Der amerikanische Computerkonzern Apple geht seit jeher mit allen rechtlichen Mitteln gegen jede vermeintliche Nachahmung seiner Produkte vor. Dass er jetzt mit Samsung einen seiner wichtigsten Lieferanten und Kooperationspartner juristisch angreift, stellt dann aber doch eine neue Dimension dar:

Wir hatten schon kurz gemeldet, dass Apple Samsung wegen Patentverletzung verklagt. Das ist insofern pikant, als Samsung gleichzeitig auch einer der wichtigsten Apple-Zulieferer ist:

Wie die Analysen von IHS iSuppli regelmäßig zeigen, kommen wesentliche Teile der iPhones und iPads aus der Fertigung des koreanischen Konzerns Samsung Electronics. So zählt die Samsung Electronics Co. Ltd. neben der japanischen Toshiba Corp. zu den Lieferanten der NAND-Flash-Speicherchips. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Beeinträchtigung der Chip-Fertigung in Japan dürfte hier die Bedeutung von Samsung eher noch zunehmen. Als Alternative käme sonst wohl nur noch Micron Technology in Frage. Samsung könnte auch die Fertigung der bislang von Elpida gelieferten DRAM-Speicher für das iPad 2 übernehmen.

Am wichtigsten scheint die Halbleitersparte von Samsung jedoch für den von Apple entwickelten Dual-Core- A5-Processor im iPad 2 zu sein, der wie sein Vorläufer A4 nach vorliegenden Informationen bei Samsung gefertigt wird.

Warum geht Apple nun gegen Endkundenprodukte von Samsung wie das Galaxy Tab GT-P1000 gerichtlich vor, die nur auf den allerersten Blick eine Konkurrenz für das iPad 2 darstellen? Ziel scheint zu sein, sich für eine möglichst lange Zeit ein Quasi-Monopol bei den Tablet-Computern zu sichern und möglichen Wettbewerbern zu zeigen, dass man sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen will.

Apple steht hier vor einem besonders gravierenden Problem, begründet in der Auslagerung des größten Teils der eigenen Hardwarefertigung. In früheren Jahren hatte Apple eigene Fertigungsstätten für Hardware beispielsweise in Kalifornien und in Cork in der Republik Irland. Heute konzentriert sich die eigene Wertschöpfung bei Apple auf die Entwicklung der Produkte und deren Vermarktung. Dazu kommen noch einzelne technologische Kernkomponenten wie die Akkus, die von Apple Japan kommen. Apple hat inzwischen jedoch den größten Teil der Hardwareproduktion an Auftragsfertiger wie Foxconn ausgelagert. Dabei achtete Apple in der Vergangenheit peinlich genau darauf, dass keiner seiner Zulieferer aus der Zusammenarbeit mit Apple soviel Know-how ziehen konnte, dass er den Kaliforniern gefährlich werden konnte.

Samsung ist nun ein in diesem Zusammenhang ein völlig anderes Kaliber. Die Koreaner verfügen nicht nur über eine eigene Entwicklung und eigene Chip-Produktionslinien, die neben dem Eigenbedarf auch für sogenannte Fabless-Companies als Auftragsfertiger auftreten, sondern auch über vollstufige eigene Fertigung von elektronischen Geräten und eigene Vertriebsorganisationen in allen wichtigen Märkten. Es scheint nun kalifornischer Brauch zu sein, gleich großes juristisches Geschütz aufzufahren, um auch alle anderen Marktbeteiligten darauf hinzuweisen, dass Apple grundsätzlich gegen mögliche Nachahmer-Produkte unverzüglich juristisch vorgeht. Selbst wenn man sich mit Samsung später gütlich einigt, hätte solch ein Vorgehen dann durchaus seinen Zweck erfüllt.

(CJ)