50 Tage nach den verheerenden Katastrophen im Nordosten Japans ist immer noch nicht absichtig, welche Auswirkungen das letztlich für Japan und die Welt haben wird. Hier unser Zwischenbericht zum Zustand der Fotoindustrie:
Bereits kurz nach den Katastrophen im Nordosten Japans ab dem 11.3.2011 hatten wir einen Überblick über die Auswirkungen auf die Fotoindustrie gegeben. Jetzt, rund sieben Wochen nach dem ersten Erdbeben der aktuellen Erdbebenserie wollen wir eine erste Bestandsaufnahme der sich inzwischen ergebenden Veränderungen machen.
Im Fotobereich sind Panasonic, Canon und Nikon am stärksten vom Erdbeben betroffen. Dies hängt damit zusammen, dass die Fertigungsstätten für die Oberklassenmodelle meist im Nordosten Japans liegen. Der Grund dafür liegt in der historischen Entwicklung der Region begründet. Lange Zeit von Landwirtschaft und Fischfang geprägt, zählte der Nordosten zu den industriell am wenigsten entwickelten Teilen Japans. Entsprechend niedrig waren hier die Löhne und damit auch die Fertigungskosten. Während die Fertigungslinien für die Massenmarktprodukte erst nach Taiwan und dann auf das chinesische Festland sowie nach Thailand verlagert wurden, verblieb das High-End-Segment in der jetzt von Erdbeben und Tsunami betroffenen Region.
Am 7. April mussten Canon, Nikon und Sony (nach der Betriebsaufnahme am 28. März) in Folge eines Nachbeben der Stärke 7,1 ihre Fabriken im Nordosten Japans erneut stilllegen.
Für die optische Industrie bringen die dauernden Stromabschaltungen gravierende Probleme mit sich. Während ein Stromausfall beim Schleifen der Linsen offensichtlich nur zum Zeitverzug in der Produktion führt, ist er in der Glasproduktion verheerend. Bei der Glasschmelze handelt es sich um einen sogenannten vollkontinuierlichen Prozess, der ohne Unterbrechung gefahren wird, solange diese Glassorte produziert wird. Eine Glasproduktion findet daher derzeit in den elektrisch beheizten Wannen nicht statt. Produziert wird zur Zeit wohl nur in Anlagen, die mit Gas beheizt werden. Vergleichbare Produktionsbedingungen hinsichtlich der kontinuierlichen Energieversorgung gelten auch für die Produktion der Silizium-Wafer für die Chip-Produktion.
Da sich die Fertigungsstätten der wichtigsten Glasproduzenten wie Hoya und Ohara (Werk Sagamihara in Kanagawa westlich von Tokio ) im Raum Tokio befinden, ist eine Glasproduktion nur dann wieder möglich, wenn für diese Werke eine kontinuierliche Stromproduktion gesichert ist.
Es ist daher wenig verwunderlich, dass sich in dieser Situation die großen chinesischen Hersteller von optischem Glas wie CDGM Glass Co., Ltd. und Hubei New Huaguang Information Materials Co., Ltd. darum bemühen, in Japan neue Absatzmärkte für ihre Produkte zu erschließen. Bislang bleiben Canon und Nikon ihren heimischen Glaslieferanten aber offensichtlich treu, weil sie Qualitätseinbußen bei einem Lieferantenwechsel befürchten.
IHS iSuppli meldete am 11. April, dass zwei Fabriken für CMOS-Bildsensoren vom Erdbeben und seinen direkten Folgen betroffen sind. Es handelt sich dabei um die Fabrik von Toshiba in Iwate (Iwate Toshiba Electronics Co. Ltd., in Kitakami City in der Präfektur Iwate) und ein Werk von Sony. Beide Firmen sollen zusammen bislang einen Anteil von 17 % aller Bildsensoren für Smartphones bedient haben. Das Werk von Toshiba sollte im April den Betrieb wieder aufnehmen, wurde jedoch von zwei Nachbeben am 7. Und 11. April stärker getroffen, so dass die Wiederaufnahme des Betriebs auf den 18. April verschoben wurde.
