Dem Modefotografen Willy Maywald, dem „Meister der Pose“, ist die Ausstellung „LArt, Cultur & Elégance“ in Chemnitz gewidmet. In bisher noch nicht gezeigtem Umfang sind rund 250 seiner perfekt inszenierten, glamourösen Arbeiten zu sehen, die er in den 1930er bis 1960er Jahren für die Pariser Modehäuser fertigte:
Der 1907 in Kleve als Sohn eines Hotelbesitzers geborene Fotograf Willy Maywald blieb nicht lange am Niederrhein. 1928 ging er nach Berlin an die „Kunstschule des Westens“. 1933 emigrierte er nach Paris. Am Anfang seiner Karriere fertigte er Reportagen und Porträts, doch bald festigte sich Maywalds Ruf als hervorragender Modefotograf:
Sein erstes Vorbild wurde Edward Steichen; bei Kriegsbeginn floh Maywald in die Schweiz und kehrte erst im Jahr 1946 nach Paris zurück. Doch nun gelang ihm alles: Er fotografierte für Couturiers wie Christian Dior, Robert Piguet, Pièrre Balmain, Jacques Fath, Jeanne Paquin, Christóbal Balenciaga, Jacques Heim, Jean Dessés, Nina Ricci, Roger Vivier, Givenchy, Karl Lagerfeld, Pierre Cardin, Chanel und Jacques Griffe avancierte zum Modefotografen von internationalem Format.

Fath, 1951
© Association Willy Maywald / VG Bild- Kunst, Bonn 2010
Ein Buch und eine Ausstellung im Industriemuseum Chemnitz zeigen jetzt, was das Besondere an Maywalds Bildern war, die schon 1986 im Pariser Musée de la Mode in einer großen Retrospektive und im Jahr 2007 auch im Musée Carnavalet gezeigt wurden: Ein „Meister der Pose“ wurde er genannt und so ist es auch: Seine für „Vogue“ oder „Harpers Bazaar“ entstandenen Fotografien, die in Deutschland etwa in Magazinen wie „Film und Frau“ oder „Stern“ gedruckt wurden, zeigen die Modelle in perfekt inszenierten, glamourösen Posen mal in den Straßen von Paris, dann wieder in eleganten Interieurs oder auf den Treppen des Versailler Schlosses.
Immer steht der Mensch im Mittelpunkt seiner Bilder, der Mensch in einer Aura von Luxus und Geheimnis. Maywald hat einmal von einer „plastischen Bildeinheit“ gesprochen, die „jede Fotografie in Komposition, Lichtrhythmus und Tonqualität der schwarz-weißen Palette mit ihren tausend Nuancen“ bilden sollte. So ist es auch mit seinen Modefotografien: Sie faszinieren stets auch jenseits ihres eigentlichen Inhalts und Zwecks.
Der 1985 in Paris verstorbene Willy Maywald war auch ein bedeutender Porträtfotograf, der dem künstlerischen Milieu des Montparnasse so zugeneigt war wie der Haute Couture. In Picassos Atelier ging er ein und aus, er fotografierte Künstler, Musiker und Schauspieler wie Fernand Léger, Nico, Marc Chagall, Le Corbusier, Jean Cocteau, Jean-Louis Barrault oder auch Tamara Lempicka, doch das Terrain auf dem er am hellsten strahlte, das war die Modefotografie.
Modelle vor großbürgerlichen Villen und Cadillacs, am Ufer der Seine oder in einem Straßencafé, wundervoll gekleidet in Dior und Fath, darunter auch faszinierende Momentaufnahmen, sie alle sind jetzt in der historischen Gießereihalle im Industriemuseum Chemnitz zu bewundern. „Willy Maywald LArt, Cultur & Elégance“ heißt die Schau, die bis zum 27. Februar 2011 zu sehen ist. Bilder von zeitloser Eleganz und Sinnesfreude, die nun auch ein im „Verlag für Moderne Kunst“ erschienener Band umfassend vorstellt.
(Marc Peschke)

Fath, ca. 1949
© Association Willy Maywald / VG Bild- Kunst, Bonn 2010
Fath, 1954
© Association Willy Maywald / VG Bild- Kunst, Bonn 2010
Balmain, 1954
© Association Willy Maywald / VG Bild- Kunst, Bonn 2010
Ausstellung:
Willy Maywald LArt, Cultur & Elégance
Sächsisches Industriemuseum Chemnitz
Bis 27. Februar 2011
Zwickauer Straße 119
09112 Chemnitz
Telefon 0371 3676140
Montag bis Donnerstag 9 bis 17 Uhr
Samstag und Sonntag 10 bis 17 Uhr
Buch:
Industriemuseum Chemnitz in Kooperation mit der Association Willy Maywald, Maisons-Laffitte und dem Institut français dAllemagne, Leipzig (Hrsg.)
Willy Maywald: Ein deutscher Fotograf der Haute Couture in Frankreich (bei amazon.de)
Texte von Jörg Feldkamp, Florence Muller, Jutta Niemann, Katharina Sykora, Franck Trouilloud und Sabine Weiss
Gebunden. 228 Seiten. Deutsch/Französisch
Verlag für Moderne Kunst. Nürnberg 2010
ISBN 978-3-86984-165-6
40 Euro

