Am Institut für Medientechnik der FH-Köln wurde ein Verfahren zur Komprimierung von RAW-Dateien entwickelt, das die Vorteile des JPEG-Formats (schnelle Speicherung, kleine Dateien) mit denen des RAW-Formats (höchste Bildqualität) vereinen will. Mehr noch, das Sensorrauschen soll beim Umwandlungsprozess minimiert werden:
In der Publikation A Survey on Lossy Compression of DSC Raw Data (Direktlink aufs PDF) beschäftigen sich Gregor Fischer, Dietmar Kunz und Katja Köhler mit der verlustbehafteten Komprimierung von RAW-Daten digitaler Kameras. Ihren Ergebnissen zufolge lassen sich die Dateien damit ohne visuelle Verluste auf rund ein Fünftel verkleinern. Zudem soll das Sensorrauschen durch diese JPEG-Komprimierung ohne sichtbare Auswirkungen auf Schärfe und Details verringert werden: … die Komprimierung der RAW-Daten bewirkt irgendeine intelligente Art der Rauschminderung ohne Schärfeinbußen.
Die FH-Köln, Institut für Medientechnik, dazu:
Lossy Compression for RAW-Files – eine neue Methode zur Kompression von Rohdaten aus Digitalkameras, entwickelt von der FH-Köln Institut für Medientechnik. Noch ist sie in keinem Produkt auf dem Markt implementiert. Dennoch wird dieses Verfahren zur Kompression von Rohdaten aus Digitalkameras die Akzeptanz und die herstellerübergreifende Verwendung von Rohdatenformaten in der Digitalfotografie hoffentlich bald beeinflussen.
Die Probleme von Rohdatenworkflows sind in der Praxis – neben vielerlei Alltagsproblemen – die Verarbeitungsgeschwindigkeit in der Kamera (Burst-Rate) und der Speicherplatzbedarf großer RAW-Files auf der Speicherkarte. Das muss nicht so bleiben. Nach dem neuen Verfahren behalten Hersteller auf der untersten Hardwarebene ihren gewohnten technischen Zugang zum jeweiligen Sensor und seinen Hardwareanforderungen. Auf einer Zwischenstufe wird auf das RAW-File zugegriffen. Dort wird es komprimiert. Heraus kommt ein voll editierbares RAW-File in JPG-Größe, das höchsten Anforderungen genügt – rechnerisch verlustbehaftet, visuell jedoch nicht.
Die Veröffentlichung dieses Verfahrens beschreibt geistiges Eigentum seiner Urheber, das durch Veröffentlichungsdatum (FH-Server-Upload 14.05.2007) eindeutig zugeordnet ist. Etwaige Nachahmer können dieses konkrete Verfahren nicht mehr für sich reklamieren, um es zwecks kostenpflichtiger Lizenzierung von Software als eigenständige Erfindung anzumelden.
Diese Veröffentlichung zur Kompression von RAW-Daten aus Digitalkameras findet im Vorfeld der Industriekontaktmesse Spektrum statt und steht als PDF bereits jetzt zum Download bereit.
FH Köln, Prof. Dr.-Ing. Gregor Fischer
siehe downloadbares PDF oben rechts
G. Fischer, K. Köhler, D. Kunz
A Survey on Lossy Compression of DSC Raw Data, submitted to the Spectrum
Conference at Cologne University of Applied Sciences, Nov. 2007
(thoMas)
Wow
Klingt aufregend. 🙂
Sollte es tatsächlich endlich mal einen nennenswerten Fortschritt bei den Bilddateiformaten geben? Einen, der JPEG (zumindest in Kameras) mittelfristig überflüssig machen könnte?
Unfug
Die jpeg-Komprimierung ist letztlich ein Tiefpassfilter, es gehen also neben dem Rauschen auch Detailinformationen verloren. Das Testbild in der Veröffentlichung ist natürlich so gewählt, dass das Verfahren „gut“ aussieht, sprich: große einfarbige Flächen ohne nennenswerte Struktur. Aber bei einem Bild mit feinen Texturen gehen aufgrund des Tiefpassfilters Details verloren, es gibt eben kein Signaltheoretisches Perpetum Mobile.
Lesen
Mit dem neuen Format werden doch die 12 Bit pro Farbkanal erhalten. Und man kann trotzdem noch am Weißabgleich etc. drehen. Und für Puristen wird das Ganze abschaltbar sein.
Gratulation!
Wie beim MP3 hat also jetzt wieder mal ein deutsches Forschungs- und Entwicklungsteam echte Vorarbeit geleistet. Und für die generelle Lizensierung eine normative Basis geschaffen. Da kann man jetzt wirklich drauf hoffen, dass, jenseits von den üblichen Firmenegoismen, ein generelles Format zur Implementierung bereit steht, das für lange Zeit in diesem Branchenbereich und eigentlich ja für fast alle bildverarbeitenden Gelegenheiten ein universelles Format zur Verfügung stellt. Ohne Abstriche an gute Ergebnisse und ohne gleich dick aufzutragen.
Gut Klick!
Nein
[quote=Gast] Ohne Abstriche an gute Ergebnisse und ohne gleich dick aufzutragen.
[/quote]
Hallo, spricht hier der Autor des Papers? Es wurde nur in einem Spezialfall die Tauglichkeit des Verfahrens nachgewiesen, aber nicht im Allgemeinen. Weil es im Allgemeinen zu Qualitätsverlusten zwingendermaßen kommen muss. Wissenschaftlich anspruchsvoll wäre es gewesen, diesen Qualitätsverlust allgemein zu quantifizieren und nicht nur an einem einzigen Bild.
Das Paper trägt dafür äußerst dick auf.
Hoffen
Wer hat mit MP3 den dicken Reibach gemacht? Auf jeden Fall nicht das Fraunhofer- Institut. Ob unsere zuständigen Behörden( lieber Gott, bloß nicht der Glos!!!) in der Lage sind, eine bahnbrechende Entwicklung mental und finanziell gegenüber globalen Elektronikgiganten( Siemens ausgenommen) durchzusetzen bezweifle ich. WIR SIND Provinz- DEUTSCHLAND!
Ja, und?
[quote=Gast]Wie beim MP3 hat also jetzt wieder mal ein deutsches Forschungs- und Entwicklungsteam echte Vorarbeit geleistet.
[/quote]
Es kommt darauf, dass es funktioniert, nicht dass es doitsch ist.
Verlustbehaftet
Ich denke die Nutzer, die unbedingt RAW haben wollen, werden keinerlei verlustbehaftete Kompression akzeptieren. Eine schnelle, effektive verlustfreie Kompression ist da sinnvoller.
Für mich wäre ein auf 12 oder 16 Bit aufgebohrtes JPEG viel interessanter, denn an RAW reizt doch vor allem der größere Umfang der Tonwerte. Das HDP Format von MS sieht da gar nicht mal schlecht aus und ist sogar verlustlos.
Es gibt ja noch…
[quote=HENNIGArts]Für mich wäre ein auf 12 oder 16 Bit aufgebohrtes JPEG viel interessanter…[/quote]
Es gibt ja noch HD-Photo von Microsoft. Eigentlich eine äußerst interessante Sache, aber weil der Name Microsoft bei vielen eine Art pawlowschen Ablehnungsreflex auslöst, steht das wohl nicht zur Debatte, oder? 🙂
http://www.mactechnews.de/index.php?id=16012