Dinge, Menschen, und die Fotografie an sich eine Wiener Ausstellung unternimmt eine Bestandsaufnahme der österreichischen Kunstfotografie von den 1930ern bis heute:
Pressetext vom 21er Haus:
Fotos
Österreichische Fotografien von den 1930ern bis heute
Fotos – Österreichische Fotografien von den 1930ern bis heute zeigt knapp 100 künstlerische Arbeiten aus dem breiten Spektrum heimischer Fotokunst der vergangenen Jahrzehnte, beginnend 1936 mit Herbert Bayer bis hin zu aktuellen Positionen wie etwa Nadim Vardag. Drei Leitmotive liegen der Werkauswahl zugrunde: die Menschen, die Dinge, die uns umgeben, und die Linse zwischen all dem also die Fotografie selbst. Die Ausstellung vereint Werke aus den Sammlungen des Belvedere, der Artothek des Bundes sowie der Fotosammlung des Bundes der Österreichischen Fotogalerie und des Museums der Moderne Salzburg.
Bernhard Fuchs, Ohne Titel, 1993
Silbergelatine auf Barytpapier, 30 x 23 cm
© Bernhard Fuchs, Österreichische Fotogalerie / Museum der Moderne Salzburg, Foto: Hubert Auer
Manfred Willmann, Branko Lenart, 1975
SW-Fotografie, 30,5 x 40,4 cm
© Österreichische Fotogalerie / Museum der Moderne Salzburg
Fotografie ist überall
In der Kunst längst als Medium anerkannt, ist Fotografie als populäres Kommunikationsmittel unser ständiger Begleiter. Wie begegnen wir ihr und der ungeordneten Flut von Bildern, mit der wir im Alltag konfrontiert sind? Wie steht es um die österreichische Fotografie heute? Und was sagt sie über den Stand der Dinge aus? Diese Fragen bilden den Ausgangspunkt der Ausstellung, die Fotografie als festen Bestandteil der österreichischen Kunstgeschichte lesbar macht. „Das Belvedere ist dem österreichischen Kunstschaffen in allen seinen Ausformungen verpflichtet. Es war mir daher seit 2007 ein besonderes Anliegen, eine Fotografiesammlung auf- und auszubauen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, erklärt Agnes Husslein-Arco. „Ich freue mich sehr über die verstärkte Positionierung der Fotografie innerhalb der Sammlung des Hauses und die Präsentation in einer allein diesem Medium gewidmeten Ausstellung“, so die Direktorin des Belvedere weiter.
Looking at things Fotografie als Geschichte des Blicks
Nie zuvor waren die Anwendungsbereiche von Fotografie so vielfältig wie heute. Neben künstlerischer und dokumentarischer Fotografie, Bildjournalismus, Werbung und Wissenschaft ist die Gebrauchsfotografie nun bedeutender denn je. Vor diesem Hintergrund wirft die Ausstellung einen genauen Blick auf das Medium und sein Potenzial. Denn neben den oft beiläufig wirkenden Alltagsbildern existiert eine Form der Fotografie, die die Dinge aus ihrem Gebrauchskontext heraushebt und sich künstlerisch mit ihren eigenen technischen Möglichkeiten auseinandersetzt. Das Medium verfügt über eine eigene Geschichte, zeigt zugleich eine Geschichte des Blicks und birgt darüber hinaus eine Alltags-, Kultur- und Sozialgeschichte in sich. „Unser Blick im Heute kommt nicht darum herum, unser Vorwissen in unsere Wahrnehmung einfließen zu lassen. Das passiert auch bei geografischen Kontextualisierungen von Werken“, so Kurator Severin Dünser. Durch den nationalen Fokus der Ausstellung schwinge auch immer die Frage nach dem spezifisch Österreichischen mit, sei es als Resultat von Projektionen oder von Erwartungshaltungen.
Werner Kaligofsky, Aus der Serie „Das Licht auf den Leser richten“: L’écran (Detail), 1999
C-Print, 64 x 76 cm
Foto © Werner Kaligofsky
© Artothek des Bundes, Dauerleihgabe im Institut für Kunstgeschichte, Universität Innsbruck
Thomas Freiler Case Studies, Resolution, 2011/12
Kodak Professional Paper, Unikat, 30 x 24 cm
© Belvedere, Wien
Motivfindung Dinge, Menschen und die Fotografie an sich
Die drei bestimmenden Parameter der Fotografie liegen der Ausstellung als Leitmotive zugrunde: Objekt, Subjekt und deren In-Beziehung-Setzen also Dinge, Menschen und die Fotografie an sich. Der Fokus liegt auf den Motiven, welche sich dem Betrachter frei von thematischer oder zeitlicher Kontextualisierung, Hierarchisierung oder Chronologie offenbaren. Fotos zeigt verschiedene Genres ohne jegliche Kategorisierung,
beispielsweise Stilllebenfotografie, künstlerische sowie dokumentarische Fotografie, Porträt- und Aktfotografie, Presse- oder Reportagefotografie. Digitale, nachbearbeitete Bilder finden ihren Platz neben analogen Fotos, und aus gewissen Serien werden einzelne, isolierte Motive gezeigt. Somit steht es jedem Betrachter frei, individuelle Zuordnungen zu treffen, Bezüge herzustellen oder für sich selbst Erzählungen zu finden. Die eigens entwickelte Ausstellungsarchitektur von Clegg & Guttmann, deren Zwischenwände sich an der Konstruktion des von Karl Schwanzer geplanten 21er Haus orientieren, eröffnet immer wieder neue Sichtachsen und unterstützt so das Schweifen durch die Schau.
