Was ist extrem? ISO 1600, 3200, 6400? Um es auf die Spitze zu treiben, wurde probiert, was mit der Nikon D700 bei ISO 5000, 6400 und 8000 unter reportageähnlichen Bedingungen noch geht. Und auch die „10.000“ sind uns einen Blick wert:
ISO-Vergleiche mit konstanten Testaufbauten unter Tageslicht (-ähnlicher) Beleuchtung wie der bekannte Testkoffer des „arbeitskreises digitale fotografie“ (adf) geben sicher einen ersten Anhalt über die nachlassende Qualität und das zunehmende Rauschen mit steigenden Empfindlichkeiten. Die Ergebnisse sind aber immer „freundlicher“, als das, was herauskommt, wenn es in die Praxis geht – zum Beispiel in eine Schulturnsporthalle, in der Basketball gespielt wird.
Und genau dort hin ging die Nikon D700. Der Basketball Pro B Ligist SOBA Dragons Rhöndorf lud am 30./31. August zum RheinMainCup ein. Neben dem Ausrichter kommen von der anderen Rheinseite die beiden Erstligisten Telekom Baskets Bonn (aktueller Vizemeister 2007/2008) und die Giants Düsseldorf, die aus dem Serienmeister der 80er Jahre, Bayer (Giants) Leverkusen, hervorgegangen sind. Dazu gesellt sich noch die Pro A Liga Mannschaft Phoenix Hagen, die auch den Aufstieg in die erste Liga anstreben. Die Ergebnisse und der Gewinn des Cups sind nebensächlich. Für die Trainer sind diese Spiele unter Wettkampfbedingungen nach Trainingslagern aber eine wichtige Standortbestimmung. Statt weiter Kondition zu „bolzen“, müssen die gewöhnlich nach jeder Saison neu zusammengestellten Teams Spielpraxis sammeln. Und selbstverständlich wollen die ambitionierten Zweitligisten auch gegen die Erstligisten glänzen.
Zurück zur Fotografie
In dieser Halle spielen die SOBA Dragons:
Auf den ersten Blick scheint es genug Licht zu geben. Aber das Auge lässt sich von scheinbar reichlich vorhandenen Fluoreszenzleuchten täuschen. Wer genau hinsieht, bemerkt, dass eine Reihe gar nicht angeschaltet ist. Diese „Neonröhren“ sind gewöhnlich immer unterschiedlich alt und die volle Leuchtkraft lässt relativ schnell nach. Von der „schönen“ Farbtemperatur ganz zu schweigen. Solche Bedingungen sind bei den Lieferanten von Sportbildern aus den unteren Handball-/Volleyball-Ligen oder aus manchen Badminton-Hallen so bekannt wie gefürchtet. Entsprechend hatte der feste freie Fotograf der Bonner Rundschau seine Nikon D200 gleich auf ISO 1600 gestellt und ausschließlich mit dem 1,4/85 mm AF-D Nikkor fotografiert. Der für den Sponsor der Basketballer und die zweite Bonner Tageszeitung („Genaralanzeiger“) arbeitende Fotograf nahm die Canon-Linsen 1,8/85 mm USM und das 1,8/200 mm L USM. Um den Sensor der Nikon D700 aber richtig zu fordern, wurde ganz bewusst nicht mit lichtstarken Festbrennweiten fotografiert, sondern für die Actionszenen ausschließlich das 2,8/70-200 mm VR Nikkor eingesetzt. Bei ISO 5000/6400/8000 wurde überwiegend mit 1/800 s fotografiert.
Es wurde ausschließlich im JPEG-Format unter höchster Qualität („Optimale Bildqualität“ statt „Einheitliche Dateigröße“) aufgezeichnet. Die Bildoptimierung blieb auf „Standard“ ohne jegliche Änderungen, und die Rauschreduzierung bei ISO+ stand auf „Low“ (Schwach). Die Nachbearbeitung wurde in den Bildern benannt, bis auf die Serie vom Dunking sind alles Ausschnitte aus den Originalfotos. Was ist dabei rausgekommen:
Keine Frage, dass man in diesen optisch wenig ansprechenden Schulturnsporthallen besser zum 1,4 oder 1,8/85 mm oder 2/100/105/135 mm und – wer hat – zum 1,8 oder 2/200 mm greift, um gruselige Hintergründe in stärkerer Unschärfe versinken zu lassen. Aber darum ging es hier ja nicht. Die „Basketballerei“ sollte einen Eindruck vermitteln, welche Reserven in der Nikon D700 stecken.
