Flaggschiffe im VergleichWas kann eine Canon EOS-1Ds Mark III besser als eine Nikon D3x oder eine Sony alpha 900 – und umgekehrt? Von diesen drei Kameras der obersten Leistungsklasse ist die D3x mit einem augenblicklichen Gehäusepreis von knapp 7000 Euro die teuerste. Ist also die D3x auch die Beste unter Dreien? Oder ist die α900 vielleicht genauso gut, und das zu etwa 40 % des Preises? Und wie schlägt sich Canon bei all dem? Fragen über Fragen – wir haben gründlich getestet und wollen Antworten geben; so ganz nebenbei auch zu analogen Film-Fähigkeiten:

Einschub (14.4.2009): Dank eines Hinweises von Stephan Kölliker, der für uns die Sony α900 einzel-getestet hatte, sind wir den guten Nikkor-Werten nochmal auf den Grund gegangen und es hat sich gezeigt, dass die so guten Werte des Nikkor-Zooms 2,8/24-70 mm geschönt sind, was die Farbquerfehler angeht, weil Nikon (seit der D3) diesen Fehler in Capture NX2 automatisch korrigiert: Auch das Nikkor 2,8/24-70 mm hat einen gut sichtbaren Farbquerfehler. Nur wird der automatisch in der Konversionssoftware bei einer Abspeicherung als JPEG oder TIFF weggerechnet (das macht die Software wirklich gut). Da dieser Punkt in den Tiefen der Softwaremenüs verborgen ist, und sich, auch wenn man ihn deaktiviert, für die nächste und alle folgenden Konvertierungen wieder automatisch einschaltet, ist uns dieser Fehler im Testablauf entgangen. Hinzu kommt, dass unserem Tester Georg Nyman in seinen Gesprächen mit Nikon Professional, in denen just auch die unterschiedlichen Ergebnisse beim Farbquerfehler ausführliches Thema waren, kein Hinweis auf die automatische Korrektur gegeben wurde. Sinngemäß hieß es: „Unsere Objektive sind eben so gut auskorrigiert“. Zur (automatischen) Software-Korrektur wurde nichts gesagt noch angedeutet.

Wir haben die entsprechenden Teile jetzt nach-getestet und aktualisiert und auch das Fazit (das das Nikkor zunächst und zu Unrecht über den grüne Klee lobte) fällt jetzt ein wenig anders aus.[Einschub Ende]
 

Vorbemerkung

Wir werden hier gleich drei digitale Spiegelreflexkameras vergleichen. Um möglichen Einwänden zu begegnen: Ja, es gibt preiswertere Modelle von Canon und Nikon, und es mag unfair erscheinen, mit der α900 eine 2500-Euro-Kamera gegen zwei 7000-Euro-Boliden antreten zu lassen. Doch die Auswahl war ganz einfach: Die jeweiligen Spitzenmodelle der Kleinbild-Vollformater sollten gegeneinander antreten. Oder anders herum: Was kann Sony dafür, dass deren Flaggschiff so preiswert ist? Andererseits stecken Canon und Nikon augenscheinlich viel mehr Entwicklungs- und Produktionsgeld in ihre Flaggschiffe – ist es also Sony gegenüber unfair, die preiswerte alpha 900 gegen mehr als doppelt so teure Kameras antreten zu lassen? Man kann es wenden, wie man will: Fakt bleibt, dass alle drei Hersteller die hier zum Test versammelten Modelle als ihr Flaggschiff begreifen, und dass, und das vor allem, zumindest auf dem Papier die wichtigsten Technischen Daten sehr ähnlich sind:
 

  Canon EOS-1Ds Mk III Nikon D3x Sony α900
Sensor CMOS 24×36 mm CMOS, 24×35,9 mm
Megapixel effektiv 21,1 24,5 24,61
AF-Messfelder 45 Messfelder (19 Kreuzsensoren, 26 Liniensensoren), davon die 19 Kreuzsensoren einzeln anwählbar 51 Messfelder (15 Kreuzsensoren, 36 Liniensensoren), alle Sensoren einzeln anwählbar 19 Messfelder (1 zentraler Doppelkreuzsensor, 18 Liniensensoren), davon 9 Sensoren einzeln anwählbar
Verschlusszeiten 1/8.000 s – 30 s, B
Lebensdauer der Verschlusseinheit 300.000 Auslösungen k.A.
Belichtungsmessung TTL-Offenblendmessung mit 63 Messsektoren TTL-Offenblendenmessung mittels 1.005-Pixel-RGB-Sensor TTL-Offenblendmessung mit 40 Messsektoren
Serienbilder / Serie 5 B/s/ max. 12 RAW in Folge 5 B/s / k.A. 5 B/s / max. 12 RAW in Folge
Sucherbildfeld 100 %
Sucherbildvergrößerung 0,76fach (mit 50-mm-Objektiv bei unendlich) ca. 0,7-fach (mit 50-mm-Objektiv bei unendlich) 0,74fach (mit 50-mm-Objektiv bei unendlich)
Monitor 3,0-Zoll TFT, 230.400 Bildpunkte 3,0-Zoll TFT, 921.600 Bildpunkte
Bildstabilisator in einigen Objektiven im Gehäuse
Gehäuse Magnesiumlegierung, abgedichtet Magnesiumlegierung, abgedichtet Magnesiumlegierung, Aluminiumchassis, abgedichtet
Straßenpreis ca. 6500 Euro 6800 Euro 2500 Euro (ca. 2800 Euro mit Handgriff VG-C90AM)

 
Ausführlichere Daten hier:
Canon EOS-1Ds Mk III
Nikon D3x
Sony α900

Und hier die Modelle im Einzeltest:
Canon EOS-1Ds Mk III
Nikon D3x
Sony α900

Nun aber zum Vergleichstest Canon EOS-1Ds Mk III kontra Nikon D3x kontra Sony α900:

Foto der D3x von Nikon

Pixelolympiade im Kleinbild

Diese drei Kameras zu vergleichen ist eine ziemlich interessante Herausforderung. Wie immer ich bin nicht an der Schnelligkeit von Kameras interessiert, es ist für mich auch sehr uninteressant, ob eine Kamera „filmen“ kann oder nicht – ich verwende eine digitale Spiegelreflexkamera als Fotoapparat im klassischen Sinn. Was für mich bedeutet: alle Aufnahmen mit Stativ, mit Ruhe und ohne Hetze, bei digitalem Sensor alle Aufnahmen im RAW-Format, mit einer möglichst neutralen Farboptimierung und in Adobe RGB (wegen des größeren Farbraums), nicht in sRGB. Die Empfindlichkeit meist ISO 100, die Belichtung fast immer manuell oder mit Zeitautomatik.

Ich habe mich in meinen Vergleichen auf folgende Gebiete konzentriert: die Bedienung und die Handhabung, die Auflösung von Details, die Kontrastwiedergabe, das Rauschen bei unterschiedlichen Empfindlichkeitseinstellungen, die Farbwiedergabe, den Belichtungsspielraum und den Gesamteindruck einer Aufnahme. Letzterer ist besonders interessant für mich gewesen, weil ich für alle drei Kameras das vergleichbare Objektiv hatte – jeweils ein Zoom 2,8/24-70 mm, das bei allen drei Herstellern zur Spitzenklasse zählt.

Für diejenigen Leser, die gleich ein Zwischenergebnis lesen möchten – hier ein wenig von dem, was ich hoffe, dann mit Bildern und Testergebnissen auch zeigen zu können: die positive Überraschung für mich war Sonys α900 (solange man bei niedrigen Empfindlichkeiten bleibt). Das 2,8/24-70 mm von Zeiss ist ein sehr schönes Objektiv, die Kamera selbst hat einige attraktive Eigenschaften, von denen mich vor allem die Dynamikbereich-Optimierung (DRO-Einstellungen) ziemlich beeindruckt hat. Etwas enttäuschend, nach wie vor, sind die optischen Qualitäten bei Canon – beim 2,8/24-70 mm L so viele Farbquerfehler in den Randbereichen, das ist einfach nicht akzeptabel, meine ich. Und Nikon? Nun, die Optik ist sehr gut, aber auch nicht perfekt – doch was ist schon perfekt? Bei der D3x hat mich das Rauschverhalten bei höchsten Empfindlichkeiten etwas enttäuscht.

