Hier mehr oder weniger live unsere Eindrücke von der CP+ in Yokohama. Was war zu sehen und zu hören und was nicht? Um es vorweg zu nehmen: Canon und Nikon schweigen noch spiegellos-stille, andere aber hatten Interessantes auszustellen:
Am Mittwoch hat in Yokohama die CP+ ihre Tore geöffnet. Die jüngste aller Fotomessen dürfte bis Samstagabend über 50.000 Besucher in die südlich von Tokio gelegene Industriestadt locken. Über 100 Aussteller sind hier präsent und zeigen ihre Produkte und Neuheiten, die den Kamerafrühling 2011 bestimmen. Die CP+ ist die erste größere Fotomesse nach der photokina und in seiner Eröffnungsansprache wies Tsuyoshi Kikukawa, Präsident der Camera & Imaging Products Association (CIPA), darauf hin, dass die CP+ als einzige Fotomesse zu Jahresbeginn durchführt wird, nachdem die PMA, die sich jetzt CliQ nennt, ihren Veranstaltungszeitpunkt auf September verlegt hat (und damit spätestens 2012 auf Kollisionskurs mit der photokina geht).
Das Kongress- und Pressezentrum „Pacifico Yokohama“
Minis
Die CP+ präsentiert sich im Vergleich beispielsweise zur photokina übersichtlich, man könnte sagen: „mit asiatischer Bescheidenheit“. Auch die Topmarken haben sich auf durchaus vernünftige Standgrößen beschränkt und legen offensichtlich bei ihren Konzepten mehr Wert auf Übersichtlichkeit und Effizienz als auf Prestige. Auch die Halle selbst kommt eher nüchtern daher, was beispielsweise durch das Fehlen von Teppichen zum Ausdruck kommt.
Unweit vom Haupteingang residiert Fujifilm. Publikumsmagnet hier ist ganz klar die Finepix X100, die mit ihrem Retrodesign bereits seit der photokina 2010 auf mancher Wunschliste steht. Optisch wirkt sie wie ein Klassiker, und technologisch hat sie durchaus die Nase vorn. Vor allem das hybride Suchersystem begeistert, und der APS-C-große 12-Megapixel-Sensor in Verbindung mit der RAW-Aufzeichnung verspricht eine Bildqualität, die höchsten Ansprüchen gerecht werden dürfte. Sie wird ja auch nicht ganz billig werden: Knapp 1000 Euro will Fujifilm für die edle Kompakte. Mittlerweile hat Fujifilm auch eine deutschsprachige Microsite zur X100 eingerichtet und zeigt erste hochaufgelöste Beispielfotos, aufgenommen mit der X100.
Naheliegend, dass man sich am Fujifilm-Stand auch nach dem Befinden des 3D-Trends erkundigt, zumal die Stereoecke etwas abseits des großen Besucherstromes angesiedelt ist. Fujifilm hat letztes Jahr weltweit rund 100.000 Exemplare des zweiten Stereomodells FinePix Real 3D W3 abgesetzt und rechnet von September 2010 bis August 2011 mit dem optimistischen fünffachen Volumen! Hauptmärkte dafür sind Japan, USA und Korea. Weitere Modelle sollen sich in der Entwicklung befinden, wobei erstens am Prinzip des Objektivpaars festgehalten wird egal, wozu sich die Mitbewerber entscheiden und zweitens wird die Verbesserung der HD-Videoqualität vorangetrieben.
Hasselblad-Kameras, die heute in enger Zusammenarbeit mit Fujifilm in Japan produziert werden, waren am Stand des japanischen Schwesterunternehmens Shriro Trading Co. Ltd. zu sehen, das auch die Produkte von Linhof in Japan vertritt.
Canon zeigte neben den kürzlich angekündigten Kompaktkameras auch die just vorgestellten Modelle EOS 600D und EOS 1100D, die in Japan unter dem Namen EOS Kiss X5, bzw. EOS Kiss X50 verkauft werden. Zu neuen Kamerakonzepten, namentlich den „Spiegellosen“, verlor man kein Wort und auch auf Nachfragen war nichts zu erfahren.
Nikon präsentiert seine neuen Kompaktmodelle, so die Coolpix P300 und P500 oder die Coolpix S9100, hält sich aber hinsichtlich des allgemein erwarteten spiegellosen Kamerasystems noch völlig bedeckt.
