Shirana Shahbazi, Komposition-02-2011Wie real oder wie abstrakt ist Fotografie? Diese Frage beschäftigt die Fotografie seit ihrer Erfindung. Die Arbeiten der Fotografin Shirana Shahbazis kreisen in diesem Spannungsfeld zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion:

 
 
 
 
 
 
 

Shirana Shahbazi, Schaedel-03-Painting-2008

Shirana Shahbazi, Schaedel-03-Painting-2008
Acryl auf Leinwand
Galerie Bob van Orsouw, Zürich
© Shirana Shahbazi

Pressemeldung vom Fotomuseum Winterthur:

Shirana Shahbazi – Much like Zero

Fotomuseum Winterthur
3. September bis 13. November 2011 (Halle und Galerie)

Wie real oder wie abstrakt ist Fotografie? Diese Frage beschäftigt die Fotografie seit ihrer Erfindung. Oliver Wendell Holmes schlug schon 1859 vor, die Welt in ihrer Ganzheit zu fotografieren, danach könne man sie abbrennen: „Die Form ist in Zukunft von der Materie getrennt“. Alvin Langdon Coburn räsonierte 1916: „Warum soll nicht auch die Kamera die Fesseln konventioneller Darstellungskunst abstreifen und etwas Frisches, bisher nicht Erprobtes wagen?“. In den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts spricht man von „Generativer Fotografie“, von selbsterzeugender Fotografie, von Erzeugungsästhetik. Diese Frage kommt nicht zur Ruhe. In jüngster Zeit ist das Thema wieder hochaktuell. In Arbeiten von Wolfgang Tillmans zum Beispiel scheint die Vorstellung durch, dass alle Fotografien gegenständlich, konkret und abstrakt zugleich sind, dass alle „Konstruktionen (sind), die durch Übersetzungen und Manipulationen entstehen“.
 

Foto Shirana Shahbazi, Stilleben-27-2008

Shirana Shahbazi, Stilleben-27-2008
C-Print
Galerie Bob van Orsouw, Zürich
© Shirana Shahbazi
 
 
Foto Shirana Shahbazi, Mercedes-01-2008    Foto Shirana Shahbazi, KingsCanyon-02

Shirana Shahbazi, Mercedes-01-2008 / KingsCanyon-02
Silbergelatine-Abzüge
Galerie Bob van Orsouw, Zürich
© Shirana Shahbazi

 
Shirana Shahbazis Arbeit kreist seit zehn Jahren im Spannungsfeld von Gegenständlichkeit und Abstraktion, Indexikalität und freier Bildlichkeit. Sie stellte in dieser Zeit oft überraschende Bilder zueinander. Neben einem abstrakten Farbverlauf zum Beispiel hängen zwei Porträts, danach eine schwarzweiße Aufnahme einer steppenartigen Landschaft, gefolgt von einem Stillleben mit Beeren und Früchten, schließlich zwei Teppiche, geknüpft nach Fotografien eines jungen Mannes und einer sonnendurchschienenen Landschaft. Diese Abfolge zeigt, wie sehr sie wiederholt um die Frage der Repräsentation in der Fotografie rang, wie sie vor intensivfarbenen, monochromen Hintergründen mit ihr spielte, wie sie auch mit ihr haderte, an ihr zweifelte.

In ihren Werken ist eine große Bilderlust zu spüren: Porträts, Landschaften, Stadtbilder, Stillleben und abstrakte Farbflächen gehören zu den Genres, den Werkzeugen ihrer Kunst. Inszeniert, vorgefunden, beobachtet, aufgefangen, direkt auf Fotopapier geprintet oder von Malern zu riesigen Billboards vergrößert, früher auch zur Wandtapete verarbeitet und repetitiv als Muster, als Rapport, als Fond aufgeklebt, oder zu Teppichen, zu strahlenden, leuchtenden, warmen Bildteppichen verknüpft. Doch immer wieder durchsetzte sie die Bilderlust mit Fragezeigen, mit Hinterfragungen – bis sie den totalen Schritt in den Farbraum, den abstrakt-konkreten glühenden Bildraum wagte. Die neusten Bilder sind weitgehend abstrakt, sind geometrische Muster, farblich-rhythmische Überlagerungen im Großformat. Shirana Shahbazi erzeugt hier in abstrakter Bildlichkeit eine ergreifende, strahlende Unmittelbarkeit.
 

Shirana Shahbazi, Komposition-01-2011

Shirana Shahbazi, Komposition-01-2011
C-Print
Galerie Bob van Orsouw, Zürich
© Shirana Shahbazi
 
 
Shirana Shahbazi, Komposition-02-2011    Shirana Shahbazi, Komposition-02-2011

Shirana Shahbazi, Komposition-02-2011 / Komposition-12-2011
C-Prints
Galerie Bob van Orsouw, Zürich
© Shirana Shahbazi
 
 
Foto

Shirana Shahbazi, Komposition-13-2011
C-Print
Galerie Bob van Orsouw, Zürich
© Shirana Shahbazi

 
„Wir werden keine Welt gestalten und wollen es auch nicht direkt. Sich gestalterisch denkend zu bewegen genügt fürs Erste, vielleicht wird etwas Neues daraus, nur eben nicht, indem es von vornherein mit einem neuen Weltbild in Einklang stehen soll, sondern als Selbstläufer, in der Hoffnung, dass es auch schön aus dem Ruder läuft und wunderbare Bastarde bildet.“ Diese Zeilen des deutschen Malers Bernd Ribbeck formulieren einen Grundton der neuen Beschäftigung mit der Abstraktion, in der Shirana Shahbazi eine wichtige Rolle spielt. Much like Zero ….

Die Ausstellung im Fotomuseum Winterthur zeigt nebst vielen neuen und neusten Fotografien auch den (gestrafften) Werkteppich, an dem Shirana Shahbazi seit rund zehn Jahren arbeitet. Zur Ausstellung erscheint bei Steidl, Göttingen, ein Buch.
 
 
Ausstellung:
Shirana Shahbazi – Much like Zero
3. September bis 13. November 2011 (Halle und Galerie)

Fotomuseum Winterthur
Grüzenstrasse 44 + 45
CH-8400 Winterthur (Zürich)

Öffnungszeiten Ausstellungen: Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr, Mittwoch 11-20 Uhr, Montag geschlossen
 

(thoMas)