Letze Woche hat Sony mit dem FE 100mm F2.8 STF GM OSS ein Objektiv angekündigt, das dank Apodisationsfilter ein besonders weiches Bokeh verspricht – und zwar ohne Einschränkungen bei Schärfe oder Auflösung. Wird das „Smooth Trans Focus“-Objektiv damit zur Erfüllung aller Träume von Porträt- und Hochzeitsfotografen? Ich habe es ausprobiert.
Die Physik des Lichts spielt dem Fotografen schon einmal einen Streich, den Optik-Ingenieur lässt sie bisweilen die Haare raufen. Denn es gibt eine Reihe von Zielen bei der Entwicklung eines Objektivs, die sich nicht oder nur mit extremen Aufwand unter einen Hut bringen lassen. Einer dieser Zielkonflikte besteht in der möglichst scharfen, hochaufgelösten Abbildung der Motive im Fokus einerseits und auf der anderen Seite in einer angenehmen weichen Wiedergabe der Bildbereiche außerhalb der Fokusebene.
Das Sony FE 100mm F2.8 STF GM OSS ist das erste Objektiv seiner Art, das mit Autofokus und Bildstabilisator ausgestattet ist.
Ein schönes „Bokeh“ ist hier das Stichwort. Gemeint ist damit die Art und Weise, wie ein Objektiv in der Unschärfezone abbildet. Sony hat auf diesen Aspekt bei den E-Mount-Objektiven der letztes Jahr eingeführten „Gold Master“-Serie sein besonderes Augenmerk gerichtet. Bei den GM-Objektiven sorgt ein spezielles Herstellungsverfahren der Asphären dafür, dass die Glasoberfläche extrem glatt ist – das hilft, hässliche Kanten und Linien an Unschärfescheiben („Zwiebelringeffekt“) zu vermeiden. Ein Verfahren, das offenbar funktioniert; das Bokeh des FE 85mm F1.4 GM hat mir jedenfalls ausgesprochen gut gefallen.
Das Sony FE 100mm F2.8 STF GM OSS will knackige Schärfe mit einem außerordentlich weichen Bokeh verbinden.
Offenbar war das den Sony-Ingenieuren aber noch nicht genug. Sie haben jetzt mit dem FE 100mm F2.8 STF GM OSS ein Objektiv entwickelt, bei dem ein Apodisationsfilter für ein absolut weiches und gleichmäßiges Bokeh sorgt. Ganz bei null anfangen mussten sie übrigens nicht. Vielmehr konnte Sony auf die Erfahrung der 2006 von Minolta übernommenen Kamerasparte zurückgreifen. Bereits 1996 hatte Minolta mit dem 135mm/2.8 [T4.5] STF ein Objektiv mit Apodisationsfilter herausgebracht (und das es bis heute praktisch baugleich von Sony für das A-Bajonett gibt).
Allerdings gibt es das außergewöhnliche Bokeh der STF-Objektive nicht ganz frei von Risiken und Nebenwirkungen. Welche, das habe ich diesen Mittwoch erfahren, als ich das FE 100mm F2.8 STF GM OSS für rund drei Stunden ausprobieren konnte.
So funktioniert „Smooth Trans Focus“
Herzstück der von Minolta entwickelten „Smooth Trans Focus“-Technik ist ein speziell geformter, radialer Grauverlaufsfilter, der typischerweise direkt bei der Irisblende angeordnet ist. Dieser Apodisationsfilter bewirkt, dass Kontrastkanten an Beugungsscheibchen geglättet werden. Auf diese Weise – das sei bereits jetzt verraten – zeichnet das FE 100mm F2.8 STF GM OSS bei Offenblende tatsächlich ein extrem weiches und gleichmäßiges Bokeh.
Herzstück des „Smooth Trans Focus“-Objektivs ist ein Apodisationsfilter (APD-Element), ein radialer Grauverlaufsfilter.
Die Nebenwirkungen des Apodisationsfilters liegen auf der Hand: er verringert die Lichtstärke, allerdings nicht linear. Bei Offenblende F2.8 sind es -2 EV, dann entspricht die Transmissionsrate (T) dem Wert T5.6. Maximal aufgeblendet nimmt das Objektiv eine Schärfezone entsprechend F2.8 auf, belichtet wird aber wie auf F5.6 abgeblendet. Kurzum: Das FE 100mm F2.8 STF GM OSS ist ausgesprochen lichtschwach.