Was die CCD-Sensoren angeht, soll keine Fertigungsstätte der den Weltmarkt dominierenden japanischen Hersteller (Sony, Panasonic, Fujifilm, Sharp) vom Erdbeben betroffen zu sein. So meldeten auch die beiden taiwanesischen Auftragsfertiger Altek und Ability, dass es bislang keine Lieferprobleme bei Bildsensoren gäbe. Die Fabriken von Sharp, die den Löwenanteil des Sensor-Bedarfs von Altek decken, sind zwar in Japan angesiedelt, aber weit genug von der Unglücksregion entfernt. Die CCD-Fertigung von Sony, die 90 % des Sensorbedarfs von Ability abdecken, befindet sich in Thailand. Sony Device Technology (Thailand) Co., Ltd. fertigt seit 1988 im Bangkadi Industrial Park in Pathumthani im Norden von Bangkok.
Canon
Die vom Erdbeben betroffen Werke von Canon, bzw. der Canon-Gruppe, sollen inzwischen wieder in betriebsfähigem Zustand sein. Abhängig von den Nachbeben und den Stromabschaltungen werden sie jedoch offensichtlich teilweise nicht im kontinuierlichen Betrieb geführt. So musste Canon zwischenzeitlich auch den Betrieb im Werk in Aomori unterbrechen, da aufgrund der Erdstöße die Stromversorgung ausgefallen war. Weitere Unterbrechungen der Fertigung beruhen auf den staatlich verordneten Stromabschaltungen.
Reuters meldete am 26. April, dass Canon im März den Betrieb in seinem wichtigsten Kamera-Werk auf der südlichen Insel Kyushu habe ruhen lassen müssen, weil nach dem Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami im März Teile fehlten. Canon habe weiter mitgeteilt, die Zulieferung werde erst im Juni oder Juli wieder so laufen wie vor den Katastrophen.
Casio
Von Casio liegen keine neuen Informationen vor. In einer ersten Stellungnahme hatte man festgestellt, dass man keine Schäden durch die Erdbeben oder den Tsunami erlitten habe.
Cosina
Das Werk in der Provinz Nagano war von den Erdbeben selbst nicht betroffen. Die Produktion wurde inzwischen wieder aufgenommen und Mitte April kam die erste Charge des MFT-Noktons 0,95/25 mm in Deutschland an, die nach dem Erdbeben im März produziert wurde.
Epson
Ein Mitarbeiter aus dem Werk Fukushima kam beim Erdbeben am 11. März zu Tode. Drei der vier vom Erdbeben betroffenen Fabriken von Epson haben die Produktion inzwischen wieder aufgenommen. Das Werk Fukushima der Epson Toyocom Corporation, das Quarze herstellt, hat seinen Standort in Minami-Somi und liegt innerhalb der Evakuierungszone um das Kernkraftwerk Fukushima 1. Es wurde nach der Kraftwerkshavarie auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Fujifilm
Fujifilm meldete am 28 März, dass man die Fertigung der FinePix X100 in der Fabrik in Yamato (Kurokawa-gu Miyagi) wieder aufnehmen wolle. Die zweite Liefercharge der Kamera sollte bis Ende April erfolgen, Deutschland zu den vorrangig belieferten Ländern zählen.
Hoya / Pentax
Der Hoya-Konzern ist in erster Linie von den Stromabschaltungen betroffen, die seine Glasproduktion unterbrochen haben.
Kyocera
Kyocera betreibt in Nagano eine Fertigungsstätte, die für die Ersatzteilfertigung und Reparaturen von Contax-Kameras zuständig ist. Das Werk wurde beim Beben vom 12. März, das sein Epizentrum in der Präfektur Nagano hatte, nicht beschädigt und arbeitet, soweit die Stromunterbrechungen dies zulassen.
Nikon
Nikon hatte nach dem Erdbeben vier Fabriken im Nordosten geschlossen, darunter auch das Werk in Sendai, das die Oberklassen-DSLR-Kameras produzierte und von allen Nikon-Werken wohl am heftigsten vom Erdbeben getroffen wurde. Nachdem Nikon schon vor Jahren die Fertigung der meisten DSLR-Kameras nach Thailand verlagert hatte, machte die japanische Produktion offensichtlich nur noch 10 % der gesamten Kamera-Fertigungskapazität von Nikon aus.
