Egal ob im Kino, im Wohnzimmer oder in der Hosentasche – momentan gibt es kaum einen Bereich der Unterhaltungselektronik, der nicht mit 3D-Effekten auftrumpfen will. Namhafte Elektronikhersteller haben enorme Summen in die neue Technologie gesteckt und knüpfen große Erwartungen an die Tiefendarstellung. Allerdings häufen sich jetzt schon Berichte, die an einem durchschlagenden Erfolg der neuen Technik zweifeln lassen:

3D zuhause: Preissenkungen und geringe Nachfrage

Der US-amerikanische TV-Sender Discovery, der vor einigen Monaten einen eigenen 3D-Kanal aus der Taufe gehoben hat, musste jetzt eingestehen, dass das Interesse der Zuschauer bisher deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Im deutschsprachigen Raum gibt es bislang kaum Sender, die 3D-Programme anbieten. Bei Sky blickt man aber optimistisch in die Zukunft. „Wir sind uns sicher, dass 3D-Fernsehen eine große Zukunft hat. Über den Erfolg unseres 3D-Kanals kann man momentan noch nicht viel sagen, da noch keine genügend große Sättigung des Marktes mit 3D-Fernsehern gegeben ist. Die ersten Kundenrückmeldungen sind aber positiv“, so Sky-Sprecher Jörg Allgäuer.

Laut Zahlen der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) wurden im Jahr 2010 in Deutschland 178.000 3D-Fernsehgeräte verkauft – das sind nur knapp 2 % der insgesamt verkauften rund 9,7 Mio. Geräte. Die gfu zeigt sich dennoch zuversichtlich, sei die Technik doch erst im Laufe des Jahres eingeführt worden und bislang nur in den hochpreisigen Premium-Geräten verfügbar. Zielsetzung für das Jahr 2011 sei nun, dass die neue Technik auch in den mittleren und unteren Preisregionen Einzug halte. So rechnet die gfu in diesem Jahr mit einem Absatz von mehr als einer Million 3D-Geräten (+500 %).

Aus der Computerspielbranche kommen eher ernüchternde Meldungen. Der japanische Elektronikkonzern Nintendo hat angekündigt, den Preis für seine Handheldkonsole 3DS wegen mangelnden Absatzes schon nach wenigen Monaten von 250 auf 170 Dollar zu senken. Auch der große Spielehersteller Electronic Arts (EA) hat kürzlich bekanntgegeben, keine Ambitionen in Richtung 3D-Technologie zu verfolgen. CEO John Riccitiello hat, wie dvice.com berichtet, auf einer Aktionärsversammlung angemerkt, dass EA momentan keinen Bedarf seiner Kunden nach 3D-Spielen oder -Fernsehern erkennt.

3D im Kino: lieber doch 2D

Auch die anfängliche Begeisterung für 3D-Filme im Kino scheint langsam abzuebben. Nicht nur, dass die 3D-Filme, wie die Süddeutsche Zeitung im Juli berichtete, vielen Menschen Unbehagen bereiten – auch Menschen, die keine Kopfschmerzen bekommen, wünschen sich die flache Welt von gestern wieder zurück. Das Burgkino in Wien berichtet von Anrufern, die sich vergewissert hätten, dass der neue Harry-Potter-Film in 2D gespielt wird. Beim amerikanischen Kino-Portal Fandango wurden sowohl für „Harry Potter“ als auch für „Green Latern“ deutlich mehr Kinokarten für die 2D-Fassung bestellt als für die 3D-Variante, meldete Reuters.

Wenig förderlich für das Ansehen der 3D-Technologie im Filmbereich ist auch der Versuch Hollywoods, nicht in 3D gedrehtes Material für den Konsum in der dritten Dimension auszuschlachten. Laut US-Medien sollen schon ab 2012, angeführt von den Star-Wars-Filmen, nach und nach eine ganze Reihe alter Klassiker ein zweites Leben in der dritten Dimension erhalten. Diese nachträgliche Bearbeitung beschert dem Zuseher aber nicht einmal ein echtes 3D-Erlebnis. Die Figuren an sich bleiben zweidimensional, sie bewegen sich lediglich auf verschiedenen Ebenen über die Leinwand.

Ein immer wieder genanntes Problem – teure Brillen und inkompatible Systeme – haben jetzt anscheinend auch die Geräte-Anbieter erkannt. So meldet Panasonic just heute, dass man sich mit Samsung, Sony und XPand 3D zur „Full-HD-3D-Brillen-Initiative“ zusammengetan habe, um einen neuen Technologiestandard für aktive 3D-Brillen zu entwickeln und dann zu lizenzieren. Ziel der 3D-Brillentechnologie ist die Standardisierung der Funkprotokolle zwischen 3D Brillen, 3D-Bildschirmen (Fernseher, Computermonitore, Projektoren) sowie 3D-Kinos – bzw. eben eine universelle 3D-Brille, die man überall nutzen kann.

(pte – Markus Keßler / thoMas)