Der Thüringer Konzern Jenoptik AG konnte seine Finanzierungsstruktur dank einer Bund-Länder-Bürgschaft erfolgreich umgestalten. Bereits eingeleitete Maßnahmen zur Kostensenkung, einschließlich weiterer Standortschließungen, sollen fortgesetzt und ausgeweitet werden:

Das TecDax-notierte Unternehmen Jenoptik hat seine Finanzierung neu strukturiert und nach eigenen Angaben ein neues Kreditpaket über knapp 90 Mio. € mittel-/langfristig geschnürt. Hierzu hat der Bund gemeinsam mit den Bundesländern Thüringen und Nordrhein-Westfalen eine Bürgschaft in Höhe von 44 Mio. € aus dem Deutschlandfonds für einen Teil des Finanzierungspakets zur Verfügung gestellt.

Jenoptik verweist darauf, dass nun langfristige Kredite in Höhe von insgesamt 110 Mio. € bestehen und der kurzfristige Darlehensanteil auf rund 20 % oder 35 Mio. € gefallen ist. Damit hat der Konzern die angepeilte Reduzierung der kurzfristigen Kredite von einem Zweidrittel-Anteil erreicht, wie im Geschäftsbericht für das erste Halbjahr 2009 angekündigt. Das geschnürte Finanzierungspaket hat bis 2012/2014 Bestand. Die Umstellung auf eine langfristige Finanzierung verschafft dem Konzern auch im Hinblick auf das operative Geschäft Luft. Denn gerade Aufträge im Wehrbereich und Luft- und Raumfahrt sind meistens langfristige Projekte, bei denen nicht sofort Geld in Richtung des ausführenden Unternehmens fließt. Insbesondere in der Wirtschaftskrise haben sich immer wieder Unternehmen über die schlechte Zahlungsmoral der öffentlichen Hand beklagt.

Der Konzern betont, dass eventuelle Liquiditätsschwankungen über ungenutzte Kreditlinien in Höhe von 50 Mio. € ausgeglichen werden können. Bleibt für Jenoptik zu hoffen, dass diese auch weiterhin ungenutzt bleiben. Das Unternehmen konnte im letzten Halbjahresergebnis eine leicht gesunkene Nettoverschuldung melden.

Die Wirtschaftskrise hat Jenoptik stark getroffen. Bislang wird das Geschäftsergebnis für 2009 durch die Aufgabe des Kamerageschäfts mit der Hy6 belastet. Für das Geschäftsjahr 2008 wurde noch ein Betriebsergebnis in Höhe von 37 Mio. € erzielt. Der Konzern sieht aber eine leichte Geschäftsbelebung in der Halbleiterindustrie und erwartet verbesserte Geschäftsergebnisse im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich für das nächste Geschäftsjahr. Es wird aber nicht damit gerechnet, dass das Vorjahresniveau erreicht werden kann.

Daher sieht der Konzern die Notwendigkeit, die bereits eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung, einschließlich weiterer Standortschließungen, fortzusetzen. Die Stammbelegschaft soll auf knapp über 3.000 Mitarbeiter (per Ende 2008 waren es 3.400) reduziert werden, betriebsbedingte Kündigungen sind nicht ausgeschlossen. Eine Standortbereinigung in der Sparte Industrielle Messtechnik bereitet der Konzern nach eigenen Angaben vor. Die Entwicklung und teilweise die Produktion sollen in Deutschland konzentriert werden. Die Sparte Industrielle Messtechnik (Hommel) ist an den Standorten Ratingen und Villingen-Schwenningen, sowie weltweit in den USA, Indien, China, Frankreich, Schweiz, Spanien und Tschechien vertreten.

Der Optoelektronik-Konzern Jenoptik ging aus dem Kombinat VEB Carl Zeiss Jena hervor und ist mit seinen jeweiligen Tochterunternehmen und Beteiligungen in 5 Sparten tätig: Laser + Materialbearbeitung, optische Systeme (u.a. war da mal Sinar), Industrielle Messtechnik, Verkehrssicherheit, Verteidigung + Zivile Systeme. Zum Kundenkreis gehören die Halbleiterindustrie, die Automobilindustrie, die Medizintechnik, die Luft- und Raumfahrt und der Wehrbereich.
 
 
Siehe auch:
Die wechselvolle Geschichte der Marke Jenoptik
Jenoptik: Ausstieg bei Mittelformatkameras belastet Halbjahresergebnis

(agün)