Die öffentlichen Auseinandersetzungen zwischen dem Oldenburger Fotolabor-Betrieb CeWe Color sowie dessen Anteilseigner, dem US-amerikanischen Hedgefond M2 Capital, gehen in die nächste Runde
Während die M2 Capital bekanntgab, die von ihr verwalteten oder beratenen Fonds hielten jetzt einen Anteil von 10,29 Prozent an CeWe Color, und ihre Forderungen nach Entmachtung der Unternehmensführung und der Ausschüttung einer Dividende von mindestens fünf Euro pro Aktie erneuerte, legte M2-Berater Sebastian Freitag sein CeWe-Aufsichtsrat-Mandat nieder.
Freitag war zum 1. September 2006 als Interessensvertreter der Hedgefonds M2 Capital Management sowie der K Capital Partners in den Aufsichtsrat entsandt worden. Sebastian Freitag hat heute mitgeteilt, dass er sein Aufsichtsratsmandat bei der CeWe Color Holding AG mit sofortiger Wirkung niederlegt, so CeWe in einer knappen Pressemitteilung. Eine offizielle Begründung für den Schritt gibt es nicht.
CeWe sei deutlich überkapitalisiert, der Fünf-Jahres-Investitionsplan zeigten keine Anzeichen, dass sich dies in Zukunft ändern könnte, schreibt David Marcus, CEO bei M2 Capital Management, in seiner jüngsten Mitteilung (9. Februar 2007) auf der M2-Homepage www.fixcewecolor.com. Marcus fordert die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung, um dort die vier durch die Hauptversammlung gewählten Aufsichtsratmitglieder abzuwählen. Außerdem will man den Vorstandsvorsitzenden Dr. Rolf Hollander entmachten. Das wird auch notwendig sein, um die Geldforderungen durchzusetzen: Ich kann keine Sonderausschüttungen machen, wenn ich Mitarbeiter entlasse, zitiert die Financial Times Deutschland (Ausgabe vom 8. Februar 2007) den CeWe-Chef, ich werde nicht weichen. Die Fonds wollten CeWe auslutschen, so Hollander.
Das Management schädige die Aktionäre, indem es Kapital haufenweise bunkere, hält Marcus in dem öffentlich ausgetragenen Machtkampf dagegen. Man habe vor zwei Jahren auch in CeWe investiert, weil man die Gesellschaft für überkapitalisiert halte, und erwarte, dass jetzt die Zahlungskraft mit den Eigentümern geteilt werde. In einem Brief an den CeWe-Aufsichtsratvorsitzenden Hubert Rothärmel vom 16. Januar 2007 hatte Marcus erklärt, CeWe auch längerfristig Kapital entziehen zu wollen. Jetzt wirft Marcus dem CeWe-Management vor, die außerordentliche Aktionärsversammlung bewusst zu verschleppen. Wegen gravierender Formfehler im Antrag der M2 Capital sei die Einberufung noch nicht möglich gewesen, zitiert dagegen die Samstagsausgabe der Berliner Zeitung eine CeWe-Sprecherin.
CeWe solle sich als CeWe Digital AG neu aufstellen und auf das digitale Geschäft konzentrieren, fordert M2-Capital-Chef Marcus. CeWe Color verkauft derzeit noch mehr Bilder vom Film als aus der digitalen Datei und muss mit sinkendem Umsatz leben, nachdem der Filmabsatz wegbricht. In Folge von einigen Standortschließungen baute das Oldenburger Unternehmen allein im letzten Jahr 700 der 3700 Arbeitsplätze ab. CeWe Color erwirtschaftete 2006 nach eigenen Angaben einen Umsatz von 400 Millionen und ein Ergebnis vor Steuern von 21 Millionen Euro.
Siehe auch:
Wie Hedgefonds Cewe Color unter Druck setzen (Berliner Zeitung am 10. Februar 2007)
Mitteilung der M2 Capital Management vom 9. Februar (Direktlink auf das PDF)
Was machen Hedgefonds? (taz, die Tageszeitung, am 9. Februar 2007)
Fotodemontage (Financial Times Deutschland am 8. Februar 2007)
Kampf gegen die Heuschrecken (Hamburger Abendblatt am 7. Februar 2007)
Parasiten in Nadelstreifen (Tageszeitung junge Welt am 7. Februar 2007)
CeWe in Schwierigkeiten – Umsatz sinkt, Hedge-Fonds wollen Sonderdividende (photoscala am 2. Februar 2007)
Cewe-Aktionärsbrief vom 2. Februar
Ergänzend dazu eine Pressemitteilung von CeWe Color von heute morgen (12.2.2007):
Neumüller CeWe Color Stiftung kritisiert Hedgefonds und unterstützt Management
Stiftung entsendet Vertreter der Erbengemeinschaft in Holding-Aufsichtsrat
Mocken: Unternehmensstruktur schützt vor schädlichem Einfluss
Oldenburg, 12. Februar 2007 – Die Neumüller CeWe Color Stiftung hat beschlossen, Otto Korte, Rechtsanwalt, Oldenburg, als Nachfolger von Sebastian Freitag in den Aufsichtsrat der CeWe Color Holding AG (ISIN DE 0005403901, SDAX) zu entsenden. Sebastian Freitag hatte als Vertreter der Interessen von M2 Capital Management, New York (USA), und K Capital Partners, Boston (USA), sein Aufsichtsratsmandat mit Wirkung zum 8. Februar 2007 niedergelegt. Korte wird die langfristigen Interessen der Erbengemeinschaft des Firmengründers Senator h.c. Heinz Neumüller, die als größter Einzelaktionär 27,1 % vom Grundkapital hält, im Aufsichtsrat vertreten.
