Wundervolle Architekturen aus jenem warmen Ziegelstein, der den gesamten norddeutschen Raum prägt
„Am Wasser gebaut – Maritime Ziegelarchitektur in Nordwestdeutschland“ heißt eine Ausstellung im Landesmuseum Emden, die noch bis zum 7. September 2008 zu sehen ist. Aber auch das Buch dürfte alle interessieren, die sich für die regionale Bauweise des Nordwestens, für die Ziegelarchitektur, interessieren.
Kontorhaus Schweckendieckplatz, Emden
Das Land im Nordwesten es gibt hier keine Natursteinvorkommen ist geprägt durch seine rote Backsteinarchitektur, die oft in direktem Zusammenhang mit dem Meer selbst steht: Kanäle, Schleusen, Häfen, Brücken, Leuchttürme, Speicher, die Wohnhäuser der Reeder oder Zollhäuser sind historische Zeugnisse einer uralten Geschichte des Handels der Küstenregion.
Diese Geschichte zu dokumentieren, das Bewusstsein für die Schönheit der traditionellen Architektur zu stärken, das ist die Idee von Fotoausstellung und Buch, die gemeinsam vom Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege entwickelt worden ist. Nach der Oldenburg Station ist die Schau unter anderem in Nordhorn, Wilhelmshaven und Emden zu sehen.
Künstliche Wattinsel Langlütjen II
Die Bilder der beiden Worpsweder Fotografen Fritz Dressler und Rüdiger Lubricht stellen etwa 100 repräsentative Objekte auf sachlich-schlichte Art und Weise vor: wundervolle Architekturen aus jenem warmen Ziegelstein, der den gesamten norddeutschen Raum prägt. Die meisten der Gebäude sind im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert errichtet worden, heute stehen sie glücklicherweise weitgehend unter Denkmalschutz.
(Marc Peschke)
Ausstellung
Am Wasser gebaut
Maritime Ziegelarchitektur in Nordwestdeutschland
Fotografien von Fritz Dressler und Rüdiger Lubricht
13. Juli – 07. September 2008
Landesmuseum Emden
Pelzerhaus, Pelzerstraße 11+12
Katalogbuch
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg und Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover (Herausgeber)
Am Wasser gebaut
Maritime Ziegelarchitektur in Nordwestdeutschland
Fotografien von Fritz Dressler und Rüdiger Lubricht
Gebunden. 160 Seiten
Verlag Donat
ISBN 978-3938275290
22 Euro
Rechts: Seekabelwerke, Nordenham
Sieht echt unecht aus, …
… das perpektivisch “korrigierte” Kontorhaus in Emden (oberstes Foto) – ein gutes Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, so dicke Häuser, die oben in die Breite zu gehen scheinen.
War auch mein erster Gedanke.
owT
Warum sieht das obere Haus
denn so schief aus?
Olga
Es gab
mal früher die Regel, dass man die Perspektivekorrektur nicht zu 100 Prozent durchführen, sondern immer ein Quentchen (alte Rechtschreibung) an Flucht übrig lassen soll. Die optisch korrekte Korrektur wirkt unnatürlich (bzw. “schief”), weil sie unseren Sehgewohnheiten nicht entspricht.
Langlütjen fällt also unter
Schönheit der traditionellen Architektur.
Das ist so nicht richtig.
Saubere Architektur-Fotografie als Dokumentation kennt keine stürzenden Linien, denn dort geht es ausschliesslich um die ebenmässige Abbildung (Dokumentation) eines Objekts. Wenn man ein einzelnes Gebäude oder einen Komplex erfasst, kann man (muss aber nicht) auch weiter Aufnahmen mit gewollt stürzenden Linien machen, um der Präsentation etwas Dynamik hinzuzufügen.
Der seitlich versetzte Aufnahmestandpunkt gibt dem Kontorhaus Tiefe, einfach frontal aufgenommen wäre es flach ‘dahingebatscht’.
Aber: ich nehme für solche Projekte immer eine 4-Meter-Leiter mit oder miete vor Ort eine mobile Arbeitsbühne, damit der Standpunkt nicht auf Strassenniveau liegt. Insofern hätte der Fotograf wirklich ein wenig mehr (Transport-) Aufwand betreiben dürfen.
Die einen können es halt, die anderen nicht. Kunst kommt von Können und nicht von Wollen – war schon immer so, wird immer so bleiben.