Sony zeigte Ein- und Ausblicke, so den Prototypen einer Kamera mit teildurchlässigem Spiegel, weiteres Systemzubehör und die Roadmap für die E-Mount-(NEX)-Objektive, und brachte mit der Ankündigung, den E-Anschluss ab dem 1. April kostenfrei lizenzieren zu wollen, etwas Bewegung in die Spiegellosen-Serie. Welchen Umfang die Lizenzierung haben wird, d.h. ob es nur die mechanische Auslegung betrifft, oder auch die elektronischen Kontakte und Komponenten, ist noch nicht bekannt. Mit Sigma, Tamron und Cosina / Carl Zeiss wurden die ersten Interessenten genannt, die auch gleich erste funktionslose Muster zeigten.
Olympus zeigt, neben der aktuellen Kamerapalette, anlässlich des 75jährigen Zuiko-Jubikäums eine alte „Semi-Olympus II“ von 1938 und macht neugierig auf ein kommendes hochklassiges M.Zuiko Digital – das ist aber nur als Konzeptmodell hinter Glas zu sehen. Kein Wort zu den Spezifikationen. Die Japaner verraten lediglich, dass es sich beim neuen M.Zuiko Digital um eine aktuell in der Entwicklung befindliche „High End“-Festbrennweite handelt, die später im Jahr verfügbar sein soll.
Am Stand von Cosina war neben der Marke Voigtländer auch Carl Zeiss vertreten. Neben dem Nokton 1,2/35 mm aspherical II mit M-Bajonett und dem SL II Heliar classic 1,8/75 für Canon-EF- und Nikon-AI-S-Anschluss (Zwei lichtstarke Festbrennweiten von Voigtländer) wurde auch das schon vor geraumer Zeit angekündigte Distagon 1,4/35 mm präsentiert. Von den erwarteten Compact-Prime-CP.2-Cine-Objektive mit E-Mount für Sony-NEX-Kameras wurde ein funktionsloses Muster an einem Sony-Camcorder gezeigt.
Die Pentax Imaging Systems Division der Hoya Corporation stellte auf der CP+ eine silberfarbene Ausführung der Pentax K-5 und drei ebenfalls silberfarbene smc-DA-Objektive (21, 40 und 70 mm) „Limited Silver“ in einer Auflage von je 500 Stück vor und aus.
Der japanische Stativhersteller Velbon zeigt mit dem Ultratek 45L ein neues kompaktes Reisestativ, das für den Transport den Kopf gewissermaßen zwischen die Beine nehmen kann.
An einem eher bescheidenen Stand war die SD-Association anzutreffen, das ist jene Vereinigung von Herstellerfirmen, welche die Technologien und Spezifikationen der SD-Speicherkarten festlegt. DAs Hauptaugenmerk wird in naheliegender Zukunft vor allem auf die Aufzeichnungsgeschwindigkeit gelegt werden, weil Speicherkarten immer häufiger in Camcordern oder Kameras mit Videofunktionen Verwendung finden. State-of-the-art und zugleich Push-Produkt ist die zweite Generation der UHS-Karte (UHS-II), die mit einem Datendurchsatz von rund 300 MB/sec auftrumpft. Was sie Speicherkapazität anbelangt, spricht man von bis zu zwei Terabyte auf einer klitzekleinen SD-Karte das sind utopische zwei Millionen Megabytes; wobei zu deren Realisierung noch weitere Fortschritte in der Halbleitertechnik erforderlich seien.
Bei Sigma stehen die Besuchertrauben um die neue SD1 herum. Das Topmodell unter Sigmas Spiegelreflexkameras ist schon lange in Gespräch und verspricht nicht nur ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis, sondern mit dem 3x-15+-Megapixel-Foveon-Sensor das ergibt nach Sigmas Rechnung über 45 Megabyte eine Bildqualität, auf die man gespannt sein kann. Auf den Markt soll sie, mindestens in Japan, noch im zweiten Halbjahr kommen und sich preislich am Vorgängermodell orientieren.
Auch an neuen Objektiven fehlt es am Sigma-Stand nicht. Teils sind sie noch unter Glashauben, teils kann man sie schon anfassen:
- Das Sigma 4,-5,6/12-24 mm II DG HSM verspricht mit SLD- und FLD-Glassorten eine hervorragende Bildqualität über den ganzen Zoombereich.
- Das Sigma Apo 2,8/50-150 mm EX DC OS HSM dürfte für Sportprofis wegen der weiter entwickelten Bildstabilisierung interessant sein, die bis zu vier Belichtungsstufen ausgleicht.
