Was für eine Überraschung auf der photokina 2018! Sigma, Leica und Panasonic haben sich zur L-Mount-Allianz zusammengeschlossen. Die drei wollen zukünftig gemeinsam Produkte auf Basis des L-Bajonetts von Leica entwickeln und anbieten. Wie wurde diese ungewöhnliche Allianz geschmiedet und welche Ziele verfolgt sie? photoscala hat mit den Machern der drei Gründungsfirmen gesprochen.
photoscala-Chefredakteur Martin Vieten hatte letzte Woche auf der photokina 2018 die Gelegenheit zu einem Gespräch mit den drei Schmieden der neuen L-Mount-Allianz – mit Dr. Andreas Kaufmann (Aufsichtsratvorsitzender der Leica Camera AG), Kazuto Yamaki (CEO Sigma Corporation) sowie Junichiro Kitagawa (Vice President, Appliances Company In charge of Overseas Marketing Director, Consumer Marketing Division) von Panasonic.
Was hat drei so unterschiedliche Firmen wie Leica, Sigma und Panasonic dazu bewogen, sich mit dem L-Bajonett auf ein gemeinsames Objektivbajonett zu einigen? Im Vordergrund standen zunächst einmal wirtschaftliche Überlegungen: Leica, so Dr. Kaufmann, habe nach einer Möglichkeit gesucht, die immer stärker anschwellenden Entwicklungskosten auf möglichst viele Schultern zu verteilen.
Aber auch die Chance, mit dem Rückgriff auf ein bestehendes Bajonett schnell eine neue Kamera entwickeln zu können, hat eine bedeutende Rolle gespielt – insbesondere für Panasonic. Das Unternehmen hat laut Junichiro Kitagawa schon seit Längerem nach einer Ergänzung zu Micro Four Third gesucht. Als Partner in der L-Mount-Allianz konnte Panasonic nun sehr zügig ein neues Kamerasystem mit Kleinbildsensor entwickeln und bekommt zudem vom Start weg Zugriff auf Dutzende nativer Objektive.
Nicht nur Panasonic und Leica setzen bei ihren Kleinbild-Spiegellosen auf das L-Bajonett, Dritter im Bunde ist Sigma. Zukünftig werden Sigmas Kameras sd Quattro mit dem L-Bajonett ausgestattet sein. Objektive mit Sigmas SA-Bajonett wird es indes weiterhin geben, wie Sigma-Chef Kazuto Yamaki versichert. Zudem wird Sigma seine Objektive der Art-Serie ab kommendem Jahr auch als Variante mit L-Mount anbieten, für Art-Objektive mit anderem Anschluss soll es einen Wechsel-Service geben. Und Sigma wird einen L-Mount-Adapter für Canon-Objektive bringen.
Die L-Mount-Allianz ist übrigens offen für weitere Kamerahersteller, wie Dr. Kaufmann von Leica versichert. Überhaupt, so Kaufmann, sei das Nebeneinander diverser proprietärer Bajonettsystemen alles andere als verbraucherfreundlich. Erstrebenswert sei vielmehr eine Art „Open Source“-Bajonett, das den Fotografen nicht zwingt, sich auf einen Objektiv- und Kamerahersteller festzulegen.
"Überhaupt, so Kaufmann, sei das Nebeneinander diverser proprietärer Bajonettsystemen alles andere als verbraucherfreundlich. Erstrebenswert sei vielmehr eine Art „Open Source“-Bajonett, das den Fotografen nicht zwingt, sich auf einen Objektiv- und Kamerahersteller festzulegen. "
Die Anbieterseite hat ja ganz schön lange gebraucht, diese Erkenntnis zu gewinnen.
Herr Kaufmann hat ja Recht. Nur hätte er auch zu dieser Erkenntnis kommen dürfen, bevor er mit der Leica T das heute als L-Bajonett bekannte T-Bajonett erfand. Das Sony-E-Bajonett war zu diesem Zeitpunkt längst etabliert.
Man hätte auch bei der Festlegung des Four Thirds Standard gleich bedenken können, daß irgendwann mal die größeren Sensoren bezahlbar werden…
Das wäre ein Widerspruch in sich. Four-Thirds steht ja gerade für die den Vier-Drittel-Zoll-Sensor.
In analoger Vorzeit war der M42- Objekivanschluss, der Offenblendemessung nur mit Klimmzügen ermöglichte, bereits ein Ansatz, um im Amateursegment eine Austauschbarkeit zwischen diversen Herstellern zu erreichen.
„Open Source“-Bajonett im KB wäre eine gute Sache gewesen.
