„Man Ray: Unbekümmert, aber nicht gleichgültig“, eine große Ausstellung, die ab 13. Juni 2008 im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen ist, erinnert an einen Unvergessenen, der nicht nur als Fotograf, sondern ebenso als Bildhauer, Dichter, Maler und Experimental-Filmer Außerordentliches zu leisten verstand:
Revolving Doors, 1915. © Man Ray Trust, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn 2008
„Neugier kann uns den Tod bringen oder unser Überleben sichern“, schrieb einmal Tom Jacobi der Art Director des „Stern“: „Als die Erde noch als Scheibe galt, segelten Menschen unbekannten Horizonten entgegen, um Neues zu entdecken; später ließen sie sich ins All schießen und ins Schwarz der Tiefsee sinken. Der Fotograf Man Ray ging dafür in den Keller.“ Und tatsächlich trifft diese Charakterisierung ziemlich genau ins Schwarze: Der Surrealist Man Ray, geboren 1890 in Philadelphia, gestorben 1976 in Paris, der eigentlich Emanuel Rudnitzky hieß, war ein Künstler, der Neugierde zum Programm machte. Das Experiment war sein Metier die Dunkelkammer ein mystischer Ort.
Man Ray begann mit kubistischen Gemälden, dann schloss er sich gemeinsam mit Marcel Duchamp und Francis Picabia der Dada-Bewegung an. In den zwanziger Jahren zog Man Ray nach Paris damals die internationale Metropole der Kunst.
Die Surrealisten, 1930. © Man Ray Trust, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn 2008
Hier schuf er Solarisationen und Porträts, hier experimentierte er mit der „Aerographie“, einer frühen Airbrush-Technik, bei der er Fotopapier mit Chemie besprühte aber auch mit fotografischen Spiegelungen, Foto-Collagen, Doppelbelichtungen und ersten Verfahren der Farbfotografie. In Paris entwickelte er seine Technik des „Rayogramms“ (auch „Rayographie“ genannt), einer kameralosen Fotogramm-Technik in der Tradition Fox Talbots, die zu seiner prominenten künstlerischen Vorgehensweise werden sollte, weil Man Ray darin eine Möglichkeit sah, Metaphysisches „automatisch und wie eine Maschine einfangen und reproduzieren zu können“. Seit 1925 arbeitet Man Ray im Kreis der Surrealisten als Fotograf und Maler.
Noire et Blanche, 1936. © Man Ray Trust, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn 2008
Vor allem als Fotograf hatte Man Ray enormen Einfluss: Seine Meisterwerke wie der Rückenakt „Le Violon d`Ingres“, die Arbeit „Noire et Blanche“, verschiedene Porträts oder auch einige surreal inszenierte Modefotografien sind Inkunabeln der Foto-Geschichte sind Schlüsselbilder des Surrealismus. „Ich male das, was ich nicht fotografieren kann. Ich fotografiere das, was ich nicht malen will. Ich male das Unsichtbare. Ich fotografiere das Sichtbare“, hat Man Ray einmal gesagt.
Kleiderständer, 1920. © Man Ray Trust, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn 2008
Immer wieder widmete sich Man Ray dem weiblichen Körper als Thema. Er ist für ihn der Schlüssel zum Unterbewussten, zur Welt des Traums. Die Ausstellung „Man Ray: Unbekümmert, aber nicht gleichgültig“ so lautet auch die Inschrift auf Man Rays Grabstein in Paris zeigt neben vielen Gemälden, Zeichnungen und verschiedenen persönlichen Gegenständen auch erstmals fotografische Platten der Serie „Les Mains Libres“ von 1936 und 1937, Dokumentaraufnahmen aus den zwanziger Jahren, sowie Schwarzweiß-Polaroids aus den Sechzigern allesamt aus der Sammlung des „Man Ray Trust“ New York. Eine bedeutende Schau, die den vielseitigen und unkonventionellen Modernisten umfassend vorstellt.
(Marc Peschke)
Ausstellung:
Man Ray: Unbekümmert, aber nicht gleichgültig
13. Juni bis 18. August 2008
Mittwoch bis Montag 1020 Uhr
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7/ Ecke Stresemannstr. 110
10963 Berlin
Telefon: 030 / 25 48 60
Internet: www.gropiusbau.de
Katalog:
Man Ray (bei amazon.de)
Nicolai Verlag Berlin
336 Seiten, deutsch
Ausstellungsausgabe € 29, (ISBN 978-3-89479-486-6)
Buchhandelsausgabe € 39,90 (ISBN 978-3-89479-485-9)
Rechts: Selbstporträt, 1924. © Man Ray Trust, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn 2008