Unterwegs unkompliziert Texte abfotografieren. Die Bilder mittels Texterkennungsprogramm erfassen, als Worddatei ausgeben, im Textprogramm weiter verarbeiten. Das will der im Herbst 2008 eingeführte FotoReader leisten:

Wer unterwegs Texte erfassen will, kann sie bislang entweder abtippen, einen mobilen Scanner einpacken oder den Text möglichst exakt abfotografieren und dann das Foto über ein Texterkennungsprogramm einlesen. Nun hat man nicht immer einen mobilen Scanner dabei, wenn einem unterwegs ein interessanter Text begegnet. Eine kleine Digitalkamera oder ein Fotohandy sind dagegen in vielen Fällen heute schon ständige Begleiter. Nun konnten Texterkennungsprogramme schon bisher Texte aus Bilddateien lesen. Der FotoReader bietet hier zwei klare Vorteile: Die Abläufe sind auf die Erkennung von Texten aus Fotos optimiert und der Preis ist mit weniger als 50 Euro niedrig.

Foto der Packung des FotoReaders

Was kann man von einem so preiswerten Texterkennungsprogramm erwarten? Im Gegensatz zu anderen universelleren Programmen ist es für die Nutzung mit einer Kamera optimiert. Es kann Bilddateien direkt aus der Kamera auslesen und als Textdokument ausgeben, arbeitet aber auch mit Dateien, die schon auf einem anderen Datenträger gespeichert sind. Nun gut, Bilder in Texte umwandeln können auch andere Programme. Auch ABBYY liefert mit dem FineReader ein universelles Texterkennungsprogramm, das die gleichen Möglichkeiten wie der FotoReader bietet. Wer schon ein gutes OCR-Programm besitzt, kann auf den neuesten Spross der Moskauer Softwareentwickler gerne verzichten. Dies gilt auch für professionelle Anwender, die Scans im Batch erkennen lassen müssen. Dafür ist der FotoReader nicht gedacht und auch nicht geeignet. Er richtet sich eher an Gelegenheitsanwender, die bislang noch keine OCR-Programme eingesetzt haben und denen der Umgang mit einem Scanner zu kompliziert ist.

Während das Programm leichte Verzeichnungen des Fotoobjektivs und Horizontalabweichungen von maximal 20° noch verzeiht, ist es hinsichtlich der Schärfe der Bildvorlagen weniger kulant und mag am liebsten schwarzen Text auf weißem Grund. Der FotoReader erkennt 184 Sprachen in lateinischen, griechischen, chinesischen, japanischen, hebräischen und kyrillischen Schriftzeichen und kann auch mehrsprachige Texte verarbeiten. Während Tabellen überraschend gut erkannt werden, gelingt die Umsetzung der Spalten einer Zeitungsseite weniger perfekt. Wenn der Text dann auch noch in ein Bild läuft, ist der FotoReader an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Auch für die Erkennung von Visitenkarten gibt es bessere Lösungen. Hier patzt der FotoReader dann doch etwas zu häufig und die Nachbearbeitung im Textprogramm wird zu aufwendig. Auch lässt die Adresse nicht so einfach in eine Adressdatenbank exportieren, wie dies mit anderen Programmen möglich ist.

Ob die Qualität der Texterkennung im Einzelfall ausreicht, muss jeder Anwender selbst entscheiden. Die von ABBY angebotene Testversion bietet hierzu einfache Möglichkeit. Sie ist für 50 Seiten nutzbar und verfällt 14 Tage nach der Erstbenutzung. Hier finden sich auch weitere Programme des 1989 vom Sino-Armenier David Yang in Moskau gegründeten Unternehmens.

Ein grundsätzlicher Nachteil des FotoReaders soll hier nicht verschwiegen werden: es läuft nur unter Windows. Seit OS X bietet ABBYY keine für den Endkunden geeigneten Programme für den Macintosh mehr an.

(CJ)