Die Oldenburger CeWe Color kämpft mit sinkendem Absatz und der Forderung einer Sonderausschüttung in Höhe von 37-120 Millionen Euro:

Im Jahr 2006 hat der Fotolabor-Betreiber 16 Prozent weniger Farbfotos verkauft als vor einem Jahr, der Umsatz soll um fünf Prozent auf 380 Millionen Euro sinken. Grund sind die jedes Jahr um 30 Prozent sinkenden Absatzzahlen in der analogen Fotografie. In der Vergangenheit wurde die Anzahl der Großlabore von 29 auf 20 reduziert, weitere Umbaupläne, die das Geschäft mit der digitalen Fotografie stärken sollen, könnten Forderungen zweier amerikanischer Hedge-Fonts verhindern, die Rolf Hollander, Vorstandsvorsitzender der CeWe-Color-Holding als Erpressung zurückwies.

CeWe ist Europas größter Fotodienstleister und hält nach eigenen Angaben 40 Prozent Marktanteil in Kontinentaleuropa, in Deutschland 45 Prozent. Während Kamerahersteller längst ihren größten Teil des Umsatzes mit Digitalkameras machen – nach Schätzung der Gesellschaft für Konsumforschung GfK zeichnet nur noch jede achte 2006 in Deutschland verkaufte Kamera analog auf – sieht es bei den Laboren wie CeWe noch anders aus. Bislang ließen die Kunden erheblich mehr Bilder vom klassischen Film abziehen als von der Datei aus der digitalen Kamera. Aber der Absatz mit dem Bild vom Film bricht drastisch ein, 2006 sind laut CeWe bei den Oldenburgern 32 Prozent weniger Bilder vom Film angefertigt worden als vor einem Jahr, der Rückgang liegt damit in der gleichen Größenordnung wie in den vorherigen Jahren. „Hier verlieren wir massiv Umsatz“, so Hollander.

Klar, während der Fotograf in der Regel seine Filme zum Labor tragen muss, um Ergebnisse zu sehen, gibt’s im Digitalzeitalter die Ergebnisse binnen Sekunden, nur ein Bruchteil der Bilder wird auch ausbelichtet. Und laut CeWe fertigen die Deutschen jeden fünften Abzug eines Digitalbildes inzwischen zu Hause mit dem eigenen Drucker an. Auch bei CeWe wächst der Absatz mit Digitalfotos, aber erst 2007 soll die digitale Fotografie bei den Oldenburgern die analoge überholen. 2006 schloss CeWe fünf Werke, ein sechstes Werk in Berlin soll jetzt folgen, derzeit erhalten hier weitere 70 Mitarbeiter ihre Kündigung. Im vergangenen Jahr war die Mitarbeiterzahl bereits von 3700 auf 3000 gesunken. Bei einigen Konkurrenten sah es ähnlich aus, Kodak zog sich aus dem Fotolabor-Markt zurück und schloss am 19. Januar sein letztes Werk in Frankreich. Kodachrome-Fans müssen ihre Filme in den USA entwickeln lassen, nachdem Kodaks Schweizer Labor in Renens im September 2006 seinen Betrieb endgültig eingestellt hatte.

Bei CeWe verhinderte vor allem das Weihnachtsgeschäft noch höhere Verluste: Mit 42 Prozent lag die Steigerungsrate bei den Digitalfotos deutlich über dem Jahresdurchschnitt, der Absatz übers Internet hat laut CeWe-Pressemitteilung gar um 76 Prozent zugenommen. Vor allem Geschenkartikel wie Fotobücher verkauften sich demnach gut.

2006 seien über 500.000 Fotobücher verkauft worden, das Fotobuch trage bei weiterhin hohem Wachstumstempo über zehn Prozent zum Digitalumsatz des Unternehmens bei. „Allein an dieser Stelle haben wir sechseinhalb Millionen Euro in Produktentwicklung und Software im letzten Jahr investiert“, so Hollander in einem Interview mit dem „Börsen Radio Network“ über das CeWe-Fotobuch. Darüber hinaus hat sich das Oldenburger Unternehmen europaweit in den Foto-Bestellassistenten von Windows Vista integrieren lassen. Unter anderem durch Firmenzukäufe solle das Produktprogramm und der Vertrieb nun weiter ausgebaut werden.

2008 sei der Tiefpunkt am Bildermarkt erreicht, mit Firmenakquisitionen will CeWe bis dahin selbst zur Marktkonsolidierung beitragen. Die Umsatzrückgänge will CeWe unter anderem durch die Vergrößerung des Marktanteils in Deutschland – unter anderem durch mehr Bestellterminals bei den Handelspartnern und den Ausbau des Internetgeschäfts – sowie durch die Expansion in den osteuropäischen EU-Staaten erreichen. Das dafür notwendige Kapital, CeWe plant nach eigenen Angaben Investitionen in Produktion und Vertrieb von 150 bis 200 Millionen Euro, könnte jedoch knapp werden, nachdem jetzt zwei US-amerikanische Großaktionäre eine außerordentliche Hauptversammlung und eine kreditfinanzierte Sonderausschüttung von laut Rolf Hollander 37 bis 120 Millionen Euro fordern.

Der Vorstandvorsitzende der CeWe-Color-Holding bezeichnete die Forderungen als Erpressung. Die beiden Hedge-Fonds „M2 Capital Management“ und „K Capital Partners“ wollen Management und Aufsichtsrat stürzen und die Sonderausschüttung erzwingen, die bei einem Eigenkapital von 113 Millionen Euro das Unternehmen in seiner Existenz bedrohen würde. „Mit mir wird es keine Sonderausschüttung geben, wenn zugleich Mitarbeiter entlassen und Sozialplanverhandlungen geführt werden“, äußerte sich Hollander. „Um die Potenziale unseres Marktes vollständig im Sinne unserer Aktionäre zu nutzen, brauchen wir die Liquidität“, betonte Hollander. Das Management dürfe das berechtigte Interesse von Kunden, Mitarbeitern und langfristig orientierten Investoren nicht kurzfristig motivierten Interessen opfern. „Das Unternehmen tut alles, um die verbleibenden Arbeitsplätze zu sichern und Wachstum in der digitalen Welt zu schaffen“, so Hollander, „wir können in einer solchen Phase des Personalabbaus nicht Sonderdividende an Hedge-Fonts auszuschütten und diese Sonderdividende mit Krediten finanzieren. Dieses Geld brauchen wir, um in den Markt zu investieren.“ Die Vorwürfe an das Management seien vorgeschoben, um die Sonderausschüttung durchzusetzen.

„M2 Capital“ wiederum antwortete mit der Homepage www.fixcewecolor.com, mit der der Hedge-Fond bei den Aktionären dafür wirbt, dem CeWe-Management das Vertrauen zu entziehen. Laut Hollander könnten die Großaktionäre „M2 Capital“ und „K Capital“ die Stimmrechte von 2,3 der 7,4 Millionen Aktien auf ihre Seite ziehen, dem gegenüber steht die Erbengemeinschaft des Firmengründers Heinz Neumüller, die zwei Millionen Aktion hält.

Siehe auch:
Ad-hoc-Mitteilung von CeWe, 29. Januar 2007: CeWe Color erschließt neue Wachstumspotenziale
CeWe-Pressemitteilung, 30. Januar 2007: CeWe Color weist Forderungen von M2 Capital zurück
Hedge-Fonts erpressen Cewe-Color (süddeutsche.de)

Und zum Anhören:
Interview des „Börsen Radio Network“ mit Rolf Hollander, Teil 1 und Teil 2

(mts)