Mit der Lubitel 166+ (300 Euro) bringt die Lomographische Gesellschaft International eine überarbeitete Version der Plaste-Mittelformatkamera russischen Ursprungs auf den Markt:
Der Käufer erhält mit der Lubitel 166+ „das Retro von morgen schon heute“, sprich eine zweiäugige Spiegelreflexkamera für Roll- und Kleinbildfilm mit den Aufnahmeformaten 6×6, 4,5×6 und Kleinbild-lang (58×33 mm). Aufnahmeobjektiv ist ein „Triplet-22“ 4,5/75 mm – ein Dreilinser, darf man wohl annehmen – für „leuchtende Farben, hohen Kontrast und außergewöhnliche Schärfe“.
Neu an der „Lubitel“ – russisch für Amateur – sind folgende Dinge:
- Kleinbildfilm: In die Lubitel 166+ kann neben Roll- auch Kleinbildfilm eingelegt werden. Aufnahmeformat dann 58×33 mm.
- Verbesserter Mattscheibensucher mit 100% Bildfeld (früher 80%) und planer Mattglasscheibe.
- Mittenkontakt für Blitzgeräteanschluss.
- Rückwand und Sucher wechselbar. (Es soll in Zukunft Auswechselteile geben. Welche, sagt die Lomographische Gesellschaft International noch nicht.)
- Einstellrasten zur schnellen Entfernungsvorwahl bei 0,8 m – 1,5 m – 3 m – unendlich.
- Naheinstellung 0,8 m (früher 1,4 m).
- Endlos-Panorama: Fortlaufende Aufnahmen ohne Filmsteg.
Endlos-Panorama. Foto: Lomographische Gesellschaft International
Kleinbild-lang. Foto: Lomographische Gesellschaft International
Spezifikationen Lubitel 166+ |
|
Objektiv |
4,5/75 mm, Glas, vergütet |
Blendenbereich | 4,5, 5,6 – 22 in ganzen Stufen |
Entfernungseinstellung | 0,8 m – unendlich |
Verschluss | 1/15 s – 1/250 s in ganzen Stufen und B |
Filmformate | Rollfilm 120 und Kleinbildfilm |
Aufnahmeformate | 6×6 (12 Aufnahmen ), 4,5×6 (16 Aufnahmen), Endlos-Panorama (16 quadratische Aufnahmen), 58×33 mm mit Kleinbildfilm (Filmperforation wird mitbelichtet) |
Mehr zur Lubitel 166+ – inklusive Bestellmöglichkeit – hier: Lubitel+ is for Lovers.
(thoMas)
300 Euro – unfaßbar.
Diese Adapter für KB-Filmrollen in MF-Kameras … auf so eine Idee wird doch schon jemand gekommen sein, oder? Sowas müßte doch für ein paar Euro zu kriegen sein?
Oder werden die Lomographen das auch für 100€ als Sonderausstattung für Hasselblads anbieten?
Aberischhabegarkeinfotoapparat
Nur die Billigqualität ist wirklich neu
Die Adapter gibt es seit langem!
Russischer Ursprung???
Der Ursprung war wohl mal russisch, mittlerweile kommen die Kameras aber alle aus China.
Aberischkaufnischtchinesisch
Sorry, kein Trendprodukt
sondern Bestandteil einer kleinen, fest gefügten, weltweit agierenden Gemeinde von Fotografen, die einfach anders knipsen, als der Rest. Man muss das schätzen wollen. Lomografie ist sozusagen eine populäre Kunstrichtung, die sich vor allem im Unprätentiösen bewegt und keine kommerzielle Ausrichtung hat, aber durchaus in diese Richtung ausstrahlt. Dass das Werkzeug dazu sich schon aus auflagentechnischen Gründen eher im kleinteiligen Bereich bewegt, ist naheliegend. Die Preise sehen dann halt so aus. Aber immer noch kein Vergleich mit den Summen, die sich Digitalfotografen antun, um zu einem x-beliebigen Bild zu kommen. Allein der Entwicklungprozess, der nötig ist, um zu einem farblich übersteuerten Dia durch “crossen” zu kommen (Dias im Negativprozess entwickeln), kostet natürlich deutlich mehr, als eine normale Entwicklung.
Dafür gibt es eine rührige Szene, die sich untereinander austauscht und die die Freude an den Bildern teilt. Sozusagen eine immer frische Galerie, immer was zu gucken.
Schrottographisch
Die Lomographische Gesellschaft schafft es immer wieder absoluten Schrott für viel Geld an den Mann zu bringen.Oben gezeigte Kamera gab es vor vielen Jahren in ähnlicher Ausführung für ca.100DM zu kaufen.Selbst dieser Preis war astronomisch, bezogen auf die Bildqualität.
Lubitel
schlechte Fotos gibt es überreichlich und da wir in einer Überflussgesellschaft leben ist es doch sehr verdienstvoll, dass man jetzt auch mit einer teuren Lubitel noch schlechtere Fotos machen kann: die sollen ja sogar scharf sein! Das treibt doch Lubitel & Co sicher in eine Sinnkriese
Low-Fi für 300 Euro?
