Der US-Fotokonzern Eastman Kodak meldet sich im zweiten Geschäftsquartal mit einem Verlust zurück. Die Neuausrichtung des Konzerns im Digitalzeitalter steht weiterhin unter enormem Kostendruck:
Der gute Start ins neue Geschäftsjahr ließ Hoffnung auf Besserung aufkeimen. Eastman Kodak enttäuscht die Erwartungshaltung insbesondere der einschlägigen Börsen-Analysten mit einem Quartalsverlust vor Steuern in Höhe von 100 Mio. US-Dollar (ca. 77 Mio. €) für das zweite Geschäftsquartal 2010 (April-Juni): Kodak Reports 2nd-Quarter 2010; Digital Profits Continue to Improve (PDF-Datei). Damit fällt der Quartalsverlust immerhin um 16 % niedriger aus als der Vorjahresquartalsverlust. Auch die Konzernumsätze sinken im zweiten Geschäftsquartal um 11 %. Das Halbjahresergebnis fällt, aufgrund der positiven Ergebnisse im ersten Geschäftsquartal, mit einem Verlust von 48 Mio. US-Dollar (ca. 37 Mio. €) gegenüber einem Minus von 551 US-Dollar (ca. 424 Mio. €) im Vorjahr fast „positiv“ aus.
Der Geschäftsbereich „Consumer Digital Imaging Group“ (CDIG), der die Digitalkameras enthält, kämpft im zweiten Geschäftsquartal wie die anderen Geschäftsbereiche auch mit rückläufigen Umsätzen. Den Rückgang in Höhe von 11 % auf 447 Mio. US-Dollar (ca. 344 Mio. €) sieht Kodak vor allem im Ablauf eines bedeutenden Einzelhandelsvertrags und in gestiegenen Werbeausgaben begründet. Der Quartalsverlust in Höhe von 110 Mio. US-Dollar (ca. 85 Mio. €) wird in der Halbjahresbilanz durch das gute Ergebnis im ersten Geschäftsquartal in diesem Geschäftsbereich aufgefangen. Hohe Lizenzeinnahmen hatten die Einnahmensituation des Konzerns im ersten Geschäftsquartal besser dargestellt als sie eigentlich ist. Diese Situation zeigt, dass des Pudels Kern das operative Geschäft (1) sich bei Kodak weiterhin rückläufig entwickelt. Langfristig kann eine solche Entwicklung für einen Konzern, der im Markt mitmischen will, ein Desaster werden. Die Achterbahnfahrt scheint bei Kodak für alle Beteiligten (Mitarbeiter, Management, Kodak-Fans und Aktionäre) kein Ende zu nehmen. Dabei verliert Kodak die Umsätze im Digitalgeschäft CDIG vor allem am heimischen US-Markt (-17 %) im zweiten Geschäftsquartal.
Der Geschäftsbereich „Film, Photofinishing and Entertainment Group“, ehemals Kerngeschäftsbereich mit Filmen und Fotolaboren, befindet sich weiterhin im freien Fall nach unten. Die Umsätze fallen im zweiten Geschäftsquartal nochmals um 21 %, außerhalb der USA sogar um 25 %. Jedoch: dieser Bereich schreibt noch einen operativen Gewinn in Höhe von 29 Mio. US-Dollar (ca. 23 Mio. €).
Kodak zeigt sich zufrieden mit den Einnahmen aus dem Druckergeschäft. Sowohl das Endkundengeschäft, wie auch das für Geschäftskunden zeigten bei den Tintenstrahldruckern gute Wachstumsraten mit gesunden Margen, so Kodak.
Der Ausblick für den weiteren Geschäftsverlauf belässt Kodak unverändert beim Umsatzziel 7,5-7,7 Mrd. US-Dollar (ca. 5,3-5,8 Mrd. €). Der Konzern rechnet mit einem Jahresverlust in Höhe von 50-150 Mio. US-Dollar (ca. 38-115 Mio. €). Dabei will sich der Konzern auf diese drei finanziellen Ziele konzentrieren: Einnahmensteigerung im Digitalgeschäft, Erwirtschaftung operativer Gewinne und Gewinnung von Barmitteln („cash generation“). Kostendisziplin soll oberstes Gebot sein.