Am 31. März hat Nikon in einer Presseerklärung mitgeteilt, dass sowohl die eine eigene Fabrik im Katastrophengebiet, als auch die sieben betroffenen Fabriken von Tochterunternehmen inzwischen mit der Wiederaufnahme der Produktion begonnen hätten. Zuletzt nahmen am 30 März auch das Werk der Nikon Sendai Corporation in Sendai sowie das Werk der Miyagi Nikon Precision Co. Ltd. die Produktion wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt war man davon ausgegangen, dass man alle von Zulieferern benötigten Teile entweder von diesen wieder erhalten könne oder aus anderen Quellen beziehen könne. Die Hauptprobleme sah man damals in der täglichen Unterbrechung der Stromversorgung.
Die Objektivfertigung in Japan konnte man nach dem Erdbeben wieder aufnehmen, nachdem die Risse in den Wänden repariert waren. Man musste dann jedoch feststellen, dass die Vorräte eines wohl vergleichsweise kleinen Bauteils ausgingen. Bei diesem Zulieferer handelte es sich um einen der für die japanische Produktionslieferkette typischen kleinen Familienbetriebe, der sich auf derartige Teile spezialisiert hatte und offensichtlich nicht so schnell wieder den Betrieb aufnehmen konnte.
Bloomberg hatte am 18 März gemeldet, dass Nikon überlege, einen Teil der Fertigung aus dem Werk in Sendai zu Notion VTEC Bhd. nach Malaysia zu verlagern. Das Unternehmen beliefert neben Nikon auch Panasonic, Canon, JVC, Sony und Tamron mit Präzisionsteilen aus Metall. An Notion VTec Berhad (Malaysia) ist Nikon seit Januar 2010 mit 10 % beteiligt. Notion VTech liefert Fassungsteile für Objektive sowohl aus der Fertigung in Malaysia, als auch über Notion Thailand an die größte Produktionsstätte von Nikon im thailändischen Ayuthaya. Nun ist wohl beabsichtigt, die bislang in Sendai betriebene Fertigung der Objektivbajonette nach Malaysia zu verlagern.
Es ist weniger wahrscheinlich, dass Nikon die Endmontage seiner Vollformatkameras nach Malaysia verlagert. In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage, welches kurzfristige Schicksal der Nikon F6 bevorsteht, die bislang auch in Sendai hergestellt wurde.
Olympus
Olympus hat nach vorliegenden Informationen keine Schäden in seinen japanischen Werken zu verzeichnen. Wie alle anderen optischen Fabriken dürfte aber auch das Olympus-Werk Tatsuno unter dem Problem leiden, dass wichtige Zulieferer nicht mehr liefern können.
Panasonic
Wie berichtet, musste die Panasonic-Tochter AVC Networks die in der Präfektur Fukushima liegende Fertigung der Oberklasse der Digitalkameras aufgrund der Schäden an den Fabrikgebäuden schließen. Nach vorliegenden Informationen von Panasonic wurde die Fertigung im Werk Fukushima am 1. April wieder aufgenommen. Ob die stärkeren Nachbeben das Werk noch einmal beeinträchtigten, ist nicht bekannt. Digitimes in Taiwan schätzt den Einfluss auf die Lieferbarkeit von Digitalkameras eher gering ein, da nur 10 % der Kamerafertigung von AVC in der betroffenen Fabrik angesiedelt war. 90 % kämen aus der Panasonic-Fabrik in Xiamen im Südosten Chinas.
Ricoh
Am 16. März hatte Ricoh gemeldet, dass acht Werke des Konzerns im Nordosten Japans die Produktion vorläufig eingestellt hätten, darunter die Werke der Ricoh Optical Industries Co., Ltd. in Hanamaki in der Präfektur Iwate sowie das Werk der Hasama Ricoh, Inc. in Tome in der Präfektur Miyagi. Das Werk in Hanamaki sollte Ende März die Produktion wieder aufnehmen, das Werk in Tome zum 8. April. Ein großer Teil der fototechnischen Produkte von Ricoh wird außerhalb Japans produziert.