Das ist ein Widerspruch in sich. Was kostet denn eine alte Lubitel bei eBay? Wahrscheinlich 30 Euro, nicht 300.
Heisser Tipp für 110 Euro:
Yashica MAT 124G laut Fomag-Gebrauchtpreisliste 2008 – wenn’s denn eine TLR sein soll, und wer Glück hat findet dazu noch Vorsätze für WW und Tele für je 40 Euro.
Außerdem: wer kauft schon ‘ne MiFo-Kamera, um Kleinbildfilm rein zu tun und die Perforation zu belichten?
“I love my job, it’s the work, I hate.”
das erinnert mich
an das tolle analoge APX-Format, bei dem man die Panoramafotos machen konnte – via Definition, die man jederzeit widerrufen konnte. Man bekam dann nur einen schmalen Streifen aufs Papier belichtet.
Noch toller waren manche billigen KB-Kameras mit einer Pano-Einstellung. Da wurde ein Hebelchen umgelegt und innen klappten zwei Blenden rein, wodurch ganz einfach ein Teil des Films unbelichtet blieb. Der Bildwinkel blieb (natürlich) der gleiche.
Es gibt Dinge, die man kaufen kann, aber nicht verwenden sollte!
OhWeh
Das kann man halten
wie man will.
Lomo ist ja nicht einfach ein Begriff, der sich auf ein wie auch immer geartetes Spitzenprodukt fototechnischer Art bezieht, sondern vielmehr genau das Gegenteil: mit einfachen Fotoapparaten ein anspruchsvolles, um nicht zu sagen ein anspruchvollstes Bild zu schaffen. Wobei die Lomo selbst ja durchaus eine sehr gute Kamera darstellt. Parallel zur Lubitel gibts ja noch die Holga und einiges Mehr.
Wer einen Lomografen auf die Perfektion anderer Hersteller anspricht, wird da wohl eher Unverständnis ernten. Die Lomografie ist ein Spaßbilderproduktion mit durchaus ernst zu nehmenden Absichten und Hintergründen. Nicht die perfekte Wiedergabe einer Szenerie ist die entscheidende Marke, sondern die durch zufällige oder dem Zufall überlassene Bilderstellung ist das Ziel. Ähnlich wie für die abstrakten Expressionisten der Bildprozess, die Enstehung von Bildergebnissen aus einem bewusst zufälligen Handeln entstehen (entstanden sind), fotografiert der Lomograf mit dem Zufall und den bewusst in Kauf genommenen Unmöglichkeiten der Normalfotografie: verwackeln, unscharf stellen, überbelichten, unterbelichten usw.
Da sind “übertakelte” Kameras eher kontraproduktiv, weil die dem Fotografen zu enge Möglichkeiten lassen, wobei es am Ende quarkegal ist, welche Kamera an dem Bild beteiligt war. MF ist in dem Fall in sofern besser, weil man die Bilder ohne großes Trara auch auf einem guten Flachbettscanner noch sauber digitalisieren kann. Danach sind alle kreativen Prozesse offen.
Um Lomo herum, hat sich ein ganzes Panoptikum von Produkten platziert. Und eine vollständig andere Haltung zur Fotografie, als man das sonst so kennt. Denn genau das ist das Motto: ” Geschossen wird rund um die Uhr, ohne Blitz, am liebsten blindlings aus der Hüfte heraus. Schrill. Schräg. Unscharf. Entwickelt wird en masse, am besten im altmodisch minimalistischen Kleinformat 7x10cm” (aus der Webseite zitiert).
Wer braucht da schon so Technikmonster, über die hier normalerweise gesprochen wird?
Wen es interessiert: www.lomo.de
Schöner Kommentar.
Lieber manchmal den Zufall Gestalter sein lassen, als die unendliche Wiedergeburt des Makro-, DRI- und Aktschwachsinns auf fc.
Rod
ist schon klar
Anfangs waren die Teile ja einfach Billigkameras.
Na gut, das sind sie immer noch.
Nur sind sie eben ein typisches Trendprodukt.
Und wie das bei Trendprodukten so üblich ist, stehen die Preise halt in keiner vernünftigen Relation mehr zum Produkt…
Anderes Beispiel. Früher wurde man durchaus mal dumm angemacht, wenn man zerrissene Jeans trug. Später konnte man die kaufen, wenn man mehr Geld hinlegte. Obwohl das natürlich nicht das selbe ist. In den selbst abgetragenen hatte man schon was erlebt. Die anderen waren für Leute, die wohl in ihren eigenen noch nichts erlebt hatten… Trend eben.
Käme wohl jemand auf die Idee, für eine Kamera mehr zu zahlen, wenn sie so richtig mitgenommen aussieht? Dann könnte man auch so einen Trend schaffen und scheffeln 😉
Zur
Zur Preisgestaltung:
http://www.rugift.com/photocameras/lubitel-166-u-camera.htm
http://shop.lomography.com/shop/main.php?cat=&pro=llp
Da habe ich keine Fragen mehr. >200EUR für die KB-Maske? Da lachen doch die Hühner.