Foto: Ralf JannkeFoto der D7000 von NikonNikon hat die D7000 üppig ausgestattet. Für gut 1000 Euro gibt’s 16 Megapixel im robusten Gehäuse, schnelle Bildfolgen, und einiges mehr. Wir wollten wissen, was diese digitale Spiegelreflexkamera u.a. in der Sportfotografie zu leisten vermag:

Mit der D7000 hat Nikon eine Kamera vorgestellt, die eine Ahnung von der Nachfolgerin der D300s gibt; „D400“, oder wie immer die auch heißen wird. Die D7000 schafft eine Bildfrequenz von 6 B/s und liegt damit geringfügig besser als Canons 60D, die 5,3 B/s erreicht. Das entspricht etwa der Bildfrequenz der mit motorischem Filmtransport versehenen Top-Sportkameras der 70er Jahre: Canon F1 und Nikon F2. Dabei gilt damals wie heute: Wer mit einer Bildfrequenz von um die 5 B/s keine Sportfotos hinbekommt, lässt es ohnehin besser.
 

Foto: Ralf Jannke

Schnelle D7000: Dunking mit 6 B/s

 
Bei der Wahl der vierstelligen Modellbezeichnung war eigentlich zu erwarten, dass die D7000 keinen eingebauten Fokussiermotor mehr mitbringt, der über eine mehr oder weniger lange Welle („Stange“) AF-Nikkore alter Bauart fokussiert. Umso größer die Überraschung, dass die D7000 auch ältere Autofokuslinsen antreibt, obwohl diese „Stangen-Nikkore“ aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäß sind.
 

Foto: Ralf Jannke

D7000 mit dem MF-Nikkor 1,8/85 mm

 
Wie schon in den Nikon-D2xx-Varianten und den D3xx-Nachfolgern können an der D7000 manuelle Nikkore weiterverwendet werden. Belichtungsmessung wahlweise manuell oder Zeitautomatik. Was will man mehr an Abwärtskompatibilität für ein paar alte Schätzchen?

Foto der D7000 von Nikon

Langatmige Beschreibungen über Besonderheiten und die Bedienung der D7000 möchte ich mir bis auf eine Sache ersparen: Was den Autofokus, genauer die Auswahl und Einstellung angeht, herrschte für einen Augenblick Verwirrung. Wo ist bei der D7000 die Wahlmöglichkeit AF-S / AF-C und für den dynamischen Autofokus die Mengenvorgabe der den gewählten AF-Sensor umgebenden 9 oder 21 Sensoren geblieben? Das alles verbirgt sich hinter dem kombinierten Tipp-/Drehschalter, der im Foto oben (D7000 mit dem Nikkor 1,8/85 mm) rot markiert ist. Bei gedrückter Taste lässt sich der Autofokus mit Hilfe der beiden Einstellrädern der D7000 wie gewünscht einstellen. Das ist länger zu lesen als durchzuführen und prima gelöst. Der Autofokus macht, was er soll; einen Unterschied in der Trefferquote zwischen D300/D700 (51 Sensoren) und der D7000 (39 Sensoren) konnte ich nicht feststellen.

Mit ihrem Doppelspeicherkarteneinschub bietet die 1200-Euro-Nikon ein Ausstattungsmerkmal, das mit einer weiteren Nikon-Ausnahme (D300s) bisher der Canon- / Nikon-Profiklasse ab 4000 Euro aufwärts vorbehalten war. Und mit dem Batteriegriff MB-D11 liegt die D7000 hervorragend in der Hand. Kleiner, kompakter als die D300 mit MB-D10, aber eben nicht zu klein.

Kleiner Kritikpunkt: Ich hätte bei der D7000 einen beweglichen Monitor zumindest nicht „verteufelt“. Die Sony Alpha 55 hat ihn, die Canon EOS 60D auch. Bei Nikon hat nur die D5000 einen nicht mehr zeitgemäßen 2,7" -Klappmonitor mit 230.000 Bildpunkten, den ich bei passenden Gelegenheiten gerne benutzt habe.

Derzeit ist die D7000 mit 16 Megapixeln nach der D3x die höchst auflösende Nikon. 4912×3264 Pixel (und zum Vergleich 12, 14, 16 und 18 Megapixel) ermöglichen diese Druckgröße bei 300-ppi-Foto-Qualität:
 

Megapixel Pixel horizontal Pixel vertikal Druckauflösung cm horizontal cm vertikal
12 4288 2848 300 36,3 24,1
14 4592 3056 300 38,9 25,9
16 4912 3264 300 41,6 27,6
18 5184 3456 300 43,9 29,3

 
Gegenüber 12 Megapixeln ist das nicht so furchtbar viel Formatgewinn, gibt aber willkommene Reserven beim Ausrichten und Beschneiden.

Foto vom ADF Testkoffer

Mich interessierten bei der neuen D7000 die bei nochmals erhöhter Auflösung erweiterten High-ISO-Fähigkeiten. Wo steht die D7000 im Vergleich zur hier bereits vorgestellten 14-Megapixel-Einsteiger-Nikon D3100 und ganz besonders zur D700? Gerne wird das Rauschen mit ausgeklügelten Motivaufbauten unter kontrollierten Bedingungen mit reichlich „gutem“ (farbneutralem) Licht getestet, was die Ergebnisse nach meiner Erfahrung zu „freundlich” ausfallen lässt. Siehe etwa Nikon D7000 Test Images (imaging resource) oder EOS 60D – Studio scene comparison (JPEG) (dpreview.com). Immerhin, diese Quellen sind um Klassen besser als ein mit Archiv- und Pressefotos illustrierter Text, der dann als „Härtetest“ verkauft wird.

