Der 1953 im rumänischen Blaj geborene, in Köln lebende, Fotograf Gerd Bonfert gehört nicht zu den Shooting Stars der deutschen Foto-Szene. Sein Werk ist dunkel, düster, sperrig: Er macht es dem Betrachter seiner Bilder nicht eben leicht, wie ein im Kölner Salon Verlag erschienener Band zeigt
„Photosynthesen“, die erste Monografie zum Werk des Kölner Fotokünstlers Gerd Bonfert, ist ein Buch, das man nicht wieder aus der Hand legen will. In rotes Leinen gebunden findet der Fotoliebhaber hier etwas ganz Besonderes: nämlich Bilder, die selten genug kommt es vor wirklich ungesehen sind.
Bonfert ist ein Meister der fotografischen Konzentration. Seine Schwarzweiß-Bilder sind keine Sekundenaufnahmen, im Gegenteil: Sie sehen so aus, als hätte der Fotograf eine lange Zeit damit zugebracht, sie langsam, sehr langsam entstehen zu lassen. Zumeist werden sie im Atelier angefertigt: minutenlange Belichtungen von Augenbewegungen oder Bewegungen des Körpers, Auflösungen von Figuren, Überführungen des Physischen in eine immaterielle, geistige Ebene.
Der Mensch ist endlich auf diesen Bildern, die ohne Retuschen oder digitale Bearbeitungen entstehen. Er ist flüchtig. Er verschwindet, dann taucht er als Fragment eine Hand, ein Bein oder ein Rücken unvermutet wieder auf. Oft ist es der Körper des Künstlers selbst, den er hier inszeniert. Verwunschen. Entschwunden. Je länger man bei den Bildern Bonferts verweilt, desto beunruhigender wirken sie auf den Betrachter. Es scheint, als rühre der Fotograf an tiefere, mythische Schichten des Mensch-Seins solche, die von der Einsamkeit, von der Sehnsucht nach einem Ursprung und auch vom Tod berichten.
(Marc Peschke)
Gerd Bonfert
Photosynthesen (bei amazon.de)
Deutsch und Englisch. Texte von Vilèm Flusser, Andreas Strobl und Kurt Benning
32 Seiten mit 100 farbigen Abbildungen
Salon Verlag. Köln 2008
ISBN 978-3-89770-300-1
25 Euro