Der US-amerikanische Fotograf Damon Winter hat mit seinen Fotos aus dem Irak-Krieg den 3. Platz beim renommierten „Pictures of the Year“-Wettbewerb gewonnen – gemacht hat er sie mit einem iPhone. Das wiederum empört die eine Foto-Fraktion – und entzückt die andere:

Damon Winter erhielt diese Auszeichnung für seine Fotoreportage „A Grunt’s Life“. Für die New York Times hatte er das 1. Bataillon der 87. Infanterie der US-Army beim Einsatz im Norden Iraks begleitet. Das Außergewöhnlich an dieser Arbeit ist, dass Winter ganz bewusst auf eine professionelle Ausrüstung verzichtet hat und die Fotos nur mit seinem iPhone und der App Hipstamatic aufgenommen hat. (Hipstamatic ist ein iPhone-Programm, das den Stil alter Aufnahmen auf dem iPhone simuliert. So werden die mit dieser App aufgenommen Bilder bewusst unter- bzw. überbelichtet oder mit einem charakteristischen Farbstich versehen, sodass die einen eigenen, nostalgischen Charme bekommen.)

Bei Winter handelt es sich nicht etwa um einen unbekannten Fotografen, der eben mal spontan Aufnahmen mit seinem Handy machte und zufällig einen Preis gewann, sondern um einen arrivierten Fotografen, der u.a. auch den Pulitzerpreis für Fotografie 2009 erhielt und der – mit anderen Arbeiten – bei „Pictures of the Year“ auch den 1. Preis als Fotograf des Jahres bekam.

Für das Projekt „A Grunt’s Life“ hat Damon die klassischen Wege des Fotojournalismus verlassen. Begründet hat er es damit, dass er mit iPhone wesentlich näher am Geschehen ist und die Soldaten weniger Berührungsängste haben. Damon in einem Bericht der New York Times: „Die Soldaten machen mit ihren Handys oft Fotos voneinander, deshalb waren sie unbefangener, als wenn ich meine normale Kamera benutzt hätte.“

Dieses Projekt wurde in der Fotografenszene von Beginn an mit Interesse verfolgt. Die New York Times warf in ihrem Fotoblog die Frage auf, ob es für gute Fotos wirklich einen Unterschied macht, mit welcher Kamera die Bilder aufgenommen wurden.

Dies führte zu einer kontroversen Diskussion, ob die so aufgenommen Bilder noch dem Fotojournalismus zuzurechnen sind. Durch das iPhone in Verbindung mit der App hat der Fotograf kaum noch Möglichkeiten, das Foto hinsichtlich Farbe und Belichtung bewusst zu gestalten: er überlässt dies einzig der Automatik. Daher hat nach Meinung der „Traditionalisten“ das Bild keine eigene Note mehr und ist kaum geeignet, als Fotojournalismus angesehen oder gar prämiert zu werden.

Auf der anderen Seite mehren sich jene Stimmen, die sich darüber freuen, dass Smartphone-Bilder jetzt auch im Nachrichtenjournalismus angekommen sind. So ist es nach Meinung der „Modernisten“ immer noch der Fotograf, der durch den Sucher schaut und das Bild macht. Die könne nicht durch eine App oder ein Smartphone geschehen. Ihrer Meinung nach darf man sich einer modernen Entwicklung nicht verschließen, sondern sollte alle Möglichkeiten nutzen, die die Technik bietet.

Damon selbst hat in dem Blog der New York Times ausführlich zu diesem Thema Stellung bezogen und betont, dass es beim Fotojournalismus immer auf die Aussage des Bildes selbst ankommt. Für ihn macht es keinen Unterschied, mit welcher Technik das Bild aufgenommen wird. So hätten Fotografen schon immer bestimmte Filme oder Kameras benutzt, um bestimmte Stimmungen zu erzeugen.

(Tim Hoesmann)