Testumgebung:
Canon EOS-1Ds Mk III mit Firmware 1.06; EF 2,8/24-70 mm L USM (ca. 1200 Euro)
Sony α900 mit Firmware 1.00; Carl Zeiss Vario-Sonnar T* 2,8/24-70 mm ZA SSM (ca. 1700 Euro)
Nikon D3x mit Firmware 1.0; AF-S Zoom-Nikkor 2,8/24-70 mm G ED (ca. 1500 Euro)

Foto der α900 von Sony

Bedienung und Handhabung

Die Bedienung ist sicher Ansichtssache – es gibt ebenso überzeugte Canonier wie Nikonians und Sonyianer – doch mit allen drei Kameras konnte ich nach kürzester Zeit gut arbeiten. Mir erschien die Canon etwas klobig und nicht so sicher im Griff wie die Nikon, und die Sony war ein Leichtgewicht im Vergleich (sie ist ohne den abnehmbaren Hochformathandgriff etwa 500 Gramm leichter als die beiden anderen Kameras). Mit vergleichbaren Objektiven bestückt, brachten die Nikon und die Canon etwa 2500 Gramm auf die Waage und die Sony 2000 Gramm – nicht gerade wenig, aber wer professionell arbeitet, für den sollte das kein Problem sein. Einfach alles im großen Foto-Rucksack verstauen, das erspart schmerzende Achseln und Kreuzweh.

Die Displays aller drei Kameras sind groß, informativ und gut überschaubar.

Die Sony α900 ist sehr intuitiv in der Bedienung, ist auf wenig erfahrene Personen ausgerichtet. Man kann da fast nichts falsch machen und zu wirklich guten Aufnahmen kommen. Dafür ist das Menü etwas mager und wirkt auf mich nicht sehr professionell – einige der von Canon und Nikon gewohnten Einstellungen sind nicht in der Kamera zu finden, die findet man erst nachträglich im Menü der RAW-Konverter-Software . Das finde ich schade, denn die Kamera kann einiges, und was sie kann, das kann sie gut.

Die Nikon-Menüführung kenne ich ziemlich auswendig, sie ist konsequent und logisch, etwas anspruchsvoller im Vergleich zur Sony – man kann fast alles und jedes einstellen, und das in weiten Bereichen.

Foto der EOS-1Ds Mark III mit 1,4/50 von Canon

Canons Menüführung ist komplett anders konzipiert, aber ich konnte mich nach einiger Zeit auch darin zurechtfinden. Meine anfänglichen Vorurteile wurden bald abgebaut, ich fand, wonach ich suchte. Sie ist gut, wirklich gut, die Canon-Bedienerführung.

RAW-Konverter

Alle drei Anbieter offerieren eine mehr oder weniger umfangreiche Software für die Bearbeitung der RAW-Dateien, man kann praktisch alles ändern und anpassen, wobei die Software von Sony eine sehr einfache Oberfläche hat und viele Funktionen in Unterpunkten verbirgt. Man kommt damit einfach und schnell zu guten Ergebnissen. Ausgefeilte Ergebnisse sind auch möglich, aber das bedingt ein wenig Suche nach den Funktionen.

Was mich aber so gar nicht gefreut hat, war die Tatsache, dass die RAW-Dateien der Nikon D3x nicht mit Photoshop CS3 geöffnet werden können – der dazu gehörende RAW-Konverter von Adobe (5.x) funktioniert nur mit Photoshop CS4. Man muss die Daten in Nikon Capture NX2 konvertieren und kann sie erst dann in PS3 importieren. Sowohl die Rohdaten der EOS-1Ds Mk III als auch die der α900 können ohne Probleme direkt in PS3 importiert werden – ein Vorteil, da ich nicht vorhabe, wieder einige Hundert Euro für den Upgrade auf Photoshop 4 auszugeben.

Software: Canon Digital Photo Professional ver 3.5.2.0; Nikon Capture NX2 ver 2.1.1; Sony Image Data Converter ver 3.0.00.06230 und Image Data Lightbox ver 2.0.00.06230

Der Sucher

Die drei Kameras haben alle einen Suchereinblick mit „etwa 100 %“ zu bieten, was für die Bildkomposition meiner Meinung nach ein echter Vorteil gegenüber den einfacher konzipierten (billigeren) 95-%-Suchereinblicken ist. Wenn man den Bildblickwinkel vergleicht (der Winkel unter dem im Sucher das Bild für den Betrachter erscheint), so ist Canon eindeutig vorne – der Sucher weist den besten Blickwinkel auf, er ist groß und das Bild ist sehr deutlich. Sony und Nikon sind fein und gut, aber Canon ist etwas besser.

Was mich bei der Canon aber sehr gestört hat, ist die Tatsache, dass der Suchereinblick und das aktuell aufgenommene Bild nicht ganz übereinstimmen – die Aufnahme ist gegenüber dem Sucher leicht schräg gelegen – sehr wenig, etwa ein halbes Winkelgrad, aber mich stört es. Wenn ich ein Objekt präzise im Sucher ausrichte, dann will ich das Bild auch genau so präzise aufnehmen können. Bei Nikon und der Sony ist die Ausrichtung bis auf etwa 0,1 Winkelgrad in Ordnung, mehr kann man kaum verlangen.

Der Sensor

Sony und Nikon sollen den gleichen Sensor eingebaut haben, Canon hat einen Sensor, der etwas weniger Pixel hat. Das klingt erstmal wie ein Nachteil, wenn man sich aber die Mathematik ansieht, so ist es ziemlich egal, ob der Sensor nun 21 oder 24 Megapixel hat – der Unterschied in der theoretischen Auflösung ist minimal und praktisch von keinerlei Interesse. Es ist ja, wie ich bereits im Bericht zur Nikon D3x geschrieben hatte, nicht so, dass ein Sensor mit 24 Megapixeln im Vergleich zu einem Sensor mit 12 Megapixeln die doppelt so gute Auflösung hat – der Gewinn liegt etwa bei Faktor 1,4. Also ist der Unterschied zwischen 21 und 24 Megapixel sehr gering – einige Prozentpunkte, das ist alles.

Darüber hinaus kommt es nicht nur darauf an, wie viele Megapixel eine Kamera hat, sondern wie die Information aus dem Sensor herausgeholt und das Bild verarbeitet wird. Hier sind alle drei Kameras sehr gut, beeindruckend gut.

Die Bildspeicherung

Nikon hat zwei CompactFlash-Speicherplätze, eine sehr attraktive Lösung, so wie bei der D3. Die Canon hat einen CompactFlash-Platz und einen Platz für eine SD-Karte – dies wahrscheinlich aus Gründen, die nur die Insider bei Canon wirklich erklären können. Und die Sony hat auch einen CompactFlash-Platz und dann noch den obligatorischen Memorystick-Duo-Platz – der musste wohl rein, weil es eine Sony ist. Canon und Nikon können die Bilddaten entweder sequentiell auf die Karten schreiben oder auch eine der Karten fürs parallele Backup verwenden – beide Lösungen sind sinnvoll, vor allem die des Backups bei kritischen Aufnahmen, die man kaum oder gar nicht wiederholen kann. Die Schnelligkeit der Bildspeicherung habe ich nicht genauer untersucht. Ich verwende nur schnelle Karten und bei keiner der Kameras ist mir aufgefallen, dass das Speichern einer Aufnahme besonders lange braucht.

