Alljährlich zeichnet UNICEF Deutschland Fotografien und Fotoreportagen aus, die Kinder und ihre Lebensumstände auf herausragende Weise dokumentieren:
In diesem Jahr hat mit Kai Löffelbein erstmals ein Deutscher den Wettbewerb „UNICEF-Foto des Jahres“ gewonnen. Der 30-jährige Nachwuchsfotograf studiert im 7. Semester Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover.
Auszüge aus der Meldung der UNICEF:
1. Preis: Kai Löffelbein
Das Siegerfoto
Ghana: Unser Müll in Afrika
Umgeben von Relikten des Informationszeitalters steht ein Junge auf der Müllhalde Agbogbloshie in der Nähe der ghanaischen Hauptstadt Accra und wirft einen Monitor mehrere Male auf den Boden, um an das Metall zu kommen. Der Elektroschrott birgt einerseits Hoffnung auf Verdienst, andererseits ist er eine mitunter tödliche Gefahr für die Gesundheit und hat fatale Folgen für die Umwelt. Die Kinder und Jugendlichen brauchen das Geld, gleichzeitig wird so ihre Zukunft zerstört. Laut Schätzungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP werden weltweit jährlich 50 Millionen Tonnen Elektroabfall produziert. 6.500 Tonnen davon werden jeden Monat nach Ghana verschifft. Das meiste davon wiederum gelangt nach Agbogbloshie. Deutschland hat die Basler Konvention von 1989 zur Kontrolle des grenzüberschreitenden Transportes gefährlicher Abfälle 1995 ratifiziert.
2. Preis: JM Lopez
2. Preis
Guatemala: Gezeichnet durch chronische Unterernährung
Eine Million Kinder leiden in Guatemala Hunger, jedes zweite Kind unter fünf Jahren ist von chronischer Unterernährung betroffen. Damit ist die Rate der chronisch unterernährten Kinder unter fünf Jahren eine der höchsten in der Welt. Marisela ist sechseinhalb Jahre alt und wiegt neun Kilo. Und sie ist eines von unzähligen Kindern, die im Osten Guatemalas, im so genannten „trockenen Korridor“, unter dramatischer Unterernährung leiden. Notwendige Nährstoffe fehlen ihnen in der wichtigsten Wachstumsphase; die daraus resultierenden geistigen und körperlichen Schäden zeichnen sie fürs Leben.
3. Preis: Mary F. Calvert
3. Preis
Nigeria: Polio einen Schritt nach vorn, zwei zurück
Kinder leiden ihr Leben lang unter Lähmungen oder sie überleben die Viruserkrankung gar nicht erst. Nachdem auch in Nigeria Polio stark zurückgedrängt werden konnte, entwickelte sich 2002 im Bundesstaat Kano eine massive Abwehrhaltung gegenüber Impfkampagnen von westlichen Hilfsorganisationen. Die Folgen waren und sind fatal: Nach vier Jahren der Desinformation wurden über 3000 Kinder mit dem Polio-Virus infiziert. Doch die ungeheure Zahl der für immer schwer geschädigten Kinder führte zum Umdenken. Prophylaxe, durch ausreichend verabreichten Impfstoff, wird inzwischen befürwortet. Gemeinsam mit anderen Organisationen führt UNICEF breit angelegte Informations- und Sensibilisierungskampagnen durch, die bereits große Erfolge zeigten: Von 2009 bis 2010 konnten Polio-Erkrankungen in Nigeria so wieder um 95 Prozent reduziert werden. Mit dieser eindrücklichen Arbeit bringt die US-amerikanische Fotografin Mary F. Calvert ihre Forderung nach körperlicher Unversehrtheit und Gesundheit, insbesondere von Frauen und Kindern, zum Ausdruck.
Neben den drei Preisen sind auch sechs ehrenvolle Erwähnungen vergeben worden:
Jürgen Escher, Deutschland, Agentur Laif: Diktatur des Mangels, Nordkorea
Jan Grarup, Dänemark, Agentur Noor: Die Lage erscheint aussichtslos, Somalia
Sergey Kozmin, Russland, Agentur Focus: Strammstehen in der Schule, Russland
Anastasia Taylor-Lind, Großbritannien, Agentur VII: Junge Schönheiten für die Laufstege der Welt, Russland
Luca Tommasini, Italien, Freier Fotograf: Die Gestrandeten nach der Flut, Pakistan
Mugur Varzariu, Rumänien, Freier Fotograf: Zielscheibe Roma, Rumänien
Siehe auch:
UNICEF-Foto des Jahres
(thoMas)
Der 3. Preis
ist wohl ein zu positives Bild, um ein echter Sieganwärter zu sein … 😎
Überzeugungstätertum
ist dann doch mehr deutsch als europäisch … und die Loslösung von Köpfen keine Lösung tiefsitzender struktureller Probleme.
Dann ging’s jedenfalls
an den Finanzmärkten noch kopfloser zu als heute … 😎
Escher
[quote=Gast]Danke, ein sehr guter sehenswerter Beitrag![/quote]
Escher ist spitze! Kürzlich gab es ein bemerkenswertes Portfolio von ihm in der SCHWARZWEISS Nr. 83 … ist glaube ich auch auf seiner Homepage zu sehen.
Stimme weitgehend zu
Aber auch hier heißt das Grundproblem: Kapitalismus.
Lobbyarbeit macht’s möglich
Das Problem sind auch die Lobbyisten, die du sicherlich im Hinterkopf hattest….
