdings, angesichts damals noch nahezu völlig fehlender Alternativen, auch so verwunderlich nicht ist. Mittlerweile springen immer mehr Hersteller auf den Tablett-Zug. Auf der CeBIT etwa gab es kaum einen Stand, wo nicht mindestens ein Tablett zu sehen war. Nach Zahlen von Strategy Analytics ist des iPads Marktanteil im 4. Quartal 2010 bereits sichtlich zurückgegangen: Von den 9,7 Millionen Stück habe Apple 75 % verkauft, 22 % entfielen auf Tablet-PCs mit Android-Betriebssystem.
Wobei wir von einem sichtlich explodierenden Marktsegment reden:
Grafik: photoscala; fußend auf Zahlen von Strategy Analytics
Apple bekommt also Konkurrenz, aber wie schon beim iPhone könnte Apple auch hier noch geraume Zeit der Igel bleiben, der immer schon vor dem Hasen da ist: Apple geht bereits ins zweite Rennen, da haben die anderen gerade mal den Startschuss zum ersten gehört.
Zum Erfolg des iPads tragen folgende Punkte bei:
- Technisch kein Überflieger, kann das iPad nicht allzu viel, was es aber kann, funktioniert hervorragend
- Insbesondere das Bedienkonzept ist ein Schlüssel zum Erfolg
- Apples Infrastruktur macht das Publizieren, Verbreiten und den Kauf von Büchern, Zeitschriften und Software für alle Beteiligten zu einer einfachen, reibungslosen und letztlich auch gewinnbringenden Sache
An Kritikpunkten sind im Wesentlich zu hören:
- Magere Hardwareausstattung; keine Erweiterungen möglich
- Browser kann kein Flash
- Apps (Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Programme, Spiele), Kauf-Filme und -Musik sind nur über Apples Store verfügbar
- Die Kalifornier bestimmen, was aufs iPad darf, verdienen immer mit, und geben die Kundendaten nicht preis
Wobei mindestens letzterer Punkt Apple in nichts von einem Kiosk oder einem Plattenladen unterscheidet: auch da liefert der Verleger an, wobei der Kioskbesitzer bestimmt, was er ins Programm nimmt; und nur er kennt die Kunden.
Wie dem auch sei: Information wird digital und Tablet-Computer sind äußerst praktische Geräte, mobil auf diese Inhalte zuzugreifen. Sie haben das Potential, eine ganze Reihe von Medienträgern abzulösen, darunter das Zeitungs-, Zeitschriften- und Buch-Papier, das Fotopapier, die Musik-CD.
„Mobil“, das meint dabei nicht nur „unterwegs“, sondern vor allem „fernab der Steckdose und des Kabels“. Das, was bislang als gewichtiges (letztes?) Argument für Bücher und Zeitschriften ins Feld geführt wurde „die kann ich auch im Bett und auf dem Klo lesen“ , gilt nicht mehr länger. Wer den Computer vor allem als Unterhaltungsgerät bzw. Inhalte-Anzeiger nutzen möchte, ob zuhause oder unterwegs, der findet in einem Tablet ein so handliches wie praktisches Gerät für überall.
Der „post-PC blockbuster“ (Steve Jobs), ob von Apple und von anderen, hat alle Aussichten, Produktion, Verbreitung und Rezeption von Informationen aller Art nachhaltig zu verändern.
(thoMas)
Zeitungen
“Das, was bislang als gewichtiges (letztes?) Argument für Bücher und Zeitschriften ins Feld geführt wurde – „die kann ich auch im Bett und auf dem Klo lesen“ –, gilt nicht mehr länger.”
Kann ich mir notfalls mit dem Eierpad auch den Arsch abwischen? Prima!
Gast schrieb:
“Das, was
[quote=Gast]”Das, was bislang als gewichtiges (letztes?) Argument für Bücher und Zeitschriften ins Feld geführt wurde – „die kann ich auch im Bett und auf dem Klo lesen“ –, gilt nicht mehr länger.”
Kann ich mir notfalls mit dem Eierpad auch den Arsch abwischen? Prima![/quote]
Depp.
Glückwünsche
Glückwünsche, auch an Ihre Eltern. Gelungene Erziehung.
Für vieles, aber nicht alles.
[quote=Gast]Kann ich mir notfalls mit dem Eierpad auch den Arsch abwischen? Prima![/quote]Natürlich können sie.
Aber sie werden schnell erkennen, das auch das eipad seine Grenzen hat. An einigen Stellen kann es Papier nur sehr unvollkommen ersetzen.