- Das Sigma Macro 2,8/105 mm EX DG OS HSM soll nochmals deutlich besser werden als das Vorgängermodell.
- Ein dagegen kleines 2,8/30-mm-Objektiv ist für die spiegellosen Systemkameras entwickelt worden und soll demnächst in Produktion gehen.
- Rosine am Stand ist das neue Apo 2,8/120-300 mm EX DG OS HSM, das ebenfalls mit dem Sigma-proprietären Bildstabilisator ausgestattet ist und vor allem für Sport- und Actionfotografen interessant werden dürfte.
Sigma hat die DP2 überarbeitet und bringt mit der DP2x eine leicht verbesserte Variante, die farbtreuer und flotter geworden sein soll, und deren Auflösung leicht von 14,06 auf 14,45 Megapixel gesteigert wurde.
Die Sigma Corporation kündigte auf der CP+ zudem an, dass neue Objektive für MFT und Sony-E-Bajonett in der Entwicklung seien. Offensichtlich ist zumindest in Japan die Nachfrage nach Objektiven für die beiden spiegellosen System so groß, dass der Markt für Sigma attraktiv erscheint. Als Beleg für die Absichtserklärung war auf der CP+ das funktionslose Muster eines Sigma-E-Mount-Objektives an einer Sony-NEX-Kamera zu sehen. Funktionsfähige Modelle E-Mount-kompatibler Objektiven dürfen erst nach Abschluss eines Lizenzvertrages mit Sony gezeigt werden: Der Lizenzierungsprozess für den E-Mount beginnt am 1. April.
Am Ricoh-Stand stößt einmal die neue Kompaktkamera CX5 mit ihrem neuen 10,7-fach Zoomobjektiv auf großes Publikumsinteresse, zum anderen das neue Modul zur GXR-Systemkamera, das dank M-Bajonetts Leica-Objektive aufnimmt. Auf den Markt kommen soll es allerdings erst gegen Ende des Jahres. Der Preis steht noch nicht fest. Gerüchte, wonach auch ein Modul für Four-Thirds-Objektive in der Pipeline sei, wurden nicht bestätigt, hingegen ist in absehbarer Zeit mit einem weiteren Modul zu rechnen, welches mit einem APS-C-Sensor und Zoomobjektiv ausgestattet ist.
Am Stand von Kenko / Tokina / Slik gibt es tatsächlich den Prototypen einer spiegellosen Systemkamera mit C-Mount zu sehen. Kenko bietet ein breites Sortiment an Spezialobjektiven, die für Video- und Überwachungskameras konzipiert sind und die sich mit auf dieser Kamera verwenden lassen. Technische Einzelheiten gibt es noch nicht, und an eine Markteinführung sei frühestens für 2012 zu denken.
Neben den in Europa bekannten Herstellern finden sich auf der CP+ auch hierzulande eher unbekannte Marken wie Gizmon, die mit ihrer „Half D“ an das Erscheinungsbild der Halbformatkameras von Olympus erinnern wollen. Hardwareseitig eher einfach aufgebaut, will die Kamera mit drei verschiedenen Aufnahmeformaten und Farbmodi punkten. So gibt es neben dem Standard-Querformat die Möglichkeit, ein quadratisches Bildformat oder ein Hochformat nach Art der analogen Halbformatkameras auszuwählen. Bei den Farbmodi, die auch mit der eingebauten Videofunktion genutzt werden können, handelt es sich um zehn unterschiedliche Varianten von Schwarzweiß über Sepia bis zum Gelb- oder Blau-Stich. Als Ergänzung zu dieser Kamera soll es eine Makro-Vorsatzlinse, drei verschiedene Fischaugen-Vorsatzkonverter und einen „Tunnel Effector“ geben. Die Funktion des letzteren scheint darin zu bestehen, eine Eckenvignettierung auf den Aufnahmen zu erzeugen.
(CJ und direkt aus Yokohama: Urs Tillmanns)
Nachtrag (11.2.2011): Olympus wurde in den Messerundgang eingefügt.
Großteils
wühlen in der Spielzeugkiste …
Kleinteile
[quote=Gast]wühlen in der Spielzeugkiste …[/quote]
…und was hast du zu Weihnachten bekommen?
Gast schrieb
@1
Ja, so ist es.
@2
Ich sagte ja: … wenn überhaupt …
Nicht alles
was man kann, ist auch gut.