Die Auflösung von feinsten Bilddetails

Hier sollte doch eigentlich ein signifikanter Unterschied zwischen den drei Kameras vorhanden sein – aber, nein, solange man unter ISO 400 bleibt, sind die Unterschiede sehr gering, wirklich sehr gering. Wobei Sony offenbar die Rohdaten deutlich anders als Nikon verarbeitet. So scheint es, als ob eine Rauschverringerung auch bei ausgeschalteter Funktion in den Rohdaten vorhanden ist, da die entsprechenden Daten einfach zu glatt wirken – wie gebügelt. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, aber es sollte doch auch eine Möglichkeit geben, jede Art von Rauschminderung bei Bedarf abzuschalten, wenn man RAW aufnimmt. In dem visuellen Vergleich bei ISO 100 kommt daher die Sony sehr gut weg, fast besser als die Mitbewerber, die durchwegs „ehrliche“ Daten haben und verarbeiten. Die Details sind bei Nikon und Canon sehr gut sichtbar, auch feinste Strukturen, nur leidet der gesamte Detaileindruck bei Canon durch die auch beim angeblich hochkorrigierten 2,8/24-70-mm-L-Objektiv deutlich sichtbare chromatische Queraberration, die vor allem in den Bereichen außerhalb etwa 2/3 des Bildkreises störend wirkt.

Auch bei der Sony, die mit dem Zeiss 2,8/24-70 mm ausgerüstet war, kann man diese chromatische Aberration gut sehen, nur ist die Korrektur anders, die Farben kommen etwas anders und etwas schwächer als bei Canon. Nur bei Nikon gibt es das nicht, dafür ist das gesamte Bild ein Spur unschärfer, aber ohne Farbfehler – es möge der Leser selbst entscheiden, was weniger stört oder weniger unangenehm ist. Ich jedenfalls denke, etwas Nachschärfung ist einfacher als Farbränder wegzunehmen, was aber mit geeigneten Programmen (DxO) auch gut geht. Nur hätte ich mir von Canon einfach ein besseres Objektiv erwartet, es ist ja nicht gerade billig, das 2,8/24-70 mm!

Im Folgenden drei Ausschnitte aus einer Aufnahme des Schlosses von Weiten in Niederösterreich – es war ein grauer, trüber Tag, kaum Farben, keine Sonne und kein Wind. Der Ausschnitt ist in der Gesamtaufnahme durch einen Pfeil gekennzeichnet.
 

Foto Georg Nyman

 
Hier nun die Details, den RAW-Dateien der drei Kameras entnommen:
 

Foto Georg Nyman Foto Georg Nyman Foto Georg Nyman

Die Nikon D3x ergibt das relativ weichste Bild, das man aber nachschärfen kann (ich hatte die Kamera so eingestellt, dass bei einer Auswertung mit dem Imatest-Programm eine korrekte Schärfung bestätigt wurde, was im allgemeinen ein etwas weiches Bild bedeutet).
 
 
Foto Georg Nyman Foto Georg Nyman Foto Georg Nyman

Der zweite Ausschnitt stammt aus der Mitte des Bildes – hier fällt ein eventueller Farbquerfehler nicht mehr ins Gewicht und nur die Schärfe und die Auflösung sind von Bedeutung. Wiederum in der Reihenfolge Canon, Sony und Nikon.

 
Aus Interesse am direkten Vergleich mit Film habe ich noch mit dem gleichen Nikkor 2,8/24-70 mm eine Vergleichsaufnahme mit meiner „Film-“Nikon gemacht – der gleiche Ausschnitt auf Ektar 100, dem wohl feinkörnigsten Farbfilm zur Zeit, sieht so aus:
 

Foto Georg Nyman

Für einen Kleinbildfilm sicher recht beachtlich, aber mit den 24-MP-DSLR-Kameras kommt Kleinbildfilm nicht mehr mit – das bleibt wohl bis auf weiteres dem Mittelformat und Großformat vorbehalten (wie lange noch?).

 
Ein weiteres Motiv, das sich sehr gut für einen Vergleich der Abbildungsqualität eignet, ist der Innenraum der Kirche von Mariahilf in Wien. Ich verwende dieses Motiv seit langer Zeit, und es bietet eine Vielzahl von Details, die interessante Aufschlüsse nicht nur über die Abbildungsqualität, sondern auch über weitere Aspekte einer Aufnahme, geben.

Hier die Gesamtaufnahme des Innenraums mit einer Brennweite von 24 mm – perspektivisch entzerrt in Photoshop CS3:

Foto Georg Nyman

In der Mitte befindet sich das Altarbild, das diese Kirche schon im Mittelalter zur Wallfahrtskirche machte – hier die Detailausschnitte aus den 24-mm-Aufnahmen – vom RAW-Format direkt konvertiert und ausgeschnitten:
 

Foto Georg Nyman

Von links: Canon EOS-1Ds Mk III – Sony α900 – Nikon D3x


Auf den ersten Blick erscheint die α900 eindeutig als die Kamera, die die schärfsten Bilder macht und die beste Detailwiedergabe hat (alle Aufnahmen bei ISO 100 und Blende 5,6). Wenn man die Ausschnitte von Canon und Nikon etwas nachschärft – vorsichtig und wenig und in den Originalkonversionsprogrammen – dann sieht der Vergleich so aus:
 

Foto Georg Nyman

Von links: EOS-1Ds Mk III – α900 – D3x

 
Auch nach dieser Operation bleibt die Sony die schärfste Kamera mit einer erstaunlich feinen Detailwiedergabe, gefolgt von der Nikon, und die Canon bildet den Schluss. Man muss allerdings beachten, dass diese Details wirklich extrem klein sind und hier die Grenzen eines 20+Megapixel-Sensors erreicht werden – wie würde wohl so eine Aufnahme mit einer digitalen Hasselblad (mit einem 50- oder 65-MP-Sensor) aussehen?. Ich bin der Sony-Aufnahme auf den Grund gegangen und habe sie mir sehr genau angesehen – die RAW-Datei ist bereits geschärft, „optimiert“ und auch entrauscht. Man kann das in einem der Programme, die mitgeliefert werden, händisch wieder zurückstellen oder verändern und wenn man dann den gleichen Ausschnitt manuell optimiert, dann sieht das so aus:
 

Foto Georg Nyman

Sony α900 optimiert / Ektar 100

 
Das Ergebnis ist wirklich beeindruckend – bitte nicht vergessen, Empfindlichkeitseinstellung ISO 100 – etwas später wird noch klarer, warum ich das so betone: So gut die Sony bei niedrigen Empfindlichkeiten ist, so enttäuschend wird sie dann bei hohen Empfindlichkeiten. Aus Neugier habe ich auch dieses Motiv auch auf Ektar 100 aufgenommen – gleiche Brennweite, gleiche Blende, ISO 100. Das Ergebnis ist sehenswert – nicht, dass es einer der drei Kameras nahekommt, aber für einen Kleinbildfilm doch recht respektabel. Interessehalber hier noch drei Scan-Ergebnisse vom Ektar 100. Gleicher Scanner, unterschiedliche Scan-Software, interessanter Vergleich:
 

Foto Georg Nyman

Scanner: Nikon Coolscan 8000 ED. Von links: Nikon-Scansoftware – Silverfast AI – Vuescan

 
Empfindlichkeit und Rauschen

Stichwort Empfindlichkeitseinstellung: Bei Nikon und Canon ist Standardwert ISO 100, es geht auch 1 LW niedriger (ISO 50). Bei der α900 sind ISO 200 der Standardwert, im erweiterten Bereich ISO 100. Höchste Empfindlichkeit im Standardbereich: ISO 1600 bei der Canon und Nikon, 3200 bei Sony. Als Maximalempfindlichkeit im erweiterten Bereich erlauben D3x und α900 ISO 6400, die EOS-1Ds Mk III ISO 3200 . Wenn ich meine Bildergebnisse ansehe, dann können die „Über-“werte zwar verwendet werden , sind aber nicht wirklich gut brauchbar – und bei der Sony möchte ich gar alles oberhalb von ISO 800 als wenig brauchbar bezeichnen.

