Auf der photokina 2016 war die spiegellose Micro-Four-Thirds-Systemkamera YI M1 aus China eine der wenigen Überraschungen. Jetzt ist eines der raren serienmäßigen Muster mit deutscher Firmware in der Redaktion von photoscala angekommen. Unser Autor Horst Gottfried hat ein paar Tage lang mit der YI M1 fotografiert und ihr dabei intensiv auf den Zahn gefühlt.

Halle 9 auf der photokina 2016. Auf einem eher unscheinbaren Stand präsentiert das Unternehmen Xiaoyi Technology Ltd. aus Shanghai seine Micro-Four-Thirds-Systemkamera M1. Eine kleine Überraschung ist das schon – wann hat es zuletzt ein Nobody gewagt, die etablierten Kamerahersteller herauszufordern? Wobei: Mit seinen Action-, Home- und Dash-Cams sowie Copter-Kameras ist YI (der Name, unter dem das Unternehmen ab sofort in Europa auftritt) durchaus bekannt.

Jetzt also eine spiegellose Systemkamera mit neuestem 20-Megapixel-Sensor von Sensor. Für die M1 sieht Xiaoyi-Mitbegründer und Geschäftsführer Sean Da vor allem einen potenziellen Heimatmarkt von rund 300 Millionen anspruchsvoller Kunden der neuen chinesischen Mittelklasse. Er hat dabei insbesondere eine jüngere, Smartphone-geprägte Zielgruppe im Blick, was auch das Kürzel YI für Young Innovators andeuten soll. Xiaoyi will aber auch in weiteren Märkten sein Glück versuchen, allen voran USA und Deutschland.

Yi M1 und Olympus PEN E-PL7 im Vergleich

Olympus PEN E-PL7 und YI M1 im Vergleich

Dazu setzt Xiaoyi bei der M1 nicht nur auf aktuellste Sony-Sensortechnik inklusive 4K-Video, sondern auch auf aktuelle mobile Kommunikationstechnik und eine eher Smartphone-geprägte Bedienstruktur. Dank des geschickten Schachzugs, das Micro-Four-Thirds-System zu nutzen, steht YI M1-Fotografen zudem auf Anhieb die Auswahl aus einem der größten Objektivsysteme offen.

Kernstück im knapp 300 Gramm leichten, kleinen Kunststoff-Body der YI M1 ist der neueste Sony- -Sensor IMX269 mit 20 Megapixel im Micro-Four-Thirds-Format. Der fand sich bislang nur in den MFT-Spitzenmodellen Olympus Pen-F und OM-D E-M1 Mark II sowie der Panasonic Lumix GX8. Zum Bildprozessor äußerst sich YI nicht weiter. Von dritter Seite war indes zu hören, dass er aus Fujitsu-Fertigung stammt. Er ist jedenfalls schnell genug für 5 Bilder/Sekunde und 4K-Video. Leider bietet die M1 keine Sensorreinigung und keine Bildstabilisierung, weder per Sensor-Shift noch per Objektiv – so, und damit haben wir die beiden größten Kritikpunkte an der M1 auch schon hinter uns.

Logische und schnelle Bedienung

Die M1 kommt mit nur zwei Tasten sowie Auslöser und Video-Startknopf aus. All die im Folgenden noch genannten Features lassen sich nach dem Einschalten der M1 über einen etwas klein geratenen Hauptschalter am Auslöser über den 7,6 cm Touchscreen-LCD-Monitor durch Antippen steuern. Er ist von guter Empfindlichkeit und entsprechend praktisch zu bedienen, zieht durch die viele Tippe- und Wischerei und die dabei wohl entstehende statische Elektrizität aber auch feinsten Staub an. Dieser Schönheitsfehler fiel mir beim normalen Fotografieren nicht weiter auf, sondern leider erst nachdem ich eine ganze Reihe von M1-Screenshots mit dunklem Hintergrund gemacht hatte.

Yi M1 Hauptmenü

Zwei Tasten reichen der M1 zur Konfiguration – ansonsten wird sie über das gut gestaltete Touch-Display bedient.

