Seit einiger Zeit wendet sich das Augenmerk der Fotografen verstärkt der Problematik der RAW-Formate zu. Stichworte: Eigentumsfragen, Langzeitzugriff. photoscala hat die Kamerafirmen gebeten, ihren Standpunkt zu formulieren:

In diesem Zusammenhang haben wir alle Kamerafirmen, die RAW-Dateien benutzen, um die Beantwortung folgender Fragen gebeten:

Begreift Ihre Firma RAW-Dateien als Eigentum des Kameraherstellers oder des Fotografen? Sprich, wer darf diese Dateien uneingeschränkt öffnen, bearbeiten und konvertieren?

Sind die RAW-Dateien irgendeiner Ihrer Kameras in irgendeiner Weise (auch teilweise) verschlüsselt?

Falls Ihre RAW-Dateien (teilweise) verschlüsselt sind: Erlauben Sie heute und in Zukunft die generelle Entschlüsselung, oder bedarf es dazu einer Erlaubnis bzw. Lizenz? Bzw. wie können und wollen Sie sicherstellen, dass der Fotograf heute und in Zukunft _rechtmäßig_ auf seine RAW-Bilddaten zugreifen kann?

Wie stellen Sie sicher, dass der Fotograf seine als RAW gespeicherten Bilddaten heute und in Zukunft öffnen und bearbeiten kann – auch über eine eventuelle Abkündigung der Kamera / Firma hinaus (aktuelle Beispiele Contax / Kodak)?

Was halten Sie von einem offenen Standard für RAW-Daten (wie etwa Adobes DNG)?

Noch haben bei weitem nicht alle geantwortet. Hier das Zwischenergebnis, nachdem die Fragen zwei Wochen lang bekannt waren:

Canon: Unsere Daten sind unverschlüsselte RAW-Daten. Adobe Photoshops RAW-Modul nutzt z.B. deren eigene RAW-Engine zum dekodieren. – Unsere aktuelle Software inkl. Digital Photo Professional unterstützt alle Modelle ab der EOS D30. Hier wurden über die Software sogar Funktionalitäten hinzugefügt, die zum Zeitpunkt des Kamerakaufs nicht vorhanden waren, z.B. die „Picture Styles“. – Wer einer zukünftigen Unterstützung misstraut, sollte die Bilder dekodieren und als TIFF oder JPEG archivieren. (Dank an Herrn Krebs von Canon für die Beantwortung.)

Leica: „Im Mittelpunkt unserer Entwicklung steht der denkende und bewusst handelnde Fotograf. Es ist nur konsequent, dass wir deshalb bei dem Speicherformat RAW einen offenen Standard gewählt haben. Der Fotograf soll in jeder Situation Herr über seine Bilder sein – auch nach der Aufnahme. Nicht nur die Kamera und die Objektive haben für ihn einen Wert über den Tag hinaus – auch die Aufnahmen sollen nach Jahren und Jahrzehnten noch verfügbar sein. Digitale Bilder stellen in der Archivierung durch die Vergänglichkeit der Speichermedien im Vergleich zum Kleinbildfilm ohnehin schon Probleme für den Fotografen. Wir sehen nicht ein, dass wir durch proprietäre Speicherformate noch zusätzliche Hürden aufbauen“, so Stefan Daniel, Produktmanagement Leica Camera AG.

Pentax: Wolfgang Baus, Produktmananger Pentax Kameras, beantwortet die Fragen folgendermaßen: RAW-Daten sind Eigentum des Fotografen, der Hersteller der Kamera hat dabei kein Zugriffsrecht. – Unsere RAW-Daten sind nur von daher verschlüsselt, als sie nur mit einem bestimmten Programm zu öffnen sind. – Wir als Hersteller sind daran interessiert, dass unser RAW-Format möglichst von vielen Programmen (z.B. Silverfast) verwendbar ist, viele Programmhersteller (Adobe) fordern allerdings Lizenzen. Mit dem Kauf der Kamera erwirbt der Kunde auch gleichzeitig die Software um RAW-Daten zu konvertieren. – Im Sinne des Verbrauchers kann es nur sein, mit einem Standard zu arbeiten. Von daher sind diese wünschenswert und sicherlich in nicht all zu langer Zeit der Normalfall. Hierbei liegt die Kunst sicherlich darin alle Kameraparameter auch in der Bildbearbeitung abfragen zu können und entsprechend auszuwerten.

Sinar: Die Datei und damit der Bildinhalt gehört dem Fotografen (analog einem Dia). Für die weiteren Fragen ist das Urheberrecht maßgebend. – Unsere Dateien sind nicht verschlüsselt. – Zusammen mit der Kamera wird auch die entsprechende Applikationssoftware ausgeliefert. Dank dieser ist auch der künftige Zugriff auf die Raw-Daten bzw. Konvertierung (z.B. in TIFF) möglich. – Einem offenen Standard stehen wir grundsätzlich positiv gegenüber. Intern in Abklärung ist, welche Limitierungen durch einen offenen Standard entstehen –> firmenspezifische, vorteilhafte Besonderheiten sind unter Umständen durch einen offenen Standard nicht abgedeckt. (Dank an Lorenz Koch, der für Sinar antwortete.)

Die Antworten von Fujifilm, Hasselblad, Kodak, Konica Minolta, Nikon, Olympus, Panasonic, PhaseOne, Ricoh, Samsung und Sony stehen noch aus.

Zur Problematik siehe auch:
Nikons verschlüsselte RAW-Informationen
OpenRAW fordert offengelegte RAW-Spezifikationen
Rohe Abgründe: RAW-Verschlüsselung allerorten
Fotografen verlangen Kontrolle über RAW-Daten

(thoMas)