Hier die Ergebnisse im Vergleich. Wie immer diente mir der Blick aus meinem Küchenfenster auf das Wiener Apollokino als geeignetes Objekt – es enthält sehr helle Details, sehr dunkle Bereiche und viele Feinheiten – und ich kann in Ruhe fotografieren. Vorerst zur Orientierung die Gesamtaufnahme, aufgenommen mit der Canon bei 35 mm Brennweite:
 

Foto Georg Nyman

 
Mich interessiert nicht nur der Gesamteindruck, sondern vor allem – hier soll ja das Verhalten der Kameras bei verschiedenen Empfindlichkeitseinstellungen begutachtet werden – der fast dunkle Bereich etwa in Bildmitte, oberhalb der Verkehrsampel. Die folgenden Ausschnitte zeigen die verschiedenen Empfindlichkeiten – ohne weitere Bearbeitung in Photoshop (bis auf die Tatsache, dass die Beispiele platzsparend web-optimiert gespeichert wurden):
 

Foto Georg Nyman

EOS-1Ds Mk III: ISO 100 – 200 (oben) – 400 – 800 (Mitte) – 1600 – 3200 (unten)

Die EOS-1Ds Mk III ist eindeutig die Kamera, die bis in hohe ISO-Bereiche saubere Aufnahmen mit geringem Rauschen liefert.
 
 
Foto Georg Nyman

α900: ISO 100 – 200 (oben) – 400 – 800 (Mitte) – 1600 – 3200 (unten). Mit ausgeschalteter Rauschunterdrückung, damit der Vergleich korrekt ist.
 
 
Foto Georg Nyman

α900: ISO 6400 – ISO 6400 mit Rauschunterdrückung

Die α900 zeigt ein so starkes Rauschen, vor allem auch Farbrauschen, dass eine Verwendung von Empfindlichkeiten über ISO 800 nicht empfehlenswert ist.
 
 
Foto Georg Nyman

D3x: ISO 100 – 200 (oben) – 400 – 800 (Mitte) – 1600 – 3200 (unten) – 6400 (unten mittig)

Auch die D3x zeigt bei Empfindlichkeiten über ISO 1600 keine überzeugenden Resultate.

 
Die hohen Empfindlichkeiten, die bei Nikon als +1 und +2 über ISO 1600 angegeben werden, sind nur bei wirklicher Lichtnot verwendbar, generell aber nicht zu empfehlen. Man kann eben nicht alles zugleich haben: 24 Megapixel und ISO 6400 fast ohne Rauschen und das bei einem 24×36-mm-Sensor.

Interessehalber noch ein Blick auf den Kodak Ektar 100 – definitionsgemäß bei ISO 100:
 

Foto Georg Nyman

 
Urteilen Sie selbst. Wir hier meinen herauslesen zu können, dass digitale Aufnahmen selbst bei sehr hohen Empfindlichkeiten besser sind als analoge bei niedrigen.

Farbwiedergabe

Alle drei Kameras werben mit der praktisch perfekten Farbwiedergabe, mit sehr interessanten Kunstworten für die Farbalgorithmen, mit vielen technischen Fachausdrücken, mit 12 oder 14 Bit Farbtiefe – aber wie gut werden Farben wirklich wiedergegeben? Wie gut ist der automatische Weißabgleich – das ist doch diejenige Einstellung, die ja automatisch alles richtig machen soll? Als Testobjekt diente mir wie immer die GretagMacbeth-Farbtafel mit 24 Farbfeldern – enthalten sind die Grautöne, die Hautfarben, viele in der Natur vorkommenden Farben und die Reinfarben CMY und RGB.

Die Farbtafel wurde auf einer Hensel-Reproanlage mit Normlicht D50 beleuchtet und in derjenigen Farbeinstellung aufgenommen, die laut Hersteller die neutralste Einstellung darstellt und daher die geringsten Veränderungen der Farben vermuten oder erhoffen lässt. Der Weißabgleich erfolgte im Automatikmodus – da praktisch alle Farben vorhanden sind, sollte eine Automatik auf korrektes Weiß abstimmen können. Farbraum war Adobe RGB, weil dieser Farbraum einen größeren Farbumfang hat als sRGB.
 

Grafik Georg Nyman

EOS-1Ds Mk III

 
Was man hier und auf allen weiteren Farbdarstellungen sehen kann, ist der GretagMacbeth-ColorChecker mit zwei eingelagerten Feldern, welche die ideale Farbdarstellung ohne und mit Luminanzkorrektion zeigen, umgeben von der aktuellen Darstellung, wie die Kamera die Farbe aufgenommen hat. Im Idealfall sollten alle Farbfelderteile gleich sein. Die untere Reihe zeigt nochmals die Grauwerte mit einer stark überbetonten Darstellung der Farbrichtung, in die das Grau geht – wieder mit und ohne Luminanzkorrektur. Auch hier sollte im Idealfall kein Unterschied zu sehen sein. Die Daten geben die Farbverschiebung in HSV (Sättigung) bzw. in Grad Kelvin und Mired an. Je kleiner diese Werte sind, desto genauer ist die Wiedergabe der Grautöne, im Idealfall können diese Werte Null sein.
 

Grafik Georg Nyman

α900
 
 
Grafik Georg Nyman

D3x

 
Wie man sehen kann, ist die EOS-1Ds Mk III diejenige Kamera, welche die gleichmäßigste neutrale Grauwiedergabe aufweist, wohingegen Sony eine kühlere Neutralgrauwiedergabe hat und die Nikon von etwas warm in eine kühlere Wiedergabe der grauen Neutraltöne übergeht. Ist das störend? Nicht unbedingt, wenn die meisten anderen Farben eine geringe synchrone Abweichung aufweisen. Wie sehen daher die Farben aus, wenn der sehr umfangreiche ColorChecker SG aufgenommen wird? Die folgenden Aufnahmen sind wieder alle mit der gleichen Anordnung gemacht worden – D50 als Beleuchtung, Auto-WB und Adobe RGB:
 

Grafik Georg Nyman

EOS-1Ds Mk III

Was man hier im großen Farbfeld sieht, ist die Falschfarbendarstellung der Farbabweichungen einer Aufnahme von den theoretischen Werten des ColorChecker SG, der ja speziell für digitale Kameras konzipiert wurde. Je mehr Felder einen Blauton haben und je dunkler dieser Blauton ist, desto genauer sieht die Kamera die Farben im Vergleich zu den Farbdaten des Originals (die ja normiert sind). Werden die Abweichungen sichtbar, wird die dargestellte Farbe des Feldes Grün, bei großen Farbabweichungen geht die Farbe ins Rot. Dunkelrot sind die Felder, die starke Farbabweichungen aufzeigen. Das ist bei Digitalkameras nicht zu vermeiden, da keine Digitalkamera exakt alle Farben wiedergeben kann. Rechts oben die Farbtafel des ColorCheckers, darunter die eingestellten Messfunktionen und Darstellungen. Unter der Farbskala die Durchschnitts- und Maximalwerte gemäß verschiedenen Farbraumnormen.
 

Grafik Georg Nyman

α900
 
 
Grafik Georg Nyman

D3x

 
Wie an diesen drei Tafeln deutlich sichtbar wird, liegt die Canon bei fast allen Farben „etwas daneben“ (im numerischen Vergleich mit den Originaldaten der Farbtafel), also recht konsistent in der Wiedergabe, die Sony ist erstaunlich gut bis auf einige Farben, die aber deutlich anders wiedergegeben werden, und die Nikon liegt im Auto-WB-Modus doch bei einigen Farben daneben. Die Auto-WB-Einstellung ist sicher ein Kompromiss, der bei kritischen Aufnahmen durch eine manuelle Einstellung ersetzt werden sollte.

Was die Frage aufwirft: Sind diese Abweichungen bei einer normalen Aufnahme sichtbar? Sicher kaum in der Betrachtung. Aber im direkten Vergleich mit der Originalfarbe sollten die Abweichungen sichtbar sein. Die Farbmetrik sagt, dass Abweichungen von E, als dem Gesamtfarbabstand, die größer als 3-5 sind, von einem ungeübten Betrachter erkennbar sind. Abweichungen über 10 sind gut sichtbar. Es ist sicher richtig, dass viele Farben, die man im Spektrum findet, mit keiner Kamera korrekt wiedergegeben werden können (Stichwort: Gamut bzw. Farbraum), aber jene Farben, die innerhalb des Farbwiedergabebereichs der Kamera liegen, sollten möglichst korrekt wiedergegeben werden.