Willy Maywald
© Association Willy Maywald / VG Bild- Kunst, Bonn 2010
Ehre wem Ehre gebührt …..
Meine Meinung – Für seine Zeit und die technischen Möglichkeiten Klasse ….. Exzellent …. Wie saubergelutscht eine Modeaufnahme heute aussieht kann in jeder Frauenzeitschrift nachgesehen werden. Da nützt auch kein 3-D, diese Anmutung ist Fotografiert und nicht gebastelt. Ob die neuen Aufnahmen mit aktueller Technik wirklich besser sind?
zum Thema
[quote=Gast] Ob die neuen Aufnahmen mit aktueller Technik wirklich besser sind?[/quote]
Das können des Fotografen an Kamera und EBV vorausgesetzt, mit Sicherheit.
Mit freundlichem Gruß,
Timo Schwaninger
Was ist hier los?
Nicht mal die Themen Autos und Frauen können hier eine Diskussion entfachen.
Neuer Versuch: es ist ein Armutszeugnis, dass Sony die chromatischen Aberationen des CMOS-Sensors nicht besser in den Griff bekommen hat. Sogar Sony-Kunde Nikon, der nur die Sony-Ausschuss-Sensoren verbauen darf, kann das besser.
Wahrscheinlich weder noch
Zumindest so lange ihm niemand einen quadratischen Sensor anbietet … 😎
Nein.
[quote]Ob die neuen Aufnahmen mit aktueller Technik wirklich besser sind?[/quote]
Nein. Das sind zeitlose Fotos, trotz der ‚überholten‘ Mode. Technik – d.h. heutzutage Pixelwahn und Photoshop – macht keine Fotos besser. Im Gegenteil. Dazu der Zeitdruck, dass die Fotos ‚heute noch raus müssen‘, kaum Musse für Überlegungen, spielen mit Licht, etc. – das alles hat guten Fotos (und Digital-Knipsern) die Seele genommen.
Der Spanier. Viva!
Die Bilder sind,
so wie die Models, zeitlos schön.
Ja, schon, ein absolut bemerkenswerter Unterschied zur klinisch-sterilen Hochglanz-Gegenwart.
nostalgisch sind sie ..
Vorab: ich mag diese Fotos. GUT sind sie deswegen noch lange nicht. Gerade beim letzten sind deutliche Schwächen zu sehen, das Model im Schatten bekommt eine unvorteilhafte beleuchtung, der -viel zu große- Schärferaum holt unwichtiges in den Fokus der Beachtung.
Ich hätte mir nicht getraut, eine solche Aufnahme einem Kunden anzubieten.
ich hätte nichtmal auf den Auslöser gedrückt bei diesem Lichtset.
Und: dsie hat überhaupt nicht mit EBV zu tun.
Das letzte Motiv
ist in der Tat von der gestalterisch mutigen Art – vermittelt aber die Outdoor-Cafe-Atmosphäre auch besonders gut. Und das „falsche“ Licht lenkt den Blick subtil.
Okay, Ihr habt Recht. Für
Okay, Ihr habt Recht. Für den Neckermann-Katalog oder im Pixy-Fotostudio hätte man es anders ausleuchten müssen.
Wie wärs mit ner Diskussion, ob Maywald heute eher eine Nikon oder eine Canon kaufen würde?
Der Rolleiflexer
Ja, ganz klar,
das Foto dürfte heute bei den meisten Moderedaktionen voll unten durchfallen. Kopf und Oberkörper des Models nicht ausgeleuchtet, unwichtige Details im Vorder-/Hintergrund nicht unscharf gestellt usw.
Die Frage ist nur, ist das auch gut?
Diese Modefotos reagieren auch noch auf die Umgebung. Sie sind Impressionen einer Situation. Sie bilden auch das Leben in der Umgebung ab.
Moderne Fotografen „dürfen“ derartige Dinge erst gar nicht mehr abbilden, oder höchstens in absurder Verfremdung. Das Produkt ist der „Hero“. Alles andere drum herum ist nicht wichtig und wird weggeblendet oder so stark bearbeitet, dass es nicht mehr wesentlich wahr genommen wird. Der Kunde kriegt das großen Kribbeln, wenn sein Produkt nicht von A bis Z die absolute No. 1 ist.
Auch früher sind Fotos bereits in erheblichem Maße bearbeitet und „geglättet“ worden, das ist absolut nichts Neues. Mit Photoshop geht das noch viel besser, oder gleich in einer künstlichen Umgebung mit 3-D.
Die Frage wird dann nur noch sein, macht das auch mehr Sinn – und vor allem mehr Spaß?
Wie ist das mit dem Charakter der Aufnahmen?