Wie gesagt: Je stärker abgeblendet wird, desto mehr verliert der Apodisationsfilter an Wirkung. Der Blendenbereich des FE 100mm F2.8 STF GM OSS reicht von F2.8 bis F20, der entsprechende Transmissionsbereich von T5.6 bis T22. Sowohl der Belichtungsmesser wie auch der Blendenring nennen zwar die T-Werte, in der Sucheranzeige und den EXIF-Daten erscheinen sie aber als F-Wert.
Ein schönes Bokeh ist natürlich nicht alles. Damit auch die übrigens Abbildungsleistungen stimmen, hat Sony das neue STF-Objektiv recht aufwändig konstruiert. Es besteht aus 13 Elementen (ohne den Apodisationsfilter) in zehn Gruppen. Darunter sind ein ED-Element sowie eine asphärische Linse. Für eine möglichst kreisrunde Wiedergabe von Unschärfescheiben sollen elf Blendenlamellen beitragen.
Ausstattung und Handhabung
Bei der Handhabung muss man sich um die Besonderheiten des FE 100mm F2.8 STF GM OSS keine großen Gedanken machen. Die Blende (T-Wert!) stellt man entweder direkt am Objektiv mit dem Blendenring ein. Oder wie gewohnt an der Kamera, nachdem der Blendenring in die Position „A“ gedreht wurde. Videofilmer wird freuen, dass sich die Steuerung via Blendenring mit einem kleinen Schiebeschalter am Objektiv auf stufenlos umschalten lässt.
Das neue STF-Objektiv ist mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet, der sich direkt am Objektiv abschalten lässt. Mit einem weiteren Schalter deaktiviert man bei Bedarf den Autofokus. Apropos: Beim Autofokus setzt Sony auf einen aufwändigen piezoelektronischen Linearantrieb. Der ist schnell, präzise und praktisch lautlos.
Ein schneller und äußerst präziser Linearantrieb treibt die Fokusgruppe des STF-Objektivs an.
Auf den ersten Blick mag das FE 100mm F2.8 STF GM OSS vielleicht ein waschechtes Porträtobjektiv sein. Sony hat aber durchaus auch Produktfotografen im Auge und das Objektiv daher mit einer interessanten Eigenschaft versehen: Mit einem kleinen Ring lässt sich der Fokusbereich von 85 cm – ∞ auf 57 – 100 cm umschalten. In dieser „Makrostellung“ beträgt der maximale Abbildungsmaßstab 1:4.
Abbildungsleistung
Ausprobiert habe ich das FE 100mm F2.8 STF GM OSS an einer Alpha 7R II. Sony hatte für den Praxistest eine kleine Schar europäischer Fachjournalisten auf einen Landsitz in die Nähe Londons eingeladen. Das fotografische Thema hieß Steampunk. Bedauerlicherweise waren die interessanten Setups alle mit nicht sehr starkem Dauerlicht ausgeleuchtet, sodass recht hohe ISO-Zahlen erforderlich waren, teilweise bis ISO 6400. Bedingungen, unter denen sich keine abschließenden Aussagen über das Auflösungsvermögen des Objektivs treffen lassen.
Steampunk wirft eine Sicht auf die Zukunft, wie sie in früheren Zeiten entstanden sein könnte.
Dafür gab es Spitzlichter ohne Ende, im Vordergrund, im Hintergrund und in der Motivebene. Zum Beispiel beim „Taucher“. Hier zeigt das FE 100mm F2.8 STF GM OSS eindrucksvoll, wo seine Stärken (bei Offenblende) liegen: Die Spitzlichter im Hintergrund werden bis in die äußersten Bildecken kreisrund abgebildet. Zudem gibt das Objektiv den Helligkeitsverlauf innerhalb der Spitzlichter sehr sanft wieder. Und die äußeren Ränder sind butterweich, die Lichter gehen gleichmäßig fließend in den Hintergrund über.
