Zum aktuellen Stand bei Franke & Heidecke (wir erinnern uns: die Firma hat Ende Februar 2009 Insolvenz angemeldet) ist kaum etwas zu erfahren. Produziert wird derzeit offensichtlich nicht:
Leider sind zur Zeit außer den Veröffentlichungen des Amtsgerichts praktisch keine Informationen zu Franke & Heidecke aus Braunschweig zu erhalten, die Ende Februar 2009 Insolvenz angemeldet haben. Das Unternehmen hat mit Niels Nodorp inzwischen einen Notgeschäftsführer und steht unter der Verwaltung des Insolvenzverwalters Christoph Kirchberg aus der Braunschweiger Kanzlei Jakob, Kirchberg, Henschel. Vom Insolvenzverwalter war weder telefonisch noch per E-Mail eine Auskunft über den Stand der Dinge zu erhalten.
Nach unseren Informationen wird bei F&H in der Salzdahlumer Straße 196 derzeit nicht mehr produziert, die Arbeiter sind in „Kurzarbeit Null“ (= Kompletteinstellung der Arbeit) geschickt worden. Nach Informationen aus dem Handel wird auch keine Ware ausgeliefert.
Laut GIS – Gläubiger Informationssystem endet die Anmeldefrist für Insolvenzforderungen am 01.07.2009 und der Berichts- und Prüfungstermin ist auf den 29.07.2009 12:00 Uhr festgelegt.
(CJ)
Was mit der Abschaffung der Endkontrolle in Singapur unter
einem Doktor Peesel begann, war der lange Marsch von Rollei über Franke & Heidecke vom Leben zum jetzt wohl endgültigen Aus, das aber vorhersehbar war. Wer noch schnell in die neue digitale Welt des Unternehmens investierte, investierte in des toten Mann’s Kiste. Jetzt sind noch nicht einmal mehr Mitarbeiter (zum Beispiel im Service) vor Ort. Produziert wird nichts mehr, weil nichts mehr produziert werden kann. Damit wird wohl auch Leaf und Sinar auf die von Rollei/Franke & Heidecke produzierte digitale Mittelformat verzichten müssen, wobei Leaf sowieso hier keine Rolle spielt. Und die Insolvenzverwalter braucht man zu Stellungnahmen nicht mehr an zu gehen: Es gibt – auch keinen noch so Dummen mehr – der in dieses Unternehmen auch nur einen Cent investiert.
Dazu kommt, dass schon zum Herbst kaum mehr einer in der Lage oder willens sein wird, das völlig überteuerte digitale Mittelfofrmat zu zahlen. RIP
Bei Sinar muss man – laut Sinar Deutschlandshop –
dreissig Tage auf eine Sinar Hy6 warten, bis diese aus Leichenteilen a la Frankenstein zusammen gesetzt ist. Dann soll das Teil 3.278 Euronen zuzüglich MWST zuzüglich Versand kosten. Alles miteinander (2,8/80 mm, e75R-Rückteil) dann schlappe 14.900,00 Euronen zuzüglich MWST zuzüglich Versand. Wer ist denn noch so blöd und investiert solch einen Haufen Geld in eine bereits mausetote Kamera?
Traurig
Mancher spottet selbst jetzt noch ob der Nachrichten aus der Rollei-Stadt Braunschweig, mir bleibt der Spott im Halse stecken. Es ist einfach nur traurig, daß mit F&H ein Unternehmen vor dem offensichtlichen Aus steht, das Kamera-Geschichte geschrieben hat. Manch bahnbrechende Entwicklung der Foto-Technik kam aus Braunschweig, selbst als Billiglohn-Produzenten bereits Marktführer waren.
Da jetzt mancher Arbeitsplatz hochspezialisierter Mitarbeiter der Traditionsfirma abgewickelt zu werden scheint (wenn nicht gar alle!), kommen mir Schmähreden auf z.B. Geschäftsführungsfehler der Vergangenheit bei Rollei und altkluge Mitteilungen selbsternannter Weisen zum F&H-Produktportfolio deplaziert vor.
Gesendet wird ein Bericht über einen Hamburger Eisenwarenladen,
der von ‘Leichenfledderern’ abgewickelt wird. Da kommen Nachbarn in den Laden und lamentieren, wie schade es doch sei, dass gerade dieser Eisenwarenladen abgewickelt wird. Da platzt dem Eigentümer des Ladens der Kragen und er teilt vor laufender Kamera mit, dass eben diese ‘Beileidsheuchler’ in den letzten zwanzig Jahren aber auch nicht eine einzige Schraube gekauft hätten.