Von der Stilllebenfotografie bis hin zu Foto-Fotos
Historische und zeitgenössische Stilllebenfotografie wird sowohl in ihrer klassischen als auch in ihrer abstrakten Gestaltungsform gezeigt und legt einen klaren, lakonischen Blick auf die Dinge des Alltags frei. Diese Objektbezogenheit kommt beispielsweise bei Gerald Domenigs Inszenierung zum Ausdruck, in der er Schokoladekekse wie Ziegelblöcke im leeren Raum stapelt. Oder in Robert F. Hammerstiels Inszenierungen von Plastikobst, deren Arrangements an historische Stilllebenmalerei erinnern. Die Abbildungen von Menschen, Blicken oder Momentaufnahmen kleiner Gesten offenbaren Zwischenmenschliches, das u.a. in den Arbeiten von Herbert de Colle, Clegg & Guttmann, Bernhard Fuchs und Matthias Herrmann zum Ausdruck kommt. Einige Werke widmen sich dem Medium Fotografie selbst: „Die Insignien der Fotografen tauchen an allen Ecken und Enden auf, seien es nun Filmdosen, Kameradeckel, Dunkelkammern als Attribute bei Werner Kaligofsky und Paul Albert Leitner oder das Licht als Protagonist der Fotografie bei Peter Weibel, Michael Part, Herwig Kempinger, Günther und Loredana Selichar und Inge Dick“, erläutert Kurator Axel Köhne.
Richard Kratochwill, Ikonen des 20. Jahrhunderts (Blatt 8), 1974
SW-Fotografie, 32 x 25 cm
© Österreichische Fotogalerie / Museum der Moderne Salzburg
Helga Pasch, Tennisball in Wasserpfütze, um 1989
Schenkung der Künstlerin
© Belvedere, Wien, Schenkung der Künstlerin
Branko Lenart, Subjektive Fotografie I, 1979-1981
Silbergelatine auf Barytpapier, 22,8 x 33 cm
© Fotosammlung des Bundes / Österreichische Fotogalerie / Museum der Moderne Salzburg
Drei Sammlungen spiegeln österreichische Fotografiegeschichte wider
Die Exponate bieten einen Einblick in knapp 80 Jahre österreichische Fotografie von Doyens wie Franz Hubmann und Ernst Haas bis zu jungen Kunstschaffenden wie Kathi Hofer oder Anja Ronacher. Sie stammen aus jenen Sammlungen, in denen sich das Schaffen österreichischer Fotografen widerspiegelt: der Artothek des Bundes, die seit Herbst 2012 im 21er Haus beheimatet ist, der Fotosammlung des Bundes der Österreichischen Fotogalerie und des Museums der Moderne Salzburg sowie dem Belvedere. Durch gezielte Ankäufe wurden die Fotobestände des Hauses seit 2007 kontinuierlich erweitert. Im Zusammenhang mit Die Sammlung #2, die im Obergeschoß zu sehen ist, zeigt Fotos einmal mehr den zeitgenössischen österreichischen Sammlungsbestand des Hauses.
Ausstellung:
Fotos Österreichische Fotografien von den 1930ern bis heute
30. Jänner bis 5. Mai 2013
21er Haus
Schweizergarten, Arsenalstraße 1
1030 Wien
Mittwoch 10 bis 21 Uhr; Donnerstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
Katalog:
Fotos österreichische Fotografien von den 1930ern bis heute
Herausgeber: Agnes Husslein-Arco, Severin Dünser, Axel Köhne und das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Softcover, 288 S., 19 x 24 cm
Verlag für moderne Kunst Nürnberg GmbH
ISBN 978-3-86984-403-9 (Buchhandelsausgabe) ISBN 978-3-902805-06-5 (Museumsausgabe) € 34,-
(thoMas)
Wenn das alles sein soll:
Wenn das alles sein soll: kleines land, kleine kunst
“Künstlerische Arbeiten …”
auweia !!!
Kleine Kunst
[quote=Gast]Wenn das alles sein soll: kleines land, kleine kunst[/quote]
Ich stimme Ihnen hierbei völlig zu, und das als gebürtiger Österreicher und Kenner der hiesigen Fotokunstszene.
Lenken Sie Ihr Augenmerk auf Lois Hechenblaikner, die Popp Hackner´s und Oliver Gregor.
-O
Vielen Dank für die interessanten…
…und inspirierenden Tips!
Auch eine Möglichkeit
Fotografie als Kunst herabzuwürdigen.
Gib es da irgendetwas
das man den magischen Augenblick, den magischen Moment nennen könnte, etwas, was einen unweigerlich in das eine oder andere Bild hineinzieht? Ich fürchte nicht. Auch erzählende Fotografie kann interessant sein, sie muss nicht zwangsläufig banal und betont unprätentiös daher kommen. Sorry!
Sicher
… eine interessante Ausstellung, die es mit diesem Titel vielleicht nicht in die ganz große Aufmerksamkeit schaffen wird.
Aber der Kommentar “kleines Land-kleine Kunst” ist wohl das unpassenste, was man dazu schreiben kann!!!
Austria
is a too small country for big art … 😎
Oh jeh…
Jetzt kommt die doofe Hornbrille auch noch mit dem Unsinn von oben auf Denglisch. Jeder blamiert sich halt so gut er kann…
Kommentare
Die Kommentare sind schon interessant.
…
…hier waren bislang die Kommentare noch das Unwichtigste …