Die örtlichen Niederlassungen traf der Rückzug Konica Minoltas aus dem Kamerageschäft völlig unvorbereitet, und ebenso unvorbereitet scheint die Geschäftsleitung, was den Umgang mit den nun überflüssigen Mitarbeitern angeht. Die jedenfalls sahen sich jetzt genötigt, einen offenen Brief an die Geschäftsleitung in Japan zu adressieren:

Hier der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Mr. Iwai, sehr geehrter Mr. Ota,

am 19. Januar hat sich die Welt für uns Mitarbeiter der Konica Minolta Photo Imaging Europe GmbH verändert. An diesem Tag haben Sie die Entscheidung bekannt gegeben, dass sich der Konzern aus dem Photo Imaging Bereich zurückzieht.

Nachdem die Fusion von Konica und Minolta erst vor zweieinhalb Jahren vollzogen wurde, traf uns diese Entscheidung besonders hart und wir fragen uns, hatte Photo Imaging wirklich eine faire Chance zu bestehen?

Leider haben die Mitarbeiter diese traurige Nachricht aus dem Internet erfahren müssen. Eine persönliche Information erfolgte erst am Nachmittag des 19. Januar 2006 durch den Geschäftsführer für Photo Europe, Herrn Takashi Karasaki.

Man hat versucht, uns glauben zu machen, dass diese Entscheidung wirklich erst zum 19. Januar 2006 getroffen wurde. Heute wissen wir, dass diese Entscheidung bereits im Jahr 2005 gefällt wurde.

Bereits im Oktober 2005 wurde ein Anwalt mit der Abwicklung beauftragt und verschiedene Stabstellen hier im Hause informiert.

Die Verhandlungen über einen Sozialplan und Interessenausgleich werden ausschließlich durch den Anwalt geführt. Das Management ist zwar körperlich anwesend, beteiligt sich aber nicht aktiv an den Verhandlungen. Dies entspricht nicht unserem Verständnis der Unternehmens Charta und dem CSR-Report. Die Verantwortung für die Mitarbeiter kann das Management nicht auf einen Anwalt übertragen. Wir haben für Konica Minolta gearbeitet und nicht für einen Anwalt. Für uns ist das ein Verstoß gegen die bisher im Unternehmen gelebte Kultur im Umgang mit Mitarbeitern.

Mittlerweile verfügen wir über die Kenntnis, dass es einen detaillierten Plan zur Abwicklung von PEU gibt, der dem Betriebsrat bis heute nicht offiziell zur Kenntnis gebracht wurde. Ca. 6,7 Millionen Euro wurden für die Firma Tetenal zur Übernahme der PD-Servicegeschäfte bereitgestellt. Die Konica Minolta Photo Imaging Holding fungiert zudem als stiller Gesellschafter der European Imaging Service GmbH mit einer Einlage von mehr als vier Millionen Euro. Alle Ersatzteile aus dem PD Servicebereich wurden zur Übernahme von der Firma Tetenal um 83% abgewertet. Vorgespräche zu dem Memorandum of Understanding fanden bereits vor dem 19. Januar statt.

Allein diese Tatsachen rechtfertigen die Anwendung des Sozialplanes, der für die Fusion der beiden Unternehmen Konica und Minolta verhandelt wurde.

Die Informationspflicht des Betriebsrates nach dem deutschen Betriebsverfassungsgesetz wurde von Ihrem Management vorsätzlich missachtet.

Entgegen der bisher im Unternehmen gepflegten Kultur des gegenseitigen Respekts und Verantwortung den Mitarbeitern gegenüber verweigert man diesen Menschen eine faire Abfindung. Dieses Verhalten ist dem Unternehmen nicht würdig und enttäuscht die Menschen, die den Konzern zu dem gemacht haben, was er heute ist.

Wir bitten Sie um den Respekt, den uns das Unternehmen in seinem Verhaltenskodex zugesichert hat und den es auch nach außen hin propagiert.
Wir können nicht glauben, dass es sich bei der Charta und dem CSR-Report nur um schöne Worte handelt. Lassen Sie auch Taten folgen!

Die Mitarbeiter und der Betriebsrat der Konica Minolta Photo Imaging Europe GmbH

Siehe auch: Konica Minoltas Kamerageschäft – das Aus zum 31. März

(thoMas)