Was war eigentlich das Interessanteste auf der photokina 2010? Die Rückschau überrascht:

Manchmal braucht es einen gewissen Abstand, um die Dinge deutlicher zu sehen. So geht es mir mit der photokina 2010. Es gab viel Neues, und viel Interessantes, keine Frage. Im Rückblick am Interessantesten aber finde ich, dass sich meinem Eindruck nach mit dieser photokina erstmals die Gewichtungen deutlich verschoben haben – von den renommierten Fotounternehmen hin zu den Neulingen (im Fotobereich).

Während Canon und Nikon – überraschenderweise – kein Wort zu spiegellosen Systemkameras oder neuen Kamerakonzepten verloren, geschweige denn irgendwelche zukunftsweisende Kamerakonzepte zeigten, und mit einer EOS 60D und einer D7000 eher unspektakuläre Fortentwicklungen des Bestehenden präsentierten, erwiesen sich jene Firmen als Innovatoren, die vor kurzer Zeit noch überhaupt nicht ernst genommen wurden in der Fotobranche: Sony und Panasonic und so.

Foto der Lumix GH2 von Panasonic

Panasonic hat mit der Lumix GH2 eine Kamera vorgestellt, die zeigt, dass „analoge“ Techniken künftig obsolet werden können. Die GH2 erreicht eine Autofokus-Geschwindigkeit, die der herkömmlicher Spiegelreflexkameras nicht mehr nachsteht, ja sie teilweise gar übertrifft. Das Besondere: Erreicht wird das mit dem Kontrast-Autofokus, mit dem Auslesen von Bildsensor-Signalen mithin. Was wiederum bedeutet, dass mittel- und langfristig für einen wirklich schnellen Autofokus bei allen Herstellern der Bildsensor ausreichen wird. Spiegel und Hilfssensoren werden überflüssig und letztlich dann auch – zumindest der Theorie nach – Kameras nach dem Spiegelreflexprinzip. Denn auch die elektronischen Sucher werden immer besser und sind, wenn nicht heute, dann morgen, eine mindestens gleichwertige Alternative zum optischen Sucher (dabei billiger herzustellen; zumal mit 100-%-Sucherbild).

Foto der NEX-5 von Sony

Foto der alpha 55 von Sony

Sony hat gleich in mehreren Bereichen über Kameras nachgedacht, und Neues präsentiert. Einmal mit den NEX-Modellen ganz ohne Spiegel (die Neuheit ist hier v.a. der Formfaktor – so kleine Kamera, so großer Sensor), zum anderen mit den SLT-Modellen (single lens translucent) alpha 33 und 55 mit ihrem feststehenden, teildurchlässigen Spiegel, was u.a. sehr preiswert zu sehr schnellen Serienbildraten führt. Eine beeindruckende Palette an Systemkameras (das sind die mit den Wechselobjektiven) hat der japanische Unterhaltungskonzern damit aufgestellt: Mit Schwingspiegel, mit feststehendem Spiegel, ohne Spiegel.

Pfiffig auch Samsungs Idee der i-Funtionalität bei der NX100. Eine Kleinigkeit, sicherlich, aber doch pfiffig und nützlich: Per Druck auf den i-Knopf am i-Objektiv und anschließenden Dreh am Objektivrad können Kameraeinstellungen gesteuert werden, ohne die Kamera absetzen zu müssen. (Per Firmware-Update erschließt sich die i-Funktionalität auch den Modellen NX5 und NX10.)

Foto der FinePix X100 von Fujifilm

Noch am interessantesten unter den gestandenen Fotofirmen präsentierten sich Fujifilm mit der FinePix X100 mit ihrem Hybridsucher und Sigma mit der SD1 mit hoch auflösendem Dreilagen-Foveon-Sensor. Auch wenn beides Nischenmodelle sind. Die Mittelformatkamera Pentax 645D lassen wir mal außen vor, denn die war nicht neu auf der photokina.

Foto

Was aber zeigten die großen Namen der Fotoindustrie? Canon EOS 60D, Nikon D7000, Olympus E-5 und Pentax K-5. Erwartbare Fortentwicklung des Bestehenden; nichts Neues. Und eine Leica M9 Titan.

(thoMas)