Leica schwimmt auf der Retrowelle mit und bringt eine Objektivkonstruktion aus den 30er Jahren erneut heraus: Das Porträtobjektiv Thambar-M 1:2,2/90 soll durch „seine charakteristische Weichzeichnung mit einem einzigartigen Look und unverkennbarem Bokeh“ bestechen und so eine besondere Ästhetik erzeugen, „die durch digitale Nachbearbeitung nicht reproduzierbar ist“. Ab Mitte November 2017 soll das besondere Objektiv für 5950 Euro erhältlich sein.
Pressemitteilung der Leica Camera AG:
Einzigartige Bildästhetik: Die Leica Camera AG präsentiert die Neuauflage des Objektiv-Klassikers Leica Thambar-M 1:2,2/90
Wetzlar, 17. Oktober 2017. Eine Legende kehrt zurück: Nach dem Leica Summaron-M 1:5,6/28 erweitert die Leica Camera AG mit dem Thambar-M 1:2,2/90 ihr Objektivangebot um die Neuauflage eines weiteren Klassikers. Wie sein 1935 vorgestelltes Vorgängermodell, besticht auch das aktuelle Objektiv durch seine charakteristische Weichzeichnung mit einem einzigartigen Look und unverkennbarem Bokeh. Seine Brennweite von 90 mm eignet sich für eine Vielzahl von Szenarien und ist geradezu prädestiniert für Porträtaufnahmen mit einer besonderen Ästhetik, die in der digitalen Nachbearbeitung nicht reproduzierbar ist. Damit bildet das neue Thambar-M eine spannende Erweiterung des bestehenden Leica M-Objektivportfolios und eröffnet Fotografen neue kreative Möglichkeiten der Bildgestaltung.
Die optische Rechnung des neu aufgelegten Thambar-M 1:2,2/90 ist nahezu unverändert. Damit entspricht es in seinen charakteristischen Leistungsmerkmalen dem Vorgängermodell. Lediglich die jeweils in den drei Gruppen verbauten vier Linsenelemente werden mit einer Einfachvergütung versehen, um das Glas vor Umwelteinflüssen und Korrosion zu schützen. Im einzigartigen Bokeh sorgen 20 Blendenlamellen für eine kreisrunde Wiedergabe von Lichtpunkten.
Der charakteristisch weiche Look des Thambar entsteht durch bewusst in Kauf genommene unterkorrigierte sphärische Aberrationen. Diese Unterkorrektur nimmt zum Rand des optischen Systems zu, mit der Folge, dass sich nicht nur die Ausdehnung der Schärfentiefe, sondern auch der Grad der Weichzeichnung mit der stufenlos einstellbaren Blende exakt bestimmen lässt. Je weiter die Blende geöffnet wird, desto stärker ist auch der Effekt, wohingegen er beim Abblenden stetig abnimmt.
Das Design des Thambar-M 1:2,2/90 wurde weitestgehend unverändert in die heutige Zeit übernommen. Die schwarz lackierte Oberfläche, die Proportionen sowie die rot und weiß ausgelegten Blendenziffern entsprechen dem ursprünglichen Erscheinungsbild. Darüber hinaus wurden leichte Anpassungen vorgenommen, die dem aktuellen, reduzierten Design der M-Objektive entsprechen. Hierzu zählen die Rändelungen, die Beschriftungen sowie der spezifische Einsatz scharfer Kanten und Fasen, die die Präzision des Objektivdesigns unterstreichen.
„Das Thambar hatte schon immer das Eigenschaftswort ‚legendär‘ – zu Recht, es porträtiert den Menschen in wunderschöner Aura, in romantischer Weise – aber auch die Landschaft wird durch eine unnachahmliche Ästhetik überhöht! Im Rahmen unserer Vintage-Objektive war es ein großer Wunsch, diesen Objektiv-Klassiker neu aufzulegen – zu meiner großen Freude ist das nun gelungen.“, betont Dr. Andreas Kaufmann, Mehrheitseigentümer und Aufsichtsratsvorsitzender der Leica Camera AG.
Wie alle Leica Objektive wird auch das Leica Thambar-M 1:2,2/90 mit höchsten Qualitätsansprüchen gefertigt. Beste Materialien in der Fertigung sorgen für die von Leica Objektiven bekannte Langlebigkeit. Dem ursprünglichen Objektiv entsprechend werden Gegenlichtblende, Zentralblende und beide Objektivdeckel der Neuauflage ebenfalls aus Metall gefertigt. Kleinste Details, wie eine für den Transport schützende Filzauskleidung der Gegenlichtblende und des vorderen Deckels, tragen zu der Hochwertigkeit des Objektivs bei. Das Design des Hartlederköchers – in der Farbe „Vintage Braun“ – entspricht weitestgehend dem des über 80 Jahre alten Originals – die Zentralblende kann ebenfalls sicher im Deckel verstaut werden.
