Die japanische Camera & Imaging Products Association (CIPA) hat ihren Abschlussbericht für das Jahr 2016 vorgelegt. Im vergangenen Jahr musste die Kameraindustrie abermals deutliche Rückgänge bei den Auslieferungszahlen und Umsätzen hinnehmen. Doch erstmals seit längerem lag der Dezember 2016 über dem Niveau des Vorjahresmonats. Deutet sich da bereits eine Trendwende an?
Seit 2011 kennen die Absatzzahlen der Kameraindustrie nur noch eine Richtung: nach unten. 2016 ging der Absatz erneut zurück, im Vergleich zu 2010, dem letzten Erfolgsjahr, um mehr als 30 %. Besonders kräftig fielen die Umsatzeinbußen in den Sommermonaten aus, als es infolge des Kumamoto-Erdbebens zu Lieferengpässen bei Bildsensoren kam.
Zwar konnten sich die Kameraproduzenten ab September 2016 wieder über steigende Absatzzahlen freuen, im Dezember war es dann aber schon wieder vorbei mit dem Aufschwung, wenngleich erstmals der Vorjahresmonat leicht übertroffen werden konnte.
Das leichte Plus im Dezember im Jahresvergleich darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch 2016 kein gutes Jahr für die japanische Kameraindustrie war.
Besonders kräftig fiel das Absatzplus zum Jahresende bei den Kameras mit Wechselobjektiv (Systemkamera) aus. Dennoch blieb das Ergebnis ca. 10 % unter dem von 2015. Korrespondierend dazu verliefen die Auslieferungen von Objektiven, die im letzten Quartal 2016 fast wieder das Vorjahresniveau erreichten.
Leicht gegen Trend entwickeln sich Systemkameras (DSLR und Spiegellose), deren Absatzzahlen gegen Jahresende kräftig zulegen konnten.
Ausblick für 2017
Für das laufende Jahr rechnet die CIPA mit einem gebremsten Abwärtstrend. Insgesamt erwartet der Industrieverband einen Rückgang der Absatzzahlen von abermals 10 %. Selbst der einstige Hoffnungsträger „Systemkameras“ wird Einbußen von rund 6 % verkraften müssen, auch weil die Nachfrage nach klassischen DSLRs weiter sinkt. Ein Licht am Ende des Tunnels ist weiterhin nicht in Sicht.
Rückläufige Umsätze
Die CIPA veröffentlicht nicht nur die Absatzzahlen, sondern erfasst die ausgelieferten Einheiten auch wertmäßig. Seit 2012 haben sich die Umsätze mit Built-In Lens Cameras (Kompaktkameras) mehr als halbiert. Sorge dürfte (oder sollte) einigen Herstellern aber auch bereiten, dass die klassische DSLR ebenfalls auf dem Rückzug ist. Die damit einhergehenden Umsatzeinbußen werden bei Weitem nicht von den spiegellosen Systemkameras aufgefangen. Relativ stabil blieben in den letzten fünf Jahren lediglich die Umsätze bei Wechselobjektiven.
In den letzten fünf Jahren haben sich die Umsätze mit Digitalkameras fast halbiert. Besonders drastisch fallen die Einbußen bei den Kompaktkameras aus, aber auch die DSLRs müssen kräftig Federn lassen. (Grafik: photoscala)
Nein. Keine Trendwende. Zwergsensor-Kompakte und Spiegelklatscher werden 2017 noch ganz verschwinden. hehe.
Na, "Spiegelklatscher" zu Spiegellosen verhalten sich nah dieser Statistik aber wie 1:4. Sie haben auch bei insgesamt sinkenden Umsätzen eine Riesenmehrheit. Ich glaube aber, der Innovationszyklus der Kameraindustrie wird sicher wesentlich langsamer werden. Und das ist auch ganz gut so.
Nikon wird es das Genick brechen, wenn sie weiterhin im spiegellosen Bereich nicht dabei sind.
Nachdem ich nun 1 Jahr mit kleinen Spiegellosen Kameras fotografiere, fange ich mich langsam an zu wundern, wie man so was klobiges wie eine DSLR überhaupt in die Hand nehmen kann.
Das Zeug ist viel zu groß, um es ordentlich halten zu können, passt in keine Tasche und erfordert ensprechend stabile Stative, wenn man bei wenig Licht fotografieren will.
Man sollte mal schauen, wie sich Einsteiger entscheiden – ob für DSLR oder spiegellos.
Da hat man Hinweise auf das, was kommen wird.
Die DSLMs (M=mirrorless) werden seit 2012 getrennt geführt. Damals waren es 3.956.602 ausgelieferte Spiegellose. 2016 waren es nur noch 3.158.735. Auch bei dieser Technologie ist der Rückgang schon lang gepflegte Tradition. Die DSLRs Stückzahlen schrumpfen allerdings noch stärker. 2012 hatten noch 80% aller Kameras mit Wechselobjektiven einen Spiegel, 2016 waren es noch 73%. Vom Verschwinden kann aber vor 2030 keine Rede sein.
Insgesamt geht es der Industrie "eigentlich" gar nicht so schlecht. 2006 wurden 5.264.041 Digitalkameras mit Wechselobjektiv ausgeliefert (die CIPA-Zahlen auf deren Website reichen bis 1999 zurück). Letztes Jahre wahren es mehr als doppelt so viele, 11.607.778. Das entspricht einem CAGR (durchschnittliches jährliches Wachstum) von 8%. Blöd halt nur, dass die Hersteller sich auf Wachstumsraten von 20%, 30% hochgepusht hatten und jetzt heftige Entzugserscheinungen zeigen, von dieser Droge wieder runter zu kommen.
saumhuhn hat Recht. Die Zykluszeiten werden steigen. Die Goldgräberzeit von 2008 – 2012 war ein einmaliger Effekt – Wechsel von Analog und Digital. Schon jetzt trifft man in Foto-Foren immer häufiger Fotografen, die sechs, acht oder zehn Jahr altes Geräte besitzen und keinen Bedarf für eine neue Kamera äußern (meine vorletzte DSLR hatte fünf Jahre ihren Dienst getan).