Welche Optionen und oder Symbole auf dem Display auftauchen, hängt von der am zentralen Moduswählrad vorgegeben Einstellung ab. So sind im RAW-Modus einige Funktionen wie Belichtungsreihe und HDR nicht aktivierbar. Tippt man auf eines der kreisförmigen, mit Symbolen oder Buchstaben gekennzeichneten, Icons erscheinen die entsprechenden Unterpunkte. Dann geht es mit Fingerwischen auf oder ab über den Monitor weiter bis zu dem Punkt, den man durch Antippen aktivieren will. Wo es Sinn macht, beispielsweis bei Vorwahl von Zeit oder Blende oder der Belichtungskorrektur, hilft das Drehrad für den rechten Daumen weiter.

Den Einstellbildschirm erreicht man, indem man über das aktuelle Monitorbild nach rechts wischt. Ein Wisch nach links lässt in den Modi P, A, S und M die Miniaturansichten für die integrierten Motivprogramme beziehungsweise die Bildstile (Standard, Portrait, lebhaft, natürliches/kontrastreiches Schwarzweiß) erscheinen, die dann wiederum durch Antippen schnell aufgerufen werden können. Diese Vorgaben wirken sich nicht nur bei JPG-Aufnahmen aus, sondern greifen auch bei RAW-Aufzeichnung. Wird zum Beispiel RAW in Schwarzweiß fotografiert, ist die Farbe im Foto ein für alle Mal futsch. Weitere manuelle Anpassungsmöglichkeiten für Schärfe, Rauschunterdrückung, Sättigung, Kontrast und Farbe suchen ambitionierte Fotografen bei der M1 vergebens. Für die Zielgruppe der Smartphone-Aufsteiger dürfte das indes kaum ein Thema sein. Acht weitere Motivprogramme lassen sich im S-Modus des Wählrades abrufen. Zurück zum Monitorbild geht es jeweils durch eine gegenläufigen Wisch oder Antippen des Auslösers.

AF mit Licht und Schatten

Das Autofokus-System der M1 bietet zwei Messfeldbetriebsarten. Zum einen ein formatfüllendes 81-Punkte-Feld (das genaugenommen aus einer 9×9-Matrix besteht) mit automatischer Fokuspunktwahl. Und zum anderen die manuelle Fokusfeldwahl durch Antippen der entsprechenden Bildpartie auf dem Touchscreen. Zwischen den Betriebsarten S-AF, C-AF oder manueller Fokus (mit oder ohne Fokus-Peaking) wird ebenfalls per Touchscreen gewechselt. Dort lässt sich auch die Gesichtserkennung ein- und ausschalten.

Yi M1 statisches Motiv

Obwohl die M1 Fokus-Tracking bietet, eignet sie sich mit ihrem insgesamt langsamen AF eher für statische Motive.

Fokus-Tracking beherrscht die M1 zwar auch, zu ihren Tugenden gehört diese Disziplin leider (noch) nicht. Überhaupt dürfte der Mehrfeld-AF mit automatischer AF-Feld-Wahl etwas entschiedener und schneller zu Werke gehen. Der Versuch, bewegte Motive mit Serienbelichtung und kontinuierlichem AF in der Schärfe zu verfolgen, misslang meist, wenn sie sich schneller als mit Fußgängertempo bewegten. Bereits ein auf eine Haltestelle zufahrender Bus überforderte den AF der M1. Hinzu kam, dass bei Serienaufnahmen der Monitor mit Update des Live-Bilds nicht hinterher kam, so dass ich die aktuelle Position des Motivs kaum kontrollieren konnte. Das Motivprogramm „Sport“ hilft hier leider auch nicht weiter, weil die M1 damit automatisch von Serien- auf Einzelbelichtung umschaltet. Beim Fotografieren von statischen Motiven mit dem 42,5mm F1.8-Tele kann das Umschalten auf Touch-AF die Fokussierung beschleunigen – vor allem unter schlechteren Lichtverhältnissen.

Aber schnelle Serienbilder sind sowieso nicht die Domäne der M1. Zwar ist sie mit 5 Bilder/Sekunde durchaus flott, aber bereits nach fünf Aufnahmen mit dieser Bildrate geriet die Serie merklich ins Stocken. Das deutet auf einen zu klein geratenen Pufferspeicher der M1 hin.

Im Vergleich zur 45mm F1.8 Festbrennweite scheint der AF mit dem Xiaoyi-Zoom 12-40mm etwas schneller zu sein. Das galt auch für das superkompakte, in seiner Qualität oft unterschätzte Lumix G 12-32mm, das ganz besonders gut mit der kleinen M1 harmoniert. Andere Olympus- und Panasonic-Objektive funktionierten an der M1 ebenfalls reibungslos. An die AF-Geschwindigkeit der MFT-Kameras von Olympus und Panasonic reichte die M1 aber auch damit noch nicht heran, besonders beim kontinuierlichen AF nicht.