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Hinkender Vergleich
“Wobei mindestens letzterer Punkt Apple in nichts von einem Kiosk oder einem Plattenladen unterscheidet: auch da liefert der Verleger an, wobei der Kioskbesitzer bestimmt, was er ins Programm nimmt; und nur er kennt die Kunden.”
Damit der Vergleich stimmt, dürfte es weltweit nur einen einzigen Kiosk geben der gleichzeitig auch der weltweit einzige Plattenladen ist. Dieser Kiosk ist dafür immer direkt vor meiner Haustür.
HENNIGArts
Tablett
Und wenn ich will, nehme ich es mit in die Küche, rufe Cocktailrezepte auf, mixe sie, stelle sie auf das Tablett und trage sie ins Wohnzimmer… Echt praktisch, so ein Tablett. Kann man auch für das Frühstück im Bett nutzen. Nur Krümel wegsaugen kann es noch nicht. Kaffeekochen, rasieren und Geschirr abwaschen wären aber auch nicht verkehrt.
Das Bestürzende daran ist doch
Welch schlechte Zeitungen lesen die Leute, dass sie sie derart notdürftig verwenden wollen/müssen … 😎
15 Millionen iPad-Käufer
Seinen Erfolg hat Apple weniger sich selbst (denn so innovativ sind die gar nicht) zu verdanken als der miserablen Konkurrenz. Jetzt ist schon das iPad2 da und die Konkurrenzprodukte lassen immer noch auf sich warten. Samsung feiert mit dem Galaxy Tab einen Achtungserfolg, Motorolas Xoom wird gerade erst jetzt in den USA ausgeliefert und HPs TouchPad kommt erst in den nächsten Wochen.
Wenn man gegen Apple bestehen will, muss man vorausdenken und vorausplanen können. Apple hat weder den MP3-Player erfunden, noch das Smartphone und auch nicht den Tablet-Computer. Diese Konzepte gab es schon lange vor dem iPod, iPhone und iPad! Apple versteht es nur, irgendwo aufgegriffene Konzepte geschickt zu vermarkten, indem man z.B. den Kunden und der Presse suggeriert, dass man diese Produktkategorie (neu) erfunden hat, dass das Design sooooviel schicker ist als bei der Konkurrenz und dass die Produkte sooooviel einfach zu bedienen sind.
Und während Apple so tut, als würden sie eine große Innovation nach der nächsten auf den Markt bringen, pennt die Konkurrenz. Dass Apple ein Tablet vorstellen würde, hat man schon Monate vor der offiziellen Ankündigung des iPads erster Generation vermutet. Spätestens dann wäre es an der Konkurrenz gewesen, aus dem Dornröschenschlaf aufzuwachen, seine eigenen alten Tablet-Pläne aus der Schublade rauszunehmen und schnell zu überarbeiten. Und nicht so eitel zu sein, Apple im Alleingang besiegen zu wollen. So dass man schon bei der Apple-Ankündigung etwas Konkretes in der Rückhand hält und SPÄTESTENS vier Monate nach der Markteinführung des jeweiligen Apple-Produkts sein eigenes (Konkurrenz-)Produkt ausliefern kann!!! Man sollte schon Apple den ersten Schritt machen lassen, aber mit kurz vor der Produktionsreife stehenden Produkten darauf vorbereitet sein. Aber nach dem Motto “Mal gucken was Apple so bringt” die Produktankündigungen von Apple abzuwarten und dann erst mit der Entwicklung eines Konkurrenzprodukts anzufangen, ist definitiv die falsche Strategie! Da sollte man schon Apples nächste Schritte antizipieren können, nicht so konservativ denken und auch mal Mut zur falschen Prognose haben. Und die Produktentwicklung vielleicht nicht alleine den Technikern und Marketingspezialisten überlassen (die beide weder Ahnung von ansprechendem Design, noch von benutzerfreundlichen Bedienungskonzepten haben), sondern in diesen Gebieten talentierte Personen damit beauftragen jetzt schon an den Design- und Bedienungskonzepten der nächsten Produktgenerationen zu arbeiten (in den letzten Jahren sind ja die Designabteilungen den Sparplänen der renditegeilen Vorständen zum Opfer gefallen)…
Gast schrieb:
Seinen Erfolg
[quote=Gast]Seinen Erfolg hat Apple weniger sich selbst (denn so innovativ sind die gar nicht) zu verdanken als der miserablen Konkurrenz.[/quote]
Dies dürfte für die Mehrheit aller innovativen Unternehmen gelten. Wer erfolgreich sein will, muss besser sein als seine Konurrenz. Einen anderen Maßstab gibt es nicht.