Foto Rupert LeserDreieinhalb Jahrzehnte lang fotografierte der Fotoreporter Rupert Leser für die „Schwäbische Zeitung“; seine Aufnahmen zeigen beispielhaft, wie sich das Land über die Jahrzehnte verändert hat. Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg hat sein Archiv erworben und dokumentiert jetzt erstmals sein Gesamtwerk in einer umfangreichen Ausstellung:

Information des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg:

Von Bad Waldsee bis L.A.

Rupert Leser, Fotoreporter.

Sonderausstellung vom 17. Dezember 2010 bis 11. September 2011

Ein Reporter aus dem oberschwäbischen Kurort Bad Waldsee fotografiert dreieinhalb Jahrzehnte lang für eine Zeitung – Alltägliches und Außergewöhnliches, Menschen und Landschaften, Lobenswertes und Missstände. Im Laufe der Jahre verdichten sich die zahllosen Einzelaufnahmen zu einem vielschichtigen Spiegelbild der Zeit. Und sie zeigen beispielhaft, wie sich das Land über die Jahrzehnte verändert hat. Das ist die Lebensleistung des Fotografen Rupert Leser, Jahrgang 1933. Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg dokumentiert erstmals das Gesamtwerk dieses außergewöhnlichen Fotoreporters in einer umfangreichen Ausstellung.
 

Foto Rupert Leser

Zuhörer beim Beatles-Konzert in München, 1966
 
 
Foto Rupert Leser

Rauchende junge Frau, 1974
 
 

Foto Rupert Leser

Kurt Georg Kiesinger an seinem Schreibtisch in Tübingen, 1979

 
Von 1962 bis 1997 arbeitete Rupert Leser als Fotograf bei der „Schwäbischen Zeitung“. 35 Berufsjahre, in denen er für die Zentralredaktion in Leutkirch das ganze Spektrum redaktioneller Themen in Oberschwaben abbildete: Politik, Kultur, Sport, Kirche, Architektur – und immer wieder die Landschaft. Über eine Million Mal hat Rupert Leser auf den Auslöser seiner Kameras gedrückt und mit Abzügen und Negativen ein umfassendes Bildarchiv für seine Region geschaffen. Das Haus der Geschichte hat dieses einzigartige Archiv erworben, um nun einen sorgfältig ausgewählten Querschnitt daraus zu präsentieren.

Der Amateur wird Profi

Seine ersten Schnappschüsse schoss der spätere Fotoreporter Rupert Leser, als er als junger Sportler selbst aktiv an Turnveranstaltungen teilnahm. Veranstalter und Vereinszeitschriften wurden auf das Talent Lesers aufmerksam, druckten seine Bilder und zahlten ihm, dem Amateur, bald auch Honorare für seine Bilder. Ein später mehrfach prämiertes Bild von der "Gymnaestrada" 1961 in Stuttgart zeigt eine Tanzgruppe vor der Stuttgarter Liederhalle. Dieses Foto erschien zunächst in den "Stuttgarter Nachrichten". Ein Erfolg, der den gelernten Schriftsetzer damals dazu bewog, es mit der Fotografie als Beruf zu probieren. Ein Angebot der "Schwäbischen Zeitung" lag ihm bereits vor.

 

Foto Rupert Leser

Einweihungsgottesdienst in der Kartause Marienau, 1964
 
 
Foto Rupert Leser

Dänische Turnerinnen vor der Stuttgarter Liederhalle, 1961

 
Chronist der Olympischen Spiele

Neben dem Redaktionsalltag in Oberschwaben entwickelte Rupert Leser die Sportfotografie zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit. Handwerkliche Meisterschaft und der oft ungewöhnliche Blickwinkel auf seine Motive sicherten seinen Bildern einen immer größeren Stellenwert. Sie erschienen nicht nur in der "Schwäbischen Zeitung". Große, internationale Sportveranstaltungen, darunter zwölf Olympische Spiele, fotografierte Rupert Leser auch für weltweit tätige Agenturen und Magazine wie den "Stern". Ein Angebot des "Stern", nach Hamburg zu gehen, lehnte der überzeugte Oberschwabe ab. Das Magazin publizierte schon früh Farbfotografien und ganze Bildstrecken von ihm. Er gehörte damit zu den wichtigsten deutschen Sportfotografen seiner Zeit.

In seiner Heimatregion selbst steht der Name Leser heute vor allem für feinfühlige Sozialreportagen. Zu den Höhepunkten zählt beispielsweise eine Bildreportage über psychisch Kranke in Bad Schussenried. Ungeschminkt, aber zugleich liebevoll bildet Leser diese für die meisten Menschen unbekannte Welt ab. Ebenso eindrucksvoll sind Lesers Fotos von den zurückgezogen lebenden Karthäusermönchen im Kloster Marienau. Ihm, dem geduldigen Beobachter, gestatteten sie erstmals, das Leben hinter Klostermauern für eine breitere Öffentlichkeit zu dokumentieren.

Bilanz der ersten Nachkriegsgeneration

Die erste große Retrospektive auf das Gesamtwerk Rupert Lesers im Haus der Geschichte Baden-Württemberg versteht sich nicht nur als "Blütenlese" oder "Best of" seines Schaffens. Die Rückschau dokumentiert Kontinuität und Wandel im öffentlichen und privaten Leben Oberschwabens – beispielhaft für diese spezielle Region des Südwestens, aber auch weit darüber hinaus.

Im Fluss der Bilder durch fast vier Jahrzehnte wandeln sich die Themen und Perspektiven. Eines bleibt dabei aber gleich: die Anteilnahme des Fotografen am Geschehen. Rupert Lesers Bilder sind Innenansichten einer Gesellschaft und zugleich Bilanz der ersten Nachkriegsgeneration bis hin zur Wiedervereinigung Deutschlands.
 

Foto Rupert Leser

Patienten des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Bad Schussenried bei der Rasur, 1972
 
 
Foto Rupert Leser

Kurt Laib, Leiter des Tettnanger Obstmarktes, 1979

 
Ausstellung:
Von Bad Waldsee bis L.A.
Rupert Leser, Fotoreporter
Sonderausstellung vom 17. Dezember 2010 bis 11. September 2011
Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Konrad-Adenauer-Str. 16
70173 Stuttgart

Öffnungszeiten:
täglich (außer montags) von 10.00 – 18.00 Uhr donnerstags von 10.00 – 21.00 Uhr

Foto Roland Rasemann

Katalog:
Von Bad Waldsee bis L.A. – Rupert Leser, Fotoreporter
Stuttgart 2010. 176 Seiten
Preis: 19,90

Vita Rupert Leser:
Geboren am 29. Dezember 1933 in Bad Waldsee
1949 – 1952: Schriftsetzerlehre bei Druckerei Liebel/Bad Waldsee
1952 – 1956: Arbeit als Schriftsetzer bei Liebel
1956 – 1961: Arbeit als Schriftsetzer in Stuttgart, Weiterbildung an der grafischen Fachschule Stuttgart, Lehrmeisterprüfung
1961 – 1962: Arbeit in Buchdruckerei in Böblingen, Studienreise in den Nahen Osten
1962 – 1997: Fotoreporter bei der Schwäbischen Zeitung
 

(thoMas)
 
 
 
 

Rupert Leser
Foto: Haus der Geschichte / Roland Rasemann