Zeitraum | Konzernumsatz in Mio. $ | Operativer Gewinn in Mio. $ | siehe auch: |
Jan. März 2008 | 2.093,0 | -81,0 | |
April Juni 2008 | 2.485,0 | -18,0 | Kodak sieht sich auf dem richtigen Weg |
Juli Sept. 2008 | 2.405,0 | 147,0 | Kodak mit deutlichem Gewinnzuwachs |
Okt. – Dez. 2008 | 2.433,0 | -133,0 | Kodak stürzt im zweiten Halbjahr 2008 ab |
Gesamtjahr 2008 | 9.416,0 | -85,0* | *Kodak meldet 120 Mio. $ Verlust, die sich aber rechnerisch nicht ergeben, hier kann es zu nachträglichen Verschiebungen in der Rechnungslegung gekommen sein. |
Jan. März 2009 | 1.477,0 | -360,0 | Kodak verdreifacht den Quartalsverlust |
April Juni 2009 | 1.766,0 | -191,0 | Kodak sitzt in der Verlustzone fest |
Juli Sept. 2009 | 1.781,0 | -111,0 | Kodak; ein Schatten vergangener Jahre |
Okt. – Dez. 2009 | 2.582,0 | 430,0 | Kodak-Patente mindern Kodak-Verluste |
Gesamtjahr 2009 | 7.606,0 | -232,0 | |
Jan. März 2010 | 1.933,0 | 119,0 | Kodak wieder mit Quartalsgewinn |
April Juni 2010 | 1.569,0 | -167,0 |
(agün)
(1) „Operative Geschäfte sind diejenigen Tätigkeitsfelder eines Unternehmens, die seinem eigentlichen Zweck entsprechen und mit denen es Gewinne erzielen möchte.“ – Zitat aus Wikipedia.
der digitalmarkt ist für
der digitalmarkt ist für kodak verloren – höchste zeit für ein gesundschrumpfen auf sensor- und filmproduktion. dann kann man sich auch unnötige investitionen sparen.
Selbst Schuld
Anstelle von Wegwerf-Digitalkameras im Billigst-Segment könnte Kodak sich auch einfach auf das Filmgeschäft konzentrieren. Derzeit verkauft sich Film im Grunde „von alleine“. Mit entsprechendem Marketingaufwand für Portra und Ektar – beworben mit entsprechenden Ergebnissen von Profi-Fotografen – wäre da noch viel mehr drin.
Gast schrieb:
Anstelle von
[quote=Gast]Anstelle von Wegwerf-Digitalkameras im Billigst-Segment könnte Kodak sich auch einfach auf das Filmgeschäft konzentrieren. Derzeit verkauft sich Film im Grunde „von alleine“. Mit entsprechendem Marketingaufwand für Portra und Ektar – beworben mit entsprechenden Ergebnissen von Profi-Fotografen – wäre da noch viel mehr drin.[/quote]
Ja, Kodak ist wirklich selber schuld:
Als noch kaum einer digital fotografierte, war Kodak schon so schlau, lauter als andere Marktteilnehmer herumzutönen, man sehe die Zukunft der Aufnahmetechnik digital und man fahre die Filmsparte zurück.
Wenn Kodak, ähnlich wie Fuji, mehr zum eigenen Produkt gestanden hätte, wäre der Umbruch und der eigene Niedergang vielleicht etwas langsamer abgelaufen.
Ein Bananenproduzent sollte eben nicht dafür Reklame machen, daß Äpfel der neue Megatrend sind.
Im Bereich der Tintenstrahdrucker
hatte Kodak Erfolg, weil sie günstige Tinten anboten, was der Wettbewerb nicht wollte. Mit der Änderung der Firmenpolitik bei Kodak dürfte dieser Vorteil jedoch bald verspielt sein.