Bei Kyocera (Contax) sind Auflösungserscheinungen im Kamerasektor zu beobachten (kürzlich wurde der Produktionsstopp etlicher Contax-Modelle bekanntgegeben) und es deutet immer mehr darauf hin, dass sich Kyocera schrittweise von der (nicht nur analogen) Kameraproduktion verabschiedet; wobei offizielle Stellungnahmen bislang fehlen bzw. nur indirekt abgegeben werden:

Wie bereits mit Datum vom vom 29. Dezember 2004 gemeldet, hat Kyocera im Dezember offiziell den Produktionsstopp einiger analoger Kameras und Objektive (Contax RX2, Aria, Aria-D, T3 und TVS III) verkündet: Kyocera reduziert analoge Contax-Produktpalette.

Gerüchten um einen Rückzug Kyoceras aus dem Kameramarkt gibt eine neuerliche Meldung Nahrung: Mit Datum vom 1. Februar 2005 hat Kyocera Optical Japan die Einstellung weiterer Produkte bekannt gegeben. Es handelt sich dabei um die Kameramodelle Contax RTS III, Contax T3D, sowie die Zeissobjektive Distagon 2,8/28mm, Planar 1,4/50mm, Planar 1,4/85mm und Makro-Planar 2,8/100mm.

(Nebenbemerkung: In einem Gespräch mit dem renommierten Contax-Händler Foto Huppert wies Michael Huppert darauf hin, dass das nicht unbedingt etwas über die aktuelle Lieferfähigkeit aussagt; manche der aus der Produktion genommenen Produkte sind ohne Probleme lieferbar, andere, noch gar nicht offiziell aufgegebene Geräte hingegen können nicht lieferbar sein. Dennoch: Ein Signal ist diese offizielle Ankündigung durchaus.)

Offensichtlich ist nicht nur ein (kleiner) Teil der Produktpalette vom Produktionsstopp betroffen; manche sehen gar schon das gesamte Contax-Programm bei Kyocera gefährdet. Mehr noch, auch Digitalkameras werden möglicherweise eingestellt. So ist bei ColorFoto in der aktuellen Ausgabe 3/05 zu lesen: „Amerikanische Analysten erwarteten … einen kompletten Rückzug aus der Digital-Kamera-Produktion und eine Fokussierung auf den schnell wachsenden Markt der Kamera-Module für Foto-Handys, in dem Kyocera in Japan schon aktiv ist.“

Kyocera Japan hüllt sich weitgehend in Schweigen, was die Zukunft der Kamerasparte angeht: Im Augenblick weiß wohl nur die Hauptverwaltung in Japan, wo die Reise hingehen soll. In der deutschen Kyocera-Niederlassung in Hamburg ist auch nicht mehr bekannt, als den japanischen Webseiten der Firma Kyocera entnommen werden kann, wie unsere Anfrage ergab.

Bleibt erstmal nur, Indizien zu sammeln.

Im letzten veröffentlichten Geschäftsbericht, der neun Monate bis 31. Dezember 2004 umfasst, ist von „Contax“ und selbst von „Digitalkameras“ überhaupt keine Rede mehr. Erwähnt werden lediglich die Erfolge im Verkauf von Kameramodulen für Fotohandys. Im vorangegangen Geschäftsbericht für die neun Monate bis 31. Dezember 2003 sind Digitalkameras zwar erwähnt („der Markt expandierte“), spielen aber im Geschäftsbericht für das komplette Jahr 2003 (der Geschäftsjahr 2004 endet am 31. März 2005) nur eine untergeordnete Rolle: „In der Elektronikindustrie expandierte der der Computermarkt … darunter der Markt für digitale Consumerprodukte wie etwa Digitalkameras“.

Hinzu kommen diverse Agenturmeldungen, wonach Kyocera schon seit geraumer Zeit immer wieder das schlechte Ergebnis bei Digitalkameras (aufgrund harten Preiswettbewerbs) für Gewinneinbrüche verantwortlich macht.

Diese Indizien legen nahe, dass Kyocera im Kamerasektor keine allzu großen Erwartungen mehr hegt und sich aus dem Kameramarkt zurückziehen wird; nicht nur aus dem analogen, sondern eventuell sogar aus dem digitalen.

Gerüchte hingegen, dass die Contax-Lizenz (Carl Zeiss hat eine Lizenz zur Nutzung der Marke "Contax" an Kyocera – Kyoto Ceramics vergeben und im Gegenzug hat sich Kyocera verpflichtet, die Objektive für alle "Contax"-Kameras bei Carl Zeiss zu ordern) in absehbarer Zeit sowieso auslaufe, bestätigten sich nicht: „Rein juristisch handelt es sich um einen lang laufenden Vertrag, und die Firma Carl Zeiss wird der Firma Kyocera keine Hindernisse in den Weg legen; ganz im Gegenteil würden wir uns über ein stärkeres Engagement sehr freuen. Wie lange Kyocera dieses Lizenzabkommen allerdings in Anspruch nehmen möchte, ist deren Entscheidung.“, so Kornelius Müller, Marketing-Leiter des Geschäftsbereiches Photoobjektive.

Bleibt die Frage nach dem Service, die von Kyocera auch für die offiziell eingestellten Produkte noch nicht beantwortet wurde. Im Gegensatz etwa zu Fujifilm, die das Mittelformat aufgegeben haben (siehe Fujifilm gibt Mittelformatkameras auf) oder auch zu Tamrons bzw. Zenza-Bronicas Mittelformatausstieg (siehe Neues im Mittelformat) hat Kyocera bislang noch keine Antwort auf die mittel- und langfristige Reparatur- und Ersatzteilfrage gegeben.

Könnte gut sein, dass Contax-Kunden tatsächlich gut daran tun, sich den „Adapter Carl Zeiss Objektive – Canon EOS“ von Foto Huppert zuzulegen (169 Euro und als TOP-Seller ausgewiesen), mit dem sich Zeissobjektive an Canon-EOS-Kameras weiterverwenden lassen.

(thoMas)