Mit den Objektiven Batis 2/25 und Batis 1.8/85 ergänzt Zeiss das noch überschaubare Objektivangebot für das Sony-FE-Mount um zwei recht lichtstarke Festbrennweiten. Eine Besonderheit beider Objektive ist ein OLED-Display, das Fokusentfernung und Tiefenschärfe anzeigt. Ich hatte Gelegenheit, beide Batis-Objektive für ein paar Tage an einer Sony Alpha 7R II auszuprobieren.

Seit einiger Zeit hat es sich bei Zeiss eingebürgert, Objektive nicht mehr nach ihrer Bauart zu bezeichnen sondern nach lateinischen Vogelnamen. So folgt auf Touit (eine Papageienart), Otus (Zwergohreule) und Loxia (Kreuzschnäbler) nun Batis (die in Afrika beheimatete Gattung der Schnäpperwürger). Die Batis-Objektive sind speziell für die spiegellosen Systemkameras von Sony mit Kleinbildsensor (FE-Mount) entwickelt worden, funktionieren aber natürlich auch an Sonys Spiegellosen mit APS-C-Sensor (E-Mount). Ich war in den vergangenen Tagen viel mit dem Batis 2/25 und dem Batis 1.8/85 unterwegs, vornehmlich an der brandneuen Sony Alpha 7R II, gelegentlich aber auch an einer Alpha 7 II sowie einer Alpha 7R.

Foto: Zeiss-Objektive Batis 1.8/85 und Batis 2/25

Die neuen Batis-Objektive (links an der Kamera das 1.8/85, rechts das 2/25) wurden speziell
für die Kameras der Alpha-7-Familie entwickelt, es gibt sie ausschließlich für Sony-E-Mount.

 

Die Batis-Serie von Zeiss macht einen sehr soliden Eindruck. Der Tubus beider Objektive besteht aus Metall, das ein seidenmattes Finish aufweist. Das erinnert mich stark an die Otus-Serie, ebenso wie der glatt gummierte Ring für den Fokusantrieb. Damit enden dann aber bereits die Gemeinsamkeiten, denn die Batisse sind reinrassige Systemobjektive – also mit Autofokus und im Falle des 1.8/85 sogar mit optischem Bildstabilisator. Was sofort auffällt, ist ein kleines Sichtfenster, unter dem sich ein OLED-Display verbirgt. Es zeigt beim Einschalten der Kamera kurz den Schriftzug ZEISS, dient aber ansonsten zur alphanumerischen Anzeige der Entfernungseinstellung sowie der aus der Fokusentfernung und der gewählten Arbeitsblende resultierenden Tiefenschärfe. Standardmäßig nennt das Display metrische Maße, lässt sich aber auch auf imperiale Maßeinheiten umschalten. Ebenso kann man festlegen, ob die Anzeige nur bei manuellem Fokus erscheint, immer oder gar nicht. An sich eine schöne Idee, wenn nur die Konfiguration des Displays nicht so umständlich wäre: Für jeden Schritt muss der Fokusring um 360 Grad über die Unendlichstellung hinaus gedreht werden – eine arge Kurbelei, die man sich sicherlich nicht allzu oft antun möchte.

Foto: Model - Aufnahme mit Batis 2/25

Das 25er Batis zeichnet sich durch eine hohe Grundschärfe sowie erfreulich geringe Abbildungsfehler aus.
(Foto: Andreas Schmidt)

 

Davon einmal abgesehen, gibt es an der Bedienung der Batis-Objektive nichts auszusetzen. Warum auch, werden sie  doch mit Ausnahme des manuellen Fokus komplett über die Kamera gesteuert. So fehlt ihnen auch ein Blendenring, was sicherlich verschmerzbar ist. Und dass der Fokusring eine Linsengruppe nicht mechanisch bewegt, sondern Stellbefehle an den Fokusantrieb weiterreicht, ist in der Praxis kein Problem. Im Gegenteil: Wird der Ring schnell gedreht, durcheilt die Entfernungseinstellung einen größeren Bereich, sachte Bewegungen erlauben es, die Entfernung feiner einzustellen. Beim Handling macht sich zudem das moderate Gewicht der beiden Objektive positiv bemerkbar: Das 25er Batis wiegt 335 Gramm, das 85er drückt 475 Gramm auf die Waage.