Lobbyarbeit macht’s möglich.
Das Foto des zweiten Preises
Das Foto des zweiten Preises sollte man als Pflichtfoto in Form eines Grossformat-Drucks mit der Textzeile: ‘Die Person in diesem Raum ist Ursache für Hungertod’ vor die Nase eines jeden Bankers, Spekulanten, Börsianers und Politikers hängen. Menschen (pardon, ‘Investoren’), die mit Nahrungsmitteln zocken – wie damals nach der Flut in Paktistan – sollte man öffentlich steinigen.
Es gab schon mal
Kulturen, wo Wucher mit dem Tod bestraft wurde. Inzwischen wissen wir auch warum … 😎
Damals???
[quote=Der Spanier. Viva.]Menschen (pardon, ‘Investoren’), die mit Nahrungsmitteln zocken – wie damals nach der Flut in Paktistan – sollte man öffentlich steinigen.[/quote]
Nur damals? Das ist leider tägliche Realität! Scheiß Börse!!!
Der Spanier. Viva. schrieb:
[quote=Der Spanier. Viva.] sollte man öffentlich steinigen.[/quote]
Ich finde die Steinigung sollte man generell wieder einführen.
Bleibt ja dann
nix mehr übrig, von der selbsternannten Intelligenz …
Pointierter formuliert
Gute Politik = Förderung der Solidargemeinschaft = gelebtes Christentum (also ziemlich exakt das Gegenteil von dem, was sich im aktuellen politischen System als christlich-sozial oder sozialdemokratisch verleumdet).
reden
hilft diesen Menschen nicht.
Also
gleich hängen, die Verantwortlichen für dieses gesellschaftliche Desaster …!?
Ehrenvolle Erwähnungen
Da ja gerne das Kleingedruckte überlesen wird: Unter den ehrenvollen Erwähnungen befindet sich auch Jürgen Escher, der mit der Cap Anamur als Fotograf in Nordkorea gewesen ist.
http://www.unicef.de/aktionen/unicef-foto-des-jahres/ehrenvolle-erwaehnung/
Danke!!!
ein wertvoller Link zu den bedrückend schönen Aufnahmen des Jürgen Escher. Für mich Fotojournalismus vom Feinsten.
Danke, ein sehr guter
Danke, ein sehr guter sehenswerter Beitrag!
Soso, Steinigungen findet
Soso, Steinigungen findet ihr gut? Ist das die Talibanisierung der deutschen Gesellschaft, oder nur die übliche Verblödung?
Nachdem die
die’s im Zweifel träfe, die Verelendung ganzer Gesellschaften, ganzer Staaten gut (lukrativ) finden, würd’ ich meinen, dass hier Verblödung auf Verblödung trifft.
Ich erkläre mich freiwillig aus Überzeugung bereit
den Sicherungsstift am Schafott zu ziehen! Ist das dann europäisch genug? Auf jeden Marktplatz gehört son Ding!!!
Bis dato…(21.12.2011, 14.45 Uhr)
der einzig vernünftige Kommentar zum Thema!
Wir hätten dann
auch noch Standgericht und Scheiterhaufen mit vorheriger peinlicher Befragung und Bäckertaufe anzubieten, wenn’s Deutscher Leitkultur entsprechen soll…
An sich
bevorzuge ich die gelinderen Mittel der Verbrechensbekämpfung. Das könnte sich aber, mit Blick auf die handelnden Akteure, als recht wirkungslos erweisen.
Die Talibanisierung
[quote=Plaubel]Soso, Steinigungen findet ihr gut? Ist das die Talibanisierung der deutschen Gesellschaft, oder nur die übliche Verblödung?[/quote]
schafft (sich) die deutsche Gesellschaft locker aus dem Stand: indem Sie auch weiterhin einige “Auserwählte” zu den Taliban schickt, und sie dort im Regen stehen läßt (lies nach im Spiegel) …
Menschen sind verhungert
Menschen sind verhungert auch bevor es Börsen gab. Und sie sind vor allem auch in Kommunistischen System verhungert (unter Mao in China zig Mio, UdSSR Ukraine Holodomor: mehrere Mio).
Die Hungersnöte in Afrika bestehen so lange ich denken kann; Grund ist hauptsächlich Überbevölkerung und Unfähigkeit, autark zu leben – trotz fruchtbarsten Böden.
Die Bev. zahl von Somalia hat sich in der letzen Generation verdreifacht. Verhungern oder Verdreifachen – beides geht nicht zusammen.
An der Nahrungsmittelknappheit durch Nutzung von Ackerflächen für “Biosprit” trägt die Oko-Klimawahn Religion mit ihren demokratisch gewählten “Hohepriestern” große schuld – nicht böse Zocker
Wo wir gleich
mal bei der Frage wären, wer oder was die Hungersnöte vorrangig verursacht (hat): Allein bei Afrika sind wir mit einer massiv kolonialen (= ausbeuterischen) Vergangenheit und auch (nicht mehr so offensichtlich) Gegenwart konfrontiert. Und dass der Kommunismus nichts anderes als eine perverse Form von Staatskapitalismus war und ist, wär nun auch nicht so ein Geheimnis …
Am “Biosprit”
verdienen sicher keine demokratisch Legitimierten. Allenfalls sollte man deren Käuflichkeit zur Absicherung von Profiten hinterfragen. Und mit “Ökologie” hat dieser Irrsinn ohnehin nichts zu tun.