Auch wenn die absolute Vergleichbarkeit darunter leidet, bevorzuge ich für einen Praxistest die Nachtaufnahme aus der Hand oder die von Leuchtstoffröhren illuminierte Schulturnsporthalle, wo ich bei bevorzugt manueller Belichtung Ruck-Zuck auch mal in die Unterbelichtung rutsche. Statt ausschließlich wie die D3100 in die Bonner Erstligabasketballhalle, wo reichlich Licht ist, ging die D7000 auch ganz bewusst zum Pro A-Ligisten in deren vergleichsweise miserabel beleuchtete Halle, wo zu allem Übel vor Spielbeginn die Reihe Leuchtstoffröhren über den Zuschauern auch noch abgeschaltet wird, um die Stimmung zu erhöhen …

Ich würde mich nicht wundern, wenn da noch vereinzelte Neonröhren überlebt haben, die schon im Herbst 2008 die Spielszenen beim D700-Test beleuchteten. Durch derartige Lichtbedingungen lassen sich gewisse Experten aber nicht von ihrer Meinung abbringen, dass – Originalzitat – „Sporthallen hell genug beleuchtet sind, um die 1/1000 bereits bei ISO 800 hinzukriegen … oder 1/2000 bei ISO 1600…“ In der besagten Halle sind bei Blende 2,8 ca. ISO 6400 angesagt, um 1/640 s zu erreichen. Ansonsten bleibt nur der Griff zum 85er mit Blende 1,8 oder 1,4. Was dann bei Offenblende ISO 5000 – 2500 bedeutet, wenn die 1/1000 s eingestellt werden soll. Entsprechend fotografierte der „feste“ freie Sportfotograf der zweitgrößten Bonner Tageszeitung mit dem 1,4/85 an der D300s.

Was also leistet die D7000 in der Pro-A-Liga-Schulsport-Halle? Um es vorwegzunehmen: Wenn es um höchste Empfindlichkeiten unter derartig fiesem Neonlicht geht, sind und bleiben die Kleinbild-Vollformat-Kameras D700, die Profi-Variante D3(s), wie auch die Canon EOS 5D trotz weniger Megapixeln (12) bei hohen ISO-Werten das Maß der Dinge. Finde jedenfalls ich, wenn ich Aufnahmen mit ISO 5000 bis 10.000 vom Kleinbildsensor (12 Megapixel, D700) mit den Ergebnissen des 16-Megapixel-DX-Sensors der D7000 vergleiche.
 

Foto: Ralf Jannke

Ausschnitt aus einer Aufnahme aus der Schulturnsporthalle (ISO 6400). Bis auf die automatische Tonwertkorrektur unbearbeitet (siehe auch die Anmerkung unten).
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Foto: Ralf Jannke

ISO-8000-Foto in voller Auflösung
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Foto: Ralf Jannke

Und hier – vor nichts zurückschreckend – ein Ausschnitt aus einem ISO-10000-Foto
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Besser sieht das Ganze in der sehr gut beleuchteten Bonner Halle aus:
 

Foto: Ralf Jannke

 
In der Tat.
 

Foto: Ralf Jannke

Ausschnitt aus einer Aufnahme mit ISO 5000. Die ISO 5000 wurden hier nicht als reiner Selbstzweck gewählt, sondern um mit dem per Konverter TC-17 verlängerten 2,8/70-200 VR (ergibt 4,8/119-340 mm) die 1/1000 s zu ermöglichen
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Foto: Ralf Jannke

Ausschnitt aus einer Aufnahme mit ISO 2000
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Fazit

Mit 16 Megapixeln dürfte Nikon auf dem kleinen Sensor die Grenze erreicht haben – zumindest im hohen Empfindlichkeitsbereich des Sensors. Was die erwartete Nachfolgerin der D300s angeht, sollte Nikon allerdings noch mal nachbessern. Waren die High-ISO-Fähigkeiten beim Wechsel von den D2xx Modellen zur D300/3/700 für Nikon eine Sensation, tritt zumindest bei der D7000 eine gewisse Ernüchterung ein. Oder anders gesagt: Die Physik ist nicht zu überlisten!

Dennoch halte ich die D7000 keinesfalls für einen Rückschritt (*), sondern für eine gelungene Kamera. Eins ist die D7000 sicher nicht – eine Einsteigerkamera! Bis auf die Bildfrequenz ist die D7000 der D300 in allen Bereichen überlegen. Ich habe den Wechsel von der D300 zur D7000 jedenfalls keine Sekunde bereut.

(Ralf Jannke)
 
 
(*) Mit diesem Prädikat versah Colorfoto Nikons Neue in seiner Dezemberausgabe.

Anmerkung: Die Fotos aus der D7000 wurden im JPEG-Format in höchster Qualität („Optimale Bildqualität“ statt „Einheitliche Dateigröße“) gespeichert. Die Bildoptimierung: Picture Control (konfigurieren) blieb auf SD (Standard), Schärfe 3 von 9 ohne sonstige Änderungen, die Rauschreduzierung bei ISO+ stand auf „Low“ (schwach) bzw. war ganz deaktiviert. AF-Auswahlfelderreduzierung von 39 auf 11 Felder (bei D300/700 51 auf 11). AF-Einstellung „C”, zentraler Sensor plus 9 Nachbarn, Schärfenachführung mit Lock-On auf Stufe 3 (Normal). Objektiv war das voll geöffnete 2,8/70-200 VR (1. Version). Die Original-Ausschnitte (Klick aufs Bild!) wurden in Photoshop beschnitten und mit JPEG-Qualität 8 gespeichert.
 
Produktfoto Nikon; Beispielfotos Ralf Jannke