Foto: Aufnahme mit Zeiss Batis 2/25

 

Foto: Aufnahme mit Zeiss Batis 2/25 (100%-Ansicht)

Das Batis 2/25 zeichnet ein angenehm weiches Bokeh.
Es löst bereits bei Offenblende sehr hoch auf, wie der 100%-Ausschnitt eindrucksvoll belegt.

 

Ich war mit beiden Objektiven unter anderem in Innsbruck unterwegs und habe sie aufgrund ihres wirklich tragbaren Gewichts als angenehme Begleiter zur Alpha 7R II empfunden. Für die Street- und Reportage-Fotografie gefiel mir der Brennweitenbereich, der durch beide Objektive abgedeckt wird. Das 85er ist zudem eine ideale Linse für die Porträt- und People-Fotografie, auch das habe ich ausprobiert, bei einem Model-Shooting am Eibsee. Seine Lichtstärke von F/1.8 habe ich als völlig ausreichend gefunden, der Wunsch nach noch mehr Freistellpotenzial kam bei mir nicht auf.

Foto: Aufnahme mit Zeiss Batis 1.8/85 (100%-Ansicht)

Das Batis 1.8/85 löst an der Alpha 7R II gnadenlos hoch auf, auch schon bei F/2.0 wie hier
(100%-Ausschnitt).

 

Bei beiden Objektiven übernimmt ein hochpräziser Linearmotor das Scharfstellen. Er bewegt die Fokusgruppe, ohne deren Linsen zu drehen. Das geht mit der Alpha 7R II sehr schnell, zumindest solange ordentlich Kontraste im Bild sind. Bei fiesem Gegenlicht und damit schwachen Kontrasten pumpte der Fokus des 85er Batis schon einmal etwas, bis er sein Ziel gefunden hatte. Wichtiger aber ist, dass man sich auf den Autofokus von Kamera und Objektiv wirklich verlassen kann. Auch an der Alpha 7R II mit ihren 44 Megapixel sitzt der Fokus auf den Punkt genau – ein klarer Vorteil des On-Sensor-AF, der ja die Schärfe direkt ab Filmebene ermittelt. Gestört hat mich allerdings bisweilen der recht lange Arbeitsabstand von 71 Zentimeter beim 1.8/85 – der daraus resultierende maximale Abbildungsmaßstab von 1:7,9 war mir für die eine oder andere Aufnahme zu gering.

Foto: Zeiss Batis 1.8/85 - Aufnahme bei Gegenlicht

Erst bei extremen Gegenlicht verliert das Batis 1.8/85 an Kontrasten
und zeichnet etwas weicher.

 

Die Abbildungsleistungen der Batis-Objektive sind in der Praxis ohne Fehl und Tadel. Vor allem das Auflösungsvermögen und damit die Detailwiedergabe ist überragend – bei beiden Objektiven übrigens sogar schon bei Offenblende. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie mit den 44 Megapixel der Alpha 7R II bereits am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt sind. Da verschmerzt man gerne, dass beide Batisse etwas vignettieren, das 25er stärker, das 85er nicht so sehr. Auch longitudinale chromatische Aberrationen (Farblängsfehler) sind gut auskorrigiert, Farbsäume an Kontrastkanten verkneifen sich beide Objektive weitgehend. Das 25er zeigte allerdings bei Offenblenden einen Hang zu lateralen chromatischen Aberrationen, an Hell-/Dunkel-Übergängen in unscharfen Bildbereichen treten teilweise deutliche Farbsäume auf; sogenannte „Bokeh-CAs“. Insgesamt überzeugt das Bokeh beider Objektive mit einer sehr cremigen Wiedergabe unscharfer Bereiche, beim 85er auch noch abgeblendet bis auf F/4.

Abbildung: Zeiss Batis - Kamera-Menü

Auf Wunsch kann die Alpha 7R II bei JPEG-Aufnahmen Abbildungsfehler
der Batis-Objektive digital korrigieren, für RAW-Aufnahmen stehen entsprechende
Korrekturprofile in Lightroom beziehungsweise Camera Raw bereit.