Das ist aber, zumindest in diesem Test, nur ziemlich gut bei vielen Farben der Sony, recht gut bei einigen Farben in der Canon, und mit Einschränkungen bei Nikon beobachtbar – immer mit dem Hinweis, dass der Weißabgleich im Automatikmodus gemacht und der deutlich größere Adobe-RGB-Farbraum verwendet wurde.

Nimmt man jedoch den sRGB-Farbraum und stellt den Weißabgleich manuell ein, dann sind alle drei Kameras ziemlich identisch und sehr nahe einer korrekten Farbwiedergabe. Da alle Ergebnisse sehr ähnlich waren, zeige ich hier nur das der Nikon D3x, da diese Kamera mit automatischem Weißabgleich ja relativ große Farbabweichungen bei einigen Farbtönen zeigt:
 

Grafik Georg Nyman

Nikon D3x mit dem 24-Felder-ColorChecker – links die zuerst gezeigten Werte (Adobe RGB und Auto-WB) und rechts sRGB mit manuellem Weißabgleich unter Verwendung der „ExpoDisk“.

 
Vor allem in den dunklen Bereichen des Neutralgrau ist eine sichtbare und messbare Verbesserung feststellbar – im dunkelsten Bereich ist diese Verbesserung sehr deutlich vorhanden (alter Wert: +572K, neuer Wert +23K Differenz Soll / Ist). Und wie sieht der Unterschied bei der komplexeren Farbtafel, dem ColorChecker SG aus? Wie vorher, oben das vorherige Ergebnis und unten nach Umstellung auf sRGB und manuellen Weißabgleich – auch hier ist eine deutliche Verbesserung des allgemeinen Farbbildes gut erkennbar:
 

Grafik Georg Nyman
 
 
Grafik Georg Nyman

 
Also klar im Vorteil: der manuelle Weißabgleich (und eventuell auch der etwas kleinere sRGB-Farbraum, der wahrscheinlich auch deswegen der Standardfarbraum fast aller digitalen Kameras ist). Dafür sind einige Farben, wie aufgrund des kleineren Farbraums zu erwarten war, noch viel abweichender dargestellt, was die ausgeschriebenen Maximalwerte nach oben drückt. Es sei aber nochmals betont, dass die meisten dieser numerisch gut erkennbaren Farbabweichungen nur dann auch bei einem „normalen“ Bild sichtbar werden, wenn man das Original daneben stellt und bei Aufnahmelicht direkt vergleicht.

Farbwiedergabe bei Kunstlicht

Zum Thema „Farbe“ gehört auch das Verhalten einer digitalen Kamera bei Kunstlicht (oder anderer Beleuchtung) mit automatischem Weißabgleich und mit manueller Weißoptimierung. Also: wie gut wird ein Bild, wenn ich einfach die Kamera auf das Kunstlicht einstellen lasse und wie gut kann es werden, wenn ich es selbst mache und dann noch das Bild manuell optimiere? Als Kunstlicht habe ich das genommen, was nach wie vor überall vorhanden sein kann – einfaches Glühlampenlicht. Die Optimierungen habe ich nachher im RAW-Konverter des jeweiligen Herstellers vorgenommen und dann die Ausschnitte in Photoshop zusammengefügt.

Zum Beginn daher ein Ausschnitt einer Aufnahme bei Glühlampenlicht (ein Leuchter an der Decke mit 12×40 Watt), dazu etwas Tageslicht eines grauen Tages von hinten kommend – die Weißeinstellungen erfolgten im Auto-WB Mode – die Ergebnisse sind, wie zu erwarten, eher wenig überzeugend … und alle überdies zu dunkel (Belichtung mit mittenbetonter Integralmessung).
 

Foto Georg Nyman

Automatischer Weißabgleich. Von links: Canon EOS-1Ds Mk III, Sony α900 und Nikon D3x

 
Abgesehen von dem nicht wirklich korrekten Weißabgleich sind alle drei Aufnahmen durch den etwas höheren Bildanteil an weißer Wand unterbelichtet – das zeigt allerdings auch die Farbstiche besser (was ich angestrebt hatte). Wenn man nun statt Auto-WB die Kunstlicht-WB auf den Kameras einstellt, dann werden die Ergebnisse noch etwas abenteuerlicher:
 

Foto Georg Nyman

Kunstlicht-Weißabgleich. Von links: EOS-1Ds Mk III, α900 und D3x

 
Ich habe auch im jeweiligen RAW-Konverter die Belichtung eine Stufe höher gestellt, aber die Farbdarstellung (WB-Kunstlicht) nicht verändert – Nikon geht ins Blau, Canon ins Rosa und Sony irgendwo in der Mitte gegen Blau. Zur Information: Die Wand wurde von mir mit einem Spektrometer gemessen und deren La*b* Werte sind 96/0,4/-1,34 – also praktisch neutrales, reines Weiß – davon ist hier nichts zu sehen! In einem weiteren Schritt habe ich bei der Entwicklung der RAW-Dateien, so gut es ging, den Hintergrund auf neutral gestellt und die Belichtung weiter angepasst – also versucht, die Bilder noch weiter zu optimieren – hier die Ergebnisse:
 

Foto Georg Nyman

Optimierte Entwicklung der RAW-Dateien. Von links: EOS-1Ds Mk III, α900 und D3x

 
Geht doch! Nicht ganz exakt, aber doch deutlich besser. Canon und Nikon sind fast gleich, bei Sony bleibt ein ganz leichter kalter Ton erhalten. Daraus kann man gut erkennen, dass eine Automatik für den Weißabgleich ein Kompromiss ist und bleibt. Doch wenn man im RAW-Format aufnimmt, ist das kein großes Problem, da man einfach im entsprechenden RAW-Konverter die Einstellungen für den Weißabgleich nachträglich verändern kann (auch wenn das ein Arbeitsschritt mehr ist).

Nun noch einmal dasselbe Motiv, aufgenommen auf dem Ektar 100 mit meiner Nikon und dem gleichen Nikkor 2,8/24-70 mm. Der Ektar ist der feinkörnigste Farbfilm auf dem Markt, etwas steil in der Gradation, aber sehr attraktiv für große Vergrößerungen. Links das gescannte Negativ (auf einem Nikon ED8000 gescannt) und rechts das optimierte Bild:
 

Foto Georg Nyman

Ektar 100: eingescannt (links) und optimiert (rechts)

 
Die Farbwiedergabe ist wirklich beachtlich: in der Nähe der Uhr sieht man deutlich die Reflexion des Lichts mit der entsprechenden Farbveränderung an der weißen Wand, die Farben sind kräftiger (kann man auch bei digitalen Aufnahmen nachstellen) und der gesamte Eindruck scheint mir weniger „plastikartig“. Wahrscheinlich wird dieser Kommentar einige Leser, die sich ganz digital orientiert haben, ein wenig aufregen, aber ich finde, Film hat nach wie vor einige Eigenschaften, die eine digitale Kamera (noch) nicht ganz kompensieren kann.

Auflösung

Nun aber zur „Königsdisziplin“ der Megapixelolympiade – der Auflösungsleistung der Kameras. Numerisch liegen hier Nikon und Sony ein wenig vorne, aber dieser numerische Vorteil der wenigen Megapixel sollte kaum einen wirklich sichtbaren Unterschied in der optisch darstellbaren Auflösung ausmachen. Wie ich bereits bei der Betrachtung der D3x selbst gezeigt habe, ist eine Verdoppelung der Anzahl Pixel nicht einer Verdoppelung der realisierbaren Auflösung gleichzusetzen, sondern bestenfalls mit einem Faktor von etwa 1,4 verbunden. Daher ist der Unterschied zwischen etwa 21 Megapixel und 24 Megapixel gering – vielleicht 100 LW/PH ( LW/PH bedeutet Linienweiten / Bildhöhe – Erklärung weiter unten) – im besten Fall. Wie immer, ist das Zusammenspiel von Optik und Kamera als ein komplettes System das Entscheidende – ohne gute Optik geht nichts und die beste Optik kann nichts mit einem mediokren Sensor anfangen.

