Bisher haben sich Fremdhersteller für Sonys Alpha-7-Familie fast ausschließlich auf Festbrennweiten konzentriert. Einzige Ausnahme war bis vor kurzem Tamron mit dem Standardzoom 28-75mm F/2.8 Di III RXD. Und dieses wusste in unserem Test durchaus zu überzeugen. Kann nun das zweite Zoom aus dem Hause Tamron für Sonys spiegellose Vollformatkameras an diesen Erfolg anknüpfen?

Bislang war der Markt für Ultraweitwinkelzooms für die Alpha7-Familie fest in Sonys Hand. Doch jetzt machen sich mit Tamron und Sigma zwei renommierte Dritthersteller auf, Alternativen zu Sony anzubieten. Und so unterschiedlich wie die bisherigen zwei UWW-Zooms von Sony, mit dem 16-35/F2.8 GM und dem Sony-Zeiss 16-35/F4 sind, zeigen sich auf den ersten Blick auch die beiden Herausforderer. Dabei setzt Sigma mit dem 14-24/F2.8 Art, wie in der Art-Serie üblich, auf kompromisslose optische und mechanische Qualität. Diese spiegelt sich vor allem auch im recht hohen Gewicht von 1150 Gramm. Tamron behält dagegen den mit dem 28-75mm F/2.8 Di III RXD eingeschlagenen Weg bei: hohe optische Qualität bei einem deutlich geringeren Gewicht (460 Gramm) und kompakten Ausmaßen. Das neue Tamron-Zoom stand photoscala nun ein paar Tage zur Verfügung. Da musste es an der Alpha 7R III zeigen, ob es genauso zu überzeugen weiß, wie das 28-75mm F/2.8 Di III RXD.

Tamron vs Sony

Das Tamron 17-28 F/2.8 Di III RXD (links) ist etwa so lang wie das Sony FE 16-35/F4 ZA OSS, wiegt jedoch weniger und ist lichtstärker. Dafür bietet das Weitwinkel-Zoom von Sony den größeren Brennweitenbereich und einen optischen Bildstabilisator.  (Foto: Martin Vieten)

Konstruktion und Handling

Das Tamron 17-28 F/2.8 Di III RXD kann seine Verwandtschaft mit dem 28-75 F/2.8 Di III RXD nicht leugnen. Es kommt im gleichen schlichten, aber durchaus ansprechendem Gewand daher. Auf dem sich hochwertig und robust anfühlenden Kunststoffgehäuse finden sich keinerlei Schalter oder Anzeigen. Das Bajonett ist aus Metall, eine Gummilippe sorgt dafür, dass die Verbindung zwischen Objektiv und Kamera sicher abgedichtet ist. Ebenfalls verzichtet das Objektiv auf einen Bildstabilisator. Was einerseits durch den stabilisierten Bildsensor, mit dem ab der zweiten Generation jedes Modell der Alpha-7-Familie ausgestattet ist, nicht störend auffällt. Andererseits aus meiner Sicht bei einem Ultraweitwinkelzoom auch nicht oberste Priorität haben muss.

Einsatz bei Reportage

Durch seine kompakte Bauweise ergibt das Tamron 17-28/F2.8 Di III RXD eine ideale Kombination mit der Sony-Alpha-7-Familie für die Street- und Reportage-Fotografie. (Dank an die Freiwillige Feuerwehr Eichenau, bei deren Tag der offenen Tür dieses Bild entstanden ist.)

Autofokus und Zoom

Obwohl die Autofokus-Geschwindigkeit bei einem UWW-Zoom meist nicht das wichtigste Kaufkriterium sein dürfte, gibt sich das Tamron 17-28/F2.8 hier keine Blöße. Der von Tamron speziell für die Sony-E-Mount-Bodys entwickelte „Rapid eXtra silent stepping Drive“ stellt schnell und zielsicher scharf. Und das, wie von Tamron versprochen, flüsterleise! Zusammen mit dem vollelektronischen Verschluss der Alpha 7R III waren so auch in ruhiger Umgebung praktisch lautlose Aufnahmen möglich. Dies wird vor allem auch Videofilmer freuen.

Auch manuell lässt sich das Objektiv angenehm und zielsicher scharfstellen. Dabei verzichtet das Objektiv auf eine echte Mechanik, stattdessen werden wie heute oft üblich, lediglich Steuerbefehle an die Stellmotoren weitergegeben. Spielraum für außergewöhnliche Perspektiven bietet das Objektiv zusätzlich durch seine geringe Naheinstellgrenze von 28 Zentimeter, die am langen Ende einen Abbildungsmaßstab von 1:4,9 ermöglicht. Der Zoombereich fällt jedoch mit ca. 1,65fach relativ klein aus.