Das Leica Thambar-M 1:2,2/90 wird ab Mitte November 2017 für € 5.950,– (Unverbindliche Preisempfehlung) erhältlich sein.
Technische Daten: Leica Thambar-M 1:2,2/90
Bildwinkel (diagonal, horizontal, vertikal) | ca. 27°, 23°, 15° (Für Kleinbild 24x36 mm)1 |
Optischer Aufbau Zahl der Linsen/Glieder Lage d. Eintrittspupille (bei unendlich) | 4/3 49,6 mm (in Lichteinfallsrichtung hinter Bajonett-Auflagefläche) |
Entfernungseinstellung Arbeitsbereich Skala Kleinstes Objektfeld/Größter Maßstab | 1 m bis ∞ Meter-Einteilung ca. 215x322 mm/1:9,0 (Für Kleinbild 24x36 mm) 1 |
Blende Einstellung/Funktionsweise Einstellbereich | Nicht rastend 2,2 - 2,6, bzw. 9 - 25 (Werte in Weiß, für die Verwendung mitdazugehöriger Zentralblende) /2,3 - 6,3 (Werte in rot, für dieVerwendung ohne dazugehörige Zentralblende) |
Bajonett | Leica M-Schnellwechsel-Bajonett mit 6 Bit Strichcode-Objektivkennung für digitale M-Modelle 2 |
Filterfassung/Gegenlichtblende | Innengewinde für Schraubfilter E49, Zentralblende undAufsteck-Gegenlichtblende im Lieferumfang |
Sucher | Kamerasucher3 |
Oberflächenausführung | Schwarz lackiert (Entfernungsskala: silbern) |
Abmessungen und Gewicht Länge bis Bajonettauflage (ohne/mit Gegenlichtblende) Größter Durchmesser (ohne Gegenlichtblende) Gewicht | ca. 90/110 mm ca. 57 mm ca. 500 g |
Verwendbare Kameras | Alle Leica M-Kameras 1, 3 |
1 Die Verwendung an Leica M8-Modellen wird nicht empfohlen, da die optischen Eigenschaften sich nicht für kleinere Formate als 24x36 mm eignen. 2 Die 6 Bit-Objektivkennung im Bajonett (8) ermöglicht es den digitalen Leica M-Modellen, den angesetzten Objektivtyp zu erkennen. Die Kamera nutzt diese Information zur Optimierung von Belichtung und Bilddaten. 3 Die Leica M1 besitzt keinen 90 mm-Leuchtrahmen. |
€ 5.950,– (Unverbindliche Preisempfehlung)
Wenn das mal kein überzeugendes Argument für den Kauf ist.
Leica macht sich mit dem Uraltobjektiv einen schlanken Fuß und wird sicherlich den Plunder auch noch verkaufen.
Nur wer soll das Teil ernsthaft nutzen; zumal auf einer Meßsucerhkamera deren Scharfeinstellung bei offener Blende ein Bildflug ist – zumindest wenn man außerhalt der Bildmitte sein Motiv ansiedelt? Irgendwie verstehe ich die Fotowelt mehr und mehr weniger.
Was kostet eigentlich das Original aus den Dreißigern auf dem Gebrauchtmarkt?
Laut dem Imagon-Buch aus den 80ern ist das Objektiv auf dem Gebrauchtmarkt nicht erhältlich. Es war extrem selten,und wer es hat, behält es. Demzufolge müßte der Gebrauchtkauft teurer sein als die Neuauflage …
Korrektur: Auf ebay gibts zwei. Für gut 4000.- € ….
na, das ist doch was. Das Original auf 'ne Sony geschnallt, dazu noch 2000 Euro gespart und einfacher zu handhaben (ohne daß ich das Objektiv kenne) weil die Sony (o.ä.) leichter zu bedienen ist.
Was den Preis angeht, so ist das für ein Spezialobjektiv, das man vermutlich nur viele Dutzend oder wenige Hundert Mal fertigt m.M.n. völlig in Ordnung und unvermeidlich.
Im Fall der Fälle kommt mir der Gaußsche Weichzeichner dann doch deutlich billiger.
Für‘s Nichtdigitale wär auch noch ein Softar verfügbar – ganz ohne die erwartbaren Abstriche einer Optik aus den 30er-Jahren in Kauf nehmen zu müssen.
Ich hätte da noch einen Vorschlag: In meinem Fundus ist ein Schraub-Elmar f=3,5 cm 1:3,5. Die Konstruktion ist als Weitwinkel hoffnungslos überfordert, der Bildkreis reicht bei weitem nicht für "Vollformat". Wie wäre es mit einer Neuauflage mit toller nostalgischer Anmutung der Bilder? Da kann doch sicher keine digitale Randabschattung mithalten.
Schon in den dreissiger Jahren kamen Duto-Scheiben als Weichzeichner auf, sodass das Thambar an Bedeutung verlor.