Sigma
In der Produktionsstätte Aizu in Bandai in der Präfektur Fukushima gab es offensichtlich leichtere Schäden an den Gebäuden und an den Maschinen. Die Schäden waren wohl in kurzer Zeit behoben und nach einer Woche Unterbrechung soll das Werk wieder in Betrieb gegangen sein. Das Werk in Bandai liegt etwa 100 km vom havarierten Kernkraftwerk Fukushima 1 entfernt.
Probleme hat Sigma offensichtlich, wie alle anderen Hersteller der Branche auch, aufgrund der Tatsache, dass zahlreiche Komponenten, die für die Fertigung dringend benötigt werden, von kleinen und kleinsten Zulieferern stammen. War deren Fertigungsstandort zu nahe an der Küste, wurden sie vom Tsunami ins Meer gespült.
Zu den Komponenten, die traditionell von diesen kleinen Familienbetrieben bezogen werden, zählen gestanzte Distanzscheiben aus Messing, die für jedes Objektiv benötigt werden. Bei einer Lieferunterbrechung steht die betroffene Objektivfertigungslinie dann still. Große Halbfertigwarenlager waren bei den meisten japanischen Herstellern bislang nicht üblich. Da Sigma Deutschland jedoch traditionell über ein sehr großes Warenlager an Endprodukten verfügt, kam es bei der Belieferung des Handels zu keinen Unterbrechungen. Auch der Nachschub aus Japan läuft wieder wie zuvor. Aktuell kommen wöchentlich zwei Lieferungen von Sigma Japan per Luftfracht in Deutschland an. Bei der Auslieferung von neu angekündigten Produkten könnte es jedoch zu Lieferverzögerungen kommen.
Sony
Bei Sony rechnet man offensichtlich damit, dass einzelne Kameras und Objektive schneller abgekündigt werden, als bislang geplant. Dazu soll die Alpha 390 zählen. Außerdem hat Sony einige Kamera-Neuvorstellungen wohl nach hinten verschoben, wobei eine offizielle Bestätigung dazu nicht vorliegt.
Ein Großteil der Sony-Produkte, die am 11. März in der Export-Abfertigung der Ausfuhrhäfen waren, soll nach vorliegenden Informationen, für die keine Bestätigung zu erhalten war, dort noch immer auf ihre weitere Bearbeitung warten.
Tamron
In den Tamron-Werken in Hirosaki, Namioka und Ohwani, die alle in der Präfektur Aomori liegen, gab es keine Schäden durch die Erdbeben oder den Tsunami zu verzeichnen. Aufgrund der Schäden in der allgemeinen Infrastruktur und den Logistiksystemen rechnete man jedoch mit Verzögerungen in den gewohnten Produktionsabläufen. So konnte die Auslieferung der Objektive B008 (3,5-6,3/18-270 mm Di PZD) und A005 (SP4-5,6/70-300 mm Di USD) mit Sony-Bajonett nicht wie geplant im März erfolgen, da bestimmte Komponenten von Zulieferern aus dem Nordosten Japans nicht wie vorgesehen geliefert wurden. Das 18-270-mm-Objektiv mit Sony-Bajonett soll seit dem 15. April in Japan verfügbar sein. Für das 70-300-mm-Objektiv gibt es noch keinen neuen Auslieferungstermin.
Tokina (Kenko)
Während die Fertigung von Tokina von den Erdbeben offensichtlich nicht direkt betroffen war, kam es beim Hersteller der Konverter und Zwischenringe, die unter dem Namen „Kenko“ vertrieben werden, zu Schäden durch den Tsunami.
Einschätzung der Lage
Mit welchen Konsequenzen aus den Erdbeben, dem Tsunami und der Kernkraftwerkshavarie ist zu rechnen?
