Fotografien können Geschichten erzählen, zur Geschichte werden, ja sogar Geschichte machen. photoscala stellt drei Publikationen vor, die sich im Spannungsfeld von Fotografie und Geschichte bewegen.

Geschichte geschrieben hat Oswald Graf zu Münster mit seinen Fotografien aus fünf Jahrzenten bis heute nicht. Aber er war mit seiner Leica III dabei, als die Deutschen vor 75 Jahren die Sowjetunion überfielen. Zu sehen sind seine Aufnahmen in „In Polen und Russland als Funker beim Luftnachrichtendienst, Juni bis November 1941“; sie erzählen vom Leben in der Etappe, der Bevölkerung in den besetzen Städten, den Zerstörungen des Krieges.

Fototagebuch Band 5: In Polen und Russland als Funker beim Luftnachrichtendienst, Juni bis November 1941

Essenausgabe. Aus „Fototagebuch Band 5: In Polen und Russland als Funker
beim Luftnachrichtendienst, Juni bis November 1941“.

 

Münster hatte seine Leica III 1935 von seinem Schulfreund Günther Leitz zum Geburtstag geschenkt bekommen. Seither fotografierte er mit Leidenschaft bis ins hohe Alter. Seiner Tochter Gesine zu Münster ist es zu verdanken, dass die Aufnahmen aus dem Familien-Archiv hervorgeholt wurden und heute als „Fototagebücher“ zugänglich sind.

Fototagebuch Band 5: In Polen und Russland als Funker beim Luftnachrichtendienst, Juni bis November 1941

Oswald Graf zu Münster in Polen beim Stiefelputzen wenige Tage vor dem Überfall auf die Sowjetunion.
 

Eine gänzlich andere Geschichte erzählt „Fotografieren wie früher“ von Matthias Kistmacher, nämlich die von „Unterwegs mit der zweiäugigen Rolleiflex“ (so der Untertitel). Hier geht es kurz um die Technik der Kamera und ums Filmentwickeln, im Zentrum stehen aber die Schwarzweiß-Fotos, die Kistmacher in und rund um seine Heimatstadt Hannover mit der Rolleiflex aufgenommen hat.

Fotografieren wie früher von Matthias Kistmacher

Vor allem die Natur- und Landschaftsaufnahmen von Kistmacher entfalten ihren ganz besonderen Reiz.
 

Dabei beschränkt sich Kistmacher nicht nur aufs Zeigen, sondern weiß auch zu vielen Bildern etwas zu erzählen. Etwa, wie eine Aufnahme entstanden ist oder was für ihn das Besondere des Motivs ausmacht. Ein durchaus sehens- und lesenswertes Fotobuch, nicht nur für Freunde der Analogfotografie.

Julia Catherine Berger: Reise ans Meer

In „Reise ans Meer“ spürt Julia Catherine Berger der Geschichte maritimer Bilder in Fotoalbum und Fotobuch nach.
 

Um einen besonderen Aspekt der Geschichte des deutschsprachigen Fotobuchs geht’s in „Reise ans Meer.“ von Julia Catherine Berger. Berger war 2013 die erste Preisträgerin des DGPh-Stipendiums zur Geschichte des deutschsprachigen Fotobuchs. Die Ergebnisse ihrer Forschungen zu dem Projekt „Reise ans Meer. Maritime Bilder in Photoalbum und Photobuch“ hat sie in einem im Verlag Kettler erschienen Buch zusammengefasst. Es widmet sich den übergreifenden, medienspezifischen Aspekten des fotographisch illustrierten Buches am Beispiel der maritimen Landschaftsfotografie.

Gesine zu Münster: Fototagebuch Band 5

 

Gesine zu Münster (Hrsg.)
Fototagebuch Band 5: In Polen und Russland als Funker beim Luftnachrichtendienst,
Juni bis November 1941.
Hardcover DIN A4, Glanzpapier 135 g, 118 Seiten, 344 Schwarzweiß-Fotografien
FTB Verlag
ISBN 978-3-946144-04-5
29,90 Euro

 

Matthias Kistmacher: Fotografieren wie früher – Unterwegs mit der zweiäugigen Rolleiflex

 

Matthias Kistmacher
Fotografieren wie früher – Unterwegs mit der zweiäugigen Rolleiflex
Hardcover, 84 Seiten
epubli
ISBN: 978-373759288
18,99 Euro

 

Julia Catherine Berger: Reise ans Meer

 

Julia Catherine Berger
Reise ans Meer
186 Seiten, ca. 160 Abb.
Verlag Kettler, Sector Photography, Dortmund 2016
ISBN: 978-3-86206-587-5
19,80 Euro

 

 

(Martin Vieten)