Es macht ja wohl die meiste Freude, wenn man die Dinge – ob beruflich oder privat – mit Freude und Elan angeht und – in unserem Falle – just so fotografiert, statt sich ständig Gedanken um die Ausrüstung zu machen:

Die Kommentare zu den Artikeln bei photoscala sind sicher kein repräsentativer Querschnitt und doch waren sie mir Anlass, mal wieder das Thema des „Amateurs“ – des Liebhabers – aufzugreifen. Jenes Menschen also, der etwas nicht macht, nicht machen muss, weil es ihm „angeschafft“ wird, sondern der in der glücklichen und beneidenswerten Lage ist, etwas aus freien Stücken, aus Liebhaberei, betreiben zu können.

Kann man doch anhand nicht weniger Kommentare den Eindruck gewinnen, dass Fotografie vor allem Leistungs-Druck ist und Mühe und Fron. Insbesondere bei den „Kamerakritiken“ der Kommentatoren fallen da oft Argumentations-Blabla-Worte wie „Auftragsfotografie“, „Sportfotografie“, „Profi“, „Schnelligkeit“, „Publikation“ usw. – als würden sie alle nur zu dem einzigen Zweck fotografieren, die Bilder schnellstmöglich zu machen und zu verkaufen. Selbstverständlich bei höchsten Qualitätsansprüchen, schließlich ist es für die Zeitung – nicht ahnend oder bedenkend, dass kaum ein Medium so geringe Qualitätsanforderungen stellt wie das gelbliche Zeitungspapier und das grobe Druckraster. (Was im Fine-Art-Druck allenfalls zur Briefmarkengröße taugte, reicht hier für die Doppelseite, wenn‘s sein soll.)

Nun ist Fotograf sicher ein ehrenwerter, wenn auch nicht immer gut bezahlter, Beruf und wer damit sein Geld verdient, wird sich das bestgeeignete Werkzeug dafür aussuchen. Das aber kann vom Smartphone bis zur Fachkamera alles sein und gerade Berufene zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie ihr Arbeitsgerät ganz pragmatisch wählen.

Aber Pragmatismus, das ist die Sache der Eiferer nicht. Mit einem Absolutheitsanspruch vertreten sie die eigene Auffassung, und auch den angelegten Mess-Stab: Nur wenn‘s für den Profi tauglich ist, und schnell, und dabei billig, dann ist es gut. Und was der Profi braucht, das weiß ich ja wohl am Besten.

So simpel, diese Simpel: Das, was ich mir gekauft habe, ist profitauglich (sowieso), und das Beste (sowieso). Und weil ich was „profimäßiges“ gekauft habe, bin ich ja quasi Profi (und weiß, wo‘s lang geht – vor allem für die anderen). Andere Kameras und Konzepte lasse ich nicht gelten, weil: die sind ja nicht profitauglich. (Wobei die Definition der Profi-Tauglichkeit, es war die Rede davon, eine sehr eingeschränkte ist, die sich simpel und so definiert: Wenn‘s nicht von Canon oder Nikon ist oder mehr als 1250 Euro kostet, dann ist es Schrott oder man braucht‘s nicht wirklich …)

Nebenbei: Die schönsten und eindrucksvollsten Arbeiten von Profis sind nicht selten „freie Arbeiten“, also gerade keine Auftragsarbeiten. Und die sind dann meist eben nicht unter Zeitdruck und in Hektik entstanden, sondern in aller Ruhe und mit wasweißich. Wobei das „Wasweißich“ eine analoge Fachkamera sein kann, oder eine Lochkamera, oder wasweißich. Selten jedenfalls eine Serien-Bilderschießmaschine, und wenn doch, dann wird sie im Einzelbildmodus genutzt.

Ach, liebe Amateure, warum wollen so viele von Euch partout als Profis durchgehen?

Und die, die da kommentierende Profis sind: Warum hängt ihr so an Eurem Arbeitsgerät und lasst so wenig Anderes gelten?

Statt froh zu sein, dass es auch Frei-Zeiten gibt, in denen das Augenmerk eben nicht auf die Verkäuflichkeit oder den Markt für Fotos gerichtet werden muss. Und auch nicht auf die Marke und das Gerät, sondern einzig und allein aufs Fotografieren.

Das kann Spaß machen und die Augen öffnen, und neue Sichtweisen erschließen.
(Aber nur dann, wenn man in die Gegend guckt statt auf die Kamera)

(thoMas)
 
 
Nachsatz:
Heute kann man mit fast allen Kameras tolle Bilder machen. Und jeder der hier anders blökt outet sich selbst nur als Technikspinner …
(aus einem Kommentar, der hier bei photoscala gepostet wurde)