Yi M1 mit Objektiv Panasonic Lumix G 12-32mm

Die handliche YI M1 harmoniert hervorragend mit dem superkompakten Objektiv Lumix G 12-32mm.

Beim manuellen Fokussieren unterstützt die M1 den Fotografen mit Fokus-Peaking (farbige Hervorhebung von Kontrastkanten in der Schärfeebene). Das Xiaoyi-12-40mm-Zoom und andere MFT-Objektive lassen sich bequem von Hand scharf stellen, nicht aber das Xiaoyi 42,5mm-Tele. Ihm fehlt nämlich ein Fokusring, fokussiert wird es per Pfeiltasten auf dem Touchscreen. Das funktioniert zwar ganz gut, ein Fokursring am Objektivring wäre mir trotzdem lieber. Dafür bietet das Objektiv eine „Makro“-Einstellung, die die kürzeste Entfernung von 50 auf 25 Zentimeter verringert. Stehen keine Nahaufnahmen an, begrenzt diese Funktion den Fokussierbereich, den der AF auf der Suche nach der Schärfe durchlaufen muss.

Belichtungssteuerung und Gestaltungshilfen

Zur Belichtungsmessung und -steuerung stehen Mehrfeld- (eine Zahl gibt YI nicht an), mittenbetonte und Spot-Messung zur Verfügung. Eine Kopplung an das Spot-AF-Feld war dabei nicht feststellbar, die M1 scheint sich auf einen engen zentralen Bereich zu konzentrieren). Auch wenn die Mehrfeldmessung meist sicher funktioniert, hätte ich mir zur Sicherheit doch öfters ein Live-Histogramm schon bei der Aufnahme gewünscht – doch das gibt es bei der M1 nicht. Belichtungsreihen beherrscht die M1 mit variablen Helligkeits- (3 Bilder, max. nur ±1EV) und Weißabgleichs- (3 Bilder mit 2, 4 oder 6 Stufen) Einstellungen.

Mit den sogenannten Master-Guide-Mustervorlagen, die unter „C“ am Hauptwählrad aufrufbar sind, will die M1 die Gestaltung von Porträtaufnahmen erleichtern. Dazu zeigt sie auf dem Display Strichskizzen mit einer ansehnliche Positionierung und Haltung der Models in gängigen Posen. Mit dem 1,8/42,5mm-(Portrait)-Tele können alle Vorlagen genutzt werden, mit dem 12-40mm-Zoom gibt es Einschränkungen und mit Fremdobjektiven wie etwa dem Olympus Zuiko1,8/45mm funktionieren die Überblendungen nicht.

Master-Guide-Mustervorlagen

Die Master-Guide-Funktion (links) assistiert bei der richtigen Pose für Porträtaufnahmen. Neue Vorlagen lassen sich via Smartgerät herunterladen (rechts).

RAW-Aufzeichnung mit interner JPG-Entwicklung

Die M1 bietet die Möglichkeit, wahlweise in JPG oder in RAW aufzuzeichnen – beide Formate parallel kann sie nicht aufnehmen. Erfreulicherweise speichert sie RAW-Aufnahmen im universellen DNG-Format. Zudem ist es möglich, RAW-Dateien direkt in der Kamera zu entwickeln und mit den aktuellen Vorgaben als JPGs zu speichern. Individuelle Entwicklungsvorgaben bietet die M1 dabei nicht, wohl aber die Möglichkeit aus RAW-Dateien entstandene JPGs in eine Schwarzweiß-Version zu konvertieren. Bei der JPG-Aufzeichnung bietet die M1 die drei Kompressionsraten von 1/2,7 (SHQ), 1/4 (HQ) und 1/8 (Normal) sowie die Wahl zwischen voller Auflösung und die Reduzierung auf 16, acht oder drei Megapixel.

Die RAW(DNG)-Dateien lieferten eine durchweg überzeugende Bildqualität ab, speziell auch, was die Dynamik angeht, und boten eine gute Basis für die Nachbearbeitung nach persönlichem Geschmack, etwa in Adobe Camera Raw.

Yi M1 Dynamikumfang

Die RAW-Aufnahmen der M1 (links) glänzen mit einer guten Tiefendynamik. Beim Aufhellen der Schattenpartien im RAW-Konverter bleibt daher die Zeichnung in den Tiefen gut erhalten (rechts).