Spiegellose Kameras waren auch schon zu Analogzeiten deutlich kompakter – was aus heutiger Sicht umso beeindruckender ausfiel, wenn man das damals gebräuchliche Kleinbildformat in Betracht zieht.
Trotzdem waren Systemkameras (meist, Ausnahme M-Leica) SLRs, die optisch wie haptisch auf die Bedürfnisse und vielfältigen Bedürfnisse von ernsthaften (Berufs)Fotografen zugeschnitten waren – und bis heute sind.
Erstens wird es wohl nicht so kommen, dass spiegellose Systeme SLRs vollkommen substituieren können oder werden; zu sehr sind die Vorteile eines optischen Suchers evident.
Für viele Aufgabenstellungen wird aber die NonSLR ihren Platz beanspruchen – und wohl auch mit zusätzlichen Möglichkeiten überzeugen können. Vielleicht auch nur in einer hybriden Variante.
Eines aber wird über (dauerhaften) Erfolg oder Misserfolg wesentlich entscheiden: Einsolches System muss auch haptisch, ergonomis überzeugen – und wird wohl, auch um unterschiedlichen Anforderungen optimal gerecht zu werden, modular ausgeführt sein. Und damit Kompaktheit allein nicht zum Maßstab stilisieren (auch, weil es wohl kei zu klein geratenes Sensorformat präferieren wird).
Kisten sind schön.
Hoffentlich eine große und gefüllte Kiste. Mit möglichst unterschiedlichen Denkansätzen. Viel Spaß beim Wühlen.
Spiegellos – Geld los
Auf der einen Seite vermissen die Redakteure und andere Interessierte immer wieder die Spiegellosen von Canon und Nikon: die kommen ja immer noch nicht aus dem Quark. Dagegen wird ausführlich über die innovativen Produkte von Olympus, Ricoh oder Anderen berichtet.
Andererseits geben die Wirtschaftsnachrichten den konservativen Firmen Recht. Ricoh hat zwar die sehr innovative GXR, krebst aber ansonsten am Existenzminimum herum. Olympus ist Pionier der Spiegellosen, hat sehr schöne Produkte. Nur dem Unternehmen hilft das gar nichts, der Umsatz fällt und fällt. Dagegen fahren Canon und Nikon gute Gewinne ein.
Spiegellose Kameras sind vermutlich der Markt der Zukunft, nur Geld macht man heute besser noch ohne sie.
In Deutschland, ja
Aber schau mal nach Japan, wo der Markt sehr viel agiler ist. Japaner klauben alles auf, was cool und hipp ist. Wenn man dann nach einem längeren Japanaufenthalt wieder nach D kommt, kommt das einer Reise in die Vergangenheit gleich: In Japan machen die Spiegelosen bereits einen beträchtlichen Teil aller Kameraverkäufe aus. Und, ja, wie wir sehen, macht Oly dort auch Umsatz. Letztens waren in Japan zwei mFT Kamera(sets) und drei NEX Kits unter den Top 10 der Verkäufe von Systemkameras! In fünf Jahren wird das in Deutschland dann wohl ähnlich aussehen.
Vielleicht liegt’s ja daran
dass die Spiegellosen von Canon und Nikon wenigstens vom Systemansatz her eine längere Halbwertszeit als die schon lancierten Produkte haben sollen … 😎
Das üben wir noch einmal
Die Bilder von der Messe sind etwas daneben. Hat die ein Leica-Amateur mit der M8 belichtet? Eine Japanerin steht etwas unscharf (das Foto ist gemeint, nicht die Dame) vor einem Mini-Cooper, das Fuji-Standbild ist völlig unterbelichtet, die neue Fuji-Kamera auf dem nächsten Foto kaum erkennbar, bei Hasselblad rennen Standbesucher ins Motiv, die Damen am Nikon-Stand hätte ich mit dem Blitz aufgehellt (haben viele Kameras bereits eingebaut), das Bild vom Pentax-Stand ist auch daneben. Vielleicht beim nächsten Messebesuch etwas Honorar bezahlen und dort einen Profi hinschicken, der sich mit moderner Fototechnik auskennt!
Messefotografie
Sie sind offensichtlich ein erfahrener Messefotograf, der sich mit den Arbeitsbedingungen auf Messen bestens auskennt. Warum bewerben Sie sich nicht als fachlich versierter Fotograf für die nächste Messe? Ich bin sicher photoscala wird auch Ihnen das übliche Bildhonorar für jedes veröffentlichte Messebild bezahlen.