Dasselbe Motiv nochmals mit dem ebenfalls neuen FE 85 mm F1.8 fotografiert, bringt die Bokeh-Leistung des STF-Objektivs auf den Punkt. Im Vergleich dazu zeigt das klassische Objektiv bei Offenblende deutlich härtere – aber aufgrund der größeren Blendenöffnung auch größere – Unschärfekreise. Zudem zeigt das deutliche 85er einen ausgeprägten Cateye-Effekt; die Unschärfescheiben wirken zu den Bildrändern hin zunehmend wie die gemeinsame Schnittmenge zweier sich überlappender Kreise.
Aber es müssen ja nicht immer Spitzlichter in der Tiefenunschärfe sein. Beim nachstehenden Foto habe ich auf die Hand fokussiert, das recht flächig ausgeleuchtete Gesicht liegt bei F2.8 (T5.6) deutlich in der Tiefenunschärfe. Hier spielt das FE 100mm F2.8 STF GM OSS eine weitere Stärke bei der Bokeh-Wiedergabe aus: Kontrastarme Unschärfebereiche gibt es absolut soft wieder.
Die absolut weiche Wiedergabe kontrastarmer Unschärfebereiche (hier das Gesicht) ist für mich die Stärke des SEL100F28GM.
Wie gesagt: Die extrem weiche Bokehwiedergabe des FE 100mm F2.8 STF GM OSS erhält man ausschließlich bei Offenblende. Wird die Blende nur um -1/3 EV (auf T6.3) geschlossen, verliert der Apodisationsfilter bereits sichtbar an Wirkung, ab T8 ist er vollkommen wirkungslos. Das kann man sich durchaus zunutze machen, denn nicht immer ist ja ein Bokeh wie mit dem Gauß’schen Weizeichner bearbeitet gefordert.
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Bokeh bei T5.6 (Offenblende)
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Bei Offenblende bildet auch in diesem Beispiel das STM-Objektiv unscharfe Bildbereiche gewohnt soft ab.
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Bokeh bei T6.3
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Wird nur um -1/3 EV abgeblendet, treten die Unschärfescheiben bereits deutlich zu Tage. Sie zeigen jedoch einen sehr gleichmäßigen Helligkeitsverlauf und bleiben bis zu den Bildrändern kreisrund.
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Bokeh bei T7.1
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Abgeblendet auf T7.1 (-2/3 EV) zeichnet das STF-Objektiv die Unschärfescheiben nochmals kräftiger. Helligkeitsverlauf und kreisrunde Form werden jedoch kaum beeinträchtigt.
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Man hat also auch mit dem FE 100mm F2.8 STF GM OSS durchaus die Möglichkeit, durch Abblenden in die Bokeh-Wiedergabe einzugreifen. Das ist auch gut so, denn mir sagt die absolut weiche und flache Zeichnung der Tiefenunschärfe bei Offenblende nicht immer zu. Gerade auch bei Porträtaufnahmen dürfen für meinen Geschmack Spitzlichter im Unscharfen durchaus einen „fotografischen Charakter“ erhalten. Auch das kann das STF-Objektiv bieten, dessen grundsätzlicher Charakter der Bokeh-Wiedergabe bleibt dabei erhalten.
Wenn es allerdings darum geht, unscharfe Spitzlichter im eigentlichen Motiv so sanft wie möglich wiederzugeben, ist das FE 100mm F2.8 STF GM OSS kaum zu toppen. Das ist vor allem für Fotos von metallenen Produkten interessant, oder überhaupt allen Gegenstand, die glitzern und funkeln. Ob nun Blechblasinstrumente, Trinkgläser, Uhren, oder wie hier einem weiteren Steampunk-Stillleben – bei derartigen Motiven zeichnet das STF-Objektiven einen Look, der einzigartig ist und mich überzeugt. Dass Sony das Objektiv mit einer kurzen Nahdistanz versehen hat, ist da nur konsequent.
Wenn es in den unscharfen Partien eines Objekts gleißt und glitzert, beruhigt das FE 100mm F2.8 STF GM OSS das Bokeh ungemein.
