„Starburst: Color Photography in America 1970-1980“, so der Titel einer Ausstellung und eines Buches, die sich mit der Zeit beschäftigten, als die Farbfotografie noch nicht in den Museen Einzug gehalten hatte. Ein prächtiger Blick zurück:
Noch bis in die achtziger Jahre hinein war Kunstfotografie ausschließlich Schwarzweiß. Fotografie, die einen Kunstanspruch hatte, konnte man sich nicht anders als Schwarzweiß denken. In Farbe fotografierte die Masse, die Werbefotografen, die Hobbyfotografen. Wie sehr die Farbfotografie umstritten war, zeigten die damaligen Diskussionen um eine im Jahr 1976 präsentierte Schau im Museum of Modern Art. Farbfotografien von William Eggleston waren damals in New York zu sehen die Ausstellung mutierte zum veritablen Skandal.
Ein prächtiges Buch das zu einer Ausstellung im Cincinnati Art Museum erscheint erinnert jetzt an diese Zeit, in der Walker Evans die „Vulgarität“ der Farbfotografie beklagte: an die amerikanische Farbfotografie der siebziger und achtziger Jahre. Und beinahe alle wichtigen Namen sind vertreten: Eggleston, Stephen Shore, Helen Levitt, Joel Meyerowitz, William Christenberry und viele mehr. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie das scheinbar Banale, das gänzlich Uninszenierte zum Gegenstand ihrer Fotografie machten. Den Alltag, also das, was vorher kaum bildwürdig war.
Joel Sternfeld: Rustic Canyon, Santa Monica, California, Mai 1979
Stephen Shore: Sault Ste.-Marie, Ontario, 13. August 1974
John Divola: Zuma #12, 1977
Leo Rubinfien: At Trafalgar Square, London, 1980
Überhaupt ist die „New Color Photography“ seit einiger Zeit auch in Deutschland en vogue. Anfang des vergangenen Jahres präsentierte das „Haus der Photographie“ in den Hamburger Deichtorhallen die Ausstellung „New Color Photography der 1970er Jahre“. Wer diese Schau verpasst hat, kann nun in „Starburst“ ihre Protagonisten entdecken.
Die besten Fotografen jener Jahre versammelt das Buch, ihre bekanntesten Aufnahmen: Den 1947 in New York geborenen Stephen Shore etwa, der auf seinen Reisen durch die USA Tankstellen, Straßenkreuzungen, Motels und Diners fotografiert hat. Oder den New Yorker Joel Meyerowitz, 1938 geboren. Er fotografierte vor allem das eigene Haus und die nähere Umgebung in wunderbarer Farbigkeit. Helen Levitt, die 1913 geborene Chronistin der Straßenzüge in der Lower East Side, in der Bronx, in Harlem und Brooklyn. Joel Sternfeld mit seinen Landschaftsfotografien. Oder William Christenberrys Bilder des Südens der USA, Farbfotografien von Orten und Architekturen, mit denen Christenberry die stetige Veränderung des Landes vor Augen führt. All diese Fotografen widmen sich dem alltäglichen Leben mit noch heute erstaunlicher fotografischer Präzision, die oft dem Einsatz der Großformatkamera geschuldet war.
Spannend ist es auch, darüber nachzudenken, inwiefern die deutsche Fotografie seit den achtziger Jahren durch die amerikanischen Farbfotografen beeinflusst wurde. In Düsseldorf plant man dazu schon eine Ausstellung. Sie wird „The Red Bully. Stephen Shore and the New Düsseldorf Photography 1971-87“ heißen und ist ab September 2010 im NRW-Forum für Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf zu sehen.
(Marc Peschke)
Ausstellungen:
Cincinnati Art Museum; bis 9.5.2010
Princeton University Art Museum; 10.7.–26.9.2010
NRW-Forum für Kultur und Wirtschaft; Düsseldorf, ab September 2010
Buch:
Kevin Moore, James Crump und Leo Rubinfien
Starburst: Color Photography in America 1970-1980 (bei amazon.de)
Englisch
Gebunden. 272 Seiten
Verlag Hatje Cantz
ISBN-13: 978-3-7757-2490-6
EUR 49,80
Alltag? Banal? scheinbar banal???
Was soll denn “das scheinbar Banale” sein?
Sie schreiben: “Den Alltag, also das, was vorher kaum bildwürdig war.” Ach wirklich? Wie viele Bilder aus vorherigen Zeiten haben Sie dazu angesehen?
Entweder formulieren Sie (bewusst?) ungenau, oder Sie wissen nicht, was Sie ausdrücken möchten. Diffuse Begriffe und die Annahme, der Leser müsse schon verstehen was gemeint sein könnte, helfen leider nicht weiter.
Selbst wenn wir wüssten was banal wäre, würde es durch eine Fotografie weniger banal? Noch merkwürdiger wird es, wenn es nur ‘scheinbar’ banal ist. Etwas ist also banal, aber gleichzeitig (sic) auch wieder nicht.
Ich lasse mal weitere Formulierungen wie ” fotografische Präzision” unbeachtet.
Nach mehrfachem lesen muss ich sagen: ich verstehe kein Wort, ich ahne nicht einmal, was Sie meinen könnten. Und ich behaupte: weder Sie selbst, noch ein einziger Leser könnte es sagen.