ISO 10.000
Zum Schluss noch ein Erinnerungsfoto von einer anderen Gelegenheit. Anlässlich der Einschulung des Juniors kam die D700 nur mit dem 3,5-5,6/24-120 mm VR-Nikkor mit. Dass es bei ökumenischen Einschulungsgottesdienst in der Kirche derartig dunkel wäre, hatte ich nicht geahnt. Dunkelrote, matte Ziegelwände, dunkelgrauer (Schiefer-?) Boden und spärliche Beleuchtung. Dennoch möchte ich das hier gezeigte Foto des katholischen Priesters nicht vorenthalten. Längste Brennweite 120 mm, volle Öffnung f/5,6 und ISO 10.000. Den Ausschnitt bei 50 % auf dem Monitor betrachtet, was dem Bildeindruck beim späteren Druck nahe kommt, lässt erahnen, was im Notfall mit der Nikon D700 geht. Mit rund 24×19 cm hat das Foto aus der Kirche eine Größe, die in der Tageszeitung bereits die Größenordnung 5-Spalter ermöglichen würde. Mit einem weiteren Qualitätsgewinn durch das Runterrechnen auf das 40er Raster (200 ppi; Q-Faktor 2) der Tageszeitung.
Probieren Sie es selbst. Unglaublich, was heute geht.
(Ralf Jannke)
Nachtrag (8.9.2008): Hier noch eine Ergänzung, nach einem Blick ins Archiv. Auch wenn der Vergleich unfair ist: Vor ziemlich genau einem Jahr an gleicher Stelle – beim RheinMainCup 2007 – wurde noch mit der Nikon D200 fotografiert. Objektiv war seinerzeit das 2,8/80-200 AF D (Zweiringversion). Voll aufgeblendet und die 1/400 s durch Unterbelichtung gnadenlos erzwungen, kam mit den ISO 2000 der Nikon D200 das raus:
Die Canon-Fraktion wird sich ein Grinsen kaum verkneifen können. Runterskaliert auf maximal 600 Pixel Seitenlänge reichte es immerhin noch für die Internetseite des Vereins. Wirklich druckfähig war das aber nicht mehr. Im September 2007 chancenlos, ist es wirklich enorm, welche Fortschritte Nikon innerhalb von 365 Tagen gemacht hat.
Anmerkung: Ganz im Gegensatz zu Ralf Jannkes Einschätzung hätte ich das D200-Foto – auch im knapper gefassten Ausschnitt, aber ein wenig bildbearbeitet – ohne Zögern für den Druck genutzt; zur Not sogar bis zum Format A4. Das heißt nicht, dass Ralf Jannke hier irrt, sondern zeigt, dass die Erwartungen und Ansprüche ganz andere sein können (und sich, nebenbei, auch mit der Zeit und der verfügbaren Technik ändern können). Der eine legt aus guten Gründen Wert auf höchste Bildqualität, dem anderen steht die Bilddynamik bzw. -aussage im Vordergrund. Unbestritten bleibt, dass die Fortschritte zwischen den Kameragenerationen enorm sind. (thoMas)
ISO..ISO..und noch mehr ISO..
Toller Beitrag! Ich denke, dass die Technikschlacht von Canon, Sony und Nikon nur dadurch gewonnen werden kann, wer die ISO Zahl in die Höhe treiben kann und zugleich die Bildqualität verbessert. Mal schauen, wie hoch es noch hinausgeht…
Gruß L.
Big is beautifull…
…man beachte das Bild vom Reichstag auf der letzten Seite.
http://www.imagesensors.org/Past%20Workshops/2007%20Workshop/2007%20Papers/082%20Bosiers%20et%20al.pdf
Ca. 9x5cm großer CCD-Sensor. Big is beautifull!
Gast schrieb:
Genau !!
[quote=Gast]Genau !! Habe ein D300 und die Leistung der D700 ist von der Bildqualität marginal besser ab ISO 1600. Bei ISO 100 – 400 ist die D700 gleiwertig bzw. leicht unterlegen.
[/quote]
das würde ich arg bezweifeln, siehe:
http://www.nikonpoint.de/viewtopic.php?t=55830
Jetzt das Ganze noch ohne Spiegelschlag…
und andere Nebengeräusche und man hat eine ideale Kamera für Konzerte.
