Mit der arTec stellt Sinar eine verstellbare Kamera für die digitale Architekturfotografie vor, bei deren Entwicklung Kompaktheit und ein einfacher Arbeitsablauf draußen vor Ort wichtige Eckpunkte waren:
Sinar hat die arTec gemeinsam mit dem Architekturfotografen Rainer Viertlböck speziell für die digitale Architekturfotografie entwickelt. Sie soll Ende September auf der photokina gezeigt werden und wenig später auch erhältlich sein. Der Preis steht noch nicht fest, soll sich aber an den Mitbewerbern orientieren.
Kurz zur Funktion der Kamera, da auf den Produktfotos nicht alles offensichtlich ist. Praktisch der Schiebeadapter, der es obsolet macht, nach jeder Bildkomposition die Mattscheibe gegen ein Digitalrückteil auszuwechseln – was nervig und draußen auch gefährlich fürs Digitalrückteil (Staub, Kratzer, Fall) ist. Rasten übertragen die Stellung der Mattscheibe: rüberschieben, einrasten, aufnehmen. Zurückschieben, und die nächste Aufnahme komponieren. Der Stativadapter ist drehbar gelagert – ein Stativ mit Kugelkalotte / Nivelliereinrichtung kann ausjustiert – „ins Wasser gebracht“ – werden und die Kamera dreht sich immer in der horizontalen Waage.

Nicht sichtbar sind auf den Produktfotos die Verstellskalen für die Vertikalverschiebung – verschoben wird die vordere Grundplatte (+25 / -15 mm) und dann tauchen die Skalen hinten auf. So lassen sich alle Verstellwege auf einen Blick ablesen.
In der Tatsache, dass die Horizontalverschiebung rückwärtig geschieht (Bildstandarte), die Vertikalverschiebung hingegen objektivseitig (Objektivstandarte), sieht Rainer Viertlböck keinen großen Nachteil. Die Konstruktion wurde bewusst so angelegt, um die Kamera möglichst kompakt zu halten. Und bei Aufnahmen für Stitchings (dem Zusammenfügen mehrerer Einzelaufnahmen zu einem größeren Panorama) würde sowieso in den allermeisten Fällen horizontal verschoben.
Kurz zur Erklärung der Problematik: Bei einer Rückteilverschiebung werden Sucher / Rückteil übers Bildfeld verschoben, dabei werden unterschiedliche Ausschnitte erfasst, aber die Perspektive bleibt gleich. Mit der Objektivverschiebung dagegen ändert sich gewissermaßen der Aufnahmestandpunkt, mithin auch die Perspektive. Genutzt wird das zum Beispiel beim Sehen und auch bei Stereoaufnahmen – zwei leicht unterschiedliche Ansichten liefern uns die Tiefeninformation. Fürs Stitchen allerdings ist das ungünstig, denn bei einer Objektverschiebung zeigen die beiden Teilbilder unterschiedliche Perspektive. Neigen Sie den Kopf einmal nach links und rechts, dann sehen Sie, wie sich das auswirkt: sehr deutlich im Vordergrund, kaum mehr feststellbar in der Ferne.
Der Punkt „Stitchen“ bedurfte einer längeren Erklärung, sollte aber nicht überbewertet werden. Denn für die Einzelaufnahme wird die arTec allem Anschein nach eine sehr kompakte und dank Wechselschlitten äußerst praktische verstellbare Kamera werden (wenn auch die geringen Verschwenkwege von +/- 5 Grad offensichtlich auf den Architektur- bzw. Fern-Fotografen abgestimmt sind).
Nun lassen wir aber auch mal Sinar zu Wort kommen:
17. Juli 2008
Sinar arTec Kamerasystem
„Hier ist die Kamera“
Sinar ist stolz darauf, das revolutionäre Sinar arTec Kamerasystem ankündigen zu können, welches spezifisch für die Anforderungen professioneller Fotografen im Bereich der digitalen Architekturfotografie entwickelt wurde. Das neue Sinar arTec Kamerasystem steht in der sechzigjährigen Sinar Tradition, innovative Werkzeuge zu entwickeln und herzustellen konzipiert von Fotografen und gebaut für Fotografen.