Ein schönes Bokeh alleine macht allerdings noch kein (technisch) perfektes Foto. Doch keine Bange, das FE 100mm F2.8 STF GM OSS zeigt auch in Sachen chromatische und sphärische Aberrationen sowie Vignettierung keine Blöße. Und wie sieht es mit dem Auflösungsvermögen aus? Darüber konnte ich mir wie gesagt kein abschließendes Urteil bilden. Die Lichtverhältnisse waren derart schlecht, dass ich die Alpha 7R II in ISO-Regionen betreiben musste, in denen Bildrauschen beziehungsweise der Einfluss der Rauschunterdrückung bereits (deutlich) zu Lasten der nutzbaren Auflösung gehen. Mein erster Eindruck: Es gibt Objektive, die noch knackiger zeichnen als das FE 100mm F2.8 STF GM OSS, sichtbar werden dürfte das indes erst in der 100%-Ansicht am Bildschirm.
Porträt bei Offenblende und ISO 1000: Schärfe und Auflösungsvermögen des SEL100F28GM gehen für mich mehr als in Ordnung. Dass es vielleicht Objektive gibt, die noch knackiger abbilden, steckt das STF-Objektiv angesichts seiner außerordentlichen Bokeh-Qualität locker weg.
Mein Fazit
Mit dem FE 100mm F2.8 STF GM OSS bringt Sony ein Objektiv für das E-Bajonett, dass sich durch eine ganz spezielle Bokeh-Wiedergabe auszeichnet. Bei Offenblende gibt es Unschärfezonen derart weich und kontrastarm wieder, dass sie fast schon wie mit dem Gauß’schen Weichzeichner gefiltert wirken. Ganz leicht abgeblendet, nimmt der Kontrast im Unscharfen zu, ohne dass der grundsätzliche Bokeh-Charakter verloren geht: Spitzlichter werden mit einer absolut fließenden Helligkeitsverteilung wiedergegeben und bleiben bis in die Bildecken kreisrund.
Was auf den ersten Blick eindrucksvoll wirkt, eignet sich nach meinem Geschmack längst nicht für jedes Motiv. Das gilt insbesondere für Spitzlichter im Unscharfen. Sie erscheinen bei Offenblende derart soft und weichgespült, dass sie kaum noch wie fotografiert wirken. Für ein nächtliches Porträt-Shooting in der Großstadt wäre das FE 100mm F2.8 STF GM OSS nicht meine erste Wahl. Bei Fotos von glitzernden und funkelnden Stilllives hat das spezielle Objektiv aber auch mich restlos überzeugt. Wer auf der Suche nach einem Objektiv mit dem ganz besonderen Look ist, sollte das STF unbedingt einmal ausprobieren. Das gilt insbesondere auch für Videofilmer.
Bildstabilisator, schneller Autofokus, auf Wunsch stufenlose Blendensteuerung sowie passable Makrofähigkeiten – die Ausstattung des FE 100mm F2.8 STF GM OSS ist hervorragend. Auf diesem Hintergrund geht der Preis von 1850 Euro durchaus in Ordnung. Ein Manko bleibt indes: Die sehr geringe Lichtstärke von T5.6 bei Offenblende F2.8. Alle Zielkonflikte lassen sich eben bei der Objektivkonstruktion doch nicht lösen.
PRO
- Bei Offenblende sehr softes, kontrastarmes Bokeh, das selbst bei leichtem Abblenden noch seinen eigenständigen Charakter wahrt.
- Insgesamt sehr gute Abbildungsleistungen
- Schneller Autofokus
- Abbildungsmaßstab bis 1:4
CONTRA
- Sehr lichtschwach (T5.6 bei Offenblende)
- Spezielle Bokeh-Wiedergabe eignet sich nicht für alle Motive gleichermaßen
Ein sehr informativer Artikel. Danke!
Vielen Dank für diesen hochinteressanten Beitrag.
Von einem Apodisationsfilter hatte ich bisher noch
nie etwas gehört – mal wieder was dazu gelernt.
Es lohnt sich hier immer wieder mal vorbei zu schauen.
Ein kleiner Schreibfehler am Anfang des zweiten Textblocks.
Ein schönes „Bokeh“ ist hier das Stickwort.
soll heißen "Stichwort"
Danke für Ihren vielen informativen Berichte.
Gruß Stefan
Danke für den Hinweis auf den Tippfehler – ist korrigiert.