Auf jeden Fall mit Stromausfällen, welche die Produktion behindern und damit letztlich auch verteuern, noch bis in den September hinein. Dies gilt verstärkt für die Sommerzeit, wenn in Japan traditionell alle Klimaanlagen betrieben werden. Die Produktionsabläufe mit ihren zwar kostengünstigen punktgenauen Zulieferungen „just in time“ und weitgehend ohne Pufferlager für Halbfertigwaren werden auf den Prüfstand gestellt werden. Daraus resultieren möglicherweise höhere Fertigungskosten und / oder weitere Produktionsverlagerungen nach Südostasien. Es ist hingegen kaum damit zu rechnen, dass man die schon bestehende Abhängigkeit von Greater China noch erhöhen will.
Mit einer Lieferung von verstrahlten Fertigwaren aus Japan ist eher nicht zu rechnen. Es besteht jedoch die grundsätzliche Gefahr, dass Komponenten aus japanischer Fertigung, die, jeweils für sich gesehen, unter den Strahlungsgrenzwerten liegen, nach der Endmontage in Europa ein Endprodukt ergeben, dessen Strahlung die Grenzwerte übersteigt.
Was sich für den Handel außerhalb Japans heute schon abzeichnet, ist ein tendenziell reduzierter Preiskampf im Einzelhandel. Die Preisabschläge gegenüber dem UVP werden etwas geringer, was der Endkunde dann mitunter als Preiserhöhung zu erkennen meint. Wie sich die Warenbestände entwickeln werden, wird erst zum Ende des 2. Quartals Ende Juni beurteilt werden können. Derzeit sind einfach noch zu große Warenmengen in der Logistikkette verschollen, über deren Zustand und Vermarktbarkeit noch immer keine detaillierten Informationen vorliegen.
(CJ)
„absichtig“ ist kein Wort,
„absichtig“ ist kein Wort, Sie kleiner Poet.
220V und 110V
Japan hat zwei Netze, 220V im Bereich wo u.a. Tokyo liegt, weiter südlich 110V. Auch dadurch bedingt, ist Japan in seiner Flexibilität bez. Energieversorgung eingeschrängt.
Gau
Stromversorgung
[quote=Gast]… dass ich das japanische Überlandnetz nicht kenne (kennen Sie es?), … [/quote]Ich kenne das japanische Energienetz nur sehr grob.
Entscheidend ist, dass die Netze an der Ost- und Westküste getrennt sind und mit unterschiedlichen Netzfrequenzen arbeiten.
Ein Austausch von elektrischer Leistung war wohl nur in begrenztem Maß vorgesehen.
Insgesamt eine für ein hochtechnisiertes Land außerordentlich ungünstige Situation
Näheres können sie auch hier nachlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Higashi-Shimizu_Frequency_Converter
Und hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Stromerzeugung_in_Japan
Bei meinem Vorschlag bin ich davon aus gegangen dass die Kraftwerke selbstverständlich noch Leistungsreserven haben.
Offensichtlich haben aber die Konverter eine für den Bedarf viel zu geringe Leistung. sonst gäbe es das Problem wohl nicht.
Dazu kommt noch dass Japan keine Nachbarstaaten, anders als Deutschland, hat wo sie notwendigen Strom kaufen können.
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Gast schrieb: „absichtig“
[quote=Gast]“absichtig“ ist kein Wort, Sie kleiner Poet.[/quote]
Das stimmt – und der arme Herr Jehle, der Autor, kann gar nix dafür, weil ich die Einleitung formuliert habe. Lassen Sie’s mir als meinen Spleen des Tages durchgehen …
(thoMas)
Also
wenn ich hier poste, dann ganz absichtig … 😎
Vielen Dank, Herr Jehle…
[quote=Gast]“absichtig“ ist kein Wort, Sie kleiner Poet.[/quote]
Vielen Dank, Herr Jehle, für diesen umfassenden und, wie ich aus eigenen Quellen stichprobenartig feststellen durfte, sehr fundierten Überblick.
Und gar keinen Dank an den beckmesserischen Gast, dem nichts Bedeutenderes dazu einfällt, als eine ihm missliebige redaktionelle Wortschöpfung zu monieren. Das ist sowohl gegenüber der Tragweite der hier dargebrachten Information wie gegenüber ihrem dramatischen Hintergrund nur eines: erbärmlich.