Für diese Aufgabe habe ich zwei Standard-Testtafeln benutzt – den sinusförmigen Siemensstern und die „slanted edge“, die schiefe Linie. Beide sollen etwa den gleichen Bereich von LP/PH (Linienpaaren / Bildhöhe, also Schwarzweiß-Linien pro 24 mm, bzw. LW/PH Linienweiten / Bildhöhe) liefern. Rechnerisch ergibt sich als Nyquist-Grenze ein Wert von etwa 2000 LW (die Hälfte der vertikalen Pixel) und der Kontrastwert in der Nähe dieser Grenze ist von Interesse. Es ist üblich, einen Kontrast von 50 % des Originalkontrasts als durchaus noch gut sichtbar anzusehen und die Grenze der Sichtbarkeit von zwei Details oberhalb von 20 % anzusetzen – also etwa bei 30 %. Diese Werte haben im Ursprung physiologische Gründe, auf die ich hier aus Platzgründen nicht eingehen will.

Hier die „slanted edge“, die eine helle und eine dunkle Fläche trennt. Die Schiefe verhindert eine Interferenz mit einer vertikalen Anordnung der Pixel, die sonst zu völlig falschen Ergebnissen führen würde, hat aber noch eine Reihe weiterer Gründe, deren Ausführung hier zu umfangreich ist.
 

Grafik Georg Nyman

EOS-1Ds Mk III: MTF bei 50 % Kontrasterhaltung ~3050 Linien(weiten) / Bildhöhe (24 mm)

 
Hier die Auswertung einer Aufnahme der ISO-12233-Testtafel (jeweils mit Blende 5,6 aufgenommen), genauer gesagt, des vertikal-schrägen Balkens (slanted edge). Der Screenshot zeigt den ausgesuchten Teil der slanted edge recht oben und die Kantenübergangsfunktion von hell auf dunkel links oben, sowie die Modulationstransferfunktion dieses Übergangs links unten. Im theoretischen Idealfall ist die Kurve links oben eine Rechteckkurve und die Kurve unten bis zur Nyquist-Frequenz eine horizontale Gerade (also kein Kontrastverlust bis zur halben Zahl der Pixel) – dieser Idealfall existiert aber nicht. Je steiler die obere Kurve und je weiter oben die untere Kurve bleibt, desto besser sind die Auflösung und die Kontrastübertragung, also die Sichtbarkeit der kleinsten Details. Die Angabe LW/PH bedeutet Linienweiten / Bildhöhe und die Beziehung zu Linienpaaren / Bildhöhe ist 2 mal Linienpaare / Bildhöhe = LW/PH. Bei einem Vollformatsensor ist 2*LP/24 mm = LW/24 mm, also ein Linienpaar = 2 Linienweiten = 2 Linien (vereinfacht).
 

Grafik Georg Nyman

α900: MTF bei 50% Kontrasterhaltung ~3100 Linien / Bildhöhe (24 mm)
 
 
Grafik Georg Nyman

D3x: MTF bei 50% Kontrasterhaltung ~3200 Linien / Bildhöhe (24 mm)

 
Das Ergebnis gleicht dem, das man bei nicht-technischen Aufnahmen auch sehen kann – nur sehr geringe Unterschiede, die Nikon D3x an der Spitze liegend. Ich möchte betonen, dass es schwierig ist, daraus irgendwelche Qualitätsschlüsse zu ziehen, da ja die Auflösung einer Aufnahme von einigen Parametern abhängt. Vorausgesetzt, die Aufnahme ist wirklich „scharf“ – was man nur mit einem sehr stabilen Stativ erreichen kann. Wesentliche Einflüsse auf die Auflösung hat die Einstellung der In-Kamera-Schärfung, damit kann man sehr viel gute Qualität ruinieren bzw. erhalten. Auch ist die Auflösung nicht über das ganze Aufnahmefeld gleich – alle Aufnahmen wurden so gemacht, dass die Testtafel in Bildmitte war. Eine Aufnahme der gleichen Tafel, aber um etwa eine halbe Bildhöhe (den halben Bilddurchmesser) nach außen versetzt, ergibt ein ganz anderes und praktisch immer viel schlechteres Bild der Auflösung.

Objektive im Vergleich

Damit bin ich bei der nächsten und letzten Fragestellung angelangt – die Gesamtqualität einer Aufnahme besteht ja aus der Summe der von der Kamera selbst gelieferten Qualität und der optischen Qualität der Objektive. Um hier eine möglichst vergleichbare Ausgangssituation zu haben, wurde für alle Tests das vergleichbare Objektiv gewählt – auf allen drei Kameras war jeweilis ein Zoomobjektiv 2,8/24-70 mm montiert, wobei alle drei Hersteller Spitzenleistungen versprechen.

Die Handhabung der Objektive ist für mich auch ein Kriterium, das nicht uninteressant ist. Hier sind Canon und Nikon ziemlich ähnlich: es sind schwere Objektive, die den Schwerpunkt der Kamera deutlich verlagern. Das Gehäuse der α900 bringt etwa 500 Gramm weniger auf die Waage, wodurch das große Zeissobjektiv recht kopflastig wird, die Kamera bleibt aber, weil sie gut in der Hand liegt, angenehm bedienbar. Mir gefällt auch die lineare und schlichte äußere Form des Objektivs – es liegt gut in der Hand.

Die Sonnenblenden der drei Objektive sind recht unterschiedlich gestaltet – die Canon- und Nikon-Sonnenblenden sind klobig und die von Nikon hat eine äußerst knappe Dimensionierung bei 24 mm – sie vignettiert minimal, was man bei offener Blende und 24 mm messtechnisch noch feststellen kann. Die Zeiss-Sonnenblende erscheint mir etwas weniger wirksam, sie ist aber deutlich kleiner und kompakter.

Eine Reihe von Aufnahmen wurde bereits am Anfang des Berichts gezeigt – die Details aus den Aufnahmen des Schlossen von Weiten. Was aber noch wesentlich zur Bildqualität beiträgt, sind die Vignettierung und die Verzeichnung.

Vignettierung ist ein Lichtabfall vom Zentrum zum Rand hin, ist durch einige Designtricks reduzierbar (z.B. Einführung von Pupillenaberrationen), und ein ganz typisches Merkmal von Weitwinkelobjektiven, haben sie doch meistens einen ziemlich steilen Lichteinfallswinkel zum Sensor und weisen zudem eine deutliche, konstruktionsbedingte Vignettierung auf – da kommt es dann auf die Konstruktion der Elemente, die knapp vor dem Sensor liegen – der Mikrolinsen – an, wie stark sich die Vignettierung auswirkt. Technisch gesehen ist Verzeichnung eine Differenz der Vergrößerung der Abbildungspunkte in Abhängigkeit von deren Abstand von der optischen Achse – wenn die Vergrößerung abnimmt, je weiter der Punkt von der optischen Achse entfernt ist, dann entstehen nach innen gebogene, runde Linien – die „Tonnen-“Verzeichnung, wenn aber die Vergrößerung zunimmt, je weiter der Punkt von der optischen Achse entfernt ist, dann werden die geraden (tangentialen) Linien nach außen verborgen, es entsteht die „Kissen-“Verzeichnung. Bei Zooms findet man meistens einen neutralen Bereich innerhalb des Zoombereichs, und ein Kippen von der einen Form zur anderen, wenn man den Brennweitenbereich durchfährt.

Wenn ein Objektiv den Anspruch erhebt, Spitzenklasse zu sein, so sollten auch diese Fehler auskorrigiert werden.