Bei der kamerainternen JPG-Entwicklung ist noch etwas Luft nach oben, besonders in Richtung Erhalt der Detailzeichnung bei höheren Empfindlichkeiten. Daher meine Empfehlung: Bei JPG-Aufnahmen den Arbeitsbereich der ISO-Automatik auf ISO 1600, notfalls auch ISO 3200 zu begrenzen. Unabhängig davon erlauben es sich aber die vollautomatischen Motivprogramme bis ISO 3200 zu gehen, wenn sie es für nötig halten. Insgesamt sind ISO-Werte sind von 100 – 25600 wählbar.

Welches Potential in den Aufnahmen mit der M1 steckt, zeigen die DNG-Dateien. Bei behutsamer Entwicklung im RAW-Konverter sind selbst ISO 3200 noch gut, ISO 6400 bei leichten Abstrichen in der Detailauflösung brauchbar. Der Sony-Sensor in der M1 bietet also durchaus eine solide Basis auch für höhere ISO-Werte, die von der JPG-Engine der Kamera leider nicht ganz ausgeschöpft wird. Erschwerend kommt hinzu, dass die M1 keinerlei Eingriffe in die interne Bildaufbereitung erlaubt, mit der kräftig zupackenden Rauschunterdrückung müssen JPG-Fotografen bei ihr leben.

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[ps_slideshow_slide_title]YI M1: RAW bei ISO 6400[/ps_slideshow_slide_title]
[ps_slideshow_slide_text]RAW-Aufnahme bei ISO 6400: Bei moderater Rauschunterdrückung in ACR bleibt zwar ein leichtes Helligkeitsrauschen zurück, aber zum Beispiel die Holzmaserung ist noch gut erkennbar[/ps_slideshow_slide_text]
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[ps_slideshow_slide_title]YI M1: JPG bei ISO 6400[/ps_slideshow_slide_title]
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Dasselbe Motiv (ein paar Minuten später) in JPG aufgezeichnet. Die Rauschunterdrückung der M1 leistet ganze Arbeit, bügelt aber auch feinste Details gnadenlos glatt.
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Heute eher ungewöhnlich ist ein Modus der M1, bei der JPG-Dateien auf eine Dateigröße von 50 Megapixel hochskaliert werden. Da bei diesem Verfahren die höhere Auflösung interpoliert wird, beschert es – wenn überhaupt – höchstens einen marginalen Auflösungsgewinn. Videos zeichnet die M1 maximal mit einer Auflösung von 4K bei einer Bildwiederholrate von 30p auf. Sie arbeitet dabei automatisch mit AF-C und bietet optional eine elektronische Bildstabilisierung.

Konnektivität

Bei Bedarf verbindet sich die M1 via Bluetooth Low Energy (eine ganz ähnliche Technik, wie sie auch Nikon mit SnapBridge nutzt) oder per WiFi mit einem Smartphone beziehungsweise Tablet. Auf dem Smartgerät muss dazu die YI M1-Mirrorless-App (für iOS und Android erhältlich) installiert sein. Über eine WiFi-Verbindung überträgt die Kamera maximal mit 1 MB/s, das entspricht 8 – 10 Sekunden für ein 20-Megapixel-Foto. Mit Android-Geräten lässt sich die Verbindung etwas einfacher aufbauen als mit iOS-Geräten, bei denen ein Kennwort nochmal separat per Copy & Paste eingegeben werden muss. Wer ein Problem beim Verbindungsaufbau hat, findet eine Schritt-für-Schritt-Darstellung auf den YI-M1-Support-Seiten.

Yi M1 Pairing mit iPad

Auf Wunsch verbindet sich die YI M1 mit einem Smartgerät. Derzeit lassen sich über die diese Drahtlos-Verbindung jedoch nur Aufnahmen übertragen. Die Möglichkeit zur Fernsteuerung wird soll mit einem späteren Firmware-Update hinzukommen.

Beim Versuch, weitere Master-Guide-Vorlagen herunterzuladen, stieß mir unangenehm auf, dass die App nach einem Facebook-Konto verlangt. Fernbedienen lässt sich die M1 übrigens noch nicht über ein Smartgerät, diese Funktion soll mit einem späteren Firmware-Update folgen.