Naja, die Bedienung muß natürlich auch passen. Da liegt ja auch jedem was anderes…
Charge-Binning CCDs sind die Zukunft
Was vor 3 Jahren vorgestellt wurde ist jetzt Realität. Der neue DALSA-CCD, welchen PhaseOne einsetzt nutzt diese Charge-Binning Technologie von DALSA.
Phase One, welcher den DALSA-Sensor sicherlich mit entwickelt hat nennt es “Sensor+”-Technologie ( http://www.photoscala.de/Artikel/Vollformat-im-Mittelformat-Phase-One-P65 ). Dh. bei niedrigerer Auflösung höhere Framerate und weniger Rauschen bzw. besseres S/N.
DALSA scheint jegliche White Papers im Internet gelöscht zu haben. Verständlich denn aus diesen White Papers geht genau heraus wie quasi Phase One die Auflösung des Sensor niedriger einstellen kann um eine höhere Framerate und verbessertes S/N zu erreichen.
Wird ein solcher Charge-Binning CCD auf 12MPx konfiguriert können die Kamera-Hersteller welche aktuell CMOS einsetzen einpacken, denn ein CCD liefert bei niedrigen ISO schlichtweg schon heute das bessere Bildmaterial.
CCD ist und bleibt der Imager-Sensor.
Braucht man als HighISO-Freak LiveView? Nein!
Also wäre ein charge-binning FFT CCD, welcher eben nicht liveviewfähig ist, der mit Abstand bessere Sensor.
http://findarticles.com/p/articles/mi_m0EIN/is_2005_Dec_14/ai_n15946107
Das was Nikon, Canon und Sony mit Ihren D-SLRs zeigen bzw. zeigen werden kann man schon seit Jahren mit einer Video-Cam erleben. Schaut man sich das Bildmaterial speziell aus einer Canon 50D oder Nikon D90 an, dann ist hier kein großer Unterschied mehr zu Stills aus 1CCD oder 1MOS-Video-Cams.
Leute das was hier abgeht ist gut für die Tageszeitung in Schwarz-Weiss und Farbdruck ala Bild am Sonntag, Abendzeitung, etc..
Wenn es um Fotografie geht
– charge-binning FFT CCDs
oder alles was Richtung CCD weiterentwickelt wird, zB. LiveMOS.
Wenn man sich bestimmte Dokumente anschaut aus denen die Auflösungen der Nikon MF hervorgehen sieht das danach aus, dass Nikon ebenfalls einen charge-binning CCD für seine digitale Mittformat-Kamera einsetzt.
Nikon setzt definitiv CMOS wegen dem Speed in Kombination mit hoher Lichtempfindlichkeit ein. Die Nikon D3 und D700 sollen keine Mittelformat-Kameras ersetzen wie es Canon ständig mit der 1Ds versucht sondern es geht um eine schnelle performante Reportage-Kamera. Hier ist CMOS i.O..
Geht es um Fotografie bleibt quasi alles beim Alten, sprich auch Nikon Goes CCD. Dafür spricht auch, dass die Mittelformat-Sucher-Kamera von Nikon einen optischen Sucher anbietet, denn ein FFT CCD bietet keinen LiveView an.
ISO6400 mit Zoom bei offener Blende f2.8
Zooms im Vergleich zu Festbrennweiten haben oft eine um 0,7…1EV schwächere Lichtdurchlässigkeit. Macht man das Bild oben mit einer Festbrennweite bei f2 kommt man bereits mit ISO1600 aus und hat dabei sogar noch die bessere Bildqualität.
Man kann sogar ein Sigma DC HG 1.4/30 auf APS-C oder Four Thirds nutzen, wenn der Ausschnitt paßt. Dann macht man das Foto sogar mit ISO800.
Schön das es Kameras gibt die auch bei ISO6400 verwertbares Bildmaterial liefern aber wenn das dazu führt, dass man das fotografieren verlernt, dann ist das jedermanns eigene Angelegenheit. Ausschlaggebend für klasse Fotos ist HighISO definitiv NICHT. Das Bild macht va. immer noch das Objektiv.
>Das Bild macht va. immer
>Das Bild macht va. immer noch das Objektiv.< Das Bild entsteht noch immer im Kopf, was sich auch in Zukunft nicht ändern wird.