Gibt es ein erlaubtes Maß an Vignettierung? Das ist sicher nicht leicht zu definieren, aber bei einem Weitwinkelobjektiv kann ein Lichtabfall von etwa 1 Blendenstufe durchaus als annehmbar bezeichnet werden. Nikon hat einen Algorithmus eingebaut, der eine In-Kamera-Korrektur der Vignettierung erlaubt, andere Lösungen, die auch gut arbeiten, sind entweder Korrekturmöglichkeiten in der RAW-Software der Kamerahersteller und / oder entsprechende Softwarelösungen, wie etwa DxO. Aber wenn ein Objektiv von Haus aus wenig Lichtabfall aufweist, so ist das natürlich immer besser als eine spätere Korrektur.

Ich habe die Objektive auf 24 mm, Blende 2,8 und Unendlich als Entfernung eingestellt (was die größtmögliche Vignettierung erzeugt) und eine gleichmäßig beleuchtete weiße Fläche aufgenommen. Die Aufnahmen wurden dann im Imatest-Programm ausgewertet. Diese Auswertungen zeigen den Lichtabfall in Blendenstufen und die Symmetrie des Abfalls. Da ich keine photometrische Kontrolle der Ausleuchtung machen konnte, sind die Aufnahmen leicht asymmetrisch beleuchtet, das macht aber in Hinblick auf den Lichtabfall keinen bedeutenden Unterschied – nur dass dieser etwas unsymmetrisch dargestellt wird. Hier beispielhaft eine Ergebnis-Grafik, wie sie für alle Objektive erstellt und ausgewertet wurde:
 

Grafik Georg Nyman

Canon = -2,62 Blendenstufen im Durchschnitt

 
Alle drei Objektive vignettieren unter diesen Bedingungen deutlich, wobei das Canon- und Sony-Objektiv fast identische Werte in den Ecken ergeben (maximal -2,79 bzw. – 2,73 Blendenstufen; Durchschnitt -2,62 bzw. -2,51) und das Nikkor etwa 1 Stufe weniger vignettiert, aber immer noch -1,93 als Maximalwert der Ecken erreicht (1,72 Durchschnitt). Mit eingeschalteter Vignettierungsoptimierung wird das Nikkor deutlich besser und der Abfall der Helligkeit verringert sich auf 1,28 Stufen als schlechtestem Wert in den Ecken (1,12 Durchschnitt). Wird die Blende geschlossen, dann werden die Werte für den Lichtabfall logischerweise geringer und bei Blende 8 beträgt der Helligkeitsabfall beim Nikkor nurmehr eine halbe Blendenstufe, wohingegen die Werte für das Canon-Objektiv bei etwa -1 Stufe und beim Objektiv der α900 immer noch bei etwa -1,5 Blendenstufen liegen.

Die Verzeichnung ist ein für mich besonders interessanter Aspekt, da vor allem in der Weitwinkelfotografie gerne auch Aufnahmen von Gebäuden gemacht werden (z.B. Kirchen, Museen, Häuser …) und wenn dann die geraden Linien durchgebogen erscheinen, ist das besonders störend – egal, ob sie sich nach innen oder nach außen wölben. Bei allen drei Zooms findet man Verzeichnung – das war zu erwarten. Die Unterschiede sind nicht sehr bedeutend, aber sichtbar. Ich habe daher bei allen drei Objektiven mit den Extrembrennweiten 24 mm und 70 mm die entsprechenden Auswertungen vorgenommen. Hier beispielhaft eine Ergebnis-Grafik, wie sie für alle Objektive erstellt und ausgewertet wurde:
 

Grafik Georg Nyman

Nikkor 2,8/24-70 mm; Verzeichnung bei 24 mm = 2,86 % Tonne

 
Die Ergebnisse: Canons 2,8/24-70 mm zeigt bei 24 mm etwa 1,6 % Tonne und bei 70 mm etwa 2 % Kissen als Verzeichnung – das ist nicht tragisch, aber auch nicht gerade wenig und kann bei geraden Objektlinien leicht stören. Das Sony-Zeiss 2,8/24-70 mm zeigt hier eine seiner wenigen Schwächen – 3,6 % Verzeichnung (Tonne) bei 24 mm können wirklich stören, wenn man gerade Linien aufnehmen möchte – dagegen unter 0,5 % Kissen bei 70 mm, das ist wirklich gut. Warum diese Unsymmetrie gewählt wurde? Ich habe keine Erklärung dafür. Ich hätte mir vorgestellt, dass Zeiss sehr wohl in der Lage sein sollte, ein (etwa) 3fach Zoom so zu rechnen, dass die Verzeichnungswerte an beiden Enden der Zoombereichs innerhalb von 1 % liegen. Das Nikkor 2,8/24-70 mm ist auch nicht besser – fast 3 % Verzeichnung bei 24 mm ist recht viel, unter 1 % bei 70 mm sind ordentlich.

Warum diese doch recht deutlich sichtbare Verzeichnung bei der Weitwinkelstellung des Zooms? Es ist eine Frage der Optimierungsüberlegungen: der eine Objektivkonstrukteur will die Verzeichnung mehr oder weniger auf den Zoombereich verteilen, ein anderer überlegt sich einen anderen Weg, die Verzeichnung zu platzieren. Eines ist sicher: keines der drei Spitzenobjektive ist im Weitwinkelbereich eine gute Wahl für Aufnahmen mit architektonisch anspruchsvollem Inhalt – außer man ist bereit, die Verzeichnung nachträglich in geeigneten Programmen zu beseitigen. Das geht gut, ist aber ein zusätzlicher Korrekturschritt.

Was die Auflösung angeht, liefert Canons 2,8/24-70 mm hier das unrühmliche Paradebeispiel – die Bildqualität des Objektivs nimmt von der Mitte weg zu Rand sehr deutlich ab und die ohnedies unzulängliche außeraxiale chromatische Korrektur des Canon-Objektivs wird deutlich sichtbar:
 

Grafik Georg Nyman

Canon: Blende 2,8 (bei 50 % Kontrasterhaltung oder auch 50 % Kontrastverlust) ~2200 Linien / 24 mm

 
Die außeraxiale Auflösung des 24-70-mm-Objektivs von Canon sinkt 47 % außerhalb der Mitte des Bildes und bei Blende 2,8 und 50 % Kontrasterhaltung (oder auch 50 % Kontrastverlust) auf ~2200 Linien / 24 mm (siehe Grafik oben); bei Blende 8 ergeben sich ~2600 Linien / 24 mm.

Hier die dazugehörende Darstellung des Farbquerfehlers, den man bereits an der Aufnahme von Schloss von Weiten zu Beginn des Artikels deutlich sehen kann, bei Blende 2,8 und 8 (47 % außerhalb der optischen Mitte des Bildes). Ein Objektiv ohne messbaren Farbquerfehler würde alle drei Farbkanäle übereinander gelegt zeigen – hier aber sieht man den Farbquerfehler sehr deutlich:
 

Grafik Georg Nyman

Canon: Farbquerfehler bei Blende 2,8 (links) und Blende 8

 
Von einem von Zeiss gerechneten Objektiv sollte man eine bessere Korrektur erwarten können, daher war mein Interesse groß, zu sehen, wie sich das Zeiss 2,8/24-70 mm an der Sony außermittig verhält:
 

Grafik Georg Nyman

Sony: Blende 2,8 (bei 50 % Kontrasterhaltung oder auch 50 % Kontrastverlust) ~2300 Linien / 24 mm

 
Die außeraxiale Auflösung des 24-70-mm-Objektivs von Sony sinkt 47 % außerhalb der Mitte des Bildes und bei Blende 2,8 und 50 % Kontrasterhaltung (oder auch 50 % Kontrastverlust) auf ~2300 Linien / 24 mm (siehe Grafik oben); bei Blende 8 ergeben sich ~2600 Linien / 24 mm. Vergleicht man die Auflösungswerte mit denen der Canon, so zeigt sich, dass beide Objektive sehr ähnliche Werte ergeben und dass ein deutlicher Verlust an Auflösung bei Blende 2,8 feststellbar ist, der auch bei Blende 8 noch sichtbar bleibt: Das Canon-Objektiv liefert etwa 2200 Linien und das Zeiss-Objektiv etwa 2300 Linien bei Blende 2,8. Bei Blende 8 liefert das Canon-Objektiv etwa die gleiche Linienzahl wie das Zeiss-Objektiv: etwa 2600 Linien über die Bildhöhe.

