Die britische Times öffnet ihr Online-Archiv und stellt über 20 Millionen Zeitungsartikel aus 200 Jahren vorerst kostenlos bereit:
Die britische Tageszeitung Times hat ihr Archiv in digitaler Form der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Interessierte finden auf der Webseite der Zeitung über 20 Mio. Artikel aus den letzten 200 Jahren. Die Times-Bestände wurden dabei fast vollständig digitalisiert, einzige Ausnahme sind einige wenige beschädigte Ausgaben. Um die ursprüngliche Erscheinungsform der Beiträge in möglichst nutzerfreundlicher Art und Weise auf die heute gängige Darstellung im Netz zu übertragen, musste das Format eines Großteils der Bestände geändert und angepasst werden. Zum Einsatz kam dabei die so genannte „Optical Character Recognition Technologie“, die es Nutzern erlaubt, bestimmte Artikel zu markieren und somit die Suche in dem umfangreichen Archiv effizienter gestalten soll. Die Nutzung soll bis auf weiteres kostenfrei möglich sein, setzt aber eine Registrierung voraus.
„Mit dem aktuellen Projekt wollen wir den Goldstandard für ein Online-Archiv einer Tageszeitung setzen“, erklärt Anne Spackman, Chefredakteurin der Online-Abteilung der Times. Die umfassenden Bestände aus den letzten beiden Jahrhunderten hätten einen unbezahlbaren historischen Wert. „Die Zahl derjenigen, die im Internet auf persönliche Ahnensuche gehen, ist groß. Es gibt Menschen aus Australien, den USA und Indien, die auf diese Weise auf die Suche nach Verwandten und Orten gehen, von denen sie womöglich abstammen“, meint Spackman. Aber auch für die wissenschaftliche Geschichts- und Kriegsforschung sei das Times-Archiv eine unglaublich wertvolle Anlaufstelle mit fundiert recherchierten Informationen.
In den veröffentlichten Archivbeständen der Times finden sich beispielsweise historische Highlights wie die Berichterstattung über die Schlacht von Waterloo, die ersten Gefangenentransporte nach Australien oder die öffentliche Hinrichtung per Guillotine der französischen Königin Marie Antoinette. Andere Artikel behandeln die Weltausstellung in London im Jahr 1851, die Jack-the-Ripper-Mordserie von 1888 oder Amelia Earharts Soloflug über den Atlantik von 1932. Enthalten sind auch Leserbriefe an den Herausgeber, Fotografien und Werbeanzeigen. Alle Beiträge wurden dabei so nahe wie möglich der ursprünglichen Erscheinungsform in der Printausgabe der Times nachempfunden.
Über die Kosten des Digitalisierungs-Projekts will sich Spackmann nicht näher äußern. „Es gibt natürlich billigere Wege so etwas umzusetzen“, lässt Spackman lediglich wissen. Man habe in dieser Hinsicht aber bewusst auf Qualität setzen wollen. „Wir sind eine Zeitung mit einer langen Geschichte, die sehr wichtig für uns ist. Deshalb wollten wir auch diese ganze Geschichte in unserem Projekt abdecken“, so Spackman.
(pte / Markus Steiner)