Was sonst noch auffiel

Ein elektronischer Sucher fehlt bei der ersten YI-Systemkamera ebenso wie ein beweglicher Monitor. Zum Blitzen gibt es bei der M1 nur einen einfachen Mittenkontakt-Blitzschuh. Das Bajonett des Kameragehäuses besteht anders als das der Xiaoyi-Objektiven aus Metall. Leider werden die beiden Objektive ohne Gegenlichtblende geliefert.

Bei der Bild-Wiedergabe erwies es sich als lästig, dass eine Mehrfachauswahl zum schnellen Löschen oder für die Konvertierung von RAW nach JPG beziehungsweise die Umwandlung von Farb- in Schwarzweißbilder nicht möglich ist. Alles geht nur Bild für Bild.

Preisfrage

Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von knapp 600 Euro für das Zoom-Kit mit dem 12-40mm-Zoom ist die M1 kein Billigangebot. Das rund 200 Euro teurere Set-Angebot mit dem zusätzlichen lichtstarken und optisch sehr überzeugenden 42,5mm F/1,8 wirkt da attraktiver. Beide Objektive werden übrigens von Tamron in Indonesien gefertigt.

Yi M1 Porträtaufnahme

Das Portraitobjektiv 42,5mm F/1,8 bietet dank seiner hohen Lichtstärke ein schönes Freistellpotenzial.

Bei Amazon USA wird die YI M1 übrigens deutlich günstiger angeboten. Die derzeit höhere UVP-Preisempfehlung für Deutschland begründet man bei YI unter anderem mit dem für Deutschland erhöhten EU-Zertifizierungsaufwand, dem Aufwand für die Einrichtung einer eigenen Service- und Vertriebs-Infrastruktur und weist auf regional unterschiedliche Zoll- und Steuerbedingungen hin. Ob Yi seine UVP für die M1 durchsetzen kann, wird letztendlich der Markt entscheiden. Das könnte indes noch etwas dauern, denn die M1 wird hierzulande erst nach Abschluss der EU-Zertifizierungen erhältlich sein.

Fazit

Insgesamt macht die YI M1 trotz ihres Leichtgewichtes von knapp 300 Gramm einen wertigen Eindruck. Dazu trägt neben der ansprechenden Verarbeitungsqualität auch ihr minimalistisches und daher übersichtliches Design bei. Einige der kritisierten Punkte ließen sich sicher noch im Rahmen eines Firmware-Updates verbessern.

Yi M1: Beispielfoto

Die kompakte und leichte Systemkamera YI M1 empfiehlt sich als unauffällige Begleiterin für den sonntäglichen Spaziergang, stellt sich aber durchaus auch größeren fotografischen Herausforderungen.

Im Großen und Ganzen hat mir das Fotografieren mit der handlichen M1 nicht zuletzt dank der einfachen Bedienung durchaus Vergnügen bereitet – solange keine Action-Fotos gefordert waren. Die Fotos können sich sehen lassen, insbesondere wenn man in RAW aufzeichnet. Es eröffnet nicht nur Perfektionisten dank des universellen DNG-Formats einen großen Bearbeitungsspielraum, der die leichten Schwächen bei der JPG-Aufbereitung vergessen lässt.

Xiaoyi hat mit der YI M1 ein bemerkenswertes, wenn auch nicht perfektes Erstlingswerk hingelegt. Angesichts der schon in anderen Bereichen bewiesenen chinesischen Lernfähigkeit bietet es Anlass zu Hoffnungen auf kommende neue Alternativen bei spiegellosen Systemkameras.

PRO

  • kompakt und leicht, Anmutung und Design
  • 20-Megapixel Sony-Sensor
  • übersichtliche Touchscreen-Bedienung
  • RAW(DNG)-Format, JPG-Wandlung in Kamera möglich
  • Bildqualität im RAW(DNG)-Format
  • Touch-AF+Auslöser, MF+Fokus-Peaking
  • vorhandene manuelle Einstellmöglichkeiten
  • 4K-Video
  • Wi-Fi und Bluetooth (BLE)
  • großes MFT-Objektivangebot

CONTRA

  • keine Bildstabilisierung
  • keine Sensorreinigung
  • kein elektronischer Sucher
  • Monitor nicht beweglich
  • langsamer Autofokus (vor allem AF-C)
  • JPG-Qualität über ISO 1600
  • kein Live-Histogramm vor Aufnahme
  • RAW+JPG-Speichern nicht möglich, nur Standard-RAW-Entwicklung in der Kamera
  • JPG-Engine lässt sich nicht konfigurieren
  • keine Mehrfach-Auswahl zum Bilderlöschen