Dieses einzigartige Kamerasystem wurde in enger Zusammenarbeit mit dem renommierten Architekturfotografen Rainer Viertlböck entwickelt. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist ein aufregendes und kompromissloses Kamerasystem für Profis, das maximale Freiheit in der Bildgestaltung mit allen Verstellmöglichkeiten vom Nahbereich bis unendlich bietet.
Das Sinar arTec Kamerasystem im Überblick
Mit dem neuen Sinar arTec Kamerasystem können Bilder präzise auf der hellen Einstellscheibe der Kamera komponiert werden. Der integrierte Schiebeadapter erlaubt es, bequem zwischen Betrachtung und Aufnahme zu wechseln, ohne dabei zu riskieren, dass bereits gemachte Verstellungen verändert werden oder dass der Bildsensor des Digitalrückteils der Gefahr von Staub oder mechanischen Beschädigungen ausgesetzt wird.
Digitalrückteile von Sinar und Leaf mit einem Sinar Hy6/Leaf AFi Anschluss können an der Sinar arTec Kamera angebracht werden. Der einzigartige Sinar Drehadapter in Verbindung mit den Sinar Digitalrückteilen erlaubt es, von Quer- auf Hochformat und umgekehrt umzustellen, ohne das Sinarback von der Kamera zu lösen, was eine bequeme, sichere und staubfreie Arbeitsweise sicherstellt.
Die sehr präzisen Verstelltriebe der Sinar arTec sind ergonomisch an der Kamera angeordnet und können arretiert werden, um unbeabsichtigte Verstellungen zu vermeiden. Für eine intuitive Bedienung der Kamera sind alle Verstellungmöglichkeiten mit Nullrasten versehen. Im Weiteren werden die an der Kamera vorgenommenen Verstellungen auf Skalen in Millimetern oder in Grad angezeigt.
Um ein lotrechtes Aufstellen der Sinar arTec zu erleichtern, ist die Kamera mit Wasserwaagen für alle Achsen ausgestattet. Ist die Kamera erst einmal lotrecht ausgerichtet, kann sie dank des integrierten, um 360 Grad drehbaren Stativanschlusses in Aufnahmeposition gedreht werden, ohne dass dabei die Ausrichtung der Kamera verloren geht.
Wie jede andere Sinar Kamera ist die neue Sinar arTec ein zuverlässiges und stabiles Werkzeug, dabei leicht und mit Schweizer Präzision für die hohen Ansprüche des täglichen professionellen Gebrauchs gebaut. Daher und dank ihrer kompakten Bauweise ist sie auch bestens für weitere Anwendungen wie Landschafts- und Industriefotografie geeignet.
Das neue Sinar arTec Kamerasystem umfasst eine breite Palette der bewährten Sinaron Digital und Sinaron Digital HR Objektive, die das hohe Auflösungsvermögen bieten, welches für die High-End Digitalfotografie benötigt wird, in Kombination mit minimalen Verzeichnungen und Farbsäumen. Alle Objektive des Sinar arTec Kamerasystems sind mit einer sehr präzisen Einstellfassung und einer Schärfentiefenskala ausgestattet.
In Verbindung mit den High-End Sinarback Digitalrückteilen und der bestens eingeführten Sinar eXposureTM Software bietet das neue Sinar arTec Kamerasystem maximale Benutzerfreundlichkeit und Flexibilität kombiniert mit einer niemals zuvor erreichten Bildqualität.