Wie, wo, was?
[quote=Gast] Unterschiedlich in West-und Ostjapan ist nur die Stromfrequenz, die im Osten 60Hz und im Westen 50Hz beträgt.[/quote]Hallo Heinz, bist du dir da ganz sicher wo welche Netzfrequenz verwendet wird?
Im Wikipedia wird es genau anders herum beschrieben.
Ebenso in der Pressemeldung aus Japan:
http://www.chuden.co.jp/english/corporate/press2005/0323_1.html
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Stromabschaltungen
Völlig unverständlich bleibt warum nicht schnellstmöglich Energie von den Kraftwerken an der Westküste übertragen wird.
Die Technologien dazu existieren doch.
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Selbst wenn
die „Technologien“ (existiert eigentlich der Plural von Technologie?) dafür existieren, heißt das halt noch lange nicht, daß auch die Technik existiert.
Und selbst wenn die Technik existiert, gibt es vielleicht wichtigere Stromabnehmer als die Glashersteller. Könnte zumindest ich mir vorstellen.
Was für ein Vorschlag!
[quote=Statler]Völlig unverständlich bleibt warum nicht schnellstmöglich Energie von den Kraftwerken an der Westküste übertragen wird.
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Mal abgesehen davon, dass ich das japanische Überlandnetz nicht kenne (kennen Sie es?), dürften die Kraftwerke an der Westküste dort auch bisher nicht nur zu Verschönerung der Landschaft gestanden haben. Oder anders gesagt: Wenn im Ruhrgebiet die Kraftwerksinfrastruktur ausfallen würde und Sie in Bayern wohnen, was würden Sie dann sagen, wenn bei Ihnen die Lichter ausgehen, damit bei ThyssenKrupp, Bayer, Mannesmann, Deutz, Evonik, Dr. Oetker, Opel und Ford die Produktion (wieder) läuft?
Das Problem der zwei Netze
hatte ich schon in der ersten Übersicht nach dem Beben dargestellt (http://www.photoscala.de/Artikel/Die-japanische-Fotoindustrie-nach-dem-Erdbeben-2x-aktualisiert).
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Stromversorgung im Westen Japans mit US-Hilfe wiederaufgebaut und die Frequenz dabei auf 60 Hz festgelegt. Der Osten hat 50 Hz.
Der Westen hat im Übrigen keine Überschüsse, die in den Osten lieferbar wäre. Wie schwer selbst die Verknüpfung zweier Netze mit gleicher Frequenz ist, konnte man in Deutschland nach der Wende sehen. Auch HGÜ ist in der Praxis nicht so einfach auf die Schnelle zu installieren.
Zudem dauert es noch bis zum Ende des 2. Quartals, bis die Schäden in Japan alle bestimmt sind.
Das Problem der zwei Netze
[quote=Christoph Jehle]hatte ich schon in der ersten Übersicht nach dem Beben dargestellt [/quote]Das war es also woran ich mich erinnerte.
Nach den Infos aus Wikipedia datiert die Einführung der unterschiedlichen Frequenzen schon aus dem 19ten Jahrhundert. Oder ist das ein Druckfehler?
[quote]Der Unterschied gründet aus der Beschaffung von Generatoren aus Deutschland von AEG im Jahr 1895 für Tokio, die 50 Hz liefern, und von General Electric aus USA im Jahr 1896 für Osaka, die 60 Hz liefern.[/quote]Wenn der Westen Japans nicht mal kurzfristig Strom liefern könnte, bedeutet das ja, dass die Kraftwerke dort schon an ihrer Leistungsgrenze arbeiten.
Alles zusammen ergibt das ein Bild von einem leichtsinnig versäumten Ausbau von Kapazitäten und Leitungsvernetzungen.
Auch HGÜ sind in Japan durchaus gängige Technik sowohl als Kurzkupplung (4 Stück von je 300 MW habe ich gefunden) als auch zur Verbindung von Inseln mittels Seekabel.
HGÜ = Hochspannungs-Gleichstromübertragung
Anm.: Die Kurzkupplungen dienen zur Verbindung der Netze mit unterschiedlicher Frequenz.
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