William Lamson schafft und dokumentiert zumeist flüchtige Spuren; und er schießt mitunter auch meist auf Luftballons. Seine so spannenden wie poetischen Arbeiten zeigt der Erfurter Kunstverein jetzt in der Einzelausstellung „On Earth“:
William Lamson (*1977 in Arlington, Virginia, lebt und arbeitet in Brooklyn, NY) verhandelt in seinen Videos und Fotografien nicht nur die einfachen Mittel der Kunst, sondern auch „Macho-Klischees“, indem er selbst die Rolle des „männlichen Mannes“ spielt und gleichzeitig ironisch hinterfragt. Es geht also um Körpereinsatz, und es wird viel geschossen meist auf Luftballons. Doch wenn aus diesen zerschossenen Ballons Farbe rinnt, entstehen auf dem umliegenden Papier oder darüber hinaus wunderbare und wunderbar zufällige Zeichnungen und Installationen.
Time is Like the East River
Auch im öffentlichen und / oder Natur-Raum hinterlassen die vielseitigen Aktionen Lamsons mitunter Spuren, die auf (Foto-) Papier oder im Video festgehalten werden. Entsprechende Stand- oder Bewegtbilder, welche die Aktionen selbst wie auch deren Resultate dokumentieren, haben zudem häufig eine ungemein poetische Wirkung, die an stimmungsvolle Malerei erinnert. So reflektiert Lamson immer auch über die spielerisch gebrauchten Mittel der Kunst, mit denen sich komplexe Wirkungen erzielen lassen.
Exploding Earth
Zudem bildet die Dualität von Natur und Kultur für Lamsons Arbeiten einen weiten, kontextuellen Rahmen. Damit referiert der Künstler auch auf heute „klassische“ Positionen der (amerikanischen) Konzeptkunst und Land Art der 60er/70er Jahre. So begibt er sich etwa in die weite Landschaft Nord- und Südamerikas, um der Natur tatsächlich etwas „abzugewinnen“. In seinen Videos „Automatic“ (2009) sind es letztendlich Meer und Wind als Naturgewalten, welche dem Künstler über einen selbst konstruierten Apparat „automatisch“ phantastische Zeichnungen und ebensolche Bewegtbilder bescheren.
A Line Describing the Sun
In der Erfurter Ausstellung wird zudem Lamsons neueste Arbeit, „A Line describing the Sun“ (2010), als Double-Channel-Projektion präsentiert. Diese entstand während eines dreimonatigen Aufenthalts des Künstlers am Center for Land Use Interpretations in Wendover, Utah. Das Video zeigt Lamson, der mit Hilfe einer überdimensionalen Linse direkt in den harten Wüstenboden eine Linie brennt eine im Schöpfungsprozess aufwendige, „monumentale“ Zeichnung, die dennoch kaum zu sehen ist und witterungsbedingt ohnehin wieder verschwindet. Somit erteilt Lamson selbst der (eigenen) großen Geste der Natur gegenüber eine klare Absage. Doch seine überwältigenden Videobilder bleiben im Bildgedächtnis des Betrachters eingebrannt.
(Silke Opitz, Kuratorin)
Ausstellung:
William Lamson (USA) On Earth
18.11.2010-09.01.2011
Erfurter Kunstverein in der Kunsthalle Erfurt
Fischmarkt 7
D-99084 Erfurt
DiSo und Feiertage 1118
Do 1122
Katalog:
William Lamson (USA)
On Earth (bei amazon.de)
Herausgegeben von Silke Opitz für den Erfurter Kunstverein. Mit einem Textbeitrag und einem Künstlerinterview von Silke Opitz
Format ca. 24×30 cm; mit zahlreichen Abbildungen
Sprachen Deutsch, Englisch
ISBN 978-3-86678-481-9
35,00 €
Künstler:
William Lamson
Emerge
Ein Wunder. Saucool sagt mein Sohn.
schiessen
zum Schießen in der Fotografie lohnt die Ausstellung shoot! im Photomuseum Braunschweig.
http://www.photomuseum.de/
Buch billiger!
Der Katalog kostet in der Kunsthalle während der Ausstellung nur 29 Euro.
Nachtrag am 19.11.2010: Noch besser: Wie wir eben erfahren, kostet der Katalog in der Kunsthalle nur 20 Euro.
(thoMas)
Das Beste an der Kunst
… ist es, wenn versucht wird, diese “Kunst” zu erklären, denn Kunst besteht ja vor allem aus dem Schöpfungsakt des Wortfindens. *lol*
Tolle Wurst.