Mit der Serie „Días Eternos“ gewinnt die venezolanische Fotografin Ana María Arévalo Gosen den Leica Oskar Barnack Award 2021. Der Newcomer Award geht an den deutschen Fotografen Emile Ducke mit seiner Serie „Kolyma – Along the Road of Bones“.
Die beiden diesjährigen Gewinner des international renommierten und traditionsreichen Fotowettbewerbs Leica Oskar Barnack Award (LOBA), der in diesem Jahr bereits zum 41. Mal verliehen wird, stehen fest. In der Hauptkategorie „Leica Oskar Barnack Award“ überzeugte die venezolanische Fotografin Ana María Arévalo Gosen die fünfköpfige Jury mit ihrer Serie „Días Eternos“, die von dem Nominator Gonçalo Fonseca eingereicht wurde. In der Kategorie „Leica Oskar Barnack Award Newcomer“ (für Nachwuchsfotografen bis zu einem Alter von 30 Jahren) setzte sich der deutsche Fotograf Emile Ducke mit seiner Serie „Kolyma – Along the Road of Bones“ durch. Die Fotostrecke wurde von der Nominatorin Gaia Tripoli eingereicht.
Ana María Arévalo Gosen: „Días Eternos“
Leica Oskar Barnack Award Gewinnerin 2021
Dias Eternos, Women in prison in Venezuela
LA YAGUARA CENTER OF DETENTION . – March 2018 Daisy looks outside the entrance door and only access to light that these group of 22 detainees have. She is 47 years old and is accused of drug distribution and possession of crack. She sleeps on a mattress on the floor,
Dias Eternos, Women in prison in Venezuela
LA YAGUARA CENTER OF DETENTION, CARACAS – March 2018. Women inside a preventive detention center spend their days in a deranged inactivity. They adapte their space of their “dungeon” to make it look more like a home. They write letters or make drawings to their children, read the Bible, share cigarettes or iron their hair.
Dias Eternos, Women in prison in Venezuela
ANA MARIA CAMPOS II PRISON, MARACAIBO. – December 2018. A group of women fix a volleyball net inside a State prison in Maracaibo. Their schedules include playing sports along with receiving classes, motivational and disciplinary workshops and arts and crafts. The purpose of these centers is to reform women and avoid relapse. They get redemptions if they behave properly to get their sentence reduced
Dias Eternos in Salvador
IZALCO, EL SALVADOR. – March 11, 2021. A woman bathes her daughter in the maternal sector of the ”Granja penitenciaria de Izalco”, the only maternal sector for the entire prison population of El Salvador. According to her ”being in prison with children is hell because there are things that children want that they cannot have”. Her son was born in the prison and does not know freedom. Although some of them can take their children out with a family member, hers are imprisoned for gang-related crimes. However, since the beginning of the COVID-19 pandemic, none of them have been able to take their children out or receive visits even from their lawyers.
Dias Eternos, Women in prison in Venezuela
POLI-VALENCIA, CARABOBO. – March 2018. The women rest on the mattresses in their cell in the detention center. “Eternal days” is the description that one of the women already on trial uses to refer to the time they spend serving their sentence inside this center instead of a state prison. Most of these women have children outside of prison who do not visit them.
In ihrer Serie „Días Eternos“ stellt die venezolanische Fotografin die erschütternden Lebensbedingungen von inhaftierten Frauen in den Fokus. Die Bilder entstanden seit 2017 mit einer Leica Q in Gefängnissen in Venezuela und El Salvador. Mit großer visueller Wucht und Wirkung zeigt Arévalo Gosen die Ursachen und Folgen der Haft, nicht nur für die Frauen, sondern auch für ihre Familien und die Gesellschaften Lateinamerikas. „Bei den Porträts der inhaftierten Frauen geht es mir um die Haftbedingungen, bei denen die Menschenrechte außer Kraft gesetzt zu sein scheinen. Ich denke nicht, dass ich das Leben der Frauen ändern kann, aber zumindest kann ich durch meine Arbeit zeigen, dass sie existieren“, erläutert Ana María Arévalo Gosen.
Ana María Arévalo Gosen wurde 1988 in Caracas, Venezuela, geboren. Sie studierte Fotografie an der École supérieure de photographie in Toulouse und an der EFTI (Centro Internacional de Fotografia y Cine) in Madrid. Arévalo Gosen nutzt die Fotografie für visuelle Erzählungen mit hohem dokumentarischem Wert; ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sind Projekte zu Frauenrechten und Umweltthemen. Für die Arbeit „Días Eternos“ erhielt sie ein Stipendium des Pulitzer Center on Crisis Reporting. Für die Serie wurde sie bereits mit dem LUMIX Award und dem Lucas Dolega Award ausgezeichnet. Sie ist Mitglied von Ayün Fotógrafas, einem Kollektiv lateinamerikanischer Fotografinnen. Arévalo Gosen pendelt zwischen Bilbao und Lateinamerika.
Emile Ducke: „Kolyma – Along the Road of Bones“
Leica Oskar Barnack Award Newcomer 2021
Kolyma — Along Russia’s ‘Road of Bones’
MAGADAN, Russia – November 29, 2019. [Portrait] A photograph of Antonina Novosad’s work brigade, taken in one of Kolyma’s forced labour camps. Born in 1927 in western Ukraine, Novosad was sentenced to 10 years on fabricated political charges and was released in 1956 after serving nine years.
Kolyma — Along Russia’s ‘Road of Bones’
MAGADAN, Russia – 29 October, 2019. Elderly women celebrate the 101st anniversary of the Komsomol, a political youth organization in the Soviet Union, at the headquarters of the Communist Party in Magadan. After Stalin’s death in 1953, the gulag camps where closed, but the Komsomol appealed for workers to come from other areas of Russia, and many did.
Kolyma — Along Russia’s ‘Road of Bones’
KOLYMA REGION, Russia – November 17, 2019. Remnants of barracks of the Butugychag forced labour camp. There, after the Second World War, prisoners of Stalin’s gulags mined uranium that was used in the Soviet nuclear weapons program.
Kolyma — Along Russia’s ‘Road of Bones’
KOLYMA HIGHWAY, Russia – November 23, 2019. The R504 Kolyma Highway stretches from Magadan port to Yakutsk, capital of the far eastern Yakutia region. Today just a few long-distance trucks and cars cross its vast landscape.
Kolyma — Along Russia’s ‘Road of Bones’
MAGADAN, Russia – 30 October, 2019. Descendants of victims of political repression commemorate those who died in the Soviet forced labour camps of the Kolyma region. At the ‘Mask of Sorrow’ monument, which stands above the city of Magadan, they are joined by officials and service members.
Tausende Insassen der Gulags der Stalin-Ära starben beim Bau einer Schnellstraße durch die eisige, abgelegene Kolyma-Region in Sibirien. Der deutsche Dokumentarfotograf, der derzeit in Moskau lebt, suchte auf seiner Reise entlang der sogenannten „Straße der Knochen“ nicht nur nach Resten der ehemaligen Zwangsarbeiterlager, sondern hinterfragt auch, wie heute an sie erinnert wird. „Am meisten bewegt haben mich bei meiner Reise entlang des Kolyma Highways, erbaut von Häftlingen der Gulags in Russlands Fernem Osten, die Begegnungen mit Zeitzeugen und Überlebenden dieser tragischen Vergangenheit“, sagt Emile Ducke.
Emile Ducke wurde 1994 geboren. 2017 entschied er sich, seinen Hochschulabschluss in Fotojournalismus zu verschieben und nach Moskau zu ziehen, wo er seither sowohl an persönlichen Projekten als auch im Auftrag verschiedener internationaler Publikationen arbeitet. Als regelmäßiger Mitarbeiter der New York Times hat er die Auswirkungen des schmelzenden Permafrostbodens oberhalb des Polarkreises dokumentiert, das Erbe von Stalins Zwangsarbeitslagern im russischen Fernen Osten untersucht und Szenen des traditionellen Lebens in Tschetschenien eingefangen. Seine Fotoessays wurden unter anderem von der Washington Post, National Geographic und dem Spiegel veröffentlicht. Er wurde zum World Press Photo 6×6 Visual Storyteller gewählt, zu einem der 30 aufstrebenden Fotografen von PDN ernannt und mit dem n-ost Preis für seine Berichterstattung über Osteuropa ausgezeichnet.
„Im Namen der gesamten Jury (Sandra M. Stevenson, Assistant Editor, Photography, The New York Times, USA; Ralph Gibson, Fotograf, USA; Santiago Lyon, Fotograf und Head of Advocacy and Education, Adobe, Spanien; sowie Dr. Michael Pritchard, Director Education and Public Affairs, Royal Photographic Society, Großbritannien) beglückwünsche ich die Gewinner des diesjährigen Leica Oskar Barnack Awards. Die Vielfalt, das hohe Niveau der Serien und die vielen Einreichungen von sehr jungen Fotografinnen und Fotografen haben mich beeindruckt und berührt. Ein ganz herzliches Dankeschön geht an unsere sehr professionelle und immer den menschlichen Blick im Herzen habende Jury, wie auch an alle unsere engagierten Nominatoren aus der ganzen Welt“, so Karin Rehn-Kaufmann, Art Director & Chief Representative Leica Galleries International.
Die 2020 signifikant erhöhten Preisgelder werden 2021 beibehalten: Ana María Arévalo Gosen erhält neben der Gewinnerprämie in Höhe von 40.000 Euro eine Leica Kamera-Ausrüstung im Wert von 10.000 Euro. Als Gewinner des Newcomer Awards erhält Emile Ducke ein Preisgeld von 10.000 Euro sowie eine Leica Q2.
Am 4. November werden die beiden Gewinner mit der Preisverleihung und einer alle dreizehn Serien der Shortlist zeigenden Ausstellung im Rahmen eines großen Fests der Fotografie im Leitz-Park in Wetzlar geehrt, bei dem ebenfalls der Leica Hall of Fame Award verliehen und das Ernst Leitz Museum sich nach seiner Neuausrichtung international präsentieren wird.
Begleitend zur Ausstellung erscheint der LOBA Katalog 2021, der die beiden Gewinner sowie die weiteren elf Kandidaten der LOBA Shortlist 2021 mit ihren kompletten Bildserien und Hintergrundinformationen vorstellt. Die Ausstellung der Gewinner- und Shortlist-Serien wird mit freundlicher Unterstützung von WhiteWall realisiert.
Weitere Informationen zu den diesjährigen Gewinnern unter: www.leica-oskar-barnack-award.com