Rainer Viertlböck über das neue Sinar arTec Kamerasystem
„Selbstverständlich, wenn Sie ein guter Fotograf sind, können Sie mit den Kameras, die bereits existierten, gute Bilder machen. Wenn Sie ein großartiger Fotograf sind, werden Sie mit allen diesen Kameras großartige Bilder machen. Aber ich wollte etwas Reibungsloseres, etwas Intuitiveres, etwas mehr wie 4×5“. Zu meiner eigenen überraschung hat Sinar auf mich gehört. Das ist alles. Hier ist die Kamera.“
Sinar arTec Präsentation und Verfügbarkeit
Das neue Sinar arTec Kamerasystem wird seinen ersten öffentlichen Auftritt anlässlich der Photokina 2008 (23. bis 28. September) in Köln, Deutschland, haben und wird im Herbst 2008 verfügbar sein. Besuchen Sie uns an der Photokina 2008 (Halle 4.2/C-021), um mehr über dieses bahnbrechende Kamerasystem zu erfahren.
Provisorische technische Daten der Sinar arTec |
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Objektivsortiment |
24 bis 135 mm Sinaron Digital und Sinaron Digital HR Objektive |
Vertikaler Shiftbereich | +25/-15 mm |
Horizontaler Shiftbereich | +20/-20 mm |
Schwenkbereich | +/-5° in alle Richtungen (360°) |
Stativanschluss | um 360° drehbar mit 3/8" Gewinde |
Abmessung | 27 x 19 x 7 cm |
Gewicht | 1,45 kg |
(thoMas)
Nachtrag (18.7.2008; 13:00 Uhr): Die Vertikalverschiebung samt Skala:
Der Preis soll sich an den Mitbewerbern orientieren.
Der einzige Mitbewerber (in dieser Kompaktklasse) den ich ausmachen kann ist ALPA, d.h. der Preis wird wohl bei ca 4-6000 Euro liegen (ohne Objektiv, Sucherlupe und Digiback). Gegenüber ALPA hat die Sinarlösung den Vorteil der unkomplizierten Fokusierung über Mattscheibe. Ist dadurch aber auch (im Gegensatz zur ALPA, zu der es einen optischen Sucher gibt) auf Stativaufnahmen beschränkt, was ich persönlich nicht als Nachteil sehe.
Dass die Vertikalverschiebung objektivseitig erfolgt sehe ich dagegen durchaus als größeren Nachteil. Die Parallaxenfehler die dabei im Nahbereich auftreten sind beim Stitchen nicht auszugleichen, und beschränken Aufnahmeserien auf horizontale Verschiebung. Die Möglichkeit gleichzeitig auch vertikal zu verschieben, um den Bildkreis auszunutzen, entfällt dabei. Dies gilt im besonderen für Architekturaufnahmen. Dass das auch anders geht hat ALPA bewiesen. Immerhin hat Sinar eine Tiltmöglichkeit vorgesehen, die wiederum den ALPA Kameras abgeht.
ROG
Ja, seltsame
Konstellation!
Bei einer rein analogen Filmkamera hätte ich gesagt, ja, konsequentes Design. Aber digital?
Wozu braucht man noch einen analogen Sucher, wenn man dem Ding inzwischen gleich ein 6-10″ Display seitwärts anflanschen kann! Da kann man dann ja auch noch einen Lichtschacht mit Sucherlupe dranflanschen, wenns zu hell wird. Es ist ja nicht so, dass die Mattscheibe der einsame Hit für die Einstellung der Kamera ist. Eher das Gegenteil.
Es ist einfach zu beobachten, dass die alteingesessenen Kamerahersteller nicht in der Lage sind, effektive Konversionen zu realisieren. Heute gibts diese Displays in Masseauflagen für beinahe jeden Zweck als angepasste Ware bei jedem x-beliegigen Chinabastler zu haben. Da sollte es doch machbar sein, einen entsprechenden guten OEM-Hersteller mit einen Quasidigiframe mit einer Schnittstelle Richtung Digiback herzubekommen. Diesen Schiebeklimbim würde ich draußen nicht unbedingt einsetzen wollen. Dann lieber gleich eine Schnittstelle Richtung eBook (schön klein und mindestens genaus gut für die Betrachtung) und schon ist die Laube fertig.
Der andere Mitbewerber
dürfte Linhof sein.
