Dieser Tage bringt Tamron sein 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD in die Shops. Das Super-Telezoom exklusiv für Sony E fällt gemessen an der großen Brennweite recht kompakt und leicht aus. Tamron verspricht einen schnellen Autofokus, einen wirksamen Bildstabilisator sowie eine nahezu fehlerfreie Abbildung und packt noch eine hervorragende Ausstattung hinzu. Ist das genug, damit das 2000-Euro-Zoom dem deutlich kostspieligeren Angebot von Sony Paroli bieten kann? Ich hatte bereits die Gelegenheit, das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD auszuprobieren.

Noch ein Super-Telezoom für Sony E. War das wirklich nötig, Tamron? Eine Frage, die nicht von der Hand zu weisen ist. Schließlich hat schon Sony gleich zwei Angebote für Liebhaber langer Brennweiten: das FE 100-400 mm F4.5-5.6 GM OSS (Straßenpreis ca. 2450 Euro, mit 1,4fach Telekonverter ca. 3000 Euro) sowie das FE 200-600 mm F5.6-6.3 G OSS. Und Sigma steuert das 100-400mm F5-6.3 DG DN OS Contemporary bei (ca. 1000 Euro).

Jetzt also auch noch Tamron mit dem 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD für eine UVP von knapp 2000 Euro. Mit diesen Eckdaten sortiert sich der Newcomer genau in die Lücke ein, die ihm das bisherige Angebot lässt – sowohl preislich als auch bezogen auf den Brennweitenbereich.  Na, da wollen wir doch mal sehen, wie sich das neue Tamron-Tele in der Praxis schlägt.

Tamron 150-500 Größenvergleich

Das Tamron 150-500 mm F5-6.7 (Mitte) sortiert sich genau in die Lücke zwischen Sony FE 100-400 mm F4.5-5.6 GM OSS (links) und Sony FE 200-600 mm F5.6-6.3 G OSS (rechts) ein.

Handhabung und Ausstattung

Tamron bezeichnet das 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD als „handlich“ und „kompakt“. Begriffe, die angesichts der physischen Erscheinung des Super-Teles sicherlich relativ sind. Denn die fast 1800 Gramm Gewicht (ohne Stativschelle) wollen erst einmal gestemmt werden. Und mit einem Packmaß von gut 20 Zentimeter Länge eingezoomt passt das 150-500 mm von Tamron auch nicht in jede Fototasche. Anderseits: das FE 100-400 von Sony ist kaum kleiner, das FE 200-600 mm zerrt mit über 2,2 Kilo an der Fotografenschulter.

Ich habe jedenfalls sogleich den Batteriegriff unter die Sony Alpha 9 (mit der ich das Tamron vorwiegend ausprobiert habe) geschraubt. In dieser Kombination ist das Tamron-Tele recht ordentlich ausbalanciert, selbst wenn es am langen Teleende auf eine Länge von gut 28 Zentimeter ausgefahren wird. Dem Handling zugute kommt, dass das Tamron 150-500 an der Bajonettseite schlank ist, meine Finger habe ich mir nicht zwischen Tubus und Kameragriff eingeklemmt.

Tamron 150-500 Zoom-Länge

Auf volle 500 Millimeter ausgezoomt, wird das Tamron-Telezoom gut 28 Zentimeter lang.

Dass das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD noch relativ leicht bleibt, liegt sicherlich auch üppigen Einsatz von Polykarbonaten am Gehäuse des Objektivs. Am Material gespart hat Tamron nicht, das Telezoom wirkt durchaus wertig und robust. Und wo es darauf ankommt, setzt Tamron Metall ein. Etwa am Bajonett. Und an der massiven Stativschelle, die zum Lieferumfang gehört. Sie ist Arca-Swiss-kompatibel sowie mit zwei Ösen zur Befestigung eines Kameragurts versehen – klasse!

Bei der Ausstattung hat Tamron wirklich an alles gedacht. Ein Bildstabilisator ist selbstverständlich dabei. Er kennt drei Modi, zwei davon speziell für Mitzieher. Ein Fokusbegrenzer erlaubt es, die Nahgrenze auf drei oder 15 Meter zu limitieren, damit das Tamron-Zoom noch schneller scharf stellt. Schade nur, dass der Fokuslimiter keine Einstellung für den Nahbereich kennt. Denn bei einer Mindestdistanz von 60 Zentimeter kommt das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD auf einen Abbildungsmaßstab von 1:3,1 und wird so fast schon Makro-tauglich.

Tamron 150-500 Schalter

Das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD lässt sich sehr detailliert an die eigenen Vorlieben sowie den Erfordernissen des Objektivs anpassen.

Damit der Zoom bei locker über die Schulter gehängter Kamera nicht von selbst ausfährt, lässt es sich mit einem Lock-Schalter bei kürzester Brennweite verriegeln. Ich habe den Schalter nicht gebraucht, der Zoommechanismus läuft angenehm stramm, da rutscht nichts von selber hin und her. Mit einem leichten Zug am Zoomring kann man den Zoom übrigens bei jeder Brennweite arretieren – eine praktische Sache.

Der Zoomring am Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD fällt derart groß aus, dass er auch bei umgestülpt montierter Gegenlichtblende noch einigermaßen gut zu bedienen ist. Schön auch: eine Viertel Umdrehung reicht, um den gesamten Brennweitenbereich zu durchfahren. Der Fokusring fällt dagegen ziemlich mickrig aus und bewegt sich sehr leicht. Manuelles Scharfstellen hat mir da nicht so richtig Spaß gemacht.

Tamron 150-500 Sonnenblende

Die voluminöse Streulichtblende ist aus einem relativ weichen Kunststoff gefertigt und dürfte Stürze schadlos überstehen.

Autofokus

Wenn es um den Autofokus geht, trennt sich bei langen Tele-Zooms schnell die Spreu vom Weizen. Denn je länger die Brennweiten, desto weitere Wege müssen die Linsen der Fokusgruppe zurücklegen. Und je lichtstärker das Objektiv, desto größer und schwerer fallen die Gläser aus. Tamron will alle diese Probleme dank seines VXD-Linearantriebs im Griff haben und verspricht „eine sehr schnelle und präzise Fokussierung“ insbesondere auch bei der AF-Verfolgung.

Tamron 150-500 Landschaft

Das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD stellt statische Motive wie hier eine Landschaftsaufnahme sehr schnell und präzise scharf.

Draufhalten, Auslöser antippen und durchdrücken – das funktioniert mit dem Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD an der Alpha 9 bestens. Das Tele stellt Einzelfotos schnell, präzise und flüsterleise scharf. Selbst an der Alpha 7R IV, deren Autofokus nicht ganz so zackig reagiert, hat das Objektiv seinen Job stets flott und zuverlässig erledigt. Schnappschuss-tauglich ist es damit auf Fälle.

Wenn es allerdings darum geht, das Motiv bei schnellen Serienbildfolgen im Fokus zu halten, gerät das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD gegenüber dem FE 100-400 mm F4.5-5.6 GM OSS von Sony mit 1,4fach-Telekonverter etwas ins Hintertreffen. Stürmt Redaktionshündin Janna mit ihrem Spielzeug auf mich zu, leistet sich die Sony-Kombi höchstens vereinzelte Ausrutscher, ansonsten sitzt der Fokus perfekt auf den Augen von Janna. Das Tamron-Zoom fokussiert da nicht ganz so präzise, mit ihm rutscht die Schärfeebene doch häufiger auf die Brust von Janna.

Tamron 150-500 AF-Leistung

Gilt es, ein schnell auf die Kamera zukommendes Motiv im Fokus zu halten, hat das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD bisweilen etwas Mühe. Aber die Ausbeute an scharfen Fotos wie hier ist unterm Strich ausreichend hoch. (Klick ins Bild öffnet 100%-Ausschnitt).

Dass das Tamron-Objektiv beim Tracking nicht ganz so sicher ist, ist mir bereits im Sucher aufgefallen – der Erkennungsrahmen rund um die Tieraugen leuchtet bei ihm seltener auf als beim Sony-Pendant. An der Kamera liegt es übrigens nicht, wie ein Quervergleich mit einer Alpha 1 gezeigt hat. Aber, um die Kirche im Dorf zu lassen: Wenn nicht gerade Hochgeschwindigkeitsserien von 20 Bilder/Sekunde gefordert sind, liefert das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD erfreulich viele scharfe Fotos ab.

Bildqualität

Das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD ist bei einer unverbindlichen Preisempfehlung von fast 2000 Euro sicherlich kein Schnäppchen. Und doch bleibt es deutlich günstiger als vergleichbare Telezooms der Kamerahersteller. Irgendwo muss Tamron also sparen – hoffentlich nicht bei der Bildqualität.

Kein Grund zur Sorge. Die Abbildungsleistungen des Tamron-Telezooms können sich wirklich sehen lassen. Nicht nur bei den 24 Megapixel der Alpha 9, sondern auch an der Sony Alpha 7R IV mit 61 Megapixel Auflösung. Es bildet bei allen Brennweiten im Zentrum scharf und detailreich ab. Um eine etwas weichere Wiedergabe in den Bildecken aufzuspüren, musste ich schon sehr genau hinsehen.

Das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD bildet scharf und detailreich ab und ist selbst mit den 61 Megapixel der Alpha 7R III nicht überfordert.(Klick ins Bild öffnet 100%-Ausschnitt.)

Das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD bildet scharf und detailreich ab und ist selbst mit den 61 Megapixel der Alpha 7R III nicht überfordert.(Klick ins Bild öffnet 100%-Ausschnitt.)

Übliche Abbildungsfehler wie chromatische Aberration, Vignettierung oder Verzeichnung verkneift sich das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD weitgehend. Zumindest, solange in JPEG aufgezeichnet wird. Die gar gekochten Daten korrigieren die Sony-Kameras ja gleich intern. Mit der gestern veröffentlichten Version 10.3 von Lightroom Classic geht das jetzt auch für Raw-Dateien, ein Korrekturprofil für das Tamron-Tele ist im aktuellen Lightroom hinterlegt.

In einem Punkt helfen allerdings selbst die ausgefuchstesten digitalen Korrekturen nicht weiter: beim Bokeh. Spitzlichter im Unscharfen gibt das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD bei Offenblende durchaus ordentlich wieder, aber eben nicht ganz so schön cremig wie es etwa lichtstarke Festbrennweiten können.

Tamron 150-500 Bokeh

Spitzlichter im Unscharfen zeichnet das Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD etwas harsch. Das Bokeh wirkt nicht ganz so cremig, wie man es sich vielleicht hier und da wünschen würde. (Klick ins Bild öffnet 100%-Ausschnitt.)

Mein Fazit

Tamron besetzt mit dem 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD geschickt eine Lücke, die im Angebot von Sony & Co. bislang noch offen war – und liefert dabei den meines Erachtens besten Brennweitenbereich für ein Super-Telezoom. Seine maximale Brennweite von 500 Millimeter stößt bereits an die Grenze, bis zu der Aufnahmen aus der Hand noch bequem möglich sind. Dabei bleibt das Tele-Zoom so gerade noch kompakt. Es glänzt mit einer wirklich kompletten Ausstattung, stellt Einzelbilder erfreulich flott scharf und leistet sich bei der Bildqualität kaum Patzer. Einzig der Tracking-AF bei schnellen Serienbildfolgen dürfte dem Motiv noch sicherer folgen, Alpha 9 und Alpha 1 von Sony haben das Zeug dazu.

Unterm Strich bietet Tamron für Tele-Enthusiasten mit dem 150-500 mm F5-6.7 Di III VC ein interessantes Angebot. Es wird sicher noch verführerischer, sobald der Straßenpreis unter die von Tamron aufgerufene unverbindliche Preisempfehlung von 1999 Euro sinken wird.

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PRO

  • hervorragende Ausstattung inkl. Bildstabilisator
  • alles in allem gute Abbildungsleistung
  • schneller, sicherer Einzelbild-AF
  • gemessen am Brennweitenbereich noch kompakt

CONTRA

  • etwas unruhiges Bokeh
  • Tracking-AF nicht immer ganz sicher
  • sehr leichtgängiger Fokusring
  • Verwendung mit Telekonverter nicht möglich

Technische Daten: Tamron 150-500 mm F5-6.7 Di III VC VXD

ModellA057
Brennweite150 – 500 mm
LichtstärkeF/5-6.7
Bildwinkel (diagonal)16° 25' – 4° 57' (am Kleinbildsensor)
Optische Konstruktion25 Elemente in 16 Gruppen
Kürzeste Einstellentfernung0,6 m (150 mm), 1,8 m (500 mm)
Maximaler Abbildungsmaßstab1:3,1 (150 mm) / 1:3,7 (500 mm)
Filtergröße⦰ 82 mm
Durchmesser⦰ 93 mm
Länge4209,6 mm
Gewicht1.725 g (ohne Stativschelle) / Stativschelle 155 g
Blendenlamellen7 (kreisrunde Öffnung)5
Kleinste BlendenöffnungF22 – 32
Zubehör im Lieferumfang:Streulichtblende, Objektivdeckel, Bajonettdeckel, Stativschelle
AnschlussSony E-Mount