Der Farbquerfehler sieht bei dem Zeiss-Objektiv deutlich besser aus als beim Canon-Objektiv:
 

Grafik Georg Nyman

Sony: Farbquerfehler bei Blende 2,8 (links) und Blende 8

 
Wenn man die Werte des Canon-Objektivs (1,44 bzw. 1,27 Pixel CA) mit denen des Zeiss-Objektivs (0,65 bzw. 0,63 Pixel CA) vergleicht, sieht man, um wie viel besser der Farbquerfehler bei Zeiss korrigiert wurde – er ist nach wie vor vorhanden und auf den Aufnahmen sichtbar, aber deutlich geringer. Auch das Nikkor – die Ergebnisse kommen gleich – bekleckert sich hier nicht mit Ruhm: 1,75 bzw. 1,14 Pixel CA (Fläche), das ist nicht wirklich gut. Hier die Auswertung für die D3x mit dem Nikkor 2,8/24-70 mm:
 

Grafik Georg Nyman

Nikkor 2,8/24-70 mm bei Blende 8 = ~2800 Linien / 24 mm mit 50 % Kontrast
 
 
Grafik Georg Nyman

Links Nikkor 2,8/24-70 mm bei Blende 2,8 und 45% außer der Mitte. Rechts die Auswertung bei Blende 8.

 
Aus Lust am Experiment habe ich mit dem Nikkor 2,8/24-70 mm immer wieder Vergleichsaufnahmen auch auf dem neuen Kleinbildfilm Ektar 100 gemacht – nicht um zu zeigen, dass der Kleinbildfilm diesen Kameras überlegen ist (was er nicht mehr ist), aber um zu sehen, was wir noch vor ein paar Jahren als bestmögliche Wiedergabe bezeichnet haben. Hier also eine Auswertung einer Vergleichsaufnahme auf dem Ektar 100 mit Nikkor 2,8/24-70 mm:
 

Grafik Georg Nyman

Ektar 100: ~1600 Linien / 24 mm Auflösung bei 50 % Kontrasterhaltung (etwa 65 Linien/mm)
 
 
Grafik Georg Nyman

Farbquerfehler des Nikkor 2,8/24-70 mm auf Film

 
So schlecht ist Film nicht. Ich war erfreut, zu sehen, dass der Film ganz gut mithalten kann, wenn auch, durch das Korn bedingt, die Auflösung etwa 35 % geringer ist.

Zu guter Letzt

Abschließend noch ein direkter Bildvergleich: eine Aufnahme mit hohem Kontrast, die viele Rückschlüsse erlaubt. Die Details sind aus dem linken Ende der Klaviertastatur entnommen, alle Aufnahmen wurden bei Blende 8 gemacht. Ohne Kommentar, einfach zum Nachdenken. Hier das gesamte Bild – mit der Sony im sehr attraktiven Extended Dynamic Range Mode aufgenommen:
 

Foto Georg Nyman

 
Und hier die Ausschnitte – der Reihe nach von oben nach unten – Canon, dann Sony und Nikon:
 

Foto Georg Nyman

EOS-1Ds Mk III
 
 
Foto Georg Nyman

α900
 
 
Foto Georg Nyman

D3x

 
Fazit

Was bleibt zu sagen? Ich habe hunderte von Aufnahmen gemacht, sie verglichen und versucht, zu einer Meinung zu gelangen. Hier meine sehr persönliche Zusammenfassung hinsichtlich Leistung und Qualität der drei Kameras:

Die D3x löst sehr hoch auf und das Nikkor liefert von Bildmitte bis Bildrand ein ausgeglichenes Ergebnis, die Canon ist eine hervorragend farblich abgestimmte Kamera mit einem wirklich überzeugend niedrigen Rauschen, und die Sony macht sehr gute Aufnahmen, solange man unter ISO 400 bleibt. Die D3x hat mich hinsichtlich des Rauschens etwas enttäuscht, die EOS-1Ds Mk III hat mich in Bezug auf die Objektivqualität sehr enttäuscht, und die α900 in Hinblick auf das Rauschen bei allen Empfindlichkeiten über ISO 400.

Meine Wunschkombination hätte die Handlichkeit der Sony, die Farbwiedergabe der Canon und das Objektiv von Nikon!

Was wäre mein Wunsch an die entsprechenden Entwicklungsabteilungen? Bei Sony, das Rauschen unter Kontrolle zu bringen, das ist einfach ein Trauerspiel. Überdies von Zeiss mehr Konstruktionsaufwand, um die Verzeichnung und die Vignettierung im Weitwinkelbereich zu reduzieren. Bei Canon ist definitiv die sehr bescheidene optische Qualität im Randbereich ein starker Minuspunkt, den man beim heutigen Stand der Technik eliminieren könnte, wenn man wollte. Und bei Nikon: die D3x verdient eine bessere automatische Weißabgleichsautomatik, das Nikkor weniger Vignettierung und deutlich weniger Verzeichnung im Weitwinkelbereich.

Alle drei Kameras haben mir wirklich gut gefallen, jede für sich hat Alleinstellungsmerkmale, konkurrenzlose Stärken. Nikon die Optik, Canon die ausgeglichene Farbe und Sony die Handlichkeit und Bildqualität bei ISO 100-200 (man denke an den Preis!). Jede der drei Kameras kann ihren Besitzer stolz machen.

Wie immer: ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder darauf, dass dieser Vergleich alle Aspekte beinhaltet – ich habe versucht, die mir wichtig erscheinenden Merkmale zu untersuchen und darzustellen – wieder einmal keine schönen, bunten Aufnahmen zum Schluss, weil alle drei Kameras das sehr gut können – und noch viel mehr!

(Georg N. Nyman)
 

Nachtrag (14.4.2009): Text in den „Farbquerfehler-Teilen“ etwas gestrafft und die nicht aussagekräftigen, weil via Capture NX2 software-korrigierten Nikkor-Testergebnis-Grafiken entfernt (siehe dazu auch den Einschub zu Beginn des Artikels).
 

Nachtrag #2 (14.4.2009): Der außermittige Bildausschnitt aus der Aufnahme des Schlossses von Weiten (siehe Artikelbeginn) wurde nun auch für das Nikkor 2,8/24-70 mm durch eine Version ausgetauscht, die nicht Farbquerfehler-auto-korrigiert ist.

In dem Zuge haben wir für die Interessierten unten im Abschnitt „Die Auflösung von feinsten Bilddetails“ drei Scan-Ergebnisse vom Ektar 100 eingefügt. Gleicher Scanner, unterschiedliche Scan-Software. Interessanter Vergleich.

Apropos Unterschiede und Vergleich: In den Kommentaren wünscht sich der ein oder andere, wir hätten das gleiche Objektiv benutzt. Andere meinen, mit anderer Software fielen die Ergebnisse doch anders (besser) aus. Was das angeht: da es nicht möglich ist, dasselbe Objektiv zu benutzen (allenfalls das gleiche), könnte dann mit Fug und Recht der Einwand eventueller Serienstreuung kommen. Wir haben uns hier bewußt für einen Vergleich der Kamerasysteme entschieden: Was kann man vom jeweiligen Komplettsystem – Kamera, Objektiv, Software – erwarten? Dass es immer auch anders, mitunter auch besser, geht, ist auch uns klar. Aber die Tendenzen des jeweiligen Aufnahmesystems werden so deutlich. Allfällige Varianten können dann das Thema anderer Teststellungen – zum Beispiel einer Untersuchung unterschiedlicher RAW-Konverter – sein.