Die ständig auftretende Beileidsheuchler stellen sich fast unisono als Weicheier, Heulsusen und Drückeberger da, die in ihrem Leben immer dann nicht zur Stelle sind, wenn sie selbst mal Hand anlegen oder wenigstens ihren Mund öffnen sollten.
Genau die sind es eben auch, die nicht bei Karstadt einkaufen oder einen Opel erwerben. Und es werden die sein, die nicht im Traum daran denken, sich später einen GAZ Opel Magna Spunik 3008 an zu schaffen.
Wenn man schon das Geschrei der Lohnabhängigen hört, man müsse jetzt aber gerettet werden, man müsse den maroden Laden doch mit allen Mitarbeitern bei vollem Lohne – selbstverständlich – weiter durch schleppen, wenn möglich sogar noch auf Kosten der Steuerzahler, dann ist die Decke erreicht.
In Zukunft soll sich mal der Lohn, das Gehalt danach richten, was der Laden monatlich abwirft an Gewinn. Dann hat auch plötzlich jeder Interesse daran, weil genug Feuer unterm Arsch, dass die Kiste nicht im Dreck landet.
Opel, Karstadt und Rollei/Franke + Heidecke werden kaum vermisst werden; sie sind bereits Geschichte. Daran wird auch Ihr kümmerliches Gejammer nichts ändern. Wenn Ihr Euere Augen schon nicht gebraucht, um zu sehen, werdet Ihr sie dringend benötigen, um zu weinen.
Wartet mal ab, was im Herbst/Winter hier los ist, besonders, wenn Ihr Euch unter einem Kanzler Steinmeier den Arsch abfriert.
Häme ist unangebracht!
Schade um Rollei/Franke&Heidecke! Über Jahrzehnte tolle Produkte, Innovationen, gutes Design, guter Markenbotschafter für Deutschland. Geräte die nicht nur Geschichte schrieben, sondern auch zeitlos blieben und noch heute fesseln und tolle Bilder machen, wie die Zweiäugigen, die Rollei 35, die SL 66 Reihe. Auch meine SLX Mod. II hat über Jahre keine Probleme gemacht. Die aktuellen Projektoren sind gut. Wer von den Meckerern hat diese Geräte wirklich besessen und eignet heute Produkte von anderen Herstellern, die immer alles richtig gemacht haben und niiiie defekt sind? Blödsinn!
Digitales Mittelformat hat seine Berechtigung im Qualitätsvorsprung, wie früher Großformat und dem Wunsch der Menschen, nicht alle gleich zu sein. Warum braucht die Welt sonst Nikon, wenn es doch Canon gibt und umgekehrt?
Hoffe, es gibt eine Zukunft für Rollei/Franke&Heidecke
DANKE Rollei für wunderbare Geräte und viele schöne Jahre damit!!!
Stefan Irmler
Ayaaah!
Ayaaah! Ich frage mich jetzt, wie das Angebot von Spuersinn (http://shop.spuer-sinn.net/products/en//rolleiflex-gold-edition-collector-edition.html) realisiert werden soll. Die bieten doch tatsächlich noch F&H Kameras an (die zweiäugigen Rolleis), inclusive Garantie. Angeblich werden die Kameras einzeln gefertigt.
Wie passt das mit dieser Meldung zusammen, dass bei Rollei (ich kann mich an F&H nicht gewöhnen!) niemand mehr arbeitet?
Kurzarbeit!
[quote=Gast]Wie passt das mit dieser Meldung zusammen, dass bei Rollei (ich kann mich an F&H nicht gewöhnen!) niemand mehr arbeitet?[/quote]
Noch arbeiten ja wohl alle – allerdings 0 Stunden / Monat. Und Kameras kann man vorproduzieren. Oder die Kurzarbeit kürzen, will heißen, die Arbeiter an den Arbeitsplatz holen.