Vielen Dank für den Bericht,
da sieht man einmal mehr welcher Aufwand betrieben werden muss um unser menschliches Sehen zufrieden zu stellen. Wer jetzt noch darüber nachdenkt mit welchem Aufwand unser Hirn die Signalverarbeitung unserer Sehnerven betreibt der wundert sich über das Geschrei nach mehr Sensor Auflösung. Mit mehr Betrachtungsabstand zum Bild und dessen Größe ergeben sich andere Sichtweisen. Es ist eben alles relativ zu sehen.
Ich schätze mal, Sony hat die Maximalöffnung von F2.8 schon mit Bedacht gewählt. Der Apodisationsfilter macht Abblendung ja nicht mit, daher reduziert sich seine Effektivität – das butterweiche Bokeh – schon mit geringfügiger Abblendung deutlich (wie anhand der Blendenserie im Artikel ja auch dargestellt). Blendet man stärker ab, unterscheidet sich das Bokeh nicht mehr nennenswert von gewöhnlichen Objektiven.
Hätte Sony eine deutlich höhere Lichtstärke gewählt – etwa 1.8 oder sogar 1.4 wie kürzlich Nikon mit dem 105/1.4 – dann könnte der Effekt oft gar nicht zum Einsatz kommen, da man bei vielen Motiven deutlich abblenden muss, um überhaupt ausreichende Tiefenschärfe zu erzielen. Es gibt ja von Fuji ein 56/1.2 das auch einen Apodisationsfilter hat. Als das neu rauskam habe ich mir viele damit gemachte Fotos angeschaut, war aber von den allermeisten im Hinblick auf das Bokeh ziemlich enttäuscht. Bei näherem Hinsehen stellte ich dann fest, dass die meisten Fotos natürlich mehr oder abgeblendet gemacht wurden – der APD Filter also kaum zum Tragen kommen konnte.
Ich denke, das könnte beim Sony anders sein. F2.8 ist da wahrscheinlich der sinnvollste Kompromiss.
Die Linse hat in Wahrheit nur Schärfentiefe wie f/2.8, aber Transmission nur beinhart-dunkle T/5.6 – dank des APO-Dingsbums, der in Wahrheit ein fach nur ein simpler, zirkulärer Neutraldichte-Filter um 9 Euro 99 ist.
Das "APO-Dingsbums" ist ein APD-Element. Und das ist kein simpler ND-Filter für 9,99 Euro. Vielmehr handelt es sich dabei um ein Glaselement mit definierter Transmissionsrate, das zu den Rändern hin immer dicker wird. Durch die zunehmende Glasstärke wird der zirkulare Effekt erzielt.
Danke für den sehr informativen und sachlichen Bericht.
Das ist wieder typisch photoscala. Statt nur Pressemitteilungen der Firmen zu kommentieren ein ausführlicher Praxisbericht, der die eigene Sichtweise des Autors berücksichtigt. Bitte so weitermachen! Ich schaue hier gerne regelmäßig vorbei.
Beim Vergleich 85/1.8 vs 100/2.8 gefällt mir das 85er besser. Abgesehen davon ist ein Vergleich f1.8 gegen f2.8 auch merkwürdig. Warum das 85er nicht abblenden?
Wie sagte ein Profi mal zu mir: Auf das Bokeh schaut man nur, wenn das Bild schlecht ist.
Eine Plattitüde die mehr über den Fotografen verrät, als ihm lieb sein kann. Wer derartige Erkenntnise weiterträgt, hat auch noch einiges zu lernen.
Die Art, wie Bildelemente ausserhalb der Schärfenebene dargestellt werden, hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Qualität des gesamten Bildes.
Wenn dabei vor lauter Begeisterung über das tolle Bokeh Motiv und Bildkomposition ausser Acht gelassen werden, sagt das was über den Fotografen aus, entwertet aber nicht den Begriff des Bokehs.
Die Betonung liegt auf Qualität, nicht Quantität. Das wird leider alzu häufig verwechselt.
ROG
Was ist an der zitierten Aussage von „elli“ eine Plattitüde?
Wen interessiert ein langweiliges, nichtssagendes oder schlicht bedeutungsloses Foto mit „tollem“ Bokeh? Wer außer Fotonerds kann sich daran begeistern? Niemand! Nicht mehr und nicht weniger will uns „elli“ bzw. der zitierte Profi damit vermitteln. Und recht hat er. Ein unbedeutendes, langweiliges Foto bleibt selbst mit dem besten Bokeh ein Langweiler.