Linhof
hat nichts dergleichen. Aber über Linhof kann man ALPA Kameras kaufen.
Die anderen Mitbewerber
Silvestri und Horseman nicht zu vergessen.
Außerdem noch
Cambo und Gottschalt. Die sind auch alle (außer Sinar) nicht auf Sinar-Rückteile beschränkt.
Objektivstandartenshift
Das zweite praktische Problem beim Shiften der Objektiv-„Standarte“ zum Stitchen, neben der im Artikel erwähnten Parallaxe, ist das Wandern der Abbildungsfehler des Objektivs und der Vignettierung relativ zum Motiv.
Das erschwert das nahtlose Zusammenfügen der Teilbilder, wenn im mittleren und nahen Bereich fotografiert wird.
Sicher eine schöne Kamera,
aber wenn Sinar mal ein wenig über den Tellerrand geschaut hätte, wäre mehr dabei herausgekommen. So wollte man das Rad das fünfte Mal neu erfinden.
Eine Kooperation mit Horseman wäre besser und wirtschaftlicher gewesen: Digibacks für die SW612 Pro hätten der ALPA Paroli bieten können, da die Horseman bessere ‚rise & fall‘ (horizontal und vertikal gleichzeitig!) sowie diverse Rückteile für verschiedene Filmformate bietet und ein extrem solides Werkzeug ist.
Mit der reinen Orientierung auf Digital hat Sinar einen grossen Kundenkreis von vornherein ausgeschlossen. Schade eigentlich. Oder auch nicht, denn so bleibe ich bei meinen bewährten filmbasierten Kameras die mir erheblich mehr bieten.
Viele Kommentare
ich habe mit der ALPA und der Sinar Aufnahmen gemacht und einige Kommentare lassen darauf schließen, daß so mancher nicht genau hinschaut…
Warum soll man keinen Film nehmen können? Der Anschluß ist HY6 kompatibel. Stitchen geht wunderbar, aber im Nahbereich(hat man in der Architektur fast nie) halt besser wenn man Bilder neben und nicht übereinander macht. Bei der auflösung der neuen Backs ist Stitchen aber nur bei Panoramen sinnvoll, nicht bei hochshift.
Wer dies dann einmal machen muss, kann die Kamera auch drehen.
Wer die Kamera in der Hand hatte, wird sich auch kaum wünschen, sie hätten mit horseman kooperiert.
Dann zur Mattscheibe. Ich arbeite gerne mit Kabel. Aber nur selten. Eine Mattscheibe ist mir einfach lieber. Mein Back hat LiveView, aber die Mattscheibe ist einfach besser.
Michael
sinar artec
Noch nie was von der ARCA-SWISS Rm3d gehört. Die kann alles und mehr seit 2007.
P.Melchior
digitale Wasserwaage
Beschreibung von einer Internetseite über eine digitale Wasserwaage.
Mit dem CamDirector® kann der Fotograf leichter und präziser die digitale Fotokamera einrichten. Der CamDirector® – die digitale Wasserwaage für die Kamera – wird zwischen Neigekopf und Kamera montiert. Bei digitalen Fotos werden in den Metadaten die „Waage“ und der „Neigungswinkel“ automatisch abgespeichert. Die abgespeicherten Informationen werden somit wieder abrufbar für eventuell später noch zu fotografierende Aufnahmen. Somit sind Waage und Neigung der alten Aufnahme jederzeit reproduzierbar. www.camdirector.de
SInar ArTec
Der auf der Photokina zu sehende Prototyp scheint mir noch meilenweit von der Serienreife entfernt zu sein. Eine sehr wackelige Objektivarretierung, die das Objektiv beim Lösen der Arretierung selbstätig den Weg zum Erdmittelpunkt freigibt, erlauben dem Hersteller einfach nicht mehr Begriffe wie Präzision und feinmechanische Kompetenz in den Mund zu nehmen. Gott sei Dank sorgt schon der Preis dafür, daß sich Anwender später nicht über mangelnde Praxistauglichkeit beschweren müssen.