 

Bei beiden Objektiven können Kameras der Alpha-7-Familie Abbildungsfehler wie Vignettierung, Farblängsfehler und Verzeichnung digital korrigieren. Auch Lightroom oder Adobe Camera Raw verstehen sich auf die Objektivkorrektur, die entsprechenden Daten dafür sind teilweise direkt in den RAW-Dateien hinterlegt. Inwieweit die guten Abbildungsleistungen der Batis-Objektive also auf deren optisches Design zurückzuführen ist, beziehungsweise welchen Anteil daran die digitale Korrektur der Bilddaten hat, lässt sich per Augenschein nicht sagen. Aber um mit unserem Alt-Kanzler zu sprechen: Wichtig ist ja, was hinten rauskommt.

Foto: Zeiss Batis 2/25 - Aufnahme bei Gegenlicht

Das 25er Batis lässt sich selbst im extremen Gegenlicht nicht aus
der Ruhe bringen, Lensflares oder Blendenflecken kennt es nicht.

 

Und da überzeugen beide Objektive auch in Extremsituationen. Selbst extremes Gegenlicht, etwa mit der Sonne im Bild, führt nicht zu Lensflares oder Blendenflecken im Foto. Dass das 85er in derart fiesen Situationen etwas an Kontrast verliert, sei ihm verziehen – gekonnt eingesetzt, verleiht diese Eigenschaft des Objektivs den Aufnahmen durchaus einen besonderen Touch.

Mein Fazit

Insbesondere das Batis 1.8/85 hat es mir angetan. Zu diesem Objektiv gibt es derzeit keine Alternative im Programm von Sony, das FE 90 mm F2.8 Macro G OSS ist nicht so lichtstark und nach meinem Eindruck auch nicht ganz so scharf wie das 85er Batis. Zeiss ruft für das 1.8/85 einen Preis von rund 1200 Euro auf; kein Schnäppchen aber sicherlich angesichts der Leistung des Objektivs durchaus seinen Preis wert.

Foto: Zeiss Batis 1.8/85 - Bokeh

Was mir am Batis 1.8/85 auch gefällt: Selbst bei Blende F/4 zeichnet es noch ein sehr angenehmes Bokeh.
 

Das Batis 2/25 ist zwar ebenfalls konkurrenzlos im Sony-Programm (am ehesten vergleichbar ist noch das FE 28 mm F2), doch mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von ca. 1.300 Euro auch recht kostspielig. Wer auf das hohe Freistellpotential des Weitwinkelobjektivs angewiesen ist, wird sich davon nicht abschrecken lassen. Für klassische Landschaftsaufnahmen oder Reportagefotos ist eine Anfangsblende von F/2 indes kaum nötig, deshalb will die Anschaffung des 25er Batis in meinen Augen gut überlegt sein.

Technische Daten – Batis 2/25:

Brennweite 25 mm
Blendenbereich f/2 – f/22
Fokussierbereich 0,2 m (7.9 ″) – ∞
Anzahl Elemente /Glieder 10/8
Bildwinkel diag./horiz./vert. 82° / 72° / 51°
Objektfeld bei kleinster Naheinstellung 124 x 187 mm (4.9 x 7.4″)
Filtergewinde M67 x 0,75
Maße (mit Deckeln) 92 mm (3.6″)
Durchmesser des Fokussierrings 78 mm (3.1″)
Gewicht 335 g (0.74 lbs)
Kameraanschlüsse E-Mount  

 

Technische Daten – Batis Batis 1.8/85:

Brennweite 85 mm
Blendenbereich f/1.8 – f/22
Fokussierbereich 0,80 m (2.6 ft) – ∞
Anzahl Elemente /Glieder 11/8
Bildwinkel diag./horiz./vert. 29° / 24° / 16°
Objektfeld bei kleinster Naheinstellung 189 x 283 mm (7.4 x 11.1″)
Filtergewinde M67 x 0,75
Maße (mit Deckeln) 105 mm (4.1″)
Durchmesser des Fokussierrings 78 mm (3.1″)
Gewicht 475 g (1.0 lbs)
Kameraanschlüsse E-Mount  

 

(Martin Vieten)