Wie oft dürfen wir in Foren diese Art von Bilder bewundern. Waren es zeitweilig Bilder mit super Schärfe/Auflösung sind es heute, der Mode entsprechend, Bilder mit super tollem Bokeh! Langweiler die es nicht wert sind betrachtet oder aufgenommen zu werden. Was nutzt die schärfste Aufnahme (bzw. die mit dem tollsten Bokeh) wenn sie niemanden begeistern kann, kein Interesse weckt, keine Emotionen fördert (Ausnahme: Forennerds die nichts anderes suchen als Bokeh), keinen veranlaßt sie länger zu betrachten und nachzudenken? In erster Linie lebt Fotografie noch immer vom Inhalt der vermittelt wird. Dazu bedarf es weder einem tollen Bokeh noch einer super Schärfe. Dazu bedarf es an Ideen, Inhalten und Sichtweisen die zu begeistern wissen. Nicht an technischen Spielereien! Diese sind objektiv betrachtet nur Nebensächlichtkeiten; Handerwerk.
Zitat: „Die Art, wie Bildelemente ausserhalb der Schärfenebene dargestellt werden, hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Qualität des gesamten Bildes.“
Diese Aussage ist zweifelsohne richtig: aber sie treffen haargenau am Ziel vorbei. Ein überragendes Foto mit einem grauenhaften Bokeh (leichter Unschärfe) ist und bleibt ein gutes Foto wenn es die Betrachter zur begeistern weiß. Ein Foto mit (super Schärfe und) einem noch schöneren Bokeh das niemanden interessiert ist und bleibt schlecht! Nicht mehr und nicht weniger sagt und „Elli“
Ich habe, nachdem nun das gefühlt tausendste Festbrennweiten Portrait-Objektiv mit großer Offenblende und ach so tollem Bokeh mit Bitte um viel Geld verüffentlicht wurde, mich gefragt, was bietet dieses Objektiv denn nun, was andere Objektive nicht auch schon bieten:
Unter einem Testfoto wurde ich fündig, was an dem Objektiv so toll sein soll:
"Die absolut weiche Wiedergabe kontrastarmer Unschärfebereiche (hier das Gesicht) ist für mich die Stärke des SEL100F28GM."
Zu deutsch: Der Schärfeabfall außerhalb des Fokus ist relativ stark.
Ich empfinde die Wiedergabe des Gesichts übrigens nicht als weich, sondern als verschwommen, wie bei falscher Dioptrin-Einstellung.
Aber vielleicht bin ich als Landschafts- und Architekturfotograf einfach zu sehr vorgeschädigt, um solche ach so wundervollen Bilder angemessen zu würdigen..
Also nochmal die Frage: Es gibt bislang keine Objektive, die das nicht leisten?
Ergänzend finde ich bzgl. Freistellen folgende Passagen (hier in Übersetzung) mit Vergleichsbildern erwähnenswert:
http://www.imaging-resource.com/lenses/sony/fe-100mm-f2.8-stf-gm-oss-sel100f28gm/review/
"Es stellt sich heraus, dass der Lichtverlust nicht das einzige ist, was Sie aufgeben mit der Apodisierung, aber wo die Angelegenheit wirklich beginnt, verwirrend zu werden ist Folgendes; Wenn wir weitere Tests mit anderen Objektiven bei f / 2,8 und f / 5,6 schießen, haben wir festgestellt, dass die "effektive" Subjekt-zu-Hintergrund-Tiefenfeld-Isolation dieses Objektivs in der Wirklichkeit wie die einer f / 4-Optik ist, wenn weit offen…
… Sie haben nicht wirklich eine klare, f / 2.8 Blende; Viele Lichtstrahlen von den Kanten der Blende werden durch die abgestufte neutrale Dichte des Apodisierungsfilters blockiert oder abgeschwächt. Dies bedeutet, dass die effektive Blende etwas kleiner als f / 2,8 ist; In unserer sehr groben Schätzung ist die DOF des FE 100mm f / 2,8 STM etwa gleich wie ein f / 4 Objektiv mit ähnlicher Brennweite."