Gut, Panasonic kann bei seinen neuen KB-Kameras vom Start weg auf viele Leica-Objektive zurückgreifen. Bringt das wirklich soviel Nutzen? Werden die Panasonic-Käufer bereitwillig Leicapreise bezahlen? Und wenn Sigma – auf dem Objektivsektor unbestritten eine große Nummer – seine Kameras künftig mit dem gemeinsamen Bajonett ausstattet – kein Hahn wird danach krähen, denn Sigma-Kameras mit ihrer skurrilen Technik haben noch nie eine Rolle am Markt gespielt. Könnte Herr Dr. Kaufmann hingegen Canon und Nikon dazu bewegen, zusammen mit seiner Leica ein gemeinsames Bajonett anzunehmen, wäre die Wirkung ungleich sensationeller.
Hallo
jetzt hat er doch glatt den wichgsten Teil vergessen:
Zudem wird Sigma seine Objektive der Art-Serie ab kommendem Jahr auch als Variante mit L-Mount anbieten, für Art-Objektive mit anderem Anschluss soll es einen Wechsel-Service geben. Und Sigma wird einen L-Mount-Adapter für Canon-Objektive bringen.
Damit gibts dann mit einem Schlag einen Haufen gute Objektive für die Panasonic S1.
Grüsse
Natürlich, alle brauchen jetzt den L-Mount. Und der "Wechselservice" für die paar hundert Kröten ist ja nur ein Kicks in der allgemeinen Euphorie. Heil den glücklichen Käufern einer KB-Panasonic. Heil allen, die niemals nicht zu einer Nikon greifen würden, selbst wenn sie denn das Einzige wäre, was in einer total verquasten Fotowelt noch übrig bliebe.
Hier hat doch niemend was gegen Nikon gesagt…
Der große Vorteil bei Panasonic ist/wird sein, die müssen im Gegensatz zu Nikon und Canon keinerlei Rücksicht auf irgendwelche "Altlasten" im Sinne von bestehenden DSLR Systemen gleichen Sensorformats nehmen. Die MFT Schiene ist eine eigene Produktlinie, die kommen sich wenig ins Gehege…
"kein Hahn wird danach krähen, denn Sigma-Kameras mit ihrer skurrilen Technik haben noch nie eine Rolle am Markt gespielt."
Vielleicht deswegen, weil man in ein System investieren musste, das zu anderen nicht kompatibel ist. Die Objektive konnte man nur an Sigma-Kameras verwenden. Jetzt wird das anderes sein, weil man die Objektive auch an Kameras von Panasonic und Leica verwenden wird können. Die Einstiegshürde ist somit deutlich niedriger. Ich bin der Meinung, dass viele Leute den Foveon-Sensor faszinierend finden, nicht aber bereit sind so viel Geld auszugeben, wie das bisher nötig gewesen war, nur um ihre Neugierde zu befriedigen.
Würde meinen die Quattro ist dann Geschichte oder einfach Quattro F?
Eine Art Open Source Anschluss hatte Tamron mit dem Adaptall System schon, nur durchgesetzt hat es sich nicht. Mit den verschiedenen Bajonett Anschlüssen ist es so ähnlich wie mit den Ladegeräten der Smartphones.
Die Ladegeräte für Telefone sind doch schon seit Jahren auf USB vereinheitlicht. Apple ausgenommen.
Jetzt muß Pentax dieser Allianz beitreten. Das ist die letzte Chance im wörtlichen Sinne den Anschluß an die Gegenwart zu finden. Ansonsten macht sich die Firma komplett überflüssig.
Die Ironie dabei ist, daß in den 70er/80er das Pentax K-Bajonett auch bei anderen Herstellern (u.a. Chinon/AGFA) verbreitet war.
1. "wäre hätte könnte" nützen nicht viel. Was es nicht mehr gibt, sind preiswerte Systemkamerahersteller im Digitalbereich wie früher im Analogbereich Cosina, Carena, Pentacon, Seagull etc, mit deren Erzeugnissen man die Kombination eines guten Objektivs mit einer einfachen Kamera, die irgendwann ersetzt wird, fahren kann.
2. Herstellerübergreifende Bajonettsysteme haben sich bis jetzt nicht durchgesetzt: schon das DKL-"Einheitsbajonett" (Kodak, Voigtländer und etliche mehr) ist verschwunden, FT/MFT hat 3 Hersteller (Olympus, Panasonic und Yi als Exot), L-Mount wird m. E. nur dann etwas, wenn auch Niedrigpreishersteller mitmachen, ansonsten erleichtert L-Mount nur die Produktion von exotischem Zubehör und befriedigt den Wunsch nach konstistenten Systemen. Insgesamt halte ich Digitalphotographie angesichts der Dauerhaftigkeit der Geräte für überteuert.