Liquidität nicht für ein Feuerwerk verpulvern
Die Neumüller CeWe Color Stiftung kritisiert die Hedgefonds M2 Capital und K Capital, die von der CeWe Color Holding AG eine hohe kreditfinanzierte Sonderausschüttung gefordert hatten. *Damit torpedieren kurzfristig orientierte Spekulanten die langfristige Wachstumsstrategie des Unternehmens, betont Wilfried Mocken, Vorsitzender des Kuratoriums der Neumüller CeWe Color Stiftung. Die Liquidität des Unternehmens dürfe nicht für ein Feuerwerk verpulvert werden, das nur eine ausgebrannte Hülle zurücklasse. *Wenn dafür auch noch ein Kredit aufgenommen werden soll, wäre das in einer Transformationsphase – wie wir sie gerade zu bestehen haben – unternehmerisch verantwortungslos, so der Vorsitzende des Kuratoriums. Die Forderung des Hedgefonds, vier Aufsichtsräte abzuwählen und dem Vorstand das Misstrauen auszusprechen, solle offensichtlich das wahre Ziel einer kreditfinanzierten Sonderausschüttung verschleiern und die Organe unter Druck setzen. Diese Strategie werde allerdings nicht aufgehen, da das Unternehmen durch seine besondere Struktur den schädlichen Einfluss kurzfristig orientierter Hedgefonds abwehren könne.
Stiftung unterstützt Strategie
Die CeWe Color Gruppe habe 2005 und 2006 trotz der fundamentalen Verschiebungen im Markt die höchsten Gewinne der vergangenen sechs Jahre erwirtschaftet. Dies sei dem Management in einem Umfeld gelungen, in dem etablierte Wettbewerber Verluste verkraften mussten oder völlig aus dem Markt ausgeschieden seien. Zugleich habe CeWe Color in neue, erfolgreiche Produkte wie das CeWe Fotobuch investiert. Deshalb unterstütze die Stiftung die Strategie des Managements, jährlich 30 Mio. € in Produktinnovationen und neue Vertriebswege zu investieren und die regionale Expansion voranzutreiben. Auch die bis zu 50 Mio. €, die das Unternehmen in Akquisitionen investieren wolle, seien strategisch eine entscheidende Option. Mocken: *Durch den laufenden Aktienrückkauf steht außerdem eine Akquisitionswährung zur Verfügung, die für die Eigentümer von Zielunternehmen attraktiver sind als Bargeld, weil CeWe damit eine Beteiligung am Wachstum und Erfolg der Unternehmensgruppe anbieten kann. Vor dem Hintergrund der erreichten Erfolge und der strategischen Weichenstellungen sei die unsachliche Kritik von M2 Capital am Management nicht nachvollziehbar.
Der Aufsichtsrat der CeWe Color Holding AG wird sich somit ab sofort aus folgenden Mitgliedern zusammensetzen:
– Hubert Rothärmel (Vorsitzender)
– Hartmut Fromm (stellvertretender Vorsitzender), Partner der Anwaltskanzlei Buse Heberer Fromm, Berlin
– Dr. h.c. Manfred Bodin, ehemals Vorsitzender des Vorstandes der Norddeutschen Landesbank Girozentrale Hannover
– Dr. Fritz Kröger, Vice President der A.T. Kearney GmbH, Berlin
– Prof. Dr. Hans-Jürgen Appelrath, Universitätsprofessor für Informatik an der Carl von Ossietzky Universität, Oldenburg, und Vorstand des Oldenburger Forschungs- und Entwicklungsinstituts für Informatik-Werkzeuge und -Systeme (OFFIS), Oldenburg
– Otto Korte, Rechtsanwalt, Oldenburg
(mts)
“Die wollen uns auslutschen!”
Was haben die CeWe-Color-Leute anderes von einem Hedgefonds-Unternehmen erwartet? Wie blöd muss man sein, um sich Kapital von einem US-Hedgefond zu holen und dann zu erwarten, dass die Heuschrecken sich wie Samariter verhalten! Für solche Firmen wie M2 ist der Begriff “soziale Marktwirtschaft” ein Fremdwort, aber in der Oldenburger Provinz glaubt man offenbar noch ernsthaft daran, dass M2 nur gute Absichten hatte… *prust*
Heuschreckenflug
hier hat der zurückgetretene Investmentbanker Sebastian Freitag das gleiche Spiel schon mal gespielt und den letzten Aufsichtsrat gekippt:
http://boerse1.ard.de/content.jsp?key=dokument_60766
http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2004-07/artikel-1803752.asp
http://www.handelsblatt.com/news/Unternehmen/Industrie/_pv/_p/200038/_t/ft/_b/987747/default.aspx/us-investor-wyser-pratte-unterstuetzt-den-vorstand-von-iwka.html
und wer der nächste Kandidat ist, steht hier:
http://www.handelsblatt.com/news/_pv/_p/201197/_t/ft/_b/1203130/default.aspx/index.html
Balda war früher auch im Foto-Business tätig und baut aktuelle die Touchscreens für Apples kommendes iPhone.
Nachtrag: TV-Tipp
für alle, die noch nicht wissen, wie sowas funktioniert:
SWR/SR3 Mittwoch 14.2., 20:15 Uhr
Und Du bist raus!
Wie Investoren die Traditionsfirma Grohe auspressen.
Balda raus aus Börse
Die Familie Kaufmann aus AU hat ja ähnliches bezüglich Leica Camera geäußert. Aber wer will schon Leica? R ist tot, M problematisch und der Rest Panasonic. Also Panasonic als Käufer? Auf jeden Fall – Leica Camera ein Spielball der Heuschrecken, soviel ist sicher!