Manche verstehen nichts
High-ISO ist sehr wichtig, für die Tagespresse, für alle Bildjournalisten, für viele Amateure und wird immer wichtiger. Denn so sind Fotos möglich die bisher unmöglich oder nur mit Blitz und anderen Hilfsmitteln möglich sind.
Die geringe Schärfentiefe eines 1,4/85 mm ist keinesfalls überall erwünscht.
Also bitte einfach als Möglichkeit nutzen und nicht meckern!
Danke an NIKON!
Aber bitte in der nächsten Kamera auch zwingend 50 und 25 ISO –
denn auch dafür gibt es sehr wichtige (wenn auch weniger) Anwendungsgebiete,
besonders bei Aufhellblitz mit hochlichtstarken Objektiven.
Denn Filter sind keine echte Erleichterung!
Man ist als
Fotoreporter / Sportreporter sicher mit diesen hohen ISO-Werten und den daraus resultierenden Ergebnissen sehr gut bedient. Rein insgesamt ist das aber eher eine krasse Nische für Spezialisten. Für Fotografen mit hohen Ansprüchen an die Bildqualität bleibt nach wie vor die Ebene mit 50 (extrem gut), 100 (sehr gut), 200 (noch gut), 400 (akzepabel), 800 (nur in Nofällen) übrig. Der Rest hat trotz allem keine relevante Bedeutung, es sei denn, man setzt das große Korn als bewusstes Gestaltungsmittel ein. Das kann man dann aber auch am Rechner machen. Viel technischen Aufwand für im Prinzip wenig wirklichen Nutzen.
Schöner, anschaulicher Bericht
schade nur, dass es aus den betreffenden Situationen keine Vergleichsbilder anderer Kameras gibt.
Wahrscheinlich würde sich dann der erste “wow-Effekt” doch sehr schnell verflüchtigen.
Nö, tut er nicht…
[quote=Gast]schade nur, dass es aus den betreffenden Situationen keine Vergleichsbilder anderer Kameras gibt.
Wahrscheinlich würde sich dann der erste “wow-Effekt” doch sehr schnell verflüchtigen.[/quote]
Die einzige derzeitig vergleichbare Kamera ist die EOS 5D. Die schneidet bei den hohen ISOs etwas (sichtbar) schlechter ab. Dennoch ist die betagte EOS noch immer hervorragend in diesem Bereich (Meckern auf hohem Niveau ;-)) Dafür löst die EOS 5D im direkten Vergleich etwas besser auf (sichtbar). Also: Jede der beiden DSLR hat ihren Vorteil.
Genau !! Habe ein D300 und
Genau !! Habe ein D300 und die Leistung der D700 ist von der Bildqualität marginal besser ab ISO 1600. Bei ISO 100 – 400 ist die D700 gleiwertig bzw. leicht unterlegen.
Beide Kameras mit den selben Objektiven und Motiven sowie gleichen Einstellungen getestet. Es wurden ausschließlich Objektive verwendet die für Vollformat gerechnet worden sind. Im Übrigen sind die Bilder einer D300 etwas grösser, da mehr Pixel und in der Standardausführung obendrein noch schneller (1Bild pro sekunde mehr) . Wer sich heute eine D300 kauft wird auch in 3 Jahren noch zufrieden sein. Eine D700 zieht nicht wirklich mehr vom Teller, im Gegenteil: Die Kosten für die Kamera und Objektive lohnen sich bei der Gegenüberstellung zur D300 überhaupt nicht. Die Unterschiede sind absolut marginal!!! Ich hatte eine D80 im Besitz und muß sagen das die Kamera absolute Top-Bilder macht. Selbst damit ist alles möglich.
Es fehlt z.Zt. ein Quantensprung der höhere Auflösung gleichzeit mit einfacherer Bedienung und besseren Bildern einherbringt. Sowie: Einfach knipsen und Foto für 30000 Euro verkaufen ohne Nachbearbeitung – Das wär der Hammer! Aber das ist eine Illusion, ob D3 oder D700 oder D300, das macht den Kohl einfach nicht fett. Oder im Vergleich: Ein Audi A4 mit 160 PS, ein Passat mit 160 PS, sowie ein Skoda Superb mit 160 PS > Kommt alles aus dem selben Hause und Baukastensystem mit vernachlläsigbaen Unterschieden. Selbst wenn eine D3X kommt mit 24 Megapix, haben die anderen 3 nicht ausgedient.