Foto Gilbert & George: Christian England. Aus der Serie Jack Freak Pictures“, 2008In den Deichtorhallen Hamburg sind derzeit die „Jack Freak Pictures“ von Gilbert & George zu sehen – symbolgeladene Anmerkungen zu Großbritannien, zur menschlichen Existenz in einer modernen Welt:

Pressemitteilung der Deichtorhallen Hamburg:

GILBERT & GEORGE

JACK FREAK PICTURES

25.02. – 22.05.2011

Mit der großen Frühjahrsausstellung holen die Deichtorhallen Hamburg einmal mehr Weltstars der internationalen Kunst nach Hamburg. Die britischen Künstler Gilbert & George (*1943/1942) gelten durch ihre lustvoll inszenierten Tabubrüche und stilisierte äußere Erscheinung konservativer Dandys längst als Ikonen der britischen Kunst .
 

Foto Gilbert & George: Stuff Relegion. Aus der Serie Jack Freak Pictures“, 2008

Gilbert & George: Stuff Relegion. Aus der Serie Jack Freak Pictures“, 2008. 317 x 302 cm
© Gilbert & George

 
Die Ausstellung präsentiert die neueste, umfangreiche Werkgruppe der „Jack Freak Pictures“ des Künstlerpaares in der kathedralenartigen Architektur der großen Deichtorhalle vom 25. Februar bis 22. Mai 2011 mit rund 120 Arbeiten erstmalig nahezu komplett.

Die großformatigen Arbeiten des Duos muten zwar wie mittelalterliche Kirchenfenster an, zeigen jedoch eindeutig profane Motive. Im Mittelpunkt der Serie steht das britische Nationalsymbol, der Union Jack, mit all seinen unterschiedlichen Konnotationen vom Sinnbild für Nationalstolz bis hin zum Kultsymbol britischer Pop- und Gegenkultur. Umgeben von Medaillen und Amuletten, den Straßen Londons und dem rot, blau und weißen Design der britischen Nationalflagge sind Gilbert & George wie auch in ihren vorherigen Arbeiten nicht nur die Schöpfer, sondern auch die Protagonisten ihrer eigenen Bildwelt.

Die „Jack Freak Pictures“ gehören zu den symbolträchtigsten, philosophisch ausgeklügeltsten und visuell schlagkräftigsten Arbeiten, die Gilbert & George jemals hervorgebracht haben. Sie nehmen ihren Platz innerhalb der gesammelten Werke von Gilbert & George als gewaltiger Zusammenschluss der Themen und Gefühle ein, welche die beiden Künstler seit mehr als vierzig Jahren in ihrer Kunst erforschen. Die beiden Künstler sind in ihnen zugleich Opfer und Ungeheuer – Marionetten einer kosmischen Revue, schlaflose Wächter auf leeren Großstadtstraßen und irrblickende Kugelköpfe, wie Michael Bracewell in seinem Katalogessay feststellt. Die großformatigen fotografischen, am Computer bearbeiteten Bilder beschäftigen sich jedoch nicht mit der individuellen Verfasstheit der beiden Künstler, sondern zeigen Zustände der menschlichen Existenz auf und lesen sich als eine Beschreibung der modernen Welt aus der Sicht der Künstler.
 

Foto Gilbert & George: Christian England. Aus der Serie Jack Freak Pictures“, 2008

Gilbert & George: Christian England. Aus der Serie Jack Freak Pictures“, 2008. 254 x 528 cm
© Gilbert & George
 
 
Foto Gilbert & George: Streetparty. Aus der Serie Jack Freak Pictures“, 2008

Gilbert & George: Streetparty. Aus der Serie Jack Freak Pictures“, 2008. 381 x 604 cm
© Gilbert & George

 
Die Ausstellung wird von den Deichtorhallen Hamburg und dem British Council veranstaltet und wandert von Hamburg in reduzierter Form ins Lentos Kunstmuseum, Linz. Im Hatje Cantz Verlag ist ein Katalog mit einem Text von Michael Bracewell sowie mit Farbabbildungen aller 153 Arbeiten der Werkserie erschienen.

KURZBIOGRAFIE: Seit 1967 bilden Gilbert Prousch (geb. 17.9.1943 in St. Martin / Italien) und George Passmore (geb. 8.1.1942 in Devon, Großbritannien) das Künstlerpaar Gilbert & George. Berühmt wurden sie durch ihre Auftritte als „living sculptures“. Mit der Idee, sich selbst als „lebende Skulpturen“ zum Material ihrer Kunstwerke zu machen, erweiterten sie den Skulpturbegriff in den sechziger Jahren. Seitdem führen Gilbert & George ihr künstlerisches Arbeiten zu immer neuen Variationen, um den Kontext des sozialen Lebens zu beleuchten.
 

„Wir sind ungesund, mittleren Alter, zotiger Gesinnung, exzentrisch, lüstern, depressiv, zynisch, leer, ausgebrannt, schäbig, hundsgemein, verträumt ungehobelt, unmanierlich, arrogant, intellektuell, wehleidig, ehrlich, erfolgreich, tüchtig, zuvorkommend, künstlerisch, religiös, faschistisch, blutrünstig, neckisch, destruktiv, ehrgeizig, farbenprächtig, verdammt, stur, pervertiert und gut. Wir sind Künstler.“

(Gilbert & George im Katalog zur documenta 7, S. 133)

 
 
GILBERT & GEORGE
Gilbert, geboren 1943 in den Ladiner Dolomiten, Italien, studierte an der Kunstschule Wolkenstein, Südtirol, der Kunstschule Hallein, Österreich, sowie an der Akademie der Bildenden Künste, München, bevor er die Londoner St. Martin’s School of Art besuchte. George, geboren 1942 in Devon, England, studierte am Dartington Hall College of Art, der Oxford Art School und der St. Martin’s School of Art, wo er Gilbert 1967 in der Bildhauerklasse von Anthony Caro kennen lernte. Seitdem leben und arbeiten sie gemeinsam in London. Die Künstler blicken auf zahlreiche Auszeichnungen und institutionelle Ausstellungen zurück: 1986 erhielten sie den Turner Prize, für den sie zwei Jahre zuvor schon einmal nominiert gewesen waren. 2005 bespielten sie den Britischen Pavillon auf der 51. Venedig Biennale. Einzelausstellungen widmeten ihnen das Stedelijk Museum, Amsterdam (1971 und 1996), das Guggenheim Museum, New York (1985), die Wiener Secession (1992), die National Art Gallery, Beijing (1993), das Musée d’Art Moderne de la Ville, Paris (1997), das Kunstmuseum Bonn (1999), die Serpentine Gallery, London (2002), und das Bonnefanten Museum, Maastricht (2006). Ihre zweite Retrospektive, die u.a. in der Tate Modern, London (2007), und im Haus der Kunst, München (2007), Station machte, war bis Anfang dieses Jahres im Brooklyn Museum, New York, zu sehen.

 
 
Gilbert & George
Jack Freak Pictures
25. Februar 2011 – 22. Mai 2011
Deichtorhallen Hamburg
Große Deichtorhalle
Deichtorstraße 1 – 2
D-20095 Hamburg
 

Foto: Fred Dott - die britischen Künstler Gilbert & George

Blick in die Ausstellung „Jack Freak Pictures“. Im Vordergrund die britischen Künstler Gilbert & George
Foto: Fred Dott. © Deichtorhallen Hamburg / Fred Dott

(thoMas)