der besucher
Dreitausendvierhundertsechsundzwanzigste Pleite von Rollei / F+H
Zu F+H bleibt festzuhalten, dass die dort beschäftigten Leute schon über ein Jahrzehnt wissen, dass der Laden mehr als abgewirtschaftet hat und selbst am meisten überrascht sind, dass der Laden die Jahrhundertwende überstanden hat. Denn die letzten guten Produkte sind Relikte aus der Vergangenheit, denn schon lange, lange ist m.E. alles Neuentwickelte nur ein Bruchteil des verlangten Preises Wert, da über und über mit Mängeln behaftet und alles andere als zuverlässig. So traurig es ist: Die eine Hälfte des Betrages, die ein Amateur oder Profi bereit ist auszugeben, könnte er „Ärzte ohne Grenzen“, der Äthiopienhilfe oder einem sonstigen Karitativen Zweck zukommen lassen und die andere Hälfte in japanische Produkte investieren. Er hat dann bessere, zuverlässigere Produkte und gleichzeitig etwas Gutes getan ohne mehr Geld ausgegeben zu haben, als dies für ein Rolleiprodukt nötig wäre! Mehr Gutes, als wenn er sein Geld dem maroden F+H Laden hinterher wirft. Denn dort wurde offenbar das Geld, wie bereits bei den verschiedenen Vorgängerfirmen, als der Laden noch Rollei im Namen führte, so ungeniert wie sinnlos für Fehleinschätzungen und Annehmlichkeiten des Managements ausgegeben. Natürlich gibt es Ähnliches in vielen anderen Firmen und das in Hülle und Fülle. Bei Rollei fallen aber seit langem First-Class-Flüge, Luxushotels u.ä. häufig und üppig aus – während die Mitarbeiter in Braunschweig Existenzängste plagen. Eine weitere Bequemmlichkeit, die sich das Management offensichtlich gönnte, war völliges Desinteresse an der Firma. Schaut man deren gebaren an, kann man nur zu dem Ergebnis kommen, dass für € 10,- mehr in der eigenen Tasche schon mal das Hundertfache an Firmengeld verjuxt wurde, und so verhielt sich auch die nächste Ebene der Führungsschicht. Hier konnte jeder treiben, was er wollte, ohne Kontrolle, ohne je zur Rechenschaft gezogen zu werden. Entsprechend lief die Geschäftsentwicklung….
Die hausgemachten Produkte sind seit langem nicht konkurrenzfähig, im Bereich der Zugekauften Produkte sah es doch so aus: Die in China, Japen usw. hergestellte Ware wurde von verschiedenen Firmen importiert und entsprechend unter drei, vier verschiedenen Namen vertrieben, einer dieser Importeure war Rollei. Für ein baugleiches Produkt sollte der Verbraucher zwischen 20 und 80 Prozent mehr zahlen, nur weil Rollei das Rolleischildchen auf den Plastikbomber kleben ließ. Das war nicht vermittelbar. Dazu kam ein grottenschlechter Vertrieb, der dem Management in Sachen eigener Vorteilsnahme vor allem in Einem nichts nachstand: Bloß nicht selbst ernsthaft arbeiten und die Karre mit aus dem Dreck ziehen. Zusehen, dass man selbst ein angenehmes, bequemes Leben hat und der Gehaltsscheck eingeht. Ende des Interesses an Rollei. Dazu, und klingt es hier wie ein hämischer Nachruf, so ist es doch leider die Realität gewesen: Von einem hatte der Vertrieb viel, und das war keine Ahnung!
So kam es, dass man auf die Pleite (die wievielte?) nur warten musste. Der darauf folgende F+H Versuch, unter dem Namen Rollei den Body für ein digitales Mittelformatsystem anzubieten, zeugte von unendlicher Ahnungslosigkeit den Fotomarkt und die wirtschaftliche Lage der wichtigsten Absatzmärkte betreffend:
Der Preis? Horrend!!!!!
Der Mitbewerb? Tausendfach besser aufgestellt!!!!
Kapitaldecke bei F+H? Dünn wie Seidenpapier!
Qualität des Bodys? Ausfallquote jenseits von Gut + Böse!
Investitionsbereitschaft beim Profiklientel? Wie bei jeder sterbenden Branche!
Kundennutzen eine digitalen Mittelformatsystems? So gering, dass nur ein komplett schräg Denkender bereit sein könnte eine hohe fünfstellige Summe dafür aufzubringen!
So war F+H ein tot geborener, unnötiger Nachfolger von Rollei.
Meine Sorge gilt einzig und allein der Handvoll Leute, die trotz dauernder Pleiten und trüber Zukunftsaussichten einen guten Job in Braunschweig machten. Die Techniker, die Reparaturen rasch und gewissenhaft abarbeiteten. Die Produktionsmitarbeiter, die einen guten Job machten, einfach weil sie es anständig und normal finden, einen guten Job zu machen.
Quasi die Leute, die in allen Firmen das Rückgrat bilden und ihre Unternehmen stabil halten. Die gibt es immer weniger. Warum?
Zum Einen: Man wird älter und bequemer. Man sieht es auch nicht mehr ein, engagiert zu arbeiten, wenn die Managementebene abhebt und den gemeinsam erarbeiteten Firmengewinn verschleudert. Je nach Firma und Firmengröße für
a) zu hohe Dividenden
b) Supergehälter für das Management
c) Unglaubliche Prämienzahlungen für Selbiges, egal wie miserabel sie gearbeitet haben
d) Luxus”dienst”reisen, idiotisch teure Firmenfahrzeuge, Bankette im Luxus (=Verbandstreffen, „Schulungs-und Informations“veranstaltungen)
Gleichzeitig müssen die Leute zusehen, wie Vetternwirtschaft und Korruption sich immer grassierender ausbreiten. Selbst noch der unbegabteste Managersprössling kommt mit tausendfach höherer Wahrscheinlichkeit in eine gut bezahlte Führungsposition als der Nachwuchs eines Produktionsmitarbeiters, der wiederum bei galoppierenden Energie- und Ausbildungskosten sowie unerträglicher Steuern- und Abgabenlast kaum mehr weiß, wie er eine angemessene Ausbildung seiner Kinder finanzieren soll. (Stichworte MWSterhöhung; Heiz- und Kraftstoffkosten; ALG II; Arztbehandlung, Medikamente und Schulbildung nur gegen Zuzahlung usw. usf.)
In dieser Lage nun Rolleimitarbeiter zu sein stelle ich mir ganz schön heftig vor, kommt doch zu all dem noch eine ständige Existenzangst hinzu, denn Pleite nach Pleite verbreiten die Angst, dass es irgendwann die letzte Pleite sein könnte. Es geschah das, was immer geschieht, wenn jemand nur und immer wieder auf die Fresse kriegt: Er verliert die Lust daran! Die Lust, fürs auf die Fresse kriegen auch noch gute Arbeit abzuliefern. Wofür denn? Etwa dafür, dass die Oberen den erarbeiteten Wert schneller wieder verballern als ihn der Produktionsmitarbeiter durch Engagement wieder schaffen könnte? Etwa dafür, dass der Managernachwuchs nicht durch Qualität seiner Leistungen auf den Posten rutscht, sondern durch Protektion, und entsprechend Führungsunfähig von Fehleinschätzung zu Fehleinschätzung stolpert?
Diese innerlich gekündigten gesellen sich zu denen, die immer und in jedem Fall sowieso nicht gut arbeiten würden. Und die Produkte, die sie herstellen, sind eben genauso mies wie sie selbst (drauf).
Und so erklären sich die völlig verschiedenen Urteile über die Servicequalität von Rollei: Ich habe den Service grottenschlecht erlebt, anderen loben ihn. Tja, da kommt es wohl einfach darauf an, an welcher der beschriebenen Gruppen von Mitarbeitern der Kunde gerät…….
Mittelformat von Franke und Heidecke
[quote=Gast] Der darauf folgende F+H Versuch, unter dem Namen Rollei den Body für ein digitales Mittelformatsystem anzubieten, zeugte von unendlicher Ahnungslosigkeit den Fotomarkt und die wirtschaftliche Lage der wichtigsten Absatzmärkte betreffend[/quote]
Warum soll der Versuch von Franke und Heidecke, ein modulares MF System anzubieten, an “Ahnungslosigkeit der wirtschaftlichen Lage der Absatzmärkkte betreffend” gescheitert sein?
Die Hy6 Entwicklung war doch kein Rollei Alleingang, da waren doch Sinar, Jenoptik, Leaf (und weiß der Teufel wer noch) mehr oder weniger mit im Spiel. Und als die Hy6 Entwicklung anlief, redete doch noch niemand von Krise, sondern die Fotobranche meldete Steigerungen über Steigerungen im Absatz.