Landschaft

Für die Landschaftsfotografie ist der Zoombereich des Tamron 17-28 F/2.8 Di III RXD ebenfalls in den meisten Fällen ideal. (Foto: Martin Vieten)

Konsequent blieb Tamron bei seiner etwas ungewöhnlichen Anordnung von Zoom- und Fokusring. Gezoomt wird im Gegensatz zu fast allen Sony-Objektiven mit dem Ring vorne am Objektiv. Der hintere dient zum Scharfstellen. Besitzer des Tamron 17-28 F/2.8 Di III RXD dürften sich aber mittlerweile an diese ungewöhnliche Anordnung gewöhnt haben. Beide Ringe laufen mit einem angenehmen Widerstand und völlig ohne Störgeräusche.

Abbildungsleistung

Mechanisch kann das Tamron 17-28/F2.8 also schon einmal überzeugen. Doch wie hält es das Objektiv mit der Abbildungsleistung?

Auflösung

Auch am hochauflösenden 42-Megapixel-Sensor der Alpha 7R III liefert das Tamron 17-28/F2.8 Di III RXD scharfe und detailreiche Fotos. Hier ein 100%-Ausschnitt. Die Aufnahme entstand mit Blende 4 bei ISO 100 und 28 Millimeter Brennweite (Klick ins Bild für 1:1-Darstellung).

An erster Stelle steht natürlich die Frage, ob das Ultraweitwinkelzoom von Tamron den 42-Megapixel-Sensor der Alpha 7R III angemessen bedienen kann. Kann es. Schon bei Offenblende werden über den gesamten Zoombereich feinste Motivdetails sauber herausgearbeitet. Zum äußersten Rand fällt die Schärfe bei Offenblende noch leicht ab, um eine Stufe abgeblendet ist es dann aber bis zum Rand scharf. Und das ebenfalls sehr ausgeglichen über den gesamten Zoombereich. Seine beste Leistung erreicht das Objektiv zwischen Blende F/5.6 – F/8.

Und wie hält es das Tamron 17-28/F2.8 Di III RXD mit der Vignettierung? Hier lässt über den gesamten Zoombereich bei Offenblende eine sichtbare Abdunkelung von bis zu einer Blende in den äußersten Ecken nicht verhehlen. Die Übergänge von der Bildmitte bis in die Ecken fallen jedoch angenehm weich aus und sind in der Praxis eher unproblematisch. Sollten abgedunkelten Bildecken doch einmal stören, lassen sie sich in einem modernen RAW-Entwickler meist mit nur einem Klick aufhellen.

Flares

Eigentlich ist das Tamron 17-28/F2.8 Di III RXD recht unempfindlich gegen Flares. Nur bei extremen Aufnahmebedingungen wie hier lassen sie sich provozieren. (Foto: Martin Vieten)

Aus meiner Sicht ist das Tamron 17-28/F2.8 Di III RXD zudem uneingeschränkt Gegenlicht-tauglich. So lassen sich etwa Flairs nur bei ganz bestimmten, kleinen Winkeln der Lichtquelle provozieren. Selbst unter derartigen Extrembedingungen bleiben die Kontraste hoch und die Zeichnung in den dunklen Bildteilen sehr gut erhalten.

Nicht nur Architekturfotografen wird freuen, dass sich das neue Tamron-Zoom in Sachen Verzeichnung keine Blöße gibt. Daran dürfte indes auch die in die Kamera implementierte Korrektur der Bilddaten ihren Anteil haben. Ebenso mustergütig gibt sich das Tamron 17-28/F2.8 Di III RXD bei chromatischen Aberrationen, CAs treten praktisch nicht auf.

CA-Vorschau

Keine Probleme gibt’s mit dem Tamron 17-28/F2.8 Di III RXD in Sachen CAs. (Klick ins Bild öffnet 100%-Ausschnitt.)

Wie das Tamron 17-28/F2.8 Di III RXD Spitzlichter im Unscharfen zeichnet, hat mich nicht ganz so begeistert. Sie erhalten einen leicht ausgeprägten Rand, das Bokeh wirkt dadurch etwas unruhig. Ein Problem, mit dem indes so fast jedes Weitwinkelzoom zu kämpfen haben dürfte. Dem gegenüber ist der Verlauf von der Schärfe in die Unschärfe wiederum gleichmäßig und angenehm weich.

Mein Fazit

Das Tamron 17-28/F2.8 Di III RXD hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es ist die perfekte Ergänzung zu seinem großen Bruder, dem 28-75 F/2.8 Di III RXD. Es ist leicht, handlich, hat einen schnellen und leisen Autofokus und liefert über den gesamten Zoombereich ansprechende, ausgeglichene Ergebnisse. Dass es beim Bokeh leichte Schwächen zeigt, lässt sich bei einem Ultraweitwinkelzoom verschmerzen – vor allem auch angesichts des günstigen Straßenpreises von knapp unter 1000 Euro.

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PRO

  • Leicht und kompakt
  • Sehr leiser und schneller Autofokus
  • Hohe Abbildungsleistung über den ganzen Zoombereich
  • Gutes Preis-/Leistungsverhältnis

CONTRA

  • Unruhiges